Paul Wolfrum (Sänger)
Paul Hermann Wolfrum (* 7. November 1943 in Kitzbühel/Tirol; † 16. Februar 1990 in Wien) war ein österreichischer Opernsänger (Bariton).
Leben und Karriere
Ausbildung und Engagement in Linz
Wolfrum besuchte die Mittelschule in Steyr, die er 1961 mit der Matura abschloss. Er begann zunächst ein Technikstudium an der Technischen Hochschule Wien, das er später abbrach, und ließ gleichzeitig parallel seine Stimme ausbilden. Er nahm privaten Gesangsunterricht bei Johanna Willimsky und studierte Gesang am Konservatorium Wien, wo er 1967 sein Gesangsstudium mit Auszeichnung beendete.
Seit erstes Engagement erhielt er zu Beginn der Spielzeit 1967/68 am Landestheater Linz, wo er als Melot in Tristan und Isolde debütierte. In Linz, wo er bis 1978 festes Ensemblemitglied war, sang Wolfrum hauptsächlich Partien aus dem Rollenfach der lyrischen Baritons und des Kavalierbaritons. Zu seinen Rollen dort gehörten: Papageno in Die Zauberflöte, Graf Almaviva in Die Hochzeit des Figaro, Guglielmo in Così fan tutte, Figaro in Der Barbier von Sevilla, Belcore in Der Liebestrank, Malatesta in Don Pasquale, Herr Fluth in Die lustigen Weiber von Windsor, Zar Peter in Zar und Zimmermann, Valentin in Margarethe, Olivier in Capriccio, Barbier in Die schweigsame Frau und Marcel in La Bohème.
Er übernahm auch Partien in modernen und zeitgenössischen Opern, u. a. in Werken von Peter Ronnefeld, Gottfried von Einem und Helmut Eder. Im Juli 1975 wirkte er beim Carinthischen Sommer in Ossiach, gemeinsam mit Hans-Martin Nau in der deutschsprachigen Erstaufführung der Britten-Oper Der verlorene Sohn mit. Im September 1976 gehörte er am Landestheater Linz zur Uraufführungsbesetzung von Eders Oper Der Aufstand.
Engagements in Wien und Berlin
Im Februar 1977 gab er mit dem Papageno sein Debüt an der Wiener Staatsoper. Von 1978 bis 1981 war er dann festes Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Dort sang er meist mittlere und kleinere Partien. Zu seinen Wiener Rollen gehörten neben dem Papageno u. a. Schaunard in La Bohème, Dancairo in Carmen (in der mittlerweile legendären Carmen-Produktion unter Carlos Kleiber/Franco Zeffirelli), Harlekin in Ariadne auf Naxos (1980, beim Japan-Gastspiel der Wiener Staatsoper unter Karl Böhm) und Graf Dominik in Arabella.[1][2]
1981 wechselte Paul Wolfrum als festes Ensemblemitglied an die Deutsche Oper Berlin, wo er ebenfalls mit dem Papageno sein Debüt gab. Regelmäßig sang er dort in den folgenden Jahren in Repertoirevorstellungen den Schaunard in La Bohème (u.a. im März 1986) und den Papageno in Die Zauberflöte. Im Oktober 1982 sang er Graf Dominik in Arabella. Weitere neue Rollen in seiner Berliner Zeit waren u. a. Fra Melitone in La forza del destino, Moralès in Carmen (u.a. in einer Neueinstudierung, Juni 1988), Silvano in Un ballo in maschera (u.a. April/Mai 1983/Januar 1984), Haudy in Die Soldaten (Neuinszenierung, Spielzeit 1983/84, Premiere: Oktober 1983), Altgesell in Jenůfa (Neuinszenierung, Spielzeit 1984/85) und der Weber Zettel in Ein Sommernachtstraum von Benjamin Britten, den er im Juli 1984 im Rahmen der Berliner Sommerspiele sang. Wolfrum war bis zu seinem Tod im Februar 1990 Mitglied der Deutschen Oper Berlin; wenige Tage vor seinem Tod hatte er in Berlin noch in der Oper Die Sache Makropulos, seiner letzten Premiere im Januar 1990, in der kleinen Rolle des Theatermaschinisten auf der Bühne gestanden.
Gastspiele und Konzerte
Wolfrum gastierte u.a. an der Wiener Volksoper, am Stadttheater Basel, am Opernhaus Graz, am Landestheater Innsbruck, am Nationaltheater Mannheim, an der Deutschen Oper am Rhein und am Teatro Massimo Palermo. Bei den Schwetzinger Festspielen wirkte er im Mai 1984 in der Uraufführung der Oper Ophelia von Rudolf Kelterborn mit. Im Mai 1984 gastierte er beim San Antonio Festival in Texas als Moralès in Carmen. Im Juli 1984 wirkte er beim Carinthischen Sommer in Ossiach als „Alter Sohn“ wieder in einer Aufführung der Britten-Oper Der verlorene Sohn mit.

Auch als Konzertsänger trat Wolfrum bei zahlreichen nationalen und internationalen Auftritten hervor. Er gastierte als Konzertsänger u.a. in Dresden, im Wiener Musikverein[3] (Mai 1989; als Haushofmeister in der Schluss-Szene der Oper Capriccio mit Anna Tomowa-Sintow und dem ORF-Symphonieorchester unter Václav Neumann), bei der Schubertiade Hohenems (1979 und 1980)[4] und beim Carinthischen Sommer. Er galt insbesondere als Bach-Interpret. Er gab zahlreiche Liederabende, oft mit seinem Freund Roman Zeilinger als Begleiter.
Tod
Wolfrum starb plötzlich im Februar 1990, wenige Tage nach einer Operation, bei der eine unheilbare Krankheit festgestellt worden war. Er wurde auf dem Neustifter Friedhof (P-5-4) in Wien beerdigt.
Tondokumente
Wolframs Stimme ist durch einige Schallplattenaufnahmen (u. a. als Sparbüchsen-Bill in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Aufnahme von 1988; Schlußszene aus Capriccio mit Anna Tomowa-Sintow unter Herbert von Karajan) und durch mehrere Rundfunkmitschnitte für die Nachwelt dokumentiert. Außerdem existieren Live-Mitschnitte aus der Wiener Staatsoper (1978, Carmen als Dancairo; 1981, Andrea Chénier als Fléville) und aus der Deutschen Oper Berlin (1987; als 1. Apparizione in Macbeth, unter Giuseppe Sinopoli).
Literatur
- Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Theater Lexikon. Band VII/Faszikel 36. Wolbring - Zeder. Seite 3570/3571. De Gruyter, Berlin [u. a.] 2010, ISBN 978-3-11-023171-7. (abgerufen über De Gruyter Online).
- Karl J. Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 5: Suvanny–Zysset, S. 5093. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. München 2003, ISBN 3-598-11598-9.
- Erhard Friedrich/Imre Fabian (Hrsg.): Opernwelt. Ausgabe Mai 1990, Seite 4 (Nachruf).
Weblinks
- Paul Wolfrum bei IMDb
- Paul Wolfrum; Diskografie bei Discogs
- Paul Wolfrum; Vita
Einzelnachweise
- ↑ Rollenverzeichnis von Paul Wolfrum in: Chronik der Wiener Staatsoper 1945-2005, S. 836. Löcker Verlag, Wien 2006. ISBN 3-85409-449-3.
- ↑ Paul Wolfrum. Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper. Abgerufen am 20. Juni 2016.
- ↑ Konzertrückblick. Konzertkritiken März–Juni 1989. In: Orpheus. Ausgabe Oktober 1989. Seite 822–824.
- ↑ Paul Wolfrum Bariton. Auftritte. Offizielle Internetpräsenz Schubertiade Hohenems. Abgerufen am 20. Juni 2016.
Personendaten | |
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NAME | Wolfrum, Paul |
ALTERNATIVNAMEN | Wolfrum, Paul Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Opernsänger (Bariton) |
GEBURTSDATUM | 7. November 1943 |
GEBURTSORT | Kitzbühel |
STERBEDATUM | 16. Februar 1990 |
STERBEORT | Wien |