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Andreas Kalbitz

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Andreas Kalbitz (2015)

Andreas Edwin Kalbitz (* 17. November 1972 in München) ist ein deutscher Verleger und Politiker. Von 2009 bis 2013 war er Geschäftsführer der Edition Apollon. 2014/15 war er als Vorsitzender des rechtsextremen Vereins Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit eingetragen.

Nach Stationen bei CSU und Republikanern ist Kalbitz seit 2014 für die AfD Mitglied des brandenburgischen Landtages und dort stellvertretender AfD-Fraktionsvorsitzender.[1] 2015 wurde er zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden der AfD Brandenburg gewählt.

Leben

Kalbitz trat als Schüler der schlagenden pennalen Burschenschaft Saxonia-Czernowitz zu München bei.

Er war von 1994 bis 2006 Zeitsoldat (SaZ 12) bei der Fallschirmjägertruppe des Heeres der Bundeswehr.

2008 begann er ein Studium der Informatik an der FH Brandenburg. 2008/09 absolvierte er eine Ausbildung zum Medienkaufmann und arbeitete u.a. beim Berliner Wissenschafts-Verlag.[2] Von 2009 bis 2013 war er Geschäftsführer des Hörbuchverlages Edition Apollon in Königs Wusterhausen. Nach der Insolvenz seines Verlages arbeitete er freiberuflich als IT-Consultant.[3]

Kalbitz schrieb unter anderem für die rechtskonservative Zeitung Junge Freiheit und das Vereinsorgan Fritz der rechtsextremen Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO). Er soll Mitglied des völkischen Witikobunds und Autor der Zeitschrift Witikobrief gewesen sein.[4][5][3] 1993 nahm er an einer von Hans-Ulrich Kopp geleiteten Podiumsdiskussion des Witikobundes teil.

Ab Dezember 2014 war Kalbitz als Vorsitzender des rechtsextremen Vereins Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit eingetragen.[6] Der Rechtsextremismusforscher Hajo Funke kommentierte: „Mit seiner Rolle in seinem Kulturverein zeigt er sich als Rechtsextremer. Das ist eine rechtsextreme Vereinigung.“[7] Nach einem Klartext-Bericht beim rbb, der die Zusammenhänge aufdeckte, verwies Kalbitz zunächst auf die eingeschränkte Aktivität des Vereins in den letzten Jahren, legte dann aber nach Informationen der AfD Brandenburg im Oktober 2015 sein Amt nieder und trat aus dem Verein aus.[8] Kalbitz saß zuvor mehrere Jahre mit einem NPD-Funktionär im Vorstand.[7]

Kalbitz ist verheiratet und Vater dreier Kinder.

Politik

Partei

Parteipolitisch war er zunächst Mitglied der Jungen Union, wo er dem Bezirksverbandsausschuss angehörte, und der CSU. In der CSU war er Anfang der 1990er Jahre Landesdelegierter.[5] In der Jungen Freiheit forderte er in dieser Zeit „einen rechten Aufbruch in der CDU/CSU“.[9] Mit 21 Jahren trat er den damals durch den Verfassungsschutz beobachteten und als rechtsextrem eingestuften Republikanern bei.[5] Journalisten beschrieben ihn rückblickend als Vertreter einer „konservativen Neuerung“ in München.[10]

Im März 2013 trat er der AfD bei. Er ist unter anderem Mitglied des Kreisvorstandes Dahme-Spreewald sowie Wahlkampfbeauftragter des Wahl- und Landkreises. Im März 2015 unterzeichnete er die durch Björn Höcke und André Poggenburg initiierte Erfurter Resolution; beim sogenannten Kyffhäusertreffen[11] im Juni 2015 trat er als Redner auf. Am 21. November 2015 wurde er zum ersten stellvertretenden Landesvorsitzenden der AfD Brandenburg gewählt.[12]

Abgeordneter

Zur Brandenburgischen Kommunalwahl im Jahr 2014 wurde Kalbitz in die Stadtverordnetenversammlung in Königs Wusterhausen gewählt[5] und ist dort seit Juni 2014 ebenfalls Fraktionsvorsitzender der AfD-Fraktion des Kreisverbandes Königs Wusterhausen.[13]

Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 kandidierte er im Landtagswahlkreis Dahme-Spreewald II/Oder-Spree I als Direktkandidat und erreichte 10,4 Prozent. Er zog über die Landesliste (Listenplatz 9) in den Landtag Brandenburg ein und ist Mitglied in den Ausschüssen für Infrastruktur und Landesplanung A10,[14] dem Sonderausschuss BER[15] sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur (A6).[16] Des Weiteren ist er seit 2015 Mitglied des Beirates der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB).[17]

Ferner ist er Beauftragter der AfD-Fraktion für die Angelegenheiten der Sorben und Wenden sowie medienpolitischer Sprecher.[18]

Am 16. Dezember 2016 wurde Kalbitz einer Landtagsdebatte verwiesen, da er auf eine Rede des CDU-Politikers Steeven Bretz mit den Worten „Goebbels für Arme“ reagiert hatte.[19] Der Ausschluss war der Zweite im brandenburgischen Landtag seit 1990, nachdem 2008 den DVU-Landtagsabgeordneten Markus Nonninger wegen eines Goebbels-Vergleichs das gleiche Schicksal ereilt hatte.[19]

Siehe auch

Commons: Andreas Kalbitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. AfD Fraktion Brandenburg. In: afd-fraktion-brandenburg.de. Abgerufen am 8. März 2016.
  2. Bewerbungsprofil für Kandidaten für die Landtagswahl 2014 in Brandenburg, Andreas Kalbitz. AfD-Brandenburg, abgerufen am 8. März 2016.
  3. a b Franziska Mohr: AfD stützt Abgeordneten. Andreas Kalbitz soll im rechten Witikobund aktiv gewesen sein. In: Märkische Allgemeine, 15. Oktober 2014, S. 1.
  4. Melanie Amann, Maik Baumgärtner, Markus Deggerich, Ann-Katrin Müller, Sven Röbel, Steffen Winter: Obenauf und untendurch. In: Der Spiegel 39/2014, S. 26–28.
  5. a b c d Rechtslastige Vergangenheit. Blick nach Rechts, 16. Oktober 2014.
  6. Obskurer Verein: AfD-Politiker unter Druck. maz-online.de, 15. Oktober 2015.
  7. a b Julian Feldmann: Welches Verhältnis hat die AfD Brandenburg zur rechten Szene?. Klartext (rbb), 14. Oktober 2015.
  8. Ulrich Thiessen: Kalbitz beugt sich Druck. moz.de, 22. Oktober 2015.
  9. Bernd Siegler: Scheinoffensive der CSU gegen Rechts. in: taz, Nr. 3840, 22. Oktober 1992, S. 5.
  10. Barbara Junge, Julia Naumann, Holger Stark: RechtsSchreiber. Wie ein Netzwerk in Medien und Politik an der Restauration des Nationalen arbeitet (= Antifa-Edition). Elefanten-Press, Berlin 1997, ISBN 3-88520-621-8, S. 64.
  11. Andreas Kemper: „… die neurotische Phase überwinden, in der wir uns seit siebzig Jahren befinden“. Die Differenz von Konservativismus und Faschismus am Beispiel der „historischen Mission“ Björn Höckes (AfD). Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, Jena, Februar 2016, S. 55.
  12. Kalbitz Stellvertreter von Gauland: Rigorose Asylpolitik, Berliner Morgenpost-online, 22. November.
  13. SVV - Königs Wusterhausen. In: www.koenigs-wusterhausen.de. Abgerufen am 8. März 2016.
  14. Redaktion des Landtages Brandenburg: Landtag Brandenburg. In: www.landtag.brandenburg.de. Abgerufen am 8. März 2016.
  15. Redaktion des Landtages Brandenburg: Landtag Brandenburg. In: www.landtag.brandenburg.de. Abgerufen am 8. März 2016.
  16. Redaktion des Landtages Brandenburg: Landtag Brandenburg. In: www.landtag.brandenburg.de. Abgerufen am 8. März 2016.
  17. Beirat der ILB. In: www.ilb.de. Abgerufen am 2. Juni 2016.
  18. AfD Fraktion Brandenburg. In: afd-fraktion-brandenburg.de. Abgerufen am 8. März 2016.
  19. a b Eklat im Landtag Brandenburg: Strategische Provokation, Potsdamer Neueste Nachrichten, 16. Dezember 2016, abgerufen am 17. Dezember 2016.