Kapellendorf
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 59′ N, 11° 28′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Weimarer Land | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Mellingen | |
Höhe: | 245 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,39 km2 | |
Einwohner: | 415 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 77 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 99510 | |
Vorwahl: | 036425 | |
Kfz-Kennzeichen: | AP, APD | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 71 037 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Karl-Alexander-Str. 134a 99441 Mellingen | |
Website: | www.kapellendorf.de | |
Bürgermeister: | Jürgen Elstermann | |
Lage der Gemeinde Kapellendorf im Landkreis Weimarer Land | ||
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Kapellendorf ist eine Gemeinde im Landkreis Weimarer Land und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Mellingen. Sie liegt ca. 12 km östlich von Weimar.
Lage
Kapellendorf befindet sich östlich von Weimar und südlich angrenzend an die Kreisstadt Apolda am Südostrand des Thüringer Beckens im Ackerbaugebiet um Mellingen und Apolda. Sowohl die Bundesstraße 7 als auch die B 87 sind gut über die Kreisstraße 101 erreichbar.
Geschichte
Der Ort Capelladorf wird bereits 833 in den Schenkungsurkunden des Klosters Fulda erwähnt. Der Schenker war ein Graf Asis – nicht 875 ein Graf Hessi, wie häufig noch unrichtig behauptet wird –, ein außerordentlich mächtiger Mann in Thüringen, der sowohl eine vom König verliehene Grafschaft innehatte als auch über umfangreichen Eigenbesitz wie in Kapellendorf frei verfügen konnte. Den Fuldaer Totenannalen zufolge, in denen sein Name an prominenter Stelle eingetragen ist, starb Asis 837. Aus der historischen Überlieferung kann geschlossen werden, dass in Kapellendorf eine Kirche bestand, die möglicherweise bereits von den Vorfahren des Grafen Asis und seiner Brüder gegründet worden war, nicht aber, dass diese Familie auch selbst im Ort ansässig war – wie es die ältere Forschung stets annahm. Die Familie verfügte neben umfangreichem Besitz im Raum Weimar und Erfurt auch über Güter in Südthüringen und Franken, im Raum um Hildburghausen und Gotha.
Während des preußisch-französischen Krieges 1806/1807 wurde das Gelände östlich von Kapellendorf am 14. Oktober 1806 zum Schauplatz des letzten Teilgefechts der Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der Kaiser Napoléon I. die preußischen Streitkräfte des Königs Friedrich Wilhelm III. vernichtend schlug.
1923 war Karl Graischen Pächter der Domäne mit 109 Hektar Wirtschaftsfläche.[2]
Sehenswürdigkeiten
Wasserburg
Die wichtigste und auch überregional bekannte Sehenswürdigkeit Kapellendorfs ist die Wasserburg, die 1806 Sitz eines Teiles des preußischen Hauptquartiers vor und während der Schlacht von Jena und Auerstedt war.
Kirche und Kloster
Kapellendorf verfügt über eine der ältesten bekannten Kirchen Thüringens. Eine erste Kirche – möglicherweise von Fuldaer Mönchen erbaut – hat an dieser Stelle bereits in der Zeit um 800 bestanden, nach ihr wurde der Ort benannt. Schon in früher Zeit kam die Kirche durch Schenkung an das Reichskloster Fulda. Im 12. Jahrhundert war die Pfarrkirche Lehensbesitz der Burggrafen von Kirchberg, die hier im Jahre 1235 mit Erlaubnis des Fuldaer Fürstabtes Konrad von Malkes (1221–1246) ein Zisterzienserinnenkloster gründeten. Seit 1527, nach Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation und Zerstörungen im Bauernkrieg, dient das Kapellendorfer Gotteshaus wieder allein als Gemeindepfarrkirche. Zahlreiche erhaltene Grabdenkmäler im Inneren zeugen von ihrer großen Bedeutung als Begräbnis- und Gedächtnisort in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Zwischen 1977 und 1988 wurde die gesamte Kirche im Inneren einer weitgehenden Rekonstruktion und Umgestaltung unterzogen. Anbauten und Vermauerungen aus dem 16. Jh. an der Südseite wurden beseitigt und die Arkaden zu einem früher bestehenden Seitenschiff geöffnet und durch Fenster verglast. Alle Emporen bis auf die Orgelempore wurden entfernt, ebenso ein Kanzelaltar aus dem 18. Jahrhundert. Der gut erhaltene Kanzelkorb aus dem 16. Jahrhundert dient heute als Lesepult. Im Chorraum wurden Wandnischen freigelegt, die durch den Künstler Eberhard Heiland ausgemalt wurden: mit einem Taufbild (Philippus tauft den Kämmerer), einem Abendmahlsbild (Abendessen in Emmaus) und einem Totengedenken (Christus der Weltenrichter). Die gesamte Ausmalung und Ausgestaltung stand unter der Leitung des Weimarer Malers Horst Jährling. Heute gehört die Kirche zum Evangelisch-Lutherischen Kirchspiel Kapellendorf mit seinen acht Gemeinden und acht Kirchen.
Kriegerdenkmal
Am 13. Oktober 1907 wurde auf dem Sperlingsberg ein 12 m hoher Turm als Kriegerdenkmal für die im Jahre 1806 bei dem Gefecht am Sperlingsberg Gefallenen eingeweiht. Der Turm entstand nach einem Entwurf des Architekten Max Ehrhardt (Apolda), der als Vorbild wohl das preisgekrönte Bismarckturm-Modell „Götterdämmerung“ von Wilhelm Kreis vor Augen hatte. Der Turm hat eine Höhe von 12 m und einen Grundriss von 5,5 × 5,5 m. Die letzte Sanierung des Turms wurde im Jahre 1986 durchgeführt. Eine Gedenktafel am Turm erinnert an den gescheiterten Angriff des preußischen Generals Ernst von Rüchel in der Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1806.
Thomas-Müntzer-Standbild
Am 27. Juni 1989 wurde das Standbild des Theologen und Anführers im Deutschen Bauernkrieg Thomas Müntzer auf dem Platz vor der Kirche und dem Evangelischen Gemeindezentrum enthüllt, das von 1975 bis 1997 den Namen Thomas Müntzers trug. Es ist eine Auftragsarbeit des Weimarer Keramikers und Malers Eberhard Heiland, der auch die Wandnischen in der Bartholomäus-Kirche ausmalte. Auf dem Sockel der aus gebranntem Ton hergestellten Ideenplastik stehen die Worte, mit denen Müntzer einige seiner Briefe unterschrieben hat: „Thomas Müntzer – ein williger Botenläufer Gottes“. Die Einweihungsansprache hielt der nach seiner Enttarnung als Stasi-IM suspendierte Ortspfarrer Peter Franz. Nach 1997 schloss die Evangelisch-lutherische Kirche in Thüringen das Gemeindezentrum.[3]
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Das Eingangstor der Wasserburg
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Der Innenhof der Wasserburg
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Pfarrei und ehemalige Klosterkirche, Luftaufnahme 1992
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Das Kriegerdenkmal 1806 auf dem Sperlingsberg
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Der Gedenkturm auf dem Sperlingsberg heute
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Das Thomas-Müntzer-Standbild von 1989 vor der Kirche
Persönlichkeiten
- Apel Vitzthum der Jüngere (1425-1474), Territorialherr, der in Kämpfen gegen Herzog Wilhelm III. von Weimar, den Besitz von Wasserburg und Amt verlor.
Literatur
- Michael Mott: Das fuldische Zisterzienserinnenkloster Kapellendorf in Thüringen. In: Buchenblätter. Beilage der Fuldaer Zeitung für Heimatfreunde. Jg. 88, Nr. 4, 25. Febr. 2015, ZDB-ID 960242-2, S. 13–14.
- Günter Vogler (Hrsg.): Thomas Müntzer in der Erinnerungskultur. Das Beispiel bildende Kunst (= Thomas-Müntzer-Gesellschaft e.V. Veröffentlichungen. 10). Thomas-Müntzer-Gesellschaft, Mühlhausen 2008, ISBN 3-935547-24-2.
- Peter Franz: Unser kleiner Ort hat einen neuen Einwohner bekommen: Die Übergabe der Müntzer-Statue in Kapellendorf 1989.
- Andrei Zahn: Closewitz und das Kloster Kapellendorf. In: Blätter des Vereins für Thüringische Geschichte e.V. Bd. 15, 2005, ISSN 2194-3966, S. 6–14.
- Helge Wittmann (Hrsg.): Die Kirche von Kapellendorf. Studien zu Geschichte und Architektur einer ländlichen Pfarr- und Klosterkirch. Imhof, Petersberg 2003, ISBN 3-937251-12-X.
- Stefan Tebruck: Der Reliquienschatz der Kapellendorfer Zisterzienserinnen im 15. Jahrhundert. S. 55–81.
- Johannes Mötsch: Das Zisterzienserinnenkloster Kapellendorf. S. 29–53.
- Johannes Mötsch: Fuldische Frauenklöster in Thüringen. Regesten zur Geschichte der Klöster Allendorf, Kapellendorf und Zella, Rhön (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe. 5). Urban und Fischer, München u. a. 1999, ISBN 3-437-31126-3.
- Hans Tümmler: Das Zinsbuch des Klosters Kapellendorf von 1401. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 41 = NF Bd. 33, 1939, ISSN 0943-9846, S. 343–382.
- Hans Apel: Geschichte des Klosters Kapellendorf bei Weimar (= Mitteilungen der Burggemeinde Kapellendorf e.V. 2, ZDB-ID 1137904-2). Fink, Weimar 1935.
- Wilhelm Engel: Thüringische Urkundenstudien. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 38 = NF 30, 1932/1933, S. 25–40, 461–504.
- Die ältesten Urkunden des Klosters Kapellendorf.
- Die Mainzer Lehen der Landgrafen von Thüringen.
- Ein unbekanntes Kopialbuch der Propstei Probstzella nebst einer Kaiserurkunde für das Kloster Paulinzella.
- Stephan Steffen: Das Kloster Kapellendorf in Thüringen und die Burggrafen von Kirchberg. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Bd. 33, 1912, ISSN 0303-4224, S. 33–75.
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- ↑ Jürgen Gruhle: Schwarzbuch der Bodenreform/Thüringen. Abgerufen am 25. Juni 2011 ( vom 7. Juli 2010 im Internet Archive)
- ↑ vgl. die letztmalige Erwähnung in: Thüringer Pfarrer-Taschenbuch. 1997, ZDB-ID 22749-3, S. 145. Mit der nächsten Ausgabe 2000 ist der Eintrag im Verzeichnis getilgt.