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Jüdische Gemeinde Wertheim

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Wappen Deutschlandkarte
Jüdische Gemeinde Wertheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wertheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 46′ N, 9° 31′ OKoordinaten: 49° 46′ N, 9° 31′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Main-Tauber-Kreis
Höhe: 145 m ü. NHN
Fläche: 138,63 km2
Einwohner: 24.101 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 174 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97877
Vorwahl: 09342
Gemeindeschlüssel: 08 1 28 131Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Stadtgliederung: Kernstadt, 15 Ortschaften und 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Mühlenstraße 26
97877 Wertheim
Website: www.wertheim.de
Oberbürgermeister: Stefan Mikulicz (CDU)

Wertheim ist die nördlichste Stadt des Bundeslandes Baden-Württemberg, direkt an der Grenze zu Bayern, etwa 71 km südöstlich von Frankfurt am Main und 30 km westlich von Würzburg. Sie ist die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Seit 1. Januar 1976 ist Wertheim am Main Große Kreisstadt.

Geografie

Blick über Wertheim von der Burg

Wertheim ist die nördlichste Stadt Baden-Württembergs und liegt an der Mündung der Tauber in den Main, an den Ausläufern des Odenwaldes bzw. des Spessarts jenseits des Mains.

Nachbargemeinden

Die folgenden Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Wertheim. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt.

Holzkirchen, Helmstadt und Neubrunn (alle Landkreis Würzburg, Bayern), Werbach und Külsheim (beide Main-Tauber-Kreis), Neunkirchen (Landkreis Miltenberg, Bayern), Freudenberg (Main-Tauber-Kreis), Stadtprozelten und Faulbach (beide Landkreis Miltenberg) sowie Hasloch, Kreuzwertheim und Triefenstein (alle Landkreis Main-Spessart, Bayern).

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Wertheims besteht aus der Kernstadt, 15 Ortschaften mit je einer eigenen Ortsverwaltung und einem Ortsvorsteher sowie 5 Stadtteilen mit je einem Stadtteilbeirat und einem Stadtteilbeiratsvorsitzenden.

Wertheim - Blick von der Burg

Die 15 Ortschaften sind ehemals selbständige Gemeinden, die erst bei der Gebietsreform der 1970er Jahre nach Wertheim eingegliedert wurden. Es handelt sich um die Orte Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Mondfeld, Nassig, Reicholzheim, Sachsenhausen, Sonderriet, Urphar und Waldenhausen.

Altstadt

Die sechs Stadtteile sind entweder ehemals selbstständige Gemeinden, die bis 1939 nach Wertheim eingemeindet wurden (Bestenheid, Eichel/Hofgarten und Vockenrot) oder neu entstandene Gebiete, die nach ihrer Aufsiedelung zu eigenständigen Stadtteilen erklärt wurden (Bestenheider Höhe, Reinhardshof, Wartberg). Reinhardshof entstand erst Mitte der 1990er Jahre, als nach Abzug der US-Armee aus dem bis dahin militärisch genutzten Kasernengelände der Peden Barracks der zivile Stadtteil Reinhardshof aufgesiedelt wurde. Der jüngste Stadtteil ist Bestenheider Höhe, ein neu geschaffenes Wohngebiet, das zwischen den Stadtteilen Reinhardshof, Wartberg und Bestenheid liegt.

Zu einigen Ortschaften bzw. Stadtteilen gehören zum Teil noch weitere separat gelegene Wohnplätze mit eigenem Namen, wovon einige nur sehr wenige Einwohner haben. Darunter fallen zum Beispiel Bronnbach, Ebenmühle, Ernsthof, Mittelhof, Ödengesäß, Rosenmühle, Schafhof, Steingasse und Wagenbuch.

Raumplanung

Wertheim bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Heilbronn-Franken, in der Heilbronn als Oberzentrum ausgewiesen ist. Zum Mittelbereich Wertheim gehört neben der Stadt Wertheim noch die Stadt Freudenberg, wobei auch starke Verflechtungen mit den bayerischen Nachbargemeinden bestehen.

Geschichte

Frühzeit und Mittelalter

Wertheim a. M., Carl Anton Joseph Rottmann, 1822

Wertheim wurde wahrscheinlich im 7./8. Jahrhundert gegründet, allerdings handelte es sich hierbei um die Siedlung rechts des Mains, das heute zu Bayern gehörige Kreuzwertheim. Ab dem frühen 12. Jahrhundert nannte sich ein Zweig des Adelsgeschlechts der Reginbodonen nach Wertheim. Nachdem diese als Grafen von Wertheim sich links des Mains, am rechten Ufer der Taubermündung, eine Burg erbauten, entwickelte sich unterhalb dieser beherrschenden Wehranlage eine neue Siedlung, die ebenfalls den Namen Wertheim erhielt. 1192 ist diese erstmals als „Suburbium castri Wertheim“ erwähnt, um 1200 wird sie als „oppidum“ und 1244 als „civitas“ bezeichnet.

Der Friedhof der Wertheimer ehemaligen jüdischen Gemeinde wurde bereits im Mittelalter angelegt (1406). Es ist der älteste erhaltene und bis ins 20. Jahrhundert genutzte jüdische Friedhof in Baden-Württemberg (Lage am Schlossberg gegenüber der Mainbrücke, Fläche 73,44 a).

Die Stadt Wertheim entwickelte sich zum Mittelpunkt der gleichnamigen Grafschaft, die seit dem 16. Jahrhundert von den Grafen bzw. späteren Fürsten von Löwenstein-Wertheim regiert wurden. Diese bestand bis 1806 und wurde dann mit der Rheinbundakte mediatisiert. Die Stadt Wertheim und mit ihr das linksmainische Umland kamen zum Großherzogtum Baden, die Gebiete rechts des Mains an den Staat des Fürstprimas von Dalberg bzw. dem späteren Großherzogtum Frankfurt. Nach dessen Auflösung gelangte Wertheim 1815 an das Königreich Bayern. Wertheim wurde Sitz verschiedener Amtsbezirke (Stadtamt, Erstes und Zweites Landamt), die 1819 zum Bezirksamt Wertheim verschmolzen.

Nationalsozialismus

Während des Nationalsozialismus wurde im März 1933 der langjährige Bürgermeister Hans Bardon aus dem Amt gedrängt. Als Anlass wurde ein amtsärztliches Zeugnis verwendet, in welchem ihm Dienstunfähigkeit bescheinigt wurde. Nach drei erfolglosen Versuchen durch Eröffnung eines Dienststrafverfahrens erreichten die NS-Gemeinderäte somit ihr Ziel eines Bürgermeisterwechsels. Der Amtsenthebung Bardons ging ein Nervenzusammenbruch im Sommer 1931 voraus, den Bardon vermutlich aufgrund des aggressiven Auftretens der Nationalsozialistische Deutsche ArbeiterparteiNSDAP-Gemeinderatsfraktion erlitt. Er musste daraufhin mehrmals seinen Dienst unterbrechen, was jedoch zu keiner Besserung seines Zustands führte. Bardon führte auch heftige Auseinandersetzungen mit den Vertretern der NSDAP, als diese forderten, anlässlich der Reichstagswahl „an exponierter Stelle die Hakenkreuzfahne zu hissen“. Zwei Tage vor der Wahl wurde dieser Antrag im Gemeinderat mit sieben gegen fünf Stimmen abgelehnt. Die Forderung, Hitler die Wertheimer Ehrenbürgerschaft zuzuerkennen, wurde bis nach der Wahl verschoben. Am 4. März 1933 beschwerten sich die Gemeinderäte Schüßler, Menz und Schwöbel (NSDAP) bei Bürgermeister Bardon über den Verlauf der Gemeinderatssitzung vom Vortag. Bardon wurde aufgefordert, sich über den Gemeinderatsbeschluss hinwegzusetzen und eine Beflaggung des Rathauses für den 4. und 5. März vorzunehmen, da dies im „Interesse der Ruhe und Ordnung“ sei, andernfalls wurde mit „unerfreulichen Demonstrationen“ gedroht. Bardon entsprach dem Wunsch nach der Beflaggung nicht; die angedrohten Demonstrationen fanden nicht statt. Durch die Gleichschaltung Badens konnte die NSDAP auch in Wertheim die Macht übernehmen. Daraufhin erbat Bardon am 20. März 1933 seine Zurruhesetzung, welche drei Tage später vom Gemeinderat gebilligt wurde. Ein Antrag der NSDAP, Bardon vom 1. April an nur noch die Bezüge auszuzahlen, die ihm nach den Richtlinien der Gemeindebesoldungsordnung zustanden, ohne eine höhere Einstufung und eine Aufwandsentschädigung zu berücksichtigen, wurde mit sechs zu zwei Stimmen (bei einer Enthaltung) angenommen. [2]

Wertheim war eine der ersten Städte in Baden, die dem Reichspräsidenten von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Auf Antrag der NSDAP sollte ursprünglich nur Hitler Ehrenbürger werden, in der Gemeinderatssitzung am 3. März 1933 wurde diese Forderung jedoch von den übrigen Mitgliedern auch um von Hindenburg erweitert. Eine Abstimmung fand nicht statt.

In einer Zeitungsanzeige gaben Mitglieder der NSDAP daraufhin am 6. März „unwiderruflich“ die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hitler für den 8. März bekannt. Am 7. März wurde auf demselben Weg bekanntgegeben, dass der Reichspräsident und der Reichskanzler „morgen, am Mittwoch, zu Ehrenbürgern unserer Stadt [werden]. Wir bitten die Bevölkerung und die staatlichen und städtischen Behörden der alten Amtsstadt Wertheim, vom frühen Morgen an bis einschließlich Samstag zu flaggen“. Dem Antrag auf Beflaggung, der von der NSDAP und der DNVP eingebracht wurde, wurde stattgegeben, ebenso dem Antrag auf Umbenennung zweier Straßen, nämlich der Bahnhofstraße in Hindenburgstraße und der Poststraße in Adolf-Hitler-Straße. [3]

1936 wurde das Bezirksamt Wertheim aufgehoben, Wertheim kam zum Bezirksamt Tauberbischofsheim, das 1939 in Landkreis Tauberbischofsheim umbenannt wurde.

Neuzeit

Ab 1972 sind insgesamt 15 umliegende Gemeinden nach Wertheim eingegliedert worden. Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1973 ging der Landkreis Tauberbischofsheim im neu gebildeten Main-Tauber-Kreis auf, der gleichzeitig der neu gegründeten Region Franken (heute Heilbronn-Franken) innerhalb des neu umschriebenen Regierungsbezirks Stuttgart zugeordnet wurde. Damit wird die ehemals badische Stadt Wertheim nunmehr vom württembergischen Stuttgart aus „verwaltet“.

Durch die letzte Eingemeindung im Jahr 1975 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Wertheim die 20.000-Grenze. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Januar 1976 beschloss.

Religionen

Wertheim gehörte zunächst zum Bistum Würzburg und war dem Archidiakonat Karlstadt/Main zugeordnet. Ab 1522 setzte sich in der Stadt die Reformation nach lutherischem Bekenntnis Zug um Zug durch und war schließlich 1530 vollzogen. Danach war Wertheim über viele Jahrhunderte eine protestantische Stadt. Neben den Lutheranern waren keine anderen Konfessionen zugelassen. Die Gegenreformation während des 30-jährigen Krieges konnte sich nicht durchsetzen. Nach dem Übergang an das Großherzogtum Baden 1806 wurde Wertheim Sitz eines Dekanats. Der zugehörige Kirchenbezirk umfasst heute alle Kirchengemeinden im Stadtgebiet Wertheims. Die evangelische Hauptkirche ist die Stiftskirche. An ihr wurde bereits nach der Reformation eine zweite Pfarrstelle eingerichtet, die seit 1955 an die Martin-Luther-Kirche in Bestenheid verlegt wurde. Die dritte Pfarrstelle wurde 1800 mit Waldenhausen vereinigt. Im Stadtteil Wartberg entstand 1974 ein ökumenisches Gemeindezentrum. Auch in den Stadtteilen Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Eichel-Hofgarten, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Nassig, Sachsenhausen, Sonderriet und Waldenhausen gibt es evangelische Kirchen bzw. Kirchengemeinden, teilweise auch nur Filialkirchengemeinden mit zumeist jüngeren Kirchengebäuden. Im Stadtteil Urphar steht die romanische Wehrkirche St. Jakob.

Wertheim Kirche

Im 19. Jahrhundert zogen auch Katholiken nach Wertheim, jedoch stellten diese bis Mitte des Jahrhunderts nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Zunächst gehörten die Gemeindeglieder zur Pfarrei Reicholzheim, die seit 1673 wieder katholisch geworden war. 1844 wurde in Wertheim die Pfarrei St. Venantius mit neugotischer Kirche von 1842 errichtet. Auch im Stadtteil Bestenheid wurde 1953 eine eigene Kirche St. Elisabeth errichtet, die 1970 zur Pfarrei erhoben wurde. Im Stadtteil Eichel entstand 1968 die Kirche St. Lioba, die für den gesamten östlichen Bereich der Stadt Wertheim zuständig ist. Im Stadtteil Dertingen gibt es die Filialkirche Maria Rosenkranzkönigin. Der Stadtteil Dörlesberg war ebenso wie Reicholzheim seit 1674 wieder katholisch und hat eine Kirche von 1721. Mondfeld ist ebenfalls ein überwiegend katholischer Stadtteil. Die dortige Kirche St. Martin stammt aus dem Jahr 1887 mit älteren Teilen. Alle Pfarrgemeinden im Stadtgebiet Wertheims gehören zum Dekanat Tauberbischofsheim des Erzbistums Freiburg.

Abgesehen von den beiden großen Kirchen gibt es in Wertheim auch Freikirchen und Gemeinden. Neben der freien Jesus-Gemeinde gibt es auch einen Versammlungsort der örtlichen Baptistengemeinde sowie eine freie evangelische Gemeinde. Ferner sind die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche in Wertheim vertreten. Im Stadtteil Reinhardshof gibt es zudem für islamische Gläubige eine Moschee.

Eingemeindungen

Folgende Gemeinden bzw. Gemarkungen wurden nach Wertheim eingegliedert:

  • 1913: Bestenheid
  • 1935: Eichel
  • 1939: Vockenrot
  • 1. Januar 1972: Bettingen, Grünenwört, Lindelbach, Nassig, Sonderriet, Urphar, Waldenhausen
  • 1. April 1972: Erholungsort Mondfeld
  • 1. Dezember 1972: Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Kembach, Sachsenhausen
  • 1. Januar 1975: Höhefeld, Erholungsort Reicholzheim

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1617 3.670
1792 3.373
1810 3.154
1833 3.633
1. Dezember 1871 3.328
1. Dezember 1880¹ 4.567
1. Dezember 1890¹ 3.535
1. Dezember 1900¹ 3.670
1. Dezember 1910¹ 3.648
16. Juni 1925¹ 3.673
16. Juni 1933¹ 3.679
17. Mai 1939¹ 5.434
Dezember 1945 5.534
Jahr Einwohnerzahlen
13. September 1950¹ 9.789
6. Juni 1961¹ 11.329
27. Mai 1970¹ 12.029
31. Dezember 1975 20.942
31. Dezember 1980 19.972
27. Mai 1987¹ 20.377
31. Dezember 1990 21.627
31. Dezember 1995 24.432
31. Dezember 2000 24.332
31. März 2004 24.739
30. Juni 2005 24.553
30. Juni 2007 24.202

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Stadtansicht Wertheim

Gemeinderat

Der Gemeinderat der Stadt Wertheim hat seit der letzten Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 insgesamt 24 Mitglieder, die den Titel „Stadträtin/Stadtrat“ führen. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

  1. CDU 41,3 % (-11,1) – 10 Sitze (-3)
  2. SPD 23,6 % (+0,2) – 6 Sitze (=)
  3. FBW 19,5 % (+3,8) – 5 Sitze (+1)
  4. FDP/DVP 8,1 % (+5,5) – 2 Sitze (+2)
  5. GRÜNE 5,9 % (+1,4) – 1 Sitz (=)
  6. Andere 1,5 % (-0,1) – 0 Sitze (=)

Bürgermeister

An der Spitze der Stadt stand der Stadtschultheiß als Vorsitzender des Gerichts. Ihm standen der rechtskundige Stadtschreiber und die zwölf Schöffen zur Seite. Ferner gab es neben dem Stadtschultheißen zwei Bürgermeister. Der Stadtschultheiß war Vorsitzender des Rates, der sich in einen inneren und einen äußeren Rat mit jeweils zwölf Mitgliedern aufteilte. Die Mitglieder des Rates wurden in der Regel auf zwölf Jahre gewählt. Der Schultheiß war meist auf Lebenszeit gewählt, die Bürgermeister wechselten jährlich. Im 18. Jahrhundert wurde aus dem bürgerlichen Stadtschultheiß ein gräflicher Beamter mit der Amtsbezeichnung Stadtamtmann. Nach dem Übergang an Baden leitete ein Bürgermeister die Stadtverwaltung, anfangs hatte er sogar den Titel Oberbürgermeister, doch führen die Stadtoberhäupter diesen Titel erst wieder seit 1976, als Wertheim Große Kreisstadt wurde. Heute wird der Oberbürgermeister von der wahlberechtigten Bevölkerung auf acht Jahre gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats.

Liste der Bürgermeister und Oberbürgermeister

  • 1810–1827: Johann Christoph Schlundt
  • 1827–1829: Christoph Michael Platz
  • 1829–1832: Johann Georg Weimar
  • 1832–1839: Johann Friedrich Bach
  • 1839–1840: Christoph Wilhelm Müller
  • 1840–1845: Johann Jakob von Runkel
  • 1845–1852: Ludwig Haas
  • 1852–1860: Johann Jakob von Runkel
  • 1860–1866: Ludwig Haas
  • 1866–1871: Philipp Frank
  • 1871–1880: Lorenz Meyer
  • 1880–1890: Philipp Amthauer
  • 1890–1895: Philipp Mayer
  • 1895–1905: Michael Müller
  • 1905–1933: Hans Bardon
  • 1933–1938: Friedrich Bender
  • 1938–1943: Hans Mensler
  • 1944–1945: Hermann Dürr
  • 1945: Carl Roth
  • 1945–1946: Michael Beck
  • 1946: Otto Hoog
  • 1946–1961: Carl Roth
  • 1961–1981: Karl Josef Scheuermann
  • 1981–2003: Stefan Gläser
  • seit 2003: Stefan Mikulicz

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In geteiltem Schild oben in Gold ein aus der Teilung wachsender rot bewehrter schwarzer Adler, unten in Blau drei (2:1) silberne Rosen.“

Bereits die ältesten Stadtsiegel zeigen das heutige Wappen, das Stammwappen der Grafen von Wertheim. Das große Stadtsiegel trug die Umschrift S. CIVITATIS . IN . WERTHEIM und wurde in dieser oder ähnlicher Form bis Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet. Bei den späteren Siegeln wurden anstelle des Schildes Blumenzweige oder mit Verzierungen versehene Kreise verwendet. Diese Siegel wurden mit der Umschrift SI(E)GEL DER STADT . WERTHEIM bis nach 1811 verwendet; die Farbstempel, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet wurden, trugen dieselbe Umschrift. 1952 wurde wieder der Dreiecksschild im Wappen übernommen. Die Stadtflagge ist Gelb-Blau.

Städtepartnerschaften

Wertheim unterhält eine Städtepartnerschaft mit folgenden Städten:

In der Wendezeit gab es Bestrebungen, eine Städtepartnerschaft mit dem thüringischen Ilmenau zu gründen. Diese scheiterten jedoch.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Stadtansicht Wertheim

Wertheim ist über die Bundesautobahn 3 Frankfurt-Würzburg (Anschlussstelle Wertheim-Lengfurt) zu erreichen. Ansonsten führen nur Landes- und Kreisstraßen durch das Stadtgebiet. Der Wertheimer Bahnhof liegt an der Eisenbahnlinie Aschaffenburg-Miltenberg-Wertheim-Lauda-Königshofen-Crailsheim. Auch mit dem Schiff auf dem Main ist Wertheim zu erreichen. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien innerhalb der Verkehrsgemeinschaft Main-Tauber.

Medien

In Wertheim erscheint als Tageszeitung die „Wertheimer Zeitung“, eine Lokalausgabe des in Aschaffenburg ansässigen „Main-Echo“. Eine weitere Tageszeitung ist die Ausgabe Wertheim der Fränkischen Nachrichten aus Tauberbischofsheim.

Der SWR betreibt bei 9°30'24" östliche Länge und 49°44'33" nördliche Breite eine Sendeanlage für UKW und TV (früher auch Mittelwelle).

Behörden, Gerichte und Einrichtungen

Wertheim hat ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Mosbach gehört, und ein Notariat. Ferner gibt es eine Außenstelle des Landratsamts Main-Tauber-Kreis und eine Bibliothek. Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Wertheim der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Eigenbetrieb der Stadt ist das Städtische Krankenhaus mit 220 Betten. Im Stadtteil Bestenheid befindet sich das Freibad In den Christwiesen. Es verfügt über ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, ein Schwimmerbecken mit Sprungblöcken und ein Babyplanschbecken. Ein Wickelraum steht ebenfalls zur Verfügung.

Bildung

Wertheim hat ein Gymnasium (Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium), eine Realschule (Comenius-Realschule) und eine Förderschule (Edward-Uihlein-Schule). Ferner gibt es drei Grund- und Hauptschulen (Wertheim, Bestenheid und Reinhardshof), die Hauptschule mit Werkrealschule Urphar-Lindelbach, die Otfried-Preußler-Grundschule und jeweils eine Grundschule in den Stadtteilen Dertingen, Nassig und Reicholzheim.

Der Main-Tauber-Kreis ist Träger der Kaufmännischen, Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule Wertheim (Berufliche Schule), unter anderem mit einem Wirtschaftsgymnasium, einem technischen Gymnasium, sowie einer Außenstelle der Schule im Taubertal Lauda-Königshofen (Unterbalbach), die sich zusammen mit dem Schulkindergarten für Geistig- und Sprachbehinderte im Wertheimer Stadtteil Waldenhausen befindet. Die Private Schule für Altenarbeit und Altenpflege der Johanniter-Unfallhilfe e.V. rundet das schulische Angebot Wertheims ab.

Handel und Gewerbe

Direkt an der Autobahn A3 befindet sich das Factory-Outlet-Center Wertheim Village.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Bauwerke und Stadtanlage

Burg Wertheim
360°-Panoramabild von Burg und Stadt

Die Kernstadt oberhalb der Taubermündung besteht bis heute aus mittelalterlichen Gassen und zahlreichen nach oben vorspringenden Fachwerkhäusern und weiteren Kunst- und Baudenkmälern um einen zur Kirche und Burg ansteigenden Marktplatz. Die evangelische Stiftskirche ist die Hauptkirche der Stadt. Sehenswert ist auch der Engelsbrunnen und die spätgotische Kilianskapelle, welche als eine der schönsten gotischen Kapellen Deutschlands gilt. Das Stadtbild gibt die frühere Umfassung durch die Stadtmauer noch gut wieder.

Einen besonderen Ausflug lohnt die um 1150 gegründete ehemalige Abtei Bronnbach im unteren Taubertal. Die 1222 geweihte dreischiffige Basilika im spätromanischen und frühgotischen Stil gilt als eine der bedeutendsten Ordenskirchen Süddeutschlands.

Die 1957 geweihte evangelische Martin-Luther-Kirche im Stadtteil Bestenheid ist mit Glasfenstern des Künstlers Charles Crodel ausgestattet.

Burg Wertheim

Die Burg Wertheim, hoch über der Altstadt Tauber und Main beherrschend gelegen, ist das Wahrzeichen der Stadt. Hinter einem Halsgraben nach Osten von einer hohen Mantelmauer gesichert steht von der Oberburg noch der Bergfried. Vom Palas neben einem Treppenturm und dem alten Wohnbau ist nur noch eine dreiteilige Fenstergruppe aus der Stauferzeit erhalten. Darunter steht die Ruine der Vorburg, die zur Wohnburg ausgebaut wurde. Der Archivbau über dem Torhaus stammt noch aus der Barockzeit. Bis ins 17. Jahrhundert wurde der Grafensitz immer weiter ausgebaut. Durch eine Pulverexplosion wurden 1619 Teile der Burg und im Dreißigjährigen Krieg 1634 weitere Teile zerstört, die nicht wieder aufgerichtet wurden.

Überregionale Veranstaltungen

Am 13. und 14. Mai 2006 fanden in Wertheim die Heimattage Baden-Württemberg statt.

Sonstiges

Wein-Tauber-Wanderweg

Der Wein-Tauber-Wanderweg ist ein etwa 20 Kilometer langer Wanderweg rund um die Stadt. Er verbindet das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach, den Weinort Reicholzheim, das Dorf Waldenhausen und die Stadt Wertheim und führt zu wein- und kulturhistorischen Punkten, die durch Infotafeln vor Ort erläutert werden. Der Wanderweg gegliedert sich in zwei Rundtouren, die einzeln oder als große Schleife erwandert werden können. Einzelne Streckenabschnitte führen über Abschnitte des Europäischen Fernwanderwegs und des Main-Donau-Wanderwegs.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Stadt Wertheim hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1946: Hans Bardon, Bürgermeister a.D.
  • 1960: Karl Bär, Stadtpfarrer
  • 1961: Carl Roth, Bürgermeister a.D.
  • 1963: Alfred Zippe, Unternehmer
  • 1966: Walter Schüßler, Pastor i.R.
  • 1973: Kurt Lutz, Architekt
  • 1975: Karl Leiß, Werkmeister a.D.
  • 1975: Dr. Hans Löber, Unternehmer
  • 1978: Rudolf Brand, Unternehmer
  • 1981: Karl Josef Scheuermann, Oberbürgermeister a.D.
  • 2003: Stefan Gläser, Oberbürgermeister a.D.
  • 2004: Gerhard Schwend, Unternehmer
  • 2006: Otto Rückert, Unternehmer

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Erich Keyser (Hrsg.): Badisches Städtebuch; Band IV 2. Teilband aus „Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages“, Stuttgart, 1959
  • Werner Richter – Jörg Paczkowski: Wertheim. Edition Braus, Heidelberg 1991

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Von den Nazis aus dem Amt getrieben. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008
  3. Wie Hitler und Hindenburg Ehrenbürger der Stadt Wertheim wurden. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008
Commons: Jüdische Gemeinde Wertheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien