Zum Inhalt springen

Moritz (Sachsen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. April 2006 um 20:08 Uhr durch 84.179.253.20 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Moritz von Sachsen

Moritz von Sachsen (* 21. März 1521 in Freiberg (Sachsen); † 11. Juli 1553 in der Nähe von Lehrte) aus dem Hause der Albertiner (Wettiner), war Herzog von Sachsen seit 1541, von 1547 an auch Kurfürst und einer der wichtigsten Gegenspieler Kaiser Karls V. bei der Reformierung des Heiligen Römischen Reiches.

1521–1541: Kindheit und Jugend

Moritz von Sachsen wurde am 21. März 1521 als Sohn des katholischen Heinrich V. der Fromme und dessen protestantischer Frau Katharina von Mecklenburg geboren.

Moritz kam im Dezember 1532 mit elf Jahren an den Hof seines Taufpaten Albrecht, des Kardinals und Erzbischofs von Magdeburg und Mainz. Zwei Jahre lang lernte Moritz dort das sinnenfrohe Leben des Kardinals kennen, was Moritz' Onkel Georg (der Bärtige) dazu brachte, die Erziehung des späteren sächsischen Herzogs zu übernehmen und ihn katholisch zu erziehen. 1536 konvertierte Moritz’ Vater zum Protestantismus, und die Bewohner seines Herzogtums mussten ihm folgen. Deshalb nahmen er und seine Frau die Erziehung ihres Sohnes wieder in die Hand und überließen ihn seinem 18 Jahre älteren Vetter Johann Friedrich I., der in Torgau residierte.

Moritz hasste diesen Vetter zutiefst; er verglich ihn - zu dessen Nachteil - während seiner Erziehung dort mit einem weiteren Vetter, den er in Dresden kennen lernte:den Landgrafen Philipp von Hessen ("der Großmütige"). Diesem blieb er zeitlebens in Freundschaft verbunden.

Nachdem Moritz 1539 die Volljährigkeit erreicht hatte, begannen seine Eltern, eine Frau für ihn zu suchen. Favoritin wurde Phillipps Tochter Agnes, diese Pläne drohten jedoch zu scheitern, als publik wurde, dass Philipp eine Doppelehe führte. Moritz ließ dies kalt und verlobte sich ohne Wissen seiner Eltern mit Agnes. Die vor allem von seiner Mutter mißbilligte Hochzeit fand 11. Januar 1541 statt. Briefe aus jener Zeit zeugen von einem starken gegenseitigen Vertrauen des Paares. Zusammen hatten sie zwei Kinder: Anna von Sachsen, geboren am 23. Dezember 1544, und Albrecht, geboren am 28. November 1545, der ein Jahr später starb.

Moritz von Sachsen (Fürstenzug in Dresden)

1541–1548: Wurzener Fehde und Schmalkaldischer Krieg

Im August 1541 starb sein Vater, was Moritz zum Herzog des albertinischen Sachsen machte. Er ersetzte gleich zu Beginn die meisten der Räte, die gegen seine Heirat mit Agnes gewesen waren. Der Rat Georg von Carlowitz riet Moritz, sich mit Kaiser Karl V. und dessen Bruder, dem Römischen König Ferdinand, zugleich sein Nachbar als böhmischer König, möglichst gut zu stellen, um den Fortgang der protestantischen Revolution nicht zu gefährden.

So nahm er einerseits an Karls V. Feldzügen gegen die Türken und Franzosen teil, konfiszierte aber andererseits katholisches Kirchengut und eignete sich so enormen Besitz an. Aus dem Vermögen aufgelöster Klöster stiftete Moritz an ihrer Stelle die sogenannten „Fürstenschulen“ in Schulpforte (100 Plätze), Meißen (60 Plätze) und Grimma (70 Plätze). Rechtliche Grundlage hierfür war die „Neue Landesordnung“ von 1543.

Gegenüber dem 1531 gegründeten protestantischen Schmalkaldischen Bund wahrte Moritz zunächst Distanz, obwohl Landgraf Philipp von Hessen, sein Freund und Schwiegervater, den Bund anführte. Als Hauptgrund für diese Ablehnung wird allgemein die Mitgliedschaft seines ihm verhassten ernestinischen Vetters Johann Friedrich I. betrachtet. In der Karwoche 1542 kam es zwischen diesen beiden im Verlauf der Wurzener Fehde (auch „Wurzener Fladenkrieg“) fast zu einen Bruderkrieg, weil Johann Friedrich das gemeinsam verwaltete „Wurzener Land“ besetzte. Dem vorausgegangen war ein Streit zwischen Moritz und Johann Friedrich über die Verwendung der Steuergelder dieses Gebiets. Den drohenden Waffengang verhinderte die Vermittlung Philipps und Martin Luthers.

Aufgrund von Kurfürst Johann Friedrichs I. energischer Beharrlichkeit bei der Einführung des evangelischen Glaubens verhängte Kaiser Karl V. am 20. Juli 1539 mit Zustimmung der katholischen Reichsstände die Reichsacht über ihn, deren Vollstreckung Moritz nach der Wurzener Fehde aufgetragen wurde. Der Kaiser versuchte auf diese Weise, den Keil noch tiefer in das protestantische Lager zu treiben, um eine weitere Ausbreitung des Protestantismus zu verhindern. Bei erfolgreicher Vollstreckung sollte Moritz vom Kaiser die Kurfürstenwürde verliehen bekommen. Moritz zauderte so lange es ging, da von dieser Strafaktion auch sein Schwiegervater Philipp von Hessen betroffen gewesen wäre. Aber als der Bruder des Kaisers, Ferdinand I., selbst einen Feldzug gegen Kursachsen beginnen wollte, musste er ihm zuvorkommen, um gegenüber den Habsburgern nicht die Initiative in seinen eigenen Ländern zu verlieren.

Nach anfänglichen Erfolgen – er besetzte fast kampflos Kursachsen – geriet Moritz mit seinem Heer in Bedrängnis durch den Schmalkaldischen Bund und wich Richtung Böhmen aus. In der Entscheidungs-Schlacht bei Mühlberg an der Elbe befreiten der Kaiser und sein Bruder Ferdinand I. Moritz aus seiner Bedrängnis und konnten den Schmalkaldischen Bund mit der Gefangennahme Philipps und Johann Friedrichs I. besiegen. Laut zeitgenössischen Chronisten passierte dies alles an einem Tag, dem 24. April 1547. Johann Friedrich verzichtete in der Wittenberger Kapitulation - um der Enthauptung zu entgehen - zugunsten von Moritz auf seine Kurfürstenwürde und einen Großteil seines Territoriums. Herzog Moritz von Sachsen wurde bereits kurz nach der Schlacht am 4. Juni 1547 im Feldlager zum Kurfürsten von Sachsen erhoben; die offizielle Ernennung erfolgte später, aber für einen hohen Preis: Er hatte die evangelische Sache verraten und seinen Schwiegervater Philipp in eine aussichtslose Lage gebracht. Moritz sicherte ihm zu, dass er nicht eingekerkert werden würde, wenn er sich dem Kaiser ergeben würde. Tatsächlich aber wurde Philipp in Haft genommen und außer Landes gebracht, nachdem er sich vor Karl V. auf die Knie geworfen hatte.

1548–1553: Augsburger Reichstag, Passauer Vertrag und Tod

Der nach diesen Vorfällen von seinen Landsleuten als „Judas“ beschimpfte Moritz war vom Kaiser zutiefst enttäuscht, verbarg jedoch seine Haltung ihm gegenüber bis zum „geharnischten Reichstag zu Augsburg“ am 25. Februar 1548, wo die Zeremonie zur Erhebung Moritz' zum Kurfürsten von Sachsen stattfand. Karl V. hoffte, mit seiner Ernennung zum sächsischen Kurfürsten die Zustimmung zum Augsburger Interim zu bekommen, mit dessen Hilfe der Kaiser die Glaubensspaltung im Reich beenden wollte.

Die freie Reichsstadt Magdeburg verweigerte dem Interim ihre Zustimmung. Gegen sie setzte der Kaiser blindlings Moritz, obwohl dieser als einziger Kurfürst gegen das Interim Vorbehalte hatte. Moritz stellte auf Kosten Karls ein vorgeblich für einen Zug gegen Magdeburg bestimmtes Heer auf, das er jedoch letztlich gegen den Kaiser wandte, nachdem er durch dem Magistrat Magdeburgs gemachte geheime Zusagen die kampflose Kapitulation der belagerten Stadt erreichte hatte. Moritz wechselte wegen Karls radikaler katholischen Ansichten und des Wortbruches durch die Gefangenhaltung Philipps von Hessen die Seiten und verbündete sich mit den Feinden des Kaisers.

Im Vertrag von Chambord mit dem französischen König Heinrich II. vom Januar 1552 versprach Heinrich ihm Geld und Waffenbeistand für einen Feldzug gegen Karl V. Als Gegenleistung sollte Heinrich vier Grenzstädte des Heiligen Römischen Reiches (Metz, Toul, Verdun und Cambrai) sowie ihre Bistümer bekommen, obwohl Moritz gar kein Recht hatte, über sie zu verfügen.

Im März desselben Jahres begannen König Heinrich, Kurfürst Moritz - der sich damit an die Spitze der protestantischen Fürstenopposition gegen den Kaiser stellte - und weitere protestantische Fürsten mit dem sogenannten Fürstenaufstand. Sie eroberten schnell die kaisertreuen Städte im Süden des Reiches, während Heinrich bis zum Rhein vorstieß und die ihm versprochenen Städte besetzte. Der von dem Angriff überraschte Kaiser floh über die Alpen ins Kärntener Villach. Angesichts dieses Erfolgs kündigte Moritz sein Bündnis mit Heinrich II. und handelte mit Karls Bruder König Ferdinand I. einen Vertrag aus, dem Karl widerwillig zustimmte. Dieser Vertrag zu Passau von 1552 war ein Vorläufer des Augsburger Religionsfriedens von 1555, in dem die Protestanten zunächst formal, später rechtlich, anerkannt wurden. Zudem wurden seine Gegner aus dem Schmalkaldischen Krieg und Verwandten Johann Friedrich I. von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen freigelassen. Der Krieg wurde 1556 von Ferdinand I. beendet; die Grenzstädte blieben in französischem Besitz.

Als Moritz nach den Verhandlungen um den Passauer Vertrag nach Sachsen zurückkehrte, war er nicht mehr der „Judas“, sondern Protestanten und Katholiken erwiesen ihm gleichermaßen Respekt. Auch der Kaiser ermahnte ihn in Briefen, an seiner Statt im Reich für Frieden zu sorgen.

Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach eroberte bald darauf die Bistümer Wurzen und Bamberg, wie es elf Jahre vor ihm Johann Friedrich I. getan hatte, sowie die freie Reichsstadt Nürnberg. Dies war der Beginn des Zweiten Markgrafenkrieg, der erst mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 endete. Albrecht Alcibiades war ein ehemaliger Verbündeter von Moritz, er kämpfte im Schmalkaldischen Krieg auf dessen Seite und vermittelte Ende 1552 erfolgreich zwischen ihm und dem französischen König Heinrich II.. Wieder brachte Moritz ein Fürstenbündnis, unter anderem mit Ferdinand I., gegen Albrecht Alicibiades zustande. Am 9. Juli 1553 kam es daraufhin zur Schlacht bei Sievershausen bei Lehrte. Moritz gewann zwar die Schlacht, wurde aber durch einen Schuss in den Rücken schwer verletzt und erlag zwei Tage später seiner Verwundung im Feldlager im Alter von 32 Jahren. Die letzte Ruhestätte ist die Begräbniskapelle im Dom zu Freiberg.

Da Moritz keinen männlichen Erben hinterließ, trat sein Bruder August die Nachfolge an. Er errichtete Moritz kurz nach dessen Tod an der Dresdener Hasenbastei das Moritzmonument, das erste historische sächsische Denkmal.

Literatur

  • Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen. 5 Bde., 1978–1998. Hrsg. v. der Historische Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
  • Georg Voigt: Moritz von Sachsen, Leipzig 1876.
  • Erich Brandenburg: Moritz von Sachsen, Band I, Leipzig 1899.
  • Günther Wartenberg: Landesherrschaft und Reformation. Moritz von Sachsen und die albertinische Kirchenpolitik bis 1546. Weimar 1988.
  • Karlheinz Blaschke: Moritz von Sachsen. Ein Reformationsfürst der zweiten Generation. Göttingen 1983.
  • Johannes Herrmann: Moritz von Sachsen. Beucha 2003.
  • Hans Baumgarten: Moritz von Sachsen, Berlin 1941.
  • André Thieme und Jochen Vötsch (Hrsg.), unter Mitarbeit von Ingolf Gräßler: Hof und Hofkultur unter Moritz von Sachsen (1521-1553), im Auftrag des Vereins für sächsische Landesgeschichte, Beucha 2004.


Vorlage:Vorgänger-Nachfolger Vorlage:Vorgänger-Nachfolger