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Buddhismus

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Buddha in der Seokguram-Grotte

Der Buddhismus ist eine Religion, deren Gründung auf Siddhartha Gautama, den historischen Buddha, zurückgeht, der im 5. Jh. v. Chr. in Nordindien lebte. Mit weltweit etwa 450 bis 500 Millionen Anhängern, insbesondere in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Thailand, Tibet und Vietnam, zählt er zu den fünf großen Weltreligionen.

Einleitung

Der Buddhismus entwickelte sich ursprünglich auf dem indischen Subkontinent, wo Siddhartha Gautama (Sanskrit; Pali: Siddhattha Gotama; ca. 563 v. Chr. bis 483 v.Chr) als Prinz im lokalen Königsgeschlecht der Shakya in Lumbini, im nordindischen Fürstentum Kapilavastu, zur Welt kam. Im Alter von 35 Jahren erlangte er nach der Lehre des Buddhismus Bodhi („Erleuchtung“, „Erwachen“) und wurde in der Folge als „der Buddha“ bezeichnet, der „Erleuchtete“ oder „Erwachte“.

Seit seiner Entstehung entwickelte der Buddhismus hinsichtlich seines Dogmatismus unterschiedliche Varianten zwischen Philosophie und Glaubenslehre mit unterschiedlichen Graden an religiöser Toleranz gegenüber anderen Glaubenssystemen. Im Hinblick auf seine Ursprünge und auf das auch heute zu findende Zulassen anderer Glaubenssysteme einiger buddhistischer Schulen kann der Buddhismus nicht nur als Religion, sondern auch als Weltanschauung bzw. Philosophie oder Weisheitslehre verstanden werden (s. Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, 1919). Das gilt insbesondere dort, wo grundlegende Lehren des Buddhismus sich nicht auf überirdische Autoritäten berufen (z. B. die Mahasatipatthana Sutta in Dígha Nikaya (DN 22)). Denn erst Buddhas Nachfolger haben aus der ursprünglich philosophischen Lehre, die keinen Gott, keine Seele, keine Kasten und keine sozialen Unterschiede kennt und somit als Gegenteil zum indischen Brahmanismus gesehen werden kann, eine Lehre unter religiösen Aspekten gemacht.

Im Laufe der Zeit und durch Vermischung mit Religionen und Philosophien in den Regionen, in die sich der Buddhismus verbreitete, entwickelten sich jene religiösen Elemente des Buddhismus heraus, mit denen er heute bekannt ist. Wie in anderen Religionen trug zur Entwicklung der volksreligiösen Elemente auch die Instrumentalisierung des Buddhismus in der Politik bei. Starke Wechselwirkungen findet man heute insbesondere noch in Bhutan, aber auch in Sri Lanka und Thailand. Eine sichtbare Rolle spielt der Buddhismus, als im Rahmen des Parlamentarismus wirkende Kraft, noch heute in Japan. In der Volksrepublik China wird versucht, den Buddhismus politisch nutzbar zu machen und ihn im Sinne der Politik der Partei zu führen, z. B. 1995 in Tibet durch den Austausch des Panchen Lama durch ein Kind, dessen Eltern Parteimitglieder sind.

Ziel eines Buddhisten ist es, sich durch ethisches Verhalten, die Kultivierung der Tugenden (Fünf Silas), die Praxis der „Versenkung“ (Samadhi, vgl. Meditation) und die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit (Prajna) vom ewigen Kreislauf des Leidens (Samsara) zu befreien und in den erleuchteten Zustand des Nirvana einzutreten. Für Buddhisten, die von der Wiedergeburt ausgehen, ist dies auch die Befreiung von dieser. Im Buddhismus erlangt man die Befreiung von Dukkha (Leid, Schmerz, Unvollkommenheit, Unbeständigkeit, Nichtigkeit) auf Grund eigener Anstrengung, durch die Überwindung des Anhaftens an seinem „Ich“.

Der thailändische Mönch Ajahn Buddhadasa Bhikkhu formuliert es wie folgt:

„Ist es ein Vergnügen, ein Ehemann zu sein? Macht es Spass, eine Ehefrau zu sein? Denkt selbst darüber nach. Diejenigen, die schon voll ausgekostet haben, was es heisst Ehefrau oder Ehemann zu sein, werden alle ihre Köpfe schütteln. Ist es erfreulich, weiblich zu sein? Ist es ein Vergnügen, ein Mann zu sein? Wenn sich Eure Achtsamkeit und Weisheit Schritt für Schritt entwickelt und sich zunehmend verfeinert, werdet Ihr alle Eure Köpfe schütteln. Weiblich zu sein, bedeutet das dukkha einer Frau zu haben. Männlich zu sein bedeutet, das dukkha eines Mannes zu erleiden.“
„Sind wir jedoch leer [im Sinne von befreit von der Illusion, dass es ein „Ich“ oder „Mein“ gibt], und halten uns selbst nicht für irgend etwas, dann sind wir weder ein Mensch noch ein Himmelswesen und das entsprechende dukkha ist nicht vorhanden. Ist es ein Vergnügen der sexuellen Triebkraft von Ergreifen und Festhalten folgen zu müssen? Wer die Wahrheit erkannt hat, wird den Kopf schütteln.“

Neben der Selbstreflexion verweist die buddhistische Lehre (Pali: Dhamma, Sanskrit: Dharma) auch auf die Notwendigkeit eines moralisch-tätigen Lebens, wobei die Schwerpunktsetzung zwischen den verschiedenen buddhistischen Traditionen variiert:

  • Der vom Leiden (Sanskrit: Dukkha) befreiende Weg soll begangen werden. Leiden entsteht durch die Illusion des „Ich“ oder „Selbst“ und die Anhaftung an das „Ich“, weil Wandel und Lebensdurst diesem Schmerzen zufügen. Die Befreiung besteht nicht in der Entsagung des Lebensdurstes, sondern der Auflösung der Illusion, es gäbe ein persönliches, unteilbares „Ich“.
  • Ein Leben gemäß den sittlichen Prinzipien (Sanskrit: Silas) soll geführt werden. Diese Prinzipien dienen, ähnlich den Zehn Geboten der abrahamitischen Religionen, als Richtlinien für das moralische Verhalten.
  • Die Aufhebung des Leidens wird durch Meditation und Selbstbeobachtung (Achtsamkeit, Sanskrit: smriti, Pali: sati, gegenüber den eigenen Gedanken, Gefühlen und Taten) angestrebt.

Siddhartha Gautama

Siehe Hauptartikel: Siddhattha Gotama

Siddhattha Gotama (Pali) bzw. Siddhartha Gautama (Sanskrit) wurde, gemäß der Überlieferung, 563 v. Chr. in Lumbini, im heutigen Nepal, als Sohn des Herrscherhauses von Shakya geboren (daher der Beiname Shakyamuni, „Schweigender aus dem Hause Shakya“). Im Alter von 29 Jahren wurde ihm bewusst, dass Reichtum und Luxus kein Garant für Glück sind und er brach auf, verschiedene Religionslehren und Philosophien zu erkunden, um die wahre Natur menschlichen Glücks zu finden. Sechs Jahre der Askese, des Studiums und danach der Meditation führten ihn schließlich auf den Weg der Mitte und er erlangte in Bodh-Gaya im heutigen Nordindien, unter einer Pappelfeige „Erleuchtung“. Danach verbrachte der Buddha den Rest seines Lebens bis zu seinem Tod im Alter von 80 Jahren mit der Unterweisung und Weitergabe der buddhistischen Lehre, des Dharma (Sanskrit) bzw. Dhamma (Pali) an die von ihm begründete „Vierfache Gemeinschaft“, bestehend aus den Mönchen (bhikkhu) und Nonnen (bhikkhuni) des buddhistischen Mönchtums, dem Sangha, und von männlichen (Upasaka) und weiblichen (Upasika) Laien.

Grundlagen des Buddhismus

Der lehrende Buddha Shakyamuni (China, 12. Jh.)

Buddha sah sich weder als Gott, noch als Überbringer der Lehre eines Gottes. Er stellte klar, dass er die Lehre, Dhamma (Pali) bzw. Dharma (Sanskrit), nicht aufgrund göttlicher Offenbarung erhalten, sondern vielmehr durch eigene meditative Schau (Kontemplation) ein Verständnis der Natur des eigenen Geistes und der Natur aller Dinge erkannt hatte. Diese Erkenntnis ist jedem zugänglich, wenn er seiner Lehre und Methodik folge. Dabei ist die von ihm aufgezeigte Lehre nicht dogmatisch zu befolgen. Im Gegenteil warnte er vor blinder Autoritätsgläubigkeit und hob die Selbstverantwortung des Menschen hervor. Er verwies auch auf die Vergeblichkeit von Bemühungen, die Welt mit Hilfe von Begriffen und Sprache zu erfassen und mahnte eine Skepsis gegenüber dem geschriebenen Wort oder feststehenden Lehren ein, die in anderen Religionen in dieser Radikalität kaum anzutreffen ist.

Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad

Hauptartikel: Vier Edle Wahrheiten und Achtfacher Pfad

Kern der Lehre des Buddha sind die von ihm benannten Vier Edlen Wahrheiten (Sacca), aus der vierten der Wahrheiten folgt als Weg aus dem Leiden der Achtfache Pfad.

Ursache und Wirkung – „Karma“

Hauptartikel: Karma

Kamma (Pali) bzw. Karma (Sanskrit) bedeutet Tat, Wirken und bezeichnet das sinnliche Begehren, und das Anhaften an die Erscheinungen der Welt (Gier, Hass, Ich-Sucht), die Taten die dadurch entstehen und die Wirkungen von Handlungen und Gedanken in moralischer Hinsicht, insbesondere die Rückwirkungen auf den Akteur selbst. Es entspricht dem Prinzip von Ursache und Wirkung, wie es die westliche Welt als Grundlage der klassischen Physik und der Naturwissenschaft allgemein kennt. Während das westliche Denken dieses Prinzip jedoch nur im materiellen Bereich kennt, bezieht Karma sich auf alles Tun und Handeln sowie die nicht-materiellen Ebenen des Denkens und Fühlens. All das erzeugt entweder gutes oder schlechtes Karma oder kann karmisch gesehen neutral sein.

Gutes wie schlechtes Karma erzeugt die Folge der Wiedergeburten, das Samsara. Höchstes Ziel des Buddhismus ist es, diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma mehr erzeugt wird – Handlungen hinterlassen dann keine Spuren mehr in der Welt. Im Buddhismus wird dies als Eingang ins Nirvana bezeichnet.

Der Kreislauf des Leidens – „Samsara“

Rad des Lebens (Bhutan)

Hauptartikel: Samsara

Samsara, „beständiges Wandern“, bezeichnet den fortlaufenden Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt; Werden und Vergehen. Das Ziel der buddhistischen Praxis ist, diesen Kreislauf zu verlassen. Samsara umfasst alle Ebenen der Existenz, sowohl jene, die wir als Menschen kennen, wie auch alle anderen, von den Höllenwesen (Asuras) bis zu den Göttern (Devas). Alle Wesen sind im Kreislauf des Lebens gefangen, daran gebunden durch Karma: ihre Taten, Gedanken und Emotionen, durch Wünsche und Begierden. Erst das Erkennen und Überwinden dieser karmischen Kräfte ermöglicht ein Verlassen des Kreislaufs.

Reinkarnation

Hauptartikel: Reinkarnation

Reinkarnation (Pali: Punabbhava) und Karma waren Begriffe, die in der indischen Philosophie bereits vor Erscheinen des Buddha bekannt waren. Wie der westlichen Rezeption meist entgeht, widersprach der Buddha diesen vedischen Konzepten grundlegend und ersetzte sie entsprechend seiner Erfahrung:

Die indische Philosophie kannte Atman (Sanskrit) bzw. Atta (Pali), das „Selbst“, vergleichbar mit der persönlichen Seele der westlichen Gedankenwelt. Buddha verneinte deren Existenz als individuelle und konstante Einheit die auch wiedergeboren werden könnte. Im Gegensatz dazu sprach er von Anatman (Sanskrit) bzw. Anatta (Pali), dem „Nicht-Selbst“. Die Vorstellung von Atman ist demnach Teil der Täuschung über die Beschaffenheit der Welt. Gemäß der Lehre Buddhas entsteht die Persönlichkeit, mit all ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen in der Welt, erst aus den Fünf Aneignungsgruppen, den Skandhas (Sanskrit) bzw. Khanda (Pali): Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Geistesregungen und Bewusstsein. Was in der vedischen Tradition Atman genannt wurde, ist demnach aus buddhistischer Sicht keine konstante Einheit, sondern in beständigem Werden, Wandel und Vergehen begriffen. Es kann somit auch nicht als solches wiedergeboren werden.

Reinkarnation wird im Buddhismus also nicht als „Seelenwanderung“ (Transmigration) verstanden, sondern als eine Kontinuität der Geistesprozesse. Sie ist Folge der beim Ableben eines Individuums noch nicht erloschenen mentalen Kräfte, die sich in einer oder mehreren neu in Erscheinung tretenden Existenzen erneut manifestieren. Eine bekannte Allegorie vergleicht diesen Prozess mit der Flamme einer Kerze, die weitere Kerzen anzündet. Weder die Kerze selbst, noch die Flamme, sind die selben, aber ohne die ursprüngliche Kerzenflamme gäbe es auch die ihr folgenden nicht.

Die Ursache der Wiedergeburt liegt im Begehren nach Sinnesbefriedigung, im Trieb nach Sein und Verwirklichung, dem Karma.

Wenn du wissen willst, wer du warst, dann schau, wer du bist.
Wenn du wissen willst, wer du sein wirst, dann schau, was du tust.
(Padmasambhava, 8.-9. Jahrhundert)

Das bedingte Entstehen

Hauptartikel: Bedingtes Entstehen

Wiedergeburten vollziehen sich, solange verursachende, nach Realisierung drängende Triebkräfte vorhanden sind. Diese „bedingte Entstehung“, auch „Entstehen in Abhängigkeit“, (Pali: Paticcasamuppada, Sanskrit: Pratityasamutpada) ist eines der zentralen Konzepte des Buddhismus. Es beschreibt die Seinsweise aller Phänomene in ihrer dynamischen Entwicklung und gegenseitigen Bedingtheit.

Die Lehre – „Dharma“

Datei:Tibet Lhasa Jokhang Wheel of Dharma.jpg
Rad des Dharma (Jokhang-Tempel, Lhasa, Tibet)

Hauptartikel: Dharma

Dharma (Sanskrit) bzw. Dhamma (Pali) bezeichnet im Buddhismus zweierlei:

  • Die Lehre Buddhas (im Theravada auf Buddha beschränkt, im Mahayana und Vajrayana schließt das auch die Lehren der Bodhisattvas und großer verwirklichter Meister mit ein). Basis des Dharma sind die Vier edlen Wahrheiten. Es bildet eines der Drei Juwelen, der so genannten „Zufluchtsobjekte“, bestehend aus dem Lehrer, der Lehre und der Gemeinschaft der Mönche – Buddha, Dharma und Sangha. Es ist auch Teil der 10 Betrachtungen (Anussati).
  • Die Gesamtheit aller weltlichen Phänomene, der Natur, an sich und der ihr zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeiten (siehe oben Das bedingte Entstehen).

Erleuchtung – „Bodhi“

Datei:Buddha h1.jpg
Darstellung des Siddhartha Gautama der mit der Rechten die Erde berührt, um sein Anrecht auf Erlangung des höchsten Zieles, des Bodhi, zu unterstreichen (Bhumisparsa Mudra).

Hauptartikel: Bodhi und Erleuchtung

Bodhi ist der Vorgang des „Erwachens“, der „Erleuchtung“. Voraussetzungen sind das vollständige Begreifen der „Vier edlen Wahrheiten“, die Überwindung aller an das Dasein bindenden Bedürfnisse und Täuschungen und somit das Vergehen aller karmischen Kräfte. Durch Bodhi wird der Kreislauf des Lebens, Samsara, verlassen und Nirvana erlangt.

Die buddhistische Tradition nennt drei Arten von Bodhi:

  • Pacceka-Bodhi wird durch eigene Bemühungen, ohne die Hilfe von Lehrern, erreicht. Ein derart Erleuchteter wird als Pratyeka-Buddha bezeichnet.
  • Savaka-Bodhi bezeichnet die „Erleuchtung“ jener, die mit Hilfe von Lehrern Bodhi erlangen. Ein so Erwachter wird als Arhat bezeichnet.
  • Samma-Sambodhi wird von einem Samma-Sambuddha („Vollkommen Erwachter“) erlangt. Ein solcher „Vollkommen Erwachter“ gilt als die perfekte, mitfühlendste und allwissende Form eines Buddha.Der historische Buddha Shakyamuni (aus dem Geschlecht von Shakya) war ein solcher Samma-Sambuddha.

Siehe auch: Bodhipakkhiyadhamma – Die 37 erforderlichen Dinge zur Erleuchtung

Nirvana – „Verwehen“

Hauptartikel: Nirvana

Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bezeichnet das Verlassen von Samsara, dem Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt. Nirvana kann letztlich mit Worten nicht beschrieben werden, es kann nur erlebt und erfahren werden als Folge intensiver meditativer Übung und Erkenntnis. Es ist auch kein Ort, nicht vergleichbar mit Paradies-Vorstellungen anderer Religionen. Es ist kein Himmel und keine greifbare Seligkeit in einem Jenseits. Nirvana ist ein Abschluss, kein Neubeginn in einer anderen Sphäre. Somit ist es ein Zustand der Zustandslosigkeit, in dem alle Vorstellungen und Wunschgebilde – alle karmischen Kräfte – überwunden und gestillt sind. Auch tritt Nirvana nicht erst mit dem Tod ein. Buddha selbst lebte und unterrichtete noch 45 Jahre, nachdem er Nirvana erreicht hatte. Das endgültige Aufgehen oder „Verwehen“ im Nirvana nach dem Tod wird als Parinirvana bezeichnet.

Religion und/oder Philosophie bzw. Weltanschauung

Während der Buddhismus zu den Weltreligionen gezählt wird, gibt es Buddhisten, die sich nicht als Anhänger einer Religion ansehen, sondern den Buddhismus als Weisheitslehre oder Philosophie bzw. Weltanschauung betrachten, die den Glauben an eine Religion nicht ausschließt. Dabei spielt die neuere Entdeckung des Buddhismus im Westen eine große Rolle, da der Kontakt des Westens mit dem Buddhismus zu einer Zeit geschah, als Aufklärung, Säkularisation und Atheismus eine Gegenposition zur christlich-monotheistischen bildeten.

Oft wird angeführt, dass der Buddhismus keine Götter kenne, was der in Asien gelebten Volksreligion, die die Götter der asiatischen Mythologie mit Glauben an Geister und Formen des Animismus verbindet, zu widersprechen scheint. Dies zeigt aber eher, dass der Buddhismus, der Verhaltens- und Lebensregeln aufstellt, mit anderen Religionen nicht konkurriert. Wer die buddhistischen Regeln einhält, ist nicht gehindert, eine andere Religion zu praktizieren und sich trotzdem als Buddhist zu bezeichnen. Viele Buddhisten in Asien sind gleichzeitig Mitglieder anderer, auch christlicher Religionsgemeinschaften. Da der Buddhismus menschliche Verhaltensregeln und nicht den Glauben an einen bestimmten Gott nahe legt, missioniert er auch nicht, sondern überlässt es dem einzelnen Menschen seinen Weg zur Wahrheit zu finden.

Neben der Gottesfrage besitzt der Buddhismus sehr viele Eigenschaften einer Religion, deren Formen sich allerdings je nach Tradition stark unterscheiden: Ritual, Gemeinschaft, Liturgie, Askese und Mönchtum, Mystik und Dogmatismus – und eine jahrhundertealte Tradition in Asien, die der Kirchengeschichte der christlichen Konfessionen in vielem ähnelt, vor allem in ihrer Position zwischen Macht, Ethik und Glauben.

Allerdings bleibt es eine Frage der Religionsdefinition, ob diese asiatische Weisheitslehre nun letztendlich mit dem europäischem Wort „Religion“ übersetzt werden kann, oder nicht, da sie gewisse kulturelle Eigenheiten besitzt.

Verbreitung des Buddhismus

Verbreitung der Weltreligionen

Drei Monate nach dem Tod des Buddha traten seine Schüler in Rajagarha (heute Rajgir) zum ersten Konzil zusammen, um den Dhamma (die Lehre) und die Vinaya (die Mönchsregeln) zu besprechen und gemäß den Unterweisungen des Buddha festzuhalten. Die weitere Überlieferung erfolgte mündlich. Etwa 100 Jahre später fand in Vesali das zweite Konzil statt. Diskutiert wurden nun vor allem die Regeln der Mönchsgemeinschaft, da es bis dahin bereits zur Bildung verschiedener Gruppierungen mit unterschiedlichen Auslegungen der ursprünglichen Regeln gekommen war. Während des zweiten Konzils und den folgenden Zusammenkünften kam es zur Bildung von bis zu 18 verschiedenen Schulen (Nikaya-Schulen), die sich auf unterschiedliche Weise auf die ursprünglichen Lehren des Buddha beriefen. Daneben entstand auch die Mahasanghika, die für Anpassungen der Regeln an die veränderten Umstände eintrat und als früher Vorläufer des Mahayana betrachtet werden kann.

Sanchi (3. Jh. v. Chr.)

Im 3. Jahrhundert v. Chr. trat in Pataliputra (heute Patna), unter der Schirmherrschaft des Königs Ashoka und dem Vorsitz des Mönchs Moggaliputta Tissa, das 3. Konzil zusammen. Ziel der Versammlung war es, sich wieder auf eine einheitliche buddhistische Lehre zu einigen. Insbesondere Häretiker sollten aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und falsche Lehren widerlegt werden. Im Verlauf des Konzils wurde zu diesem Zweck das Buch Kathavatthu verfasst, das die philosophischen und scholastischen Abhandlungen zusammenfasste. Dieser Text wurde zum Kernstück des Abhidhammapitaka, einer philosophischen Textsammlung. Zusammen mit dem Suttapitaka, den niedergeschriebenen Lehrreden des Buddha, und dem Vinayapitaka, der Sammlung der Ordensregeln, bildet es das in Pali verfasste Tipitaka (Sanskrit: Tripitaka, deutsch: „Dreikorb“, auch „Pali-Kanon“), die älteste große Zusammenfassung buddhistischen Schriftgutes.

Nur diese Schriften wurden vom Konzil als authentische Grundlagen der buddhistischen Lehre anerkannt, was die Spaltung der Mönchsgemeinschaft besiegelte. Während der Theravada, die Lehre der Älteren, sich auf die unveränderte Übernahme der ursprünglichen Lehren und Regeln einigte, legte die Mahasanghika keinen festgelegten Kanon von Schriften fest und nahm auch Schriften auf, deren Herkunft von Buddha nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte.

In den folgenden Jahrhunderten verbreitete sich die Lehre in Süd- und Ostasien. Während der Regierungszeit des Königs Ashoka (3. Jahrhundert v. Chr.) verbreitete sich der Buddhismus über ganz Indien und weit darüber hinaus. Auch Teile von Afghanistan gehörten zu seinem Reich. Im Grenzgebiet zu Pakistan entstand dort, beeinflusst von griechischen Bildhauern, die mit Alexander dem Großen ins Land gekommen waren, in Gandhara die graeco-buddhistische Kultur, eine Mischung von indischen und hellenistischen Einflüssen. In deren Tradition entstanden unter anderem die Buddha-Statuen von Bamiyan.

Borobudur (9. Jh.)

Ashoka schickte Gesandte in viele Reiche jener Zeit. So verbreitete sich die Lehre allmählich über die Grenzen jener Region, in der Buddha gelebt und gelehrt hatte, hinaus. Im Westen reisten Ashokas Gesandte bis in den Nahen Osten, Ägypten, zu den griechischen Inseln und nach Makedonien. Über Sri Lanka gelangte Buddhas Lehre in den folgenden Jahrhunderten zum malayischen Archipel (Indonesien, Borobudur) und nach Südostasien, also Kambodscha (Funan, Angkor), Thailand, Myanmar (Pegu) und Laos. Im Norden und Nordosten wurde der Buddhismus im Hochland des Himalaya (Tibet), sowie in China und Japan bekannt.

Während der Buddhismus so weitere Verbreitung fand, wurde er in Indien ab dem 10. Jahrhundert allmählich zurückgedrängt. Zum einen wandten sich viele Menschen dem Hinduismus zu, und zum anderen war es relativ leicht, die Dharma-Anhänger durch Tötung der Mönche entscheidend zu schwächen und dann zwangsweise zu islamisieren. Deshalb gehörten die letzten Hochburgen des Buddhismus auf dem indischen Subkontinent (Sind, Bengalen) auch schnell zu den islamisierten Gebieten. Auch auf dem malayischen Archipel (Malaysia, Indonesien) sind heute – mit Ausnahme Balis – nur noch Ruinen zu sehen, die zeigen, dass hier einstmals buddhistische Kulturen geblüht hatten.

Eine vielfältige Weiterentwicklung der Lehre war durch die Worte Buddhas vorbestimmt: Als Lehre, die ausdrücklich in Zweifel gezogen werden darf, hat der Buddhismus sich natürlicherweise mit anderen Religionen vermischt, die auch Vorstellungen von Gottheiten kennen oder die die Gebote der Enthaltsamkeit weniger streng oder gar nicht handhabten.

Das „kleine Fahrzeug“ (Hinayana) hält sich an die Lehre Buddhas, wie sie auf dem Konzil von Patna festgelegt wurde, es wird in Sri Lanka und in Thailand, Kambodscha, Burma und Laos befolgt. Das „grosse Fahrzeug“ (Mahayana) durchmischte sich mehr mit den ursprünglichen Religionen und Philosophien der Kulturen, in denen der Buddhismus einzog. So kamen z. B. in China Elemente des Daoismus hinzu, wodurch schließlich die Ausprägung des Chan-Buddhismus und später in Japan Zen entstand.

Wat Phra Yai (Samui, Thailand)
Buddhistischer Hausaltar (Nepal)

Heute leben weltweit circa 450 Millionen Buddhisten. Diese Zahl ist jedoch nicht verbindlich, da es starke Schwankungen zwischen einzelnen Statistiken gibt. Die Länder mit der stärksten Verbreitung des Buddhismus sind China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Thailand, Tibet und Vietnam. In Indien beträgt sein Anteil an der Bevölkerung heute weniger als ein Prozent. Neuerdings erwacht jedoch wieder ein intellektuelles Interesse an der buddhistischen Lehre in der gebildeten Schicht. Auch unter den Dalit („Unberührbaren“) gibt es initiiert durch Bhimrao Ramji Ambedkar, den „Vater der indischen Verfassung“, seit 1956 eine Bewegung, die in der Konversion zum Buddhismus einen Weg, der Unterdrückung durch das Kastensystem zu entkommen, sieht.

Insbesondere der Kolonialismus des 19. Jahrhunderts hat paradoxerweise in vielen Ländern Asiens zu einer Renaissance des Buddhismus geführt. Die Schaffung einer Internationalen Buddhistischen Flagge 1885 ist dafür ein symbolischer Ausdruck. Besonders den Initiativen von Thailand und Sri Lanka ist die 1950 stattgefundene Gründung der World Fellowship of Buddhists (WFB) zu verdanken. Seit dem 19. und insbesondere seit dem 20. Jahrhundert wächst auch in den industrialisierten Staaten USA, Europa, Australien die Tendenz, sich dem Buddhismus zuzuwenden.

Im Unterschied zu den asiatischen Ländern, gibt es im Westen die Situation, dass die zahlreichen und oft sehr unterschiedlichen Ausprägungen aller drei Fahrzeuge nebeneinander in Erscheinung treten.

Organisationen, wie die 1975 gegründete EBU (Europäische Buddhistische Union), haben sich zum Ziel gesetzt, diese Gruppen miteinander zu vernetzen und sie in einen Diskurs mit einzubeziehen, der einen längerfristigen Prozess zur Inkulturation und somit Herausbildung eines „Europäischen Buddhismus" begünstigen soll. Ein weiteres Ziel ist die Integration in die europäische Gesellschaft, damit die buddhistischen Vereinigungen ihr spirituelles, humanitäres, kulturelles und soziales Engagement ohne Hindernisse ausüben können.

In vielen Ländern Europas ist es gegen Ende des 20. Jahrhunderts zu einer öffentlichen und staatlichen Anerkennung des Buddhismus gekommen. Während der Buddhismus in Österreich schon 1983 die volle staatliche Anerkennung erhalten hat, steht sie für Deutschland und die Schweiz noch aus.

Siehe auch: Zeittafel des Buddhismus

Buddhistische Schulen

Hauptartikel: Buddhismus - Schulen und Systeme

Es gibt drei Hauptrichtungen des Buddhismus: Hinayana („Kleines Fahrzeug“), aus dessen Tradition heute nur noch die Form des Theravada („Lehre der Älteren“) existiert, Mahayana („Großes Fahrzeug“) und Vajrayana (im Westen meist als Tibetischer Buddhismus bekannt oder irreführender Weise als Lamaismus bezeichnet). In allen drei 'Fahrzeugen' sind die monastischen Orden Hauptträger der Lehre und für ihre Weiterreichung an die nächsten Generationen verantwortlich.

Theravada

Buddha (Thailand)

Hauptartikel: Theravada

Theravada bedeutet wörtlich Lehre der Älteren. Der Theravada-Buddhismus ist die einzige überlebende Schule der verschiedenen Richtungen des ursprünglichen Buddhismus (Hinayana). Die Theravada-Tradition bezieht sich in ihrer Praxis und Lehre ausschließlich auf die ursprünglichen Aussagen des Buddha. Grundlage dafür sind die ältesten erhaltenen Schriften der buddhistischen Überlieferung, die im Tipitaka (Pali), auch Tripitaka (Sanskrit) oder Pali-Kanon, zusammengefasst sind. Dieser „Dreikorb“ (Pitaka: Korb) besteht aus folgenden Teilen:

Die Betonung liegt im Theravada auf dem Befreiungsweg des einzelnen aus eigener Kraft nach dem Arhat-Ideal. Theravada ist vor allem in den Ländern Süd- und Südostasiens verbreitet: Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha.

Mahayana

Amitabha (Kotokuin)

Hauptartikel: Mahayana-Buddhismus

Der Mahayana-Buddhismus („großes Fahrzeug“) geht zentral auf die Mahasanghika („große Gemeinde“) zurück, eine Tradition, die sich in der Folge des zweiten buddhistischen Konzils (etwa 100 Jahre nach dem Tod Buddhas) entwickelt hatte. Der Mahayana verwendet, neben dem Tripitaka, auch eine Reihe ursprünglich in Sanskrit abgefasster Schriften („Sutren“), die zusammen den „Sanskrit-Kanon“ bilden. Zu den bedeutendsten Texten gehören das Diamant-Sutra, das Herz-Sutra und das Lotos-Sutra. Ein Teil dieser Schriften ist heute nur noch in chinesischen oder tibetischen Übersetzungen erhalten.

Im Unterschied zur Theravada-Tradition, in der das Erreichen der „Erleuchtung“ durch eigenes Bemühen im Vordergrund steht, nimmt im Mahayana das Bodhisattva-Ideal eine zentrale Rolle ein. Bodhisattvas sind Wesen, die als Menschen bereits Bodhi erfuhren, jedoch auf das Eingehen in das Parinirvana verzichteten, um statt dessen allen anderen Menschen, letztlich allen Wesen, zu helfen, ebenfalls dieses Ziel zu erreichen.

Bedeutende Schulen des Mahayana sind beispielsweise der Zen-Buddhismus und der Amitabha-Buddhismus.

Vajrayana

Vajrasattva (Tibet)

Hauptartikel: Vajrayana

Vajrayana, im Westen meist als Tibetischer Buddhismus oder auch fälschlicher Weise als Lamaismus bekannt, ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Schulen. Er beruht auf den philosophischen Grundlagen des Mahayana, ergänzt diese aber um tantrische Techniken, die den Pfad zur Erleuchtung deutlich beschleunigen sollen. Zu diesen Techniken gehören neben der Meditation unter anderem Visualisierung (geistige Projektion), das Rezitieren von Mantras und weitere tantrische Übungen, zu denen Rituale, Einweihungen und Guruyoga (Einswerden mit dem Geist des Lehrers) gehören. Der tibetische Buddhismus legt besonderen Wert auf direkte Übertragung von Unterweisungen von Lehrer zu Schüler. Eine wichtige Autorität des tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama, der oft als Oberhaupt der Gelug-Schule und als politisches Oberhaupt der Exiltibeter gesehen wird.

Die vier Hauptschulen des Tibetischen Buddhismus sind:

Tibetischer Buddhismus ist heute in Tibet, Bhutan, Nepal, Indien, Ladakh, Sikkim, der Mongolei, Burjatien und Kalmükien verbreitet.

Nach der Einführung des Vajrayana in Tibet hat sich im 9. Jahrhundert diese Art des Buddhismus in China als

  • Mi-tsung oder auch Chen-yen (esoterischer Buddhismus) genannt, etabliert.

Er wurde noch im gleichen Jahrhundert nach Japan übertragen. Dort wird Vajrayana in der

Siehe auch

Bodhisattva Prajñāpāramitā, die Verkörperung der Worte des Buddha

Literatur

  • W. Rahula (1963) Was der Buddha lehrt ISBN 3282000383
  • Heinz Bechert: Der Buddhismus I: Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3170153331
  • Heinz Bechert, R. Gombrich: Der Buddhismus: Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3406421385
  • Edward Conze: Der Buddhismus: Wesen und Entwicklung. 10. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1995, ISBN 3170135058
  • Hansjörg Pfister: Philosophische Einführung in den frühen Buddhismus. Verlag Reith & Pfister, Bötzingen 2004, ISBN 3980562999
  • Verena Reichle: Die Grundgedanken des Buddhismus. 11. Auflage. Fischer, Frankfurt 2003, ISBN 3596121469
  • Lambert Schmithausen: Buddhismus und Glaubenskriege, in: Peter Herrmann (Hrsg.): Glaubenskriege der Vergangenheit und Gegenwart. Göttingen, 1997
  • Hans W. Schumann: Handbuch Buddhismus: Die zentralen Lehren – Ursprung und Gegenwart. Diederichs, München 2000, ISBN 3720521532
  • Gerhard Szczesny: Die eine Botschaft und die vielen Irrwege. 2004, ISBN 3826027078 (kritische Auseinandersetzung mit dem Buddhismus)
  • Volker Zotz: Geschichte der buddhistischen Philosophie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3-499-55537-9
Commons: Buddhismus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Buddhismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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