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Buena Vista Social Club

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'Buena Vista Social Club' (1999) ist ein Dokumentarfilm von Wim Wenders über eine Gruppe kubanischer Musiker.

Daten

   * Deutscher Titel: Buena Vista Social Club
   * Originaltitel: Buena Vista Social Club
   * Originalsprachen: Spanisch und Englisch
   * Jahr des Drehs: 1998
   * Veröffentlichung: 1999
   * Länge: 101 Min.
   * Regie: Wim Wenders
   * Buch: Wim Wenders
   * Kamera: Jörg Widmer, Robby Müller
   * Produktion: Ulrich Felsberg


Vorgeschichte

Im Jahr 1996 reist der amerikanische Musiker Ry Cooder nach Kuba. Er findet dort Kontakt zu einer Reihe von Musikern. Ein Kenner der Musikszene stellt für ihn eine Gruppe von Musikern zusammen. Es handelt sich zu einem größeren Teil um Musiker, die vom Alter her bereits die 70 oder sogar die 80 überschritten haben. Mit Ry Cooder als Produzenten spielt die Gruppe Musikstücke für eine CD ein.

Der Name für das Projekt, "Buena Vista Social Club", leitet sich von einem Veranstaltungsort ab, der in den 40ern und 50ern unter diesem Namen sehr populär gewesen ist. Einige der Musiker des Ry-Cooder-Projekts von 1996 sind in den alten Zeiten im "Buena Vista Social Club" aufgetreten.

Das BVSC-Projekt erweist sich als sehr erfolgreich. Es werden von der CD "Buena Vista Social Club" in der westlichen Welt deutlich mehr Exemplare verkauft als man realistischerweise hatte erwarten können. Es entstehen daher Pläne für Nachfolge-Projekte.

1998 reist Ry Cooder erneut nach Kuba. Es gibt den Plan für ein Solo-Album mit dem Sänger Ibrahim Ferrer. Diesmal hat Cooder einen langjährigen Freund, den deutschen Film-Regisseur Wim Wenders, mit dabei, und der wiederum bringt eine Film-Crew mit.

So entsteht 1998 eine Musikdokumentation, die man als die visuelle Ergänzung zu dem 1997 veröffentlichten Album betrachten kann.


Was zeigt der Film?

Einige der Musiker bekommen in dem Film die Gelegenheit, aus ihrem Leben zu erzählen. Im Mittelpunkt stehen dabei Berichte zum Werdegang als Musiker.

Man sieht die Musiker außerdem bei Studioaufnahmen und bei den drei großen Konzerten, die die Gruppe bis zum Abschluss der Dreharbeiten absolviert hat. Zwei der Konzerte finden in Amsterdam statt. Das dritte der Konzerte ist ein Auftritt in der Carnegie Hall in New York. Die "standing ovations" die die Gruppe dort bekommt, kann man als den abschließenden Höhepunkt des Films betrachten.

Eingestreut zwischen diese Szenen gibt es Aufnahmen, die bei Fahrten durch Havanna entstanden sind. Der Blick der Kamera beschönigt dabei nichts. Es wird deutlich dass in Havanna die Häuser und Straßen verfallen sind. Zugleich wird aber auch sichtbar, dass es viel Leben in den Straßen gibt.

Die Konzertausschnitte aus New York werden unterbrochen durch filmische Dokumente, die zeigen, wie die kubanischen Künstler die Stadt New York erkunden. Viele der Künstler sind im Zusammenhang mit dem Konzert zum ersten Mal nach Nordamerika gereist.

In der deutschen Version wird der Film mit Untertiteln gezeigt. Auch die Texte der vorgetragenen Lieder erscheinen als Untertitel.


Die Musiker

Dies dürften die Musiker sein, die sich dem Zuschauer am meisten einprägen:

Ibrahim Ferrer

Der Sänger Ibrahim Ferrer, 72 Jahre alt, ist derjenige aus dem Kreis der Musiker, der am freimütigsten aus seinem Leben erzählt.

Er sieht es als eine besondere Stärke der Kubaner, dass sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Mut oben behalten. Er sieht Kubaner als Leute, die nicht auf Besitz aus sind und erklärt: "Wären wir auf Besitz aus, gäbe es uns längst nicht mehr."


Compay Segundo

Der Gitarrist Compay Segundo ist 90 Jahre alt, hat fünf Kinder und erklärt, dass das sechste in Arbeit sei.

In dieses Bild von unverwüstlicher Vitalität passt es auch, wenn er erklärt, dass er bereits seit 85 Jahren Zigarren raucht.


Omara Portuondo

Omara Portuondo, 68 Jahre alt, ist die einzige Frau unter den Musikern.

Sie wird während eines Spaziergangs durch die Stadt gezeigt. Sie singt dabei eines ihrer berühmten Lieder. Passanten erkennen sie, und ein Mädchen stimmt in den Gesang mit ein.


Rubén González

Rubén González ist 77 Jahre alt; er wird als einer der größten Pianisten seines Landes gesehen.

Der Film zeigt ihn in einem großen Saal am Piano sitzend. Junge Ballerinen gesellen sich zu ihm und bewegen sich zu seiner Musik.


Ry Cooder

Ry Cooder und sein Sohn Joachim sind bei den Studioaufnahmen und bei den Konzert-Auftritten mit dabei, der eine als Gitarrist, der andere als Schlagzeuger und Percussionist. Sie werden außerdem bei Fahrten durch Havanna auf einem Motorrad mit Beiwagen gezeigt.


Kritiken

Es gibt einen breiten Konsens darüber, dass der Film Musik präsentiert, die hörenswert ist und dass die Musiker die weltweite Aufmerksamkeit, die ihnen zugeflossen ist, verdient haben.

Unbestritten ist auch, dass die Musiker des Buena Vista Social Club auf der Bühne und im Leben Humor und Lebensfreude zeigen, die ansteckend wirken können. Keiner der Musiker hat sich von Marketing-Experten ein Image vorgeben lassen. Das Gezeigte wirkt daher rundherum authentisch.

Kritisiert wird dagegen gelegentlich die Art und Weise, in der die Vertreter der westlichen Kultur sich den Vertretern der kubanischen Kultur genähert haben.

Als Kritikpunkte werden von nordamerikanischen und europäischen Rezensenten angeführt:

  • Ry Cooder werde in dem Film zu sehr herausgestellt. Außerdem verhalte er sich den Kubanern gegenüber herablassend.
  • Mit der Liebe von Wim Wenders zur kubanischen Musik könne es nicht weit her sein. Andernfalls hätte er nicht des öfteren die Präsentation von Musikstücken durch Schnitte unterbrochen.
  • In dem Film ist zu sehen, dass einige der Musiker beim Gang durch die New Yorker Straßen eine naive Ergriffenheit zeigen. Manche Kritiker sehen das als eine unzulässige Bloßstellung.

Bei kubanischen Rezensenten hat es Verwunderung darüber gegeben, dass angesichts der langen Musiktradition, die Kuba zu bieten hat und angesichts der Viefalt in der kubanischen Musikszene gerade die Musik der alten Männer so besonders herausgestellt wird. Allerdings sind die Konzerte des BVSC auch in Kuba gut angenommen worden.

Der Musikkritiker der Zeitung "Granma" aus Havanna, Pedro de la Hoz, erklärt in einer Stellungnahme, dass um den Film und die CDs herum eine verkaufsfördernde Legende geschaffen worden sei. Aus seiner Sicht handelt es sich bei den Musikern des BVSC nicht um welche, die von der kubanischen Öffentlichkeit vergessen worden waren, wie im Zusamenhang mit dem Film oft erklärt wurde. Es handele sich vielmehr durchgängig um Künstler, die bereits vor dem BVSC-Projekt ihren Platz in der Geschichte der kubanischen Musik sicher hatten.


Auszeichnungen

Europäischer Dokumentarfilmpreis 1999

Nominierung für den Academy Award im Jahr 2000.

Ry Cooder erhält 1998 einen Grammy für die CD "Buena Vista Social Club"


Die CDs zum Film

Der Film machte die Musiker einem weltweiten Publikum bekannt. Einige setzten ihre künstlerische Arbeit fort, indem sie Solo-Alben herausbrachten. Zu ihnen gehören Ibrahim Ferrer, Compay Segundo, Rubén González und Elíades Ochoa.