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LEAG (Unternehmen)

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LEAG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 12.10.2016
Sitz Cottbus, Brandenburg[1]
Leitung Helmar Rendez[2] (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl ca. 8.000
Branche Energieversorgung
Website www.leag.de

LEAG ist die gemeinsame Marke der Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz Energie Kraftwerke AG. Die Unternehmen mit Sitz in Cottbus bilden gemeinsam den viertgrößten deutschen Energieversorger. Die LEAG entstand 2016 durch den Verkauf der Lausitzer Braunkohletagebaue und der -kraftwerke des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall AB an die tschechische EPH-Gruppe und dessen Finanzpartner PPF Investments. Zur EPH gehört bereits das in Sachsen-Anhalt beheimate Bergbau-Unternehmen MIBRAG.

Geschichte

Die LEAG entstand durch den Verkauf der Braunkohlesparte und der dazugehörigen Kraftwerke des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall AB. Die deutschen Standorte der Braunkohle-UnternehmenVattenfall Europe Mining AG und Vattenfall Europe Generation AG wurden an den tschechischen Energieversorger Energetický a Průmyslový Holding (EPH) und die Investmentgesellschaft PPF Investments veräußert.[3] Beide Unternehmen sind zu jeweils 50 % an dem neuen Unternehmen beteiligt.[4]

bis 2002

Kraftwerkssparte

Die in der DDR betriebenen Kohlekraftwerke wurden bis zu den Verhandlungen über die sogenannten Stromverträge 1990 von der „Vereinigte Kraftwerke AG“ (entstanden aus den ostdeutschen Braunkohlekombinaten) verwaltet. Im Zuge des Zusammenschlusses zu Verbundunternehmen entstand durch Neugründung seitens der Treuhandanstalt die Vereinigte Energiewerke AG (VEAG).[5] In diesem neuen Unternehmen wurden 1991 die ostdeutschen Kohlekraftwerke und das Verbundnetz zusammengefasst.

1994 wurde die VEAG für vier Milliarden DM an ein Unternehmenskonsortium der sieben größten westdeutschen Energieversorger verkauft. Das Konsortium bestand aus der Preussen-Elektra AG, der Rheinisch-Westfälisch Elektrizitätswerke AG, der Bayernwerk AG (insgesamt 75 % der Anteile) und der Holding EBH, einem Zusammenschluss aus BEWAG, VEW, Badenwerk, EVS und HEW (insgesamt 25 % der Anteile).

Durch den Zusammenschluss der Preussen Elektra AG (VEBA) und Bayernwerk AG (VIAG) zur heutigen E.ON und der Fusion von RWE und VEW und die mit diesen Zusammenschlüssen verbundenen kartellrechtlichen Probleme mussten sich die Hauptanteilseigner von den Beteiligungen an der VEAG trennen. 2001 erwarben die HEW, bereits seit 2000 ein Unternehmen von Vattenfall, die kompletten Anteile der VEAG.[6]

Tagebausparte

Die Braunkohletagebaue der DDR wurden in verschiedenen Kombinaten strukturiert. Mit dem Ende der DDR entstand 1990 aus der Privatisierung des BKK Senftenberg die Lausitzer Braunkohle AG. 1993 verschmolz die LAUBAG mit dem VE Gaskombinat Schwarze Pumpe (ab 1990 Energiewerke Schwarze Pumpe Aktiengesellschaft). 1994 wurde die Gesellschaft von der Treuhandanstalt an ein westdeutsches Unternehmenskonsortium verkauft. Hauptanteilseigner waren die Rheinbraun AG (39,5 %) und die Preussen Elektra AG (30 %).[7] Die Abwicklung der Altlasten wurde an die LBV (später LMBV) abgegeben.

Die Anteile der Rheinbraun AG und Preussen Elektra AG wurden auf Grund der Fusionsvorhaben abgetreten. Die Anteile wurden 2001 von der HEW übernommen.

von 2002 bis 2016

Nach den Übernahmen der drei Unternehmen VEAG, LAUBAG und BEWAG (Berlin) durch HEW/Vattenfall 2001 wurden alle Unternehmen Anfang 2002 in eine neue Gesellschaft mit einheitlicher Marke überführt. Die Vattenfall Europe AG entstand und war der damals drittgrößte Energieversorger Deutschlands.[8] Die Tagebauaktivitäten firmierten unter der Vattenfall Europe Mining AG, die Kraftwerksaktivitäten unter der Vattenfall Europe Generation AG. 2012 änderte sich die Rechtsform der Holding in Deutschland zur Vattenfall GmbH.[9]

ab 2016

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall gab Ende 2014 bekannt, die Braunkohleaktivitäten in Deutschland verkaufen zu wollen.[10] An dem anschließenden Bieterverfahren beteiligte sich u.a. die Umweltorganisation Greenpeace.[11] Nach Abschluss der Bieterphase verhandelte Vattenfall mit den beiden verbliebenen Interessenten EPH/PPF und der tschechischen Czech-Coal-Gruppe.[12] Dabei konnten sich EPH und PPF im April 2016 gegen den Konkurrenten durchsetzen.[13] Durch anschließende Verzögerungen bei der Prüfung des Verkaufs durch die EU-Kommission auf mögliche kartellrechtliche Belange verzögerte sich der Abschluss bis in den Herbst 2016.[14] Im Rahmen einer Pressekonferenz am 11. Oktober 2016 wurden der Name und das neue Logo des Unternehmens veröffentlicht. Der Handelsregistereintrag erfolgte am 12. Oktober 2016. Mit dem Verkauf wurden die ca. 8.000 Mitarbeiter von Vattenfall, die in der Braunkohlesparte tätig waren, in die neue Gesellschaft übernommen.[15]

Standorte in Deutschland

LEAG Hauptverwaltung in Cottbus

Die Verwaltung der LEAG hat ihren Sitz in Cottbus, Brandenburg.

Die LEAG ist als Betreiber der ostdeutschen Braunkohletagebaue und -kraftwerke tätig. Die in der Gesellschaft „Lausitz Energie Bergbau AG“ angesiedelten Tagebaue umfassen die Standorte Tagebau Welzow-Süd, Tagebau Nochten, Tagebau Reichwalde und den Tagebau Jänschwalde. Die Rekultivierung des Tagebau Cottbus-Nord wird zu Teilen ebenfalls von der LEAG durchgeführt und in das Projekt des Cottbuser Ostsees überführt.[16] Die Brikettfabrik am Standort Industriepark Schwarze Pumpe ist ebenfalls der „Lausitz Energie Bergbau AG“ zugeordnet.

Die Kraftwerke des Unternehmens firmieren unter „Lausitz Energie Kraftwerke AG“. Dort werden die im Lausitzer Braunkohlerevier betriebenen Kraftwerke verwaltet. Zu den Kraftwerksstandorten zählen das Kraftwerk Schwarze Pumpe, das Kraftwerk Boxberg und das Kraftwerk Jänschwalde. Ein Teil des Kraftwerkes Lippendorf („Block R“) gehört ebenfalls zum Kraftwerkspark des Unternehmens. Der zweite Block („Block S“) gehört dem baden-württembergischen Energieversorger EnBW. Betrieben wird die gesamte Anlage von der LEAG.

Unternehmensdaten

Die Braunkohlesparte als Unternehmen Vattenfall Europe Mining AG (Lausitz Energie Bergbau AG) erwirtschaftete im Jahr 2014 einen Verlust in Höhe von rund 46 Mio. Euro. Der Umsatz belief sich auf ca. eine Milliarde Euro. Davon entfielen über 80 % auf Rohbraunkohle oder andere Kohleprodukte. Das Unternehmen förderte 2014 knapp 62 Mio. Tonnen Rohbraunkohle, wovon 51,5 Mio. Tonnen direkt an die Vattenfall Europe Generation AG abgesetzt werden konnten.[17]

Die Kraftwerkssparte unter der Vattenfall Europe Generation AG (jetzt Lausitz Energie Kraftwerke AG) erwirtschaftete 2014 ebenfalls einen Verlust in Höhe von rund 708 Mio. Euro. Dies war auf sinkende Stromhandelspreise und ungünstige Markterwartungen sowie eine Abschreibung in Höhe von 428 Mio. Euro auf das Kraftwerk Moorburg zurückzuführen.[18] Es wurde ein Umsatz von ca. 2,4 Mrd. Euro erzielt. Das Kraftwerk Moorburg wurde im Zuge des Verkaufes nicht an die neue Lausitz Energie Kraftwerke AG abgegeben. Ebenso verbleiben die Wasserkraftwerke bei der Vattenfall GmbH.[19]

Tochterunternehmen

Zum Unternehmen LEAG gehören die Spedition „Transport- und Speditionsgesellschaft Schwarze Pumpe mbH“ (TSS GmbH) mit Sitz in Schwarze Pumpe und das Planungs- und Serviceunternehmen „GMB GmbH“ mit Sitz in Senftenberg. Beide Unternehmen sind rechtlich selbstständige Unternehmen im Besitz der „Lausitz Energie Bergbau AG“.[4]

Kritik

Die Kohleverstromung steht in Deutschland wegen der hohen Schadstoffbelastung stark in der Kritik. Es kommt wiederholt zu Protesten und Demonstrationen auf den Seiten der Kohlegegner und -befürworter. Dabei werden unter anderem Tagebaue und Kraftwerke Ziel von klimaaktivistischen Aktionen. So wurde Anfang 2016 der aufgrund der Aktionsankündigung vorsorglich außer Betrieb genommene Tagebau Welzow-Süd und das Kraftwerk Schwarze Pumpe gewaltsam besetzt.[20]

Verkauf an EPH

Kritik gegen den Verkauf des Tagebau- und Kraftwerksgeschäftes an die tschechische EPH-Gruppe äußerte im Vorfeld auch die Umweltorganisation Greenpeace. EPH sei ein „skrupelloser Investor“[21], der Firmen aufkaufe und finanziell auspresse. Im Vergleich zur Übernahme der MIBRAG befürchtet Greenpeace bei der neuen LEAG einen Abzug von Rückstellungen, die für die Rekultivierung vorgesehen waren.[22] Vor allem im Hinblick auf gesetzte Klimaziele der Regierung sieht Greenpeace mit dem neuen Investor keine Möglichkeit, diese zu erreichen.[23] Ebenso werden das Konzerngeflecht aus verschiedenen Beteiligungsgesellschaften unter der Holding EPH sowie die enge Zusammenarbeit mit PPF bemängelt, welche ihren Sitz in Jersey, einem vermeintlichen Steuerparadies, hat.[22]

Verzögerungen beim Verkauf der Braunkohlesparte stellten sich durch eine Klage gegen Vattenfall bei der EU-Kommission ein. Die in Dresden ansässige „Lausitz Mongolia Mining Generation AG“ sieht sich beim Bieterverfahren wegen unerlaubter staatlicher Beihilfe ungerecht behandelt. Das Gebot des deutsch-mongolischen Unternehmen wurde ohne Angabe von Gründen abgewiesen, ähnlich wie das Gebot der Umweltorganisation Greenpeace.[24][25]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lausitzer Tagebaufirma heißt jetzt LEAG. In: www.rbb-online.de. 11. Oktober 2016, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  2. Märkische Allgemeine, Potsdam, Brandenburg, Germany: Nach Vattenfall-Verkauf – Lausitzer Braunkohle heißt jetzt LEAG – MAZ - Märkische Allgemeine. In: Märkische Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 11. Oktober 2016.
  3. EPH und Vattenfall: Tschechen übernehmen offiziell ostdeutsche Braunkohle. (handelsblatt.com [abgerufen am 11. Oktober 2016]).
  4. a b Unternehmen. In: LEAG. Abgerufen am 11. Oktober 2016.
  5. André Bleicher: Die Institutionalisierung eines organisationalen Feldes: das Beispiel der Elektrizitätswirtschaft. 11. Juli 2007 (nbn-resolving.de [abgerufen am 12. Oktober 2016]).
  6. Beschluß Fusionskontrollverfahren Verfügung gemäß § 40 Abs. 2 GWB. Bundeskartellamt, 8. Beschlußabteilung, 10. Mai 2001, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  7. Deutscher Bundestag: Drucksache 13/1660 vom 14. Juni 1995
  8. n-tv Nachrichtenfernsehen: "Neue Kraft" im Osten: Weg frei für Vattenfall Europe. In: n-tv.de. 19. Februar 2002 (n-tv.de [abgerufen am 12. Oktober 2016]).
  9. Vattenfall ändert Rechtsform und grenzt Haftungsumfang ein | 10.08.2012. In: www.verivox.de. 10. August 2012, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  10. sz-online: Vattenfall will Braunkohle-Verkauf 2016 abschließen. In: SZ-Online. 18. Juli 2015 (sz-online.de [abgerufen am 11. Oktober 2016]).
  11. Katrin Langhans Berlin: Kohlekraftwerke: Greenpeace will kaufen, Vattenfall soll zahlen. In: sueddeutsche.de. 20. Oktober 2015, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 11. Oktober 2016]).
  12. Noch zwei tschechische Bieter für Lausitzer Braunkohlesparte. In: www.rbb-online.de. 16. März 2016, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  13. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Energieversorger: Vattenfall verkauft Braunkohlesparte an tschechische Firma. In: SPIEGEL ONLINE. 18. April 2016, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  14. Verkauf der Vattenfall-Braunkohlesparte verzögert sich. In: www.rbb-online.de. 25. August 2016, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  15. Lausitzer Rundschau: Cottbus: Neuer Name und neuer Chef für Lausitzer Tagebaue und Kraftwerke :: lr-online. Live-Ticker zur EPH-Pressekonferenz. In: www.lr-online.de. 11. Oktober 2016, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  16. Lausitzer Rundschau: Cottbus: Letzte Fahrt aus der Grube :: lr-online. In: www.lr-online.de. 24. Dezember 2015, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  17. Unternehmensregister: Geschäftsberichte Vattenfall Europe Mining AG. In: www.unternehmensregister.de. 11. März 2015, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  18. Unternehmensregister: Geschäftsberichte Vattenfall Europe Generation AG. In: www.unternehmensregister.de. 11. März 2015, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  19. Vattenfall verkauft Wasserkraftwerke nicht | 05.07.2016. In: www.verivox.de. 5. Juli 2016, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  20. n-tv Nachrichtenfernsehen: Jetzt ist "Ende Gelände": Braunkohlegegner besetzen Tagebau Welzow. In: n-tv.de. 13. Mai 2016 (n-tv.de [abgerufen am 12. Oktober 2016]).
  21. Greenpeace sieht in EPH einen "skrupellosen Investor". In: www.rbb-online.de. 9. Juli 2016, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  22. a b mdr.de: Greenpeace: Schwere Vorwürfe gegen Vattenfall-Nachfolger | MDR.DE. 7. September 2016 (mdr.de [abgerufen am 12. Oktober 2016]).
  23. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Vattenfall: Schweden billigt Verkauf von Braunkohlesparte an tschechische Firma. In: SPIEGEL ONLINE. 2. Juli 2016, abgerufen am 12. Oktober 2016.
  24. sz-online: Vattenfall-Verkauf womöglich auf der Kippe. In: SZ-Online. 9. August 2016 (sz-online.de [abgerufen am 12. Oktober 2016]).
  25. Jürgen Flauger: Verkauf der Braunkohle: Vattenfall wird Mongolen nicht los. 23. Mai 2016 (handelsblatt.com [abgerufen am 12. Oktober 2016]).