Gau Hessen-Nassau

Der Gau Hessen-Nassau war eine Verwaltungseinheit der NSDAP, die von 1933 bis 1945 bestand.
Geschichte und Struktur
Jakob Sprenger war seit Anfang 1927 Gauleiter von Hessen-Nassau-Süd mit der Hauptstadt Frankfurt am Main. Ab September 1930 war er Mitglied des Reichstages der Weimarer Republik und danach bis Kriegsende des nationalsozialistischen Reichstags.
Das Gaugebiet Hessen-Nassau umfasste ab 1. Januar 1933 das Land Hessen-Darmstadt sowie den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Regierungspräsident 1933-1936 Werner Zschintzsch, 1936-1943 Fritz Pfeffer von Salomon), der zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörte, deren Oberpräsident von 1933 bis 1943 Philipp von Hessen (Politiker), der Leiter des Hauses Hessen, war. Ihm folgte 1943 der NS-Jurist Ernst Beckmann. Die Macht des Gauleiters wuchs auf Kosten der preußischen Behörden. Am 5. Mai 1933 wurde Sprenger zusätzlich Reichsstatthalter des Volksstaates Hessen. Aufgrund des Reichsstatthaltergesetzes vom 30. Januar 1935 übernahm er von Philipp Wilhelm Jung die Führung der dortigen Landesregierung bis Kriegsende 1945. Der bisherige stellvertretende Gauleiter Heinrich Reiner wurde sein Staatssekretär im Kabinett Sprenger ohne weitere Minister. Mit der Doppelfunktion als Partei- und Regierungsleiter hatte Sprenger eine umfassende Machtfülle.
Die Gauleitung hatte ihren Sitz bis etwa 1940 im Adolf-Hitler-Haus[1] in der Gutleutstraße 8-12 in Frankfurt am Main[2], dann am Börsenplatz (Rathenauplatz). Gauinspekteur war Willi Stöhr, Gauschulungsleiter Franz Hermann Woweries, Gauwirtschaftsberater der stark an der Arisierung beteiligte Karl Eckardt (NSDAP), Landwirtschaftsberater der Agrarpolitiker und SS-Mann Dr. Richard Wagner (NSDAP). Eine Gauführerschule bestand in Frankfurt am Main, ab 1937 auch in Kronberg im Taunus[3]. Es gab mehrere Parteizeitungen, z. B. den Darmstädter täglicher Anzeiger, die Hessische Landeszeitung und das Frankfurter Volksblatt.
Am 1. September 1939 wurde Sprenger Reichsverteidigungskommissar des Wehrkreises XII, ab 1. Dezember 1943 auch im Gau Hessen-Nassau. In dieser Funktion hielt er im März 1941 eine Festrede zur Eröffnung des von Alfred Rosenberg initiierten antisemitischen Instituts zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt am Main. 1944 folgte seine Ernennung zum Oberpräsidenten der neuen preußischen Provinz Nassau.
Die Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg an der Lahn war ein Hauptort der Aktion T4 zur nationalsozialistischen Euthanasie.

Gauleiter des 1925 gegründeten NSDAP-Gaues Hessen waren:
- Anton Haselmayer (1925 - 22. September 1926)
- Karl Linder (NSDAP) (1. Oktober 1926 - 1. März 1927)
Zum 1. März 1927 erfolgte eine Neuordnung in die Gaue Hessen (Offenbach-Darmstadt), Hessen-Nassau-Nord (später Gau Kurhessen) und Hessen-Nassau-Süd).
Gauleiter von Hessen(-Darmstadt) waren
- Friedrich Ringshausen (1927 - 9. Januar 1931)
- Peter Gemeinder (9. Januar - 30. August 1931)
- Karl Lenz (Sept. 1931 - Dez. 1932)
Gauleiter von Hessen-Nassau-Süd bzw. Hessen-Nassau (ab 1933) war
- Jakob Sprenger (Politiker) (1. März 1927 - 25. März 1945)
Stellvertretende Gauleiter waren
- Karl Linder (NSDAP) (1928 - 1932)
- Karl Linder (31. Dezember 1932 - 15. März 1933)
- Heinrich Reiner (Anf. Juli 1933 - 30. Juni 1937)
- Karl Linder (1. Juli 1937 - 1945)
Literatur
- Adalbert Gimbel/Karl Hepp: So kämpften wir! Schilderungen aus der Kampfzeit der NSDAP im Gau Hessen-Nassau, Frankfurt a. M. 1941
- Stephanie Zibell: Jakob Sprenger (1884-1945). NS-Gauleiter und Reichsstatthalter in Hessen. Hg. Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt 1999 ISBN 978-3-88443-073-6
- Rolf Schmidt: Der Gau Kurhessen und seine Gau- und Kreisleiter im 3. Reich, BoD Norderstedt 2013