Geschichte Portugals
Vor- und Frühgeschichte
Die Geschichte Portugals ähnelt bis in das frühe Mittelalter der Geschichte der anderen Regionen der Iberischen Halbinsel. Erste Besiedlungsspuren finden sich aus der Jungsteinzeit. Eines der ältesten Zeugnisse menschlicher Besiedelung in Portugal stellen die Felszeichnungen von Foz Côa (ca. 18000 v. Chr.) dar. Ab 2000 v. Chr. wandern die Iberer wahrscheinlich aus Nordafrika auf die Pyrenäenhalbinsel ein. Die Kultur der Iberer, die in die jüngere Eisenzeit fällt, weist hochentwickelte Stadtstaaten auf. Die Phönizier (ab 1200 v. Chr.) und die Griechen (ab 700 v. Chr.) gründen in Portugal Kolonien. Um das Jahr 600 v. Chr. Invasion der Kelten, die sich mit den Iberern vermischen. Die Ursprünge der Lusitanen, die in alten Quellen neben den Kelten als zweites Volk genannt werden und im Lateinischen für das Land namensgebend werden sollten, sind nicht klar, es wird aber angenommen, daß es sich um einen keltischen Stamm gehandelt hat, der vielleicht ursprünglich seine Heimat im Schweizer Alpenraum hatte und von dort mit den anderen keltischen Stämmen auf die iberische Halbinsel einwanderte. Ab ca. 500 v. Chr. läßt sich die Präsenz von Karthagern nachweisen, Schließlich wird das Land von Karthago erobert (um 450 v. Chr.). Als Ergebnis des zweiten punischen Krieges (218 v. Chr. - 202 v. Chr.) von Karthago an Rom abgetreten und Teil der Provinz Hispania Ulterior.
Die römische Periode
Die Keltiberer sind nicht bereit, die römische Invasion kampflos hinzunehmen. Erst nach dem mit großer Härte geführten Keltiberischen Krieg (197 v. Chr.– 179 v. Chr.) ist die römischer Herrschaft einigermaßen gesichert. 147 v. Chr. erheben sich die Keltiberer erneut gegen Rom, der Anführer des Aufstandes, Viriatus, wird zum Nationalhelden. Die Römer machen Quinto Fabio Maximo, den Bruder von Scipio Africanus dem Jüngeren, zum Konsul für Hispania Citerior, diesem gelingt es zunächst Viriatus zu schlagen, danach kann dieser den Römern aber eine ernste Niederlage beibringen (143 v. Chr., Schlacht bei Baecula), die Römer müssen sich nach Córdoba zurückziehen. 140 v. Chr. schlägt Viriatus den neuen römischen Konsul Fabio Maximo Servilliano, mehr als 3.000 Römer sterben auf dem Schlachtfeld. Die Römer müssen in einen demütigenden Friedensvertrag einwilligen, der danach allerdings vom Senat in Rom nicht ratifiziert wird. Erst als Viriatus bei Viseu im Auftrag der Römer ermordet wird (139 v. Chr.) bricht der Aufstand zusammen. Ab 138 v. Chr. bauen die Römer Festungsanlagen im heutigen Lissabon. Erst Gaius Julius Cäsar gelingt es jedoch ab 60 v. Chr. von Lissabon aus, den letzten Widerstand der portugiesischen Stämme zu brechen. Rom regiert das Land fast vier Jahrhunderte. Unter Augustus wird 27 v. Chr. eine Verwaltungsreform durchgeführt und auf der iberischen Halbinsel drei Provinzen eingerichtet: Betica, Hispania Citerior oder Tarraconense und Lusitania (Hauptstadt Emerita, das heutige Mérida). Die Provinz Lusitania wurde wiederum in drei Bezirke („conventus“) eingeteilt: Pacensis (Hauptstadt Pax Iulia, das heutige Beja), Scallabitanus (Hauptstadt Scallabis, heute Santarém) und Emeritensis (Hauptstadt Emerita, heute Mérida). Lusitanien umfaßte den größten Teil des heutigen Portugals sowie die spanischen Provinzen Salamanca und Cáceres. Im Jahr 280 teilt Diokletian die Provinz Hispania Tarraconense in zwei weitere Provinzen: Hispania Cartaginense und Calecia. Die Provinz Calecia umfaßte das Gesamte Gebiet des heutigen Portugal nördlich des Douro.
Die Keltiberer waren Heiden, zu wichtigen Anlässen wurden Gefangene geopfert, dies ist zum Beispiel von Apiano für die Beerdingungsfeierlichkeiten des Viriatus verbürgt. Angeblich soll der Apostel Paulus die iberische Halbinsel besucht und dort mit der Christianisierung begonnen haben. Verstärkt beginn die Christianisierung jedoch erst im letzten Jahrhundert der römischen Oberhoheit, vier Bistümer werden eingerichtet (Braga, Ossónoba, Évora und Lissabon), von denen Braga das älteste ist.
Germanenreiche, Mauren und Reconquista
Barbareneinfall ab 409 (Alanen, Wandalen und Sueben) bzw. 416 (Westgoten), der die römische Provinz zerstört. Von diesen vier germanischen Stämmen, die das Land erobern, dominieren zunächst die Sweben das Gebiet des heutigen Portugals, deren Könige ihren Sitz in Bracara Augusta, dem heutigen Braga hatten. Um 550 werden sie vom Hl. Martin von Dume zum Christentum bekehrt. Schließlich setzen sich jedoch die Westgoten durch (Sieg über die Alanen und Wandalen, 585 Sieg des Westgotenkönigs Leowigild über das Königreich der Sweben unter Andeca, dem letzten König der Sweben).
Im Jahr 711 wird das Land von Tariq ibn Ziyad für den Islam erobert, das Königreich der Westgoten zerstört. Der letzte König der Westgoten, Roderich, fällt in der entscheidenden Schlacht gegen die Mauren am Río Barbate. Während der Zeit der Herrschaft der Almoraviden bleiben die christlichen und jüdischen Einwohner weitgehend ungestört. Das Gebiet des heutigen Portugals wurde Teil des Kalifats von Córdoba.
Unter Pelagrius, der aus altem westgotischen Adel stammt, bildet sich eine Widerstandsbewegung gegen die moslemischen Eroberer. Pelagrius kann 718 die Mauren bei Poitiers schlagen und nimmt den Titel eines Fürsten von Asturien an. Die jungen asturische Monarchie versteht sich als Nachfolgerin und Erbin des Westgotenreiches. Mit Pelagrius Sieg bei Covadonga 722 beginnt die Reconquista, die Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Mauren, die 1492 mit dem Fall von Granada endet. Portugal wird bereits 1128 vollständig von den Mauren befreit.
König Alfons III., der Große von Asturien (866 – 909) verlegt die Hauptstadt nach León. 866 erobert er Coimbra, 868 Porto. Coimbra geht allerdings 987 wieder an die Mauren verloren. Der von den Mauren zurückeroberte westlichste Landesteil Asturiens um den Douro erfährt einen planmäßigen Ausbau. 1064 gelingt es König Ferdinand I., dem Großen von Kastilien und León, Coimbra von den Mauren zurückzuerobern. Dessen Nachfolger, Alfons VI., der Tapfere, wird im Jahr 1065 König von Asturien-León und nimmt bis zum Jahr 1073 auch den Titel eines Königs von Kastilien, Galicien und Portugal an. Portugal erhob er zur Grafschaft (Comitatus Portaculensis), benannt nach dem alten römischen Hafen Portus Cale, dem heutigen Porto. Obwohl unter der Lehenshoheit von Asturien-Kastilien-León kann sich die neue Grafschaft bald eine große Selbständigkeit sichern.
1086 unterliegt Alfons VI. in einer Schlacht den Almoraviden. Daraufhin ruft er die Kreuzfahrer zu Hilfe. So kommen auch burgundische Ritter in das Land.
Portugal unter den Burgunderherrschern
Unter diesen Rittern waren auch Mitglieder der Familie der Herzöge von Burgund. Diese, selbst ein jüngerer Zweig der in Frankreich herrschenden Kapetinger, waren jüngere Söhne der Herzöge, die deshalb in ihrem Land nicht zur Nachfolge berufen waren und aus Abenteuerlust nach Portugal gingen, damals noch eine Art Grenzland zu den maurischen Staaten. Der erste dieser Burgunder, der das Gebiet des heutigen Portugals erreichte, war Graf Raymond von Armous, der Urraca von Kastilien, die Erbtochter Alfons VI., heiratete und 1093 Graf von Galicien wird.
Wichtiger für die portugiesische Geschichte wurde jedoch Heinrich von Burgund. Dieser ging an die Hof Alfons VI., zu dem bereits familiäre Beziehungen bestanden (Alfons VI. hatte eine Tante von Heinrich von Burgund geheiratet).
Um 1093 heiratet er Theresia von Kastilien, die nichteheliche Lieblingstochter König Alfons. Als Mitgift erhält er die gerade von den Mauren zurückeroberten Gebiete in Nordportugal (Entre Minho E Douro, Tras Os Montes, Beira, Porto, Braga, Viseu und Coimbra) sowie Teile von Südgallizien als erbliches Lehen (1095). Auch erhielt er das Recht, alles Land, das er noch von den Mauren dazu erobern könne, ebenfalls als erbliches Lehen zu behalten. Heinrich gründet das Erzbistum Braga (1104) und die Bistümer Porto, Lamego, Viseu und Coimbra. Die Stadt Guimarães, die sich deshalb heute stolz "die Wiege Portugals" nennt, wird zu seiner bevorzugten Residenz. Heinrich begründet die Herrschaft des Hauses Burgund in Portugal, die bis 1383 andauern sollte.
Der Weg in die portugiesische Unabhängigkeit
Unter der Herrschaft Heinrich von Burgunds begannen sich die eroberte Gebiete als „Grafschaft Portugal“ zunehmend als politische Einheit zu verstehen. 1109 verstirbt König Alfons VI., der Tapfere, von Asturien-León. Heinrich benutzt diese Gelegenheit um seinen Herrschaftsbereich zunehmend von der asturischen Oberherrschaft zu lösen. In Urkunden aus dieser Zeit vermeidet er zwar noch den Königstitel, benutzt aber bereits eine königsähnliche Titulatur („nutu dei portugalensium patrie princeps“).
1114 stirbt Heinrich von Burgund. In Portugal übernimmt zunächst seine Witwe, Theresia von Kastilien, die Regentschaft für den noch minderjährigen Sohn Alfons I. Theresia von Kastilien wird als herrschsüchtige Frau beschrieben, die 1117 den Titel „Königin“ (Portugalensis Regina) annimmt, was allerdings von kastilischer Seite nicht anerkannt wird. In Kastilien selbst herrschte zu diesem Zeitpunkt ihre Halbschwester Urraca. Gegen diese führt Theresia von Kastilien mehrere Feldzüge durch, ohne allerdings einen entscheidenden Erfolg zu erringen. In Portugal versuchte sie, ihren Sohn zugunsten ihres Liebhabers, des Grafen Ferdinand, von der Thronfolge zu verdrängen. Dies und der Mißerfolg gegenüber Kastilien (1127 besiegt Alfons VII., ein Sohn der Urraca, Theresia von Kastilien, diese muß daraufhin erneut die kastilische Lehenshoheit anerkennen) sind für den Sohn schließlich Signal für eine Rebellion gegen die Mutter.
Alfons I. besiegt seine Mutter 1128 in der Schlacht von São Mamede und übernimmt daraufhin selbst die Regierung. 1130 gründet der Templerorden seine erste Niederlassung in Portugal.
1135 verweigert Alfons I. König Alfons VII. von Kastilien-León den Lehnseid, 1137 muß dieser die Oberhoheit Alfons I. über die Grafschaft Portugal anerkennen. Im Vertrag von Zamora 1143 wird festgestellt, daß Portugal auch nicht mehr seiner Lehnshoheit untersteht. Alfons I. nimmt daraufhin den Titel eines Königs von Portugal an, die Lehnshoheit der Könige von Asturien-León war damit auch formal beendet. 1179 erkennt Papst Alexander III. mit der Bulle „Manifestis Probatum“ die Unabhängigkeit des Landes an.
Das Ende der Reconquista und der Kampf mit der Kirche
Während sich so der christliche Teil des Landes als von Kastilien unabhängiges Königreich konstituiert, geht die Reconquista gegen die Mauren, die immer noch den Süden des Landes besetzt halten, weiter. Alfons I. gewinnt 1139 eine entscheidende Schlacht gegen die Mauren bei Ourique (südwestlich von Beja). 1147 fallen Santarém und Lissabon an die Christen, letzteres mit Hilfe von Kreuzrittern des zweiten Kreuzzuges. Alfons I. gründet das Kloster Alcobaça und stiftet 1162 den Ritterorden von Avis.
Nach dem Tode Alfons I. übernimmt sein Sohn, Sancho I., der Besiedler oder der Volksfreund (1185 - 1211), den Thron. Dieser hatte bereits seit geraumer Zeit als Mitregent neben seinem Vater die portugiesische Politik bestimmt. Er holt die Zisterziensermönche ins Land, die die von den Mauren zurückeroberten Gebieten besiedeln sollen und erobert 1180 Silves, die Hauptstadt der Mauren. Allerdings gehen die meisten dieser Eroberungen im nächsten Jahr wieder verloren. Über Auseinandersetzungen um die Gültigkeit der Ehe seiner Tochter Theresia mit König Alfons IX. von León, sowie über Lehensrechte, beginnt eine Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche, die 1195 das Interdikt über Portugal verhängt. Die Auseinandersetzung zwischen Monarchie und Kirche sollte fast zweihundert Jahre dauern, und stellt gewissermaßen die portugiesische Variante des Investiturstreits dar. Zwei Hauptpunkte waren es, die zwischen Kirche und König umstritten waren. Zum einen ging es um die Besetzung kirchlicher Ämter, insbesondere das Recht der Kirche auf freie Bischofswahl. Die Könige dagegen bestanden auf ihrem Recht, Bischofsämter nach eigenem Gutdünken zu besetzen. Zum zweiten ging es aber vor allem um Landbesitz. Wie in anderen Ländern Europas auch, hatte sich die Kirche in Portugal riesige Ländereien angeeignet und war, vor der Krone, zum größten Landbesitzer aufgestiegen. Um die Krone zu stärken, versuchten die Könige deshalb, Lehen zugunsten der Kirche zu widerrufen und kirchliches Land einzuziehen. Dies führte natürlich zu großem Widerstand auf kirchlicher Seite.
1211 verstirbt König Sancho I. Sein Sohn wird sein Nachfolger, der als Alfons II. den Thron besteigt. Dieser König ist mit dem Beinamen „der Dicke“, in Portugal aber aus als „Rei Legislador“ also als der Gesetzgeber-König in die Geschichte eingegangen. Er berief 1211 die erste Cortes (Cortes von Coimbra) ein und schuf das erste zusammenhängende portugiesische Gesetzwerk. In seinen Gesetzen fortschrittlich, versuchte er die Königsmacht zu Lasten des Adels und der Kirche zu stärken, was ihn im Volk sehr beliebt macht, ihm aber auch die Gegnerschaft der Kirche einträgt. So wird er wiederholt gebannt und verweist seinerseits den Erzbischof von Braga des Landes. Mit Hilfe von ins Land geholten Kreuzfahrern nimmt er die Reconquista wieder auf und erobert Setúbal und Alcácer do Sal.
Als Sancho II (1223 – 1248), der älteste Sohn Alfons II. 1223 den portugiesischen Thron bestieg, befand sich das Land mitten in den Wirren, in die es der Kampf seines Vaters gegen die Kirche gestürzt hatte. Alfons II. war exkommuniziert gestorben, über das Land das Interdikt verhängt. Sancho II. arrangiert sich zunächst mit der Kirche, läßt den Erzbischof von Braga wieder ins Land und zahlt ihm eine hohe Entschädigung. Es gelingt ihm, die östliche Algarve und das Alentejo von den Mauren zu erobern (Niederlage bei Elves 1226, Sieg bei Aimonte 1239]). Gegen Ende seiner Regierungszeit verstrickte sich jedoch auch Sancho II. zunehmend in Machtkämpfe mit der Kirche, besonders mit den Bischöfen von Lissabon und Porto, die Rückhalt bei Papst [[Gregor IX. (Papst}|Gergor IX.]] fanden. 1238 wird auch Sancho II. exkommuniziert. Die Adelsopposition im Lande verbündete sich nun mit der Kirche und versuchte, den König durch seinen jüngeren Bruder zu ersetzen. 1245 wurde die Ehe des Königs, die ohne päpstlichen Dispens geschlossen war, durch die Kirche zwangsgeschieden. Man wollte dadurch verhindern, daß der König legitime Nachkommen in die Welt setzten konnte. Im März 1245 klagte Papst Innozenz IV. in der Bulle "Inter alia desiderabilia" den König schlimmster Vergehen an, am 24. Juli erklärte er ihn in "Grandi non immerito" zum "rex inutilis" und seinen Bruder, Alfons III., zum "Verwalter und Verteidiger" des Königreiches, das in einen schweren Bürgerkrieg gestürzt wurde. Bis ins Jahr 1247 hielt sich Sancho II. mit seinen Anhängern, dann zog er nach Toledo, wo er schließlich verstarb.
Alfons III., der jüngere Bruder des nun abgesetzten Königs, hatte viele Jahre am französischen Hof gelebt. Dort spielte seine Tante mütterlicherseits, Blanca von Kastilien, als Witwe Königs Ludwig VIII., Regentin und Königsmutter, eine bedeutende Rolle. Durch Heirat erwarb Alfons III. die Grafschaft Boulogne. In dem Zerwürfnis seines älteren Bruders mit der Kirche sah Blanca von Kastilien die Möglichkeit, den französischen Einfluß auf der iberischen Halbinsel auszubauen (dort waren Portugal, Aragón und León mehr England, dem großen Rivalen Frankreichs, zugewandt) und unterstütze deshalb den Grafen von Boulogne gegen seinen älteren Bruder. Es war vor allem ihrem Einfluß zu verdanken, daß der Papst auf dem Konzil von Lyon (1245) Alfons III. zum Administrator von Portugal („cura et administratio generalis et libera“) ernannte. Alfons III. begab sich nach Portugal, es gelang ihm in einem längeren Bürgerkrieg seinen Bruder zu besiegen. Formell war Sancho II. allerdings nicht abgesetzt, Alfons III. bezeichnete sich deshalb auch nur als Regent und bestieg erst 1248 den Thron, als sein Bruder ohne Kinder starb, und der Thron ihm deshalb auf dem Wege der normalen Erbfolge zu fiel.
Alfons III. gelingt 1250/1251 die Rückeroberung der Algarve. Damit ist die Reconquista in Portugal abgeschlossen, die Mauren sind aus dem Land vertrieben. Er verlegt die Hauptstadt von Coimbra nach Lissabon (1256). Er trennte sich von seiner Ehefrau, da diese ihm nach zwei früh gestorbenen Söhnen keine Kinder mehr gebären konnte, wurde von der Kirche gebannt, da er seine zweite Frau heiratete, bevor die erste Ehe annulliert wurde, konnte sich jedoch wieder aus dem Bann lösen. Der erneute Versuch, die Rechte der Kirche zu beschneiden, zumindest deren massive Expansionsbestrebungen einzudämmen, führte zum großen Streit mit den Päpsten, die ihn wieder bannten und das Land mit dem Interdikt belegten. Er förderte weitblickend die Neubesiedlung der neueroberten Gebiete und die Landwirtschaft, genoß große Anhänglichkeit im Volk und stiftete 1259 das Kloster Santa Clara zu Santarém.
Die Gesellschaftsstruktur des Königreiches war mittelalterlich und geprägt durch die Reconquista. Christliche Militärorden, besonders die Templer und die Malteser, die bei der Rückeroberung geholfen hatten, bekamen dafür große Landgebiete. Städte südlich des Tejo und in der Algarve werden planmäßig angelegt, um das von den Mauren eroberte Land zu besiedeln und Wehrstädte anzulegen. Den burgundischen Königen, die ihrer Dynastie jetzt Alfonsin Dynastie nennen, stehen die Cortes beratend zur Seite, einer Versammlung hoher Geistlicher und Landedelleute. 1276 wird mit Pedro Giuliano der bisher einzige Portugiese auf den Heiligen Stuhl berufen (Papst Johannes XXI).
König Dionysius
1279 verstirbt Alfons III. und sein ältester Sohn, Dionysius der Bauernkönig tritt seine Nachfolge an. Gleich zu Beginn seiner Herrschaft hat sich Dionysius mit den Machtansprüchen seines jüngeren Bruders, Alfons (1263 – 1312) auseinanderzusetzen. Bereits seit 1282 befand sich auch Kastilien im Bürgerkrieg. In diesem Jahr erklärte eine Adelsversammlung, daß der dortige König, Alfons X., nicht mehr regierungsfähig sei, setzte diesen also de facto ab. Des Königs zweitälteste Sohn, Sancho IV., der Tapfere, wurde von der Adelsversammlung zum Reichsverweser bestimmt. König Alfons X. reagierte darauf, in dem er seinen Sohn enterben ließ. Der portugiesische Alfons verbündete sich daraufhin mit Alfons X. von Kastilien, wodurch Dionysius zum Bündnis mit dessen Gegner, Sancho IV., gezwungen wurde. Der Friede zwischen Sancho IV. und Dionysius hielt indes nicht. Sancho fiel in Portugal ein, nach seinem Tode marschierte Dionysius dafür in Kastilien ein. 1297 wurde dann schließlich der Vertrag von Alcañices geschlossen (zwischen Dionysius und dem neuen kastilischen König Ferdinand IV.). Durch diesen Vertrag wurde die Grenze zwischen Kastilien und Portugal endgültig festgelegt, sie entspricht im wesentlichen der noch heute gültigen Grenze zwischen Spanien und Portugal. Der neue Frieden wurde zusätzlich durch Heiraten gefestigt. So heiratete Alfons III., der Sohn des König Dionysius, eine Schwester des kastilischen Königs, der kastilische König selbst heiratete eine Schwester König Dionysius.
Auch bei der zweiten großen Frage, die die portugiesische Politik seinerzeit bestimmte, dem Verhältnis zur Kirche und zum Papsttum, gelang es Dionysius eine Lösung zu finden. Dionysius hatte den Konflikt ja noch aus der Regierungszeit seines Vaters geerbt, bei seinem Regierungsantritt befand sich Portugal bereits seit 1277 unter der Kirchenstrafe des Interdikt. Das Interdikt war eine der schärfsten Waffen des Kirchenrechts, denn es betraf, anders als der Bann oder die Exkommunizierung des Herrschers nicht nur den Herrscher selbst, sondern auch alle seine Untertanen. Diese waren durch das Interdikt daran gehindert, die Messe zu hören, folglich war ihr Seelenheil in höchster Gefahr, was normalerweise zu großer Unruhen und Unzufriedenheit in der Bevölkerung führte. Dionysius gelangt es, auch diesen Konflikt zu entschärfen. 1289 fanden das Papsttum, der portugiesische Klerus und das Königshaus eine Kompromißformel, die es Papst Nikolaus IV. erlaubte, das Interdikt aufzuheben. Nach dem vereinbarten Konkordat sollte das kirchliche Land, das seinerzeit Alfons III. eingezogen hatte, der Kirche zurückgegeben werden. Der König versprach, die kirchlichen Privilegien und Immunitäten zu achten, das Recht der Kirche auf freie Bischofswahl wurde garantiert. Wenn auch nach den Bestimmungen des Konkordats das Königtum der Kirche größere Zugeständnisse machen mußte, kann man doch nicht von einem Sieg der Kirche sprechen. Die nächsten Jahre sahen nämlich eine Schwächung des Papsttums, so daß der portugiesische Klerus mehr und mehr in Abhängigkeit vom König geriet.
1290 verlieh der Papst den portugiesischen Santiago-Rittern das besondere Vorrecht, sich - auf Kosten des kastilischen Ordensmeisters - einen eigenen Provinzialmeister zu wählen, wovon bis 1297 und dann seit 1315 ununterbrochen Gebrauch gemacht worden ist. Papst Johannes XXIII. erlaubte Dionysius 1319 sogar, aus dem portugiesischen Teil des 1312 aufgelösten Templerordens einen eigenen nationalen, den Christusorden, zu gründen.
Dionysius wird zu den großen portugiesischen Königen gezählt. Durch den Vertrag von Alcañices hatte er die Grenzen seines Reiches gesichert, durch das Konkordat von 1289 den Konflikt mit der Kirche entschärft. Die Zeiten relativer Ruhe, die nun anbrachen, nutzte er zum Aufbau seines Landes. Er baut 50 Festungen um die Grenzen zu bewachen und gründet die erste portugiesische Universität in Coimbra. Mit England wird 1294 ein Handelsvertrag geschlossen, der erste einer langen Reihe von Pakten und Beistandsverträgen zwischen beiden Ländern. Der König förderte den Handel und die Entwicklung der Landessprache portugiesisch gegenüber dem Lateinischen und ließ die erste portugiesische Flotte errichten. Portugal hatte zur Zeit seiner Regierung fast eine Million Einwohner. Um die gestiegene Einwohnerzahl ernähren zu können, widmete er sich besonders der Förderung der Landwirtschaft, was seinen Beinahmen „der Ackerbauer“ oder „der Bauernkönig" (o lavrador) erklärt.
Das Ende der Herrschaft König Dionysius wurde allerdings erneut von Nachfolgekämpfen überschattet. Sein Erbe, Alfons IV., befürchtete von seinem Vater zugunsten dessen nichtehelicher Söhne vom Thron verdrängt zu werden und nahm deshalb den Kampf gegen seinen Vater auf. Dionysius verstirbt, von seinem Volk hochverehrt, 1325 in Santarém.
Die letzten Burgunderherrscher
Alfons IV., der nach dem Tode seines Vaters 1325 den portugiesischen Thron bestieg, mußte sich so zu Anfang seiner Regierungszeit mit seinen Halbbrüdern, den nichtehelichen Kindern seines Vaters auseinandersetzten. Nach seiner Thronbesteigung verbannt er diese aus Portugal, was zu einem bewaffneten Konflikt führt, der aber durch Vermittlung der Heiligen Elisabeth beigelegt werden kann. Gegen Anfang seiner Regierungszeit vernachlässigte er seine Pflichten als Herrscher völlig und gab sich statt dessen der Jagdleidenschaft hin. Erst nach schweren Vorwürfen der Cortes, die sogar mit seiner Absetzung und der Wahl eines neuen Königs drohten, besserte sich der König. Mit Kastilien kam es zu neuen Zerwürfnissen. Alfons IV. hatte seine Tochter Maria mit dem kastilischen König Alfons XI. verheiratet, und klagte seinen Schwiegersohn nun an, seine Tochter unwürdig zu behandeln. Gleichzeitig vernachlässigte sein eigener Sohn, Erbprinz Peter (der spätere Peter I.) seine Frau, eine kastilische Prinzessin, zugunsten seiner Geliebten, der Inês de Castro, was auf kastilischer Seite zu Verstimmung führte. Ein drohender Krieg zwischen Kastilien und Portugal wurde nur durch das Eingreifen der Königinwitwe, der Heiligen Elisabeth, verhindert. Außerdem mußte Kastilien nachgeben, da es von den Mauren bedroht wurde. Nach der Aussöhnung nahm Alfons IV. aktiv an der Seite Kastiliens an der Reconquista gegen die Mauren teil (Schlacht am Salado Fluß 1340). Mit dieser Schlacht waren auch maurische Versuche, in Portugal wieder Fuß zu fassen, endgültig vereitelt.
Während der Herrschaft Alfons IV. wurde Portugal von einer schlimmen Pestepidemie verheert.
Die letzten Jahre seiner Regierung waren von einem Konflikt mit seinem Sohn Peter überschattet. Bereits im Alter von fünf Jahren war Peter mit Blanca von Kastilien verheiratet worden, einer Tochter des Infanten Peter von Kastilien. Als Peter erwachsen wurde, weigerte er sich allerdings, die Ehe zu konsumieren, so daß Blanca nach Kastilien zurückgeschickt werden mußte, womit ein portugiesisch-kastilisches Bündnis erst einmal zerbrach.
Alfons IV. gab seine Pläne für ein Bündnis mit Kastilien allerdings nicht auf und schmiedete unverdrossen weitere Heiratspläne für seinen Sohn. 1340 war es dann endlich so weit. Peter heiratete, mehr gezwungen als freiwillig, Constanza Manuela von Kastilien, Enkeltochter König Ferdinand III. Seine wirkliche Liebe galt jedoch Inês de Castro, einer kastilischen Adeligen, die im Gefolge seiner Frau als Hofdame an den portugiesischen Thron gekommen war. Spätestens nach dem Tode seiner Frau begann er eine Beziehung zu Inês de Castro, die ihm mehrere Kinder gebar. Angeblich soll er sie sogar heimlich geheiratet haben.
Die Beziehung zu Inês de Castro mißfiel König Alfons IV. und war eine hochpolitische Angelegenheit. Inês de Castro hatte Peter nämlich vier Söhne geboren, und diese bedrohten, so sah es jedenfalls Alfons IV., das Nachfolgerecht des legitim geborenen Infanten, Ferdinand I., des ältesten Sohnes Peters mit seiner verstorbenen Frau Constanza. Zudem waren die de Castros, die Familie aus der Inês stammte, in Kastilien eine mächtige Adelsfamilie, die sie bestimmt unterstützt hätten, hätte sie versucht, ihre eigenen Kinder in die Thronfolge zu bringen. Eine solche Konstellation, bei der der kastilische Adel Einfluß auf die portugiesische Politik hätte gewinnen können, mißfiel nicht nur dem König, sondern auch den Cortes und dem portugiesischen Adel, der sehr auf seine Unabhängigkeit von Kastilien bedacht war. Alfons IV. sah sich deshalb zum Handeln gezwungen. Eine Abwesenheit seines Sohnes nutzend, läßt er 1355 Inês de Castro als Hexe verurteilen und enthaupten. Diese Tat verursacht einen Bürgerkrieg zwischen Vater und Sohn. Zwar wurde der Konflikt 1356 vorläufig gelöst, Alfons IV. wurde gezwungen seinen Sohn zum Mitregenten zu ernennen, wäre aber vermutlich wieder aufgebrochen, wenn Alfons IV. nicht kurze Zeit später verstorben wäre.
Peter I. besteigt so 1357 den portugiesischen Thron. In der Geschichte ist er mit den beiden Beinamen der Grausame („o cruel“) und der Gerechte („o Justiciero“) eingegangen. Zu Beginn seiner Regierungszeit verbündet er sich mit Kastilien und erreicht so die Auslieferung der Mörder seiner Geliebten, die sich nach dem Tode seines Vaters dorthin geflüchtet hatte. Er läßt sie grausam foltern und ihnen angeblich bei lebendigen Leibe das Herz herausreißen, was ihm den Beinnamen „der Grausame“ einbrachte.
Danach hielt er sich aus dem kastilischen Händel jedoch weitgehend heraus (dort brach ein Konflikt zwischen Prinzregenten Peter und seinem Halbbruder Heinrich II. Trastámara aus), was Portugal eine Zeit des Friedens brachte. Er zentralisierte das Land weiter und kümmerte sich besonders um die Rechtsprechung, wohl auch, um die Benutzung der Justiz zur Beseitigung mißliebiger Personen, wie es sein Vater im Falle seiner Geliebten gezeigt hatte, unmöglich zu machen. Diese Bestrebungen brachten ihm im Volke, wo er ausgesprochen beliebt war, seinen zweiten Beinamen, „o Justiciero“, ein. Besondere Beachtung verdient noch ein Befehl des Königs, nachdem es der Kirche verboten war, päpstliche Sendschreiben ohne das besondere Einverständnis des Königs zu verbreiten.
Nach dem Tode Peter I. regiert von 1367 bis 1383 sein Sohn, Ferdinand I., der Höfliche oder der Schöne, der letzte Herrscher aus dem Hause Burgund in Portugal. Anders als sein Vater benutzte er die erste Möglichkeit, sich in die kastilischen Thronwirren einzuschalten, mit schlimmen Folgen für sein eigenes Land. Bereits 1369 kam es zu einem ersten Krieg mit Kastilien. Ferdinand I. machte, als in mütterlicher Linie Urenkel des kastilischen Königs Sancho IV., Ansprüche auf den kastilischen Thron geltend. Den hatte Heinrich II. Trastamara usurpiert, ein nichtehelicher Sohn Sancho IV., nachdem er zuvor den legitimen Thronerben, Prinzregenten Peter, hatte ermorden lassen. Portugals Krieg gegen Kastilien verlief allerdings wenig erfolgreich und im Frieden von Alcoutim mußte Ferdinand zunächst auf seine Ansprüche verzichten. Außerdem verpflichtete sich der König, eine Tochter Heinrich II. zu heiraten. Der König verliebte sich allerdings in Leonore Teles de Menezes, eine portugiesische Adlige, und heiratete schließlich sie. Heinrich, verärgert über den Vertragsbruch, griff Portugal an und plünderte 1373 Lissabon. Portugal verbündet sich daraufhin mit England, das eigene Ansprüche auf den kastilischen Thron geltend machte (da der Herzog von Lancaster und der Earl von Cambridge beide mit Töchtern Peter des Grausamen verheiratet waren). Damit wurde Portugal auch zu einem Nebenschauplatz des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich.
Da die Briten jedoch nicht, wie versprochen, Truppen schickten, muß Ferdinand I. im Vertrag von Santarém (1373) mit Kastilien Frieden schließen. Nachdem Heinrich II. von Kastilien 1379 starb, trat Ferdinand I. in Geheimverhandlungen mit beiden Seiten ein, und versprach sowohl den Engländern als auch Kastilien eine Allianz. Seine 10-jährige Tochter Beatrix sollte danach entweder Eduard, den Sohn des Earl of Cambridge, heiraten, oder den Sohn von Johann I., dem Nachfolger Heinrichs auf dem Thron Kastiliens. Nachdem der Earl of Cambridge 1381 mit 3.000 Mann in Lissabon landet, wird die Verlobung seines Sohnes mit Beatrix gefeiert. Allerdings brach der Feldzug gegen Kastilien bald zusammen und so kehrte Edmund von Cambridge 1382 nach England zurück, ohne daß es zur Vermählung seines Sohnes gekommen wäre.
Ferdinand I. versuchte weiterhin verzweifelt, das Überleben Portugals als unabhängigen Staat sicherzustellen. Er hatte außer Beatrix keine Kinder, also keinen männlichen Erben. Mit seinem Tode würde also der letzte legitime Nachkommen Heinrich von Burgunds und damit die Dynastie der Afonso in Portugal aussterben. Nachdem sich die englische Verbindung als enttäuschend herausgestellt hatte, nimmt er deshalb erneut Kontakt zu Kastilien auf. Seine Tochter soll nun Johann I. selbst, nicht mehr dessen Sohn, heiraten, da dieser vor kurzem Witwer geworden war. Portugal sollte nach dem Tode Ferdinand I. von einem Kronrat regiert werden, bis ein männliches Kind von Beatrix und Johann alt genug sein würde, zu regieren. Sollte die Ehe kinderlos bleiben, würde Portugal zwar an Kastilien fallen, das jedoch seine Autonomie garantieren würde. 1383 verließ Beatrix Portugal Richtung Kastilien und im selben Jahr starb Ferdinand I.
Wie beschrieben war die portugiesische Politik bereits in den letzten Jahres der Regierung von Ferdinand I. von der Frage der Thronfolge überschattet gewesen. Zwar wollte Ferdinand seiner eigenen Tochter und deren Kinder den Thron erhalten, da er aber keine männlichen Nachkommen hatten, bemühten sich auch seine Halbbrüder, die anderen Kinder Peter I., um den Thron. Hier sind zunächst die beiden Infanten Eduard und Johann zu nennen, Kinder Peter I. aus seiner Beziehung mit der unglücklichen Inês de Castro. Ihr Anspruch stand jedoch auf schwachen Füßen. Denn die Trauung Peter I. mit Inês de Castro hatte ja nur heimlich stattgefunden, und auch wenn sich Peter I. nach dem Tode seines Vaters zu seiner Frau und seinen Kindern bekannte, sprachen diesen doch viele die legitime Geburt und damit das Thronfolgerecht ab. Dazu kam, daß den beiden Infanten große Teile des Adels wegen ihrer mütterlichen Verwandtschaft mit den kastilischen de Castros ablehnend gegenüber standen. Ein weiterer Thronprätendent war Johann von Avis, seit 1363 Großmeister des Avis-Ritterordens. Er war zweifelsohne nichtehelich, da er nicht Inês de Castro zur Mutter hatte, sondern einer weiteren Beziehung Peter I. entsprang. Dies verlieh ihm aber in den Augen des portugiesischen Adels den Vorteil, nicht kastilisch versippt zu sein.
In den letzten Lebensjahren Ferdinand I. übte seine Frau, Leonore Teles de Meneses, immer größeren Einfluß aus. Um ihrer Tochter den Thron und sich selbst möglichst großen Einfluß zu sichern, erreichte sie, daß die beiden Infanten Eduard und Johann des Landes verwiesen werden. Johann von Avis läßt sie einsperren, muß ihn jedoch auf englische Fürsprache wieder freilassen.
Portugal unter dem Hause Avis
Sicherung der portugiesischen Unabhängigkeit
Nachdem Ferdinand I. verstorben war, übernimmt seine Witwe zusammen mit ihrem Liebhaber, dem galizischen Ritter Juan Fernández Andeiro, Graf von Ourém, die Macht. Daraufhin kommt es zur Revolution. Das Land wehrte sich gegen die unpopuläre Leonore und den pro-kastilischen Landadelsmann. Leonore wird von einem Aufstand der Handwerkszünfte in Lissabon nach sechs Wochen Herrschaft verjagt, ihr Liebhaber wird von Johann von Avis getötet. Auf Seiten Kastiliens stand damals vor allem der portugiesische Hochadel, der sich von Johann I. von Kastilien die Wiederherstellung alter, inzwischen von den portugiesischen Königen usurpierter Vorrechte und Privilegien erhoffte. Auf Seiten Johann von Avis stand dagegen vor allem der niedere Adel und das Bürger- und Bauerntum.
Diese Ereignisse gingen später als Revolution von 1383 in die portugiesische Geschichte ein. Kastilien marschiert in Portugal ein, die Cortes erklären Johann von Avis zum Regenten und Verteidiger des Vaterlandes. Die Kastilier belagern ihn sechs Monate in Lissabon, müssen sich dann aber wegen der Pest zurückziehen. Johann verbündete sich mit England und mit englischer Hilfe gelingt es ihm, in der Schlacht von Aljubarrota (1385) Kastilien entscheidend zu schlagen. In der Person von Nuno Álvares Pereira hatte Johann einen loyalen und besonders fähigen Heerführer. Dessen Siege und der Sieg Johanns von Avis bei Aljubarrota bedeuteten, daß kastilischen Versuche, Portugal zu erobern, für immer abgewehrt wurden. Pereira wurde zu einer in der portugiesischen Geschichte sehr populären Figur, 1918 wurde er von der katholischen Kirche selig gesprochen.
1385 wurden die Cortes nach Coimbra einberufen, um das Problem der Thronfolge endgültig zu lösen. Johann, als strahlender Sieger von Aljubarrota von vielen verehrt, gelingt es, sich von den Cortes als Johann I. zum König ausrufen zu lassen, und gründet so die neue Dynastie der Avis, die das Land bis 1580 regieren sollte.
Auf dem Weg zur Weltmacht
Johann I. gilt als einer der größten portugiesischen Könige. 1386 unterzeichnet er den Vertrag von Windsor, mit dem sich Portugal und England dauerhaft gegen spanische Hegemoniebestrebungen verbündeten. Diese Allianz sollte bis in das 19. Jahrhundert Bestand haben. 1387 heiratet er Philippa, die Tochter des Herzogs von Lancaster. Da er, nachdem die kastilische Bedrohung abgewehrt war, nach neuen Betätigungsfeldern für seine Armee suchte, beginnt Portugal zum ersten Mal, sich außerhalb des europäischen Kontinents zu engagieren. Somit legt er den Grundstein für die späteren Expeditionen seines jüngeren Sohnes, Heinrich des Seefahrers, die die Basis für den Aufstieg Portugals zu einem der größten Kolonialreiche der Welt legen sollten. 1415 erobert er Ceuta von den Mauren. Heinrich der Seefahrer beginnt 1419 mit dem Ausrüsten von Seeexpeditionen. Obwohl er selbst nie weiter als bis Tanger gereist ist, erhielt er den Beinahmen der Seefahrer, denn es war sein unermüdliches Wirken, dem Portugal seine großen Entdeckungen verdankte. 1419 wird Madeira, 1427 die Azoren (wieder) entdeckt und von Portugal kolonialisiert.
Seine Tochter Elisabeth (Isabel) verheiratet Johann I. mit Herzog Philipp dem Guten von Burgund, durch diese Hochzeit werden für Portugal vorteilhafte Handelskontakte zu Flandern geschaffen, zur damaligen Zeit die aufstrebendste Wirtschaftsmacht in Europa. Johann I. gelingt das Kunststück, Stammvater gleich zweier portugiesischer Dynastien zu werden, denn neben seinen legitimen Abkömmlingen, die das Haus Avis bilden, hat er auch noch einen unehelichen Sohn, Alfons, der später erster Herzog von Braganza wird und Stammvater jenes Hauses, das das Haus Avis einmal in Portugal beerben sollte.
Johann reformierte das Verwaltungswesen, das Bürgertum wurde stärker an der Verwaltung und Regierung des Landes beteiligt. Mitglieder des Hochadels, die die Thronansprüche Johann I. von Kastiliens unterstützt hatten, wurden des Landes verwiesen, ihr Besitz wurde an Bürgerliche und niedere Adlige vergeben, der König schuf sich so eine neue und loyale Adelsschicht. Kulturell blühte das Land unter seiner Regierung auf.
1433 stirbt Johann I., sein Nachfolger wird Eduard (Dom Dinis, 1433 - 1438), der die Expeditionen seines jüngeren Bruders Heinrich des Seefahrers nachdrücklich fördert. Eduard war hochgebildet und ging als der Philosophen-König (o Rei-Filosofo) in die portugiesische Geschichte ein, verfaßte er doch eine eigene philosophische Schrift über die Bestimmung des Menschen („der loyale Ratgeber“, „o Leal Conselheiro“).
Eduards kurze Regierungszeit verlief jedoch ansonsten glücklos. Sein Vorgänger, Johann I., hatte sich gezwungen gesehen, große Länderreihen an den Adel zu vergeben, um sich die Unterstützung des Adels im Kampf gegen Kastilien zu sichern. Eduard versuchte nun, zumindest einen Teil dieser Ländereien für die Krone zurückzugewinnen. Er erließ 1434 ein Dekret, das besagte, daß die Krone automatisch alles Land erben würde, sobald ein Landedelmann ohne männlichen Erben verstarb. Diese Dekret brachte ihn in Konflikt mit dem Landadel. Ein Versuch Tanger von den Mauren zu erobern, endet im Desaster (1437). Heinrich der Seefahrer, der den Tanger-Feldzug befehligte, mußte vor der arabischen Übermacht kapitulieren. Teil der Kapitulationsbestimmungen war, daß Portugal Ceuta an die Mauren zurückgeben sollte. Um diese Bestimmung zu verbürgen, mußte Prinz Ferdinand, ein weiterer jüngerer Bruder des Königs, den Mauren als Geisel gestellt werden. Eduard stand nun vor der schwierigen Frage, ob er seinen Bruder retten und damit die Stadt Ceuta aufgeben sollte, oder nicht. Er reichte diese Frage an die Cortes weiter. Es kam allerdings zu keiner Entscheidung da der König bereits 1438 an der Pest verstirbt. Prinz Ferdinand verbleibt so in maurischer Gefangenschaft, in der er schließlich 1443 verstarb. Sein Schicksal wurde 1662 von Calderón in seiner Novelle „der standhafte Prinz“ („El principe constante“) glorifiziert.
Durch den frühen Tod König Eduards stellte sich wieder einmal die Frage der Regentschaft, denn sein Sohn und Thronerbe König Alfons V. (1438 – 1481) war zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung gerade sechs Jahre alt.
Die Regentschaft fiel zunächst an die Königswitwe Leonore, diese wurde aber nach einem Jahr von Peter, dem Herzog von Coimbra verdrängt, ein jüngerer Bruder König Eduards und damit ein Onkel König Alfons V.
Die Regentschaft des Herzogs von Coimbra entsprach nicht den testamentarischen Bestimmungen, die König Eduard getroffen hatte, trotzdem gelang es Peter, sie zweimal von den Cortes absegnen zu lassen. Auch nachdem Alfons 1446 für volljährig erklärt wurde, wollte der Herzog von Coimbra die Regentschaft nicht aufgeben, und stärkte seine Position zunächst noch zusätzlich dadurch, daß es ihm gelingt, seine eigene Tochter mit dem jungen König zu vermählen. Der König verbündete sich daraufhin mit dem Herzog von Braganza, der die Adelsopposition im Lande gegen die vom Prinzregenten Peter geförderten Zentralisierungstendenzen in der portugiesischen Politik anführte. Auch seine Mutter unterstützte den jungen König gegen den Herzog von Coimbra und brachte ihm die Unterstützung Aragoniens ein. Mit dieser Unterstützung gelang es Alfons V. schließlich, seinen Onkel und Stiefvater in der Schlacht von Alfarrobeira 1449 zu besiegen, der Herzog von Coimbra fällt in der Schlacht.
Alfonso V. ist somit unbestrittener Herrscher des Landes. Allerdings hatte er diesen Sieg durch eine Stärkung der Stellung des Adels, repräsentiert besonders durch den Herzog von Braganza, auf Kosten der zentralen Königsmacht, bezahlt. Alfons weitere Regierung ist vom Versuch geprägt, den verlorenen Einfluß wieder zurückzugewinnen. 1451 gelingt es ihm, seine Schwester Leonore mit dem römisch-deutschen König Friedrich III., dem Schönen, aus dem Hause Habsburg zu verheiraten.
Während dieser Zeit gehen die Entdeckungen Heinrich des Seefahrers weiter. 1440 wird in Arguim in Afrika ein Handelsposten eröffnet, Portugal steigt in den Handel mit Sklaven ein. 1457 werden die Kapverden entdeckt und dem Christusorden (den ehemaligen Templern) zur Besiedlung im Namen Portugals übergeben. 1460 wird Guinea erreicht, im gleichen Jahr stirbt Heinrich der Seefahrer.
In der Außenpolitik engagiert sich Alfons V. vor allem in Nordafrika. Ursprünglich hatte er aber ganz andere Pläne. Nach dem Fall von Konstantinopel und nachdem die Türken 1456 vor Belgrad standen, hatte Papst Kalixtus III. zu einem neuen Kreuzzug gegen die Muselmanen aufgerufen. Alfons V. versprach dem Papst, mit einer Truppe von 12.000 Mann an dem Kreuzzug teilzunehmen. Wegen des Todes von Papst Kalixtus III im Jahre 1458 fand der Kreuzzug dann jedoch nie statt. In Portugal war aber bereits die versprochene Armee ausgehoben wurden, unter großen finanziellen Anstrengungen war ein Heer geschaffen wurden, bereit sich im Kampf gegen die Ungläubigen zu bewähren. Alfons V. lenkte dieses Heer nun nach Afrika. 1471 fällt Tanger. Alfons V. erweitert daraufhin seinen Königstitel, um seinen Anspruch auch auf die nordafrikanischen Territorien zu bekräftigen (rei de Portugal e do Algarve, Senhor de Septa, Senhor d’Alcacere em Africa), was ihm seinen Beinamen, „der Afrikaner“, einbrachte.
1474 stirbt sein Schwager, König Heinrich IV. von Kastilien. Alfons V. greift daraufhin aktiv in den Kampf um den kastilischen Thon ein. Einstmals hatte er um die Hand der Prinzessin Elisabeth (der späteren Isabella der Katholischen), einer Schwester des verstorbenen Heinrich IV. geworben, nachdem sich diese Pläne jedoch zerschlugen, heiratete er Johanna, die Tochter Heinrich IV. und unterstützte jetzt deren Thronansprüche gegen Elisabeth.
In der Schlacht von Toro (1476) wird Portugal von den katholischen Königen geschlagen, die portugiesischen Ansprüche auf den Thron von Kastilien sind abgewehrt. Alfons V. geht nach Nancy in Frankreich, wo er – vergeblich – versucht, König Ludwig XI. zum Eingreifen auf seiner Seite gegen Kastilien zu bewegen. Durch die Niederlage von Toro schwer niedergeschlagen, spielt er mit dem Gedanken, abzudanken und aus Frankreich nicht nach Portugal zurückzukehren, sondern statt dessen eine Pilgerfahrt nach Jerusalem zu unternehmen, kann aber von König Ludwig XI. zur Rückkehr in sein Land bewogen werden. Im Frieden von Alcacovas muß Alfons V. für sich und seine Frau alle Ansprüche auf den kastilischen Thron aufgeben, erhält dafür jedoch von Spanien Handlungsfreiheit in Nordafrika zugesichert. In seinen letzten Lebensjahren wird der König zunehmend depressiv und kränkelt, will erneut abdanken, stirbt aber vorher an der Pest.
Nach dem Tode Alfons V. kommt 1481 dessen Sohn, König Johann II, (Dom João II.), „der Strenge“ oder „der Vollkommene“ an die Macht. Diesem gelingt es, die Königsmacht gegen den Adel vollkommen wiederherzustellen. So wurde den Adeligen das Recht genommen, in ihren Domänen selbst die Gerichtsbarkeit auszuüben. Gegner dieser Politik verfolgt der König mit großer Härte. Die Herzöge von Braganza und Beja-Videu, Cousins des Königs und Anführer der Adelsopposition, werden 1483 hingerichtet. 1484 tötete der König bei einer Unterredung selbst eine mißliebigen Schwager. Auch der Bischof von Évora wurde zum Tode verurteilt. Johann II. zog große Ländereien zu Gunsten der Krone ein, die sich somit endgültig als vorherrschende Macht im Lande etablierte.
Außenpolitisch setzt der König den Expansionskurs fort. 1482 wird die Festung São Jorge da Mina (Elmina) an der Goldküste (heute Ghana) gegründet und damit nicht nur Gold und Sklaven aus Nord- und Westafrifa, sondern auch das Gold des Sudans gewonnen. Die Einkünfte der Krone verdoppeln sich auf einen Schlag. Diogo Cão führt eine Expedition in den Kongo durch, Bartolomeu Dias umrundet 1488 das Kap der guten Hoffnung, damit war der Seeweg nach Indien gefunden. Durch die Vermittlung des Papstes wird 1494 mit Spanien der Vertrag von Tordesillas geschlossen, mit dem die portugiesische und spanische Einflußzone in Amerika und Afrika abgesteckt werden.
Die Regierungszeit Johann II. markiert einen Meilenstein auf der Entwicklung Portugals zu einem zentralistischen, auf die Königsmacht ausgerichteten absolutistischen Staat. Während seiner ganzen Regierungszeit beruft der König die Cortes nur viermal ein, regiert ansonsten vollkommen unabhängig.
Die Regierungszeit Johann II. ist aber auch eine Zeit der verpaßten Chancen für Portugal. Durch die Eheschließung seines Sohnes und Thronfolgers Johann mit Elisabeth, Tochter der katholischen Könige Spaniens, bestand die Aussicht auf ein iberisches Großreich unter portugiesischer Führung. Der Tod des Thronfolgers 1491 verhindert dann diese Pläne. Auch ist Johann II. der portugiesische König, der Christoph Kolumbus seine Hilfe bei der Suche nach dem Westweg nach Indien verweigerte, die dieser dann von den katholischen Königen erhielt.
Gegen Ende seiner Regierungszeit kam es zu einem Zerwürfnis mit der Königin, da Johann II. nach dem Tode des Thronfolgers ohne legitime männliche Nachkommen war, und deshalb seinen Lieblingssohn aus einer illegitimen Verbindung zum Nachfolger bestimmen wollte. Testamentarisch bestimmter er dann aber doch den nächsten lebenden männlichen Angehörigen des Hauses Avis zu seinem Nachfolger, Emanuel, einen Bruder seiner Frau und Enkel des Königs Eduard.
Emanuel der Glückliche
Emanuel I. war durch Johann II. schon früh mit hohen Ehren ausgestattet worden, so war er Herzog von Viseu und Beja und Großmeister des Christusordens. Nach dem Tode des Kronprinzen 1491 wurde er dann zum Thronfolger bestimmt.
1495 tritt Emanuel I. die Regierung an (bis 1521). Durch das blühende Handelsimperium wird er zum reichsten Herrscher Europas. 1497 öffnet Vasco da Gama die Seeroute nach Indien.
Dem Entdecker Vasco da Gama folgten die Eroberer, zunächst Francisco de Almeida, danach Alfonso de Albuquerque, der vom König mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet und zum Vizekönig von Indien ernannt wurde. Sie errichten eine Reihe von Stützpunkten, sowohl Handelsniederlassungen als auch militärische Stützpunkte, und drangen über Indien hinaus weiter nach Osten vor. 1510 besetzt Alfonso de Albuquerque Goa, das sich schnell zur bedeutendsten portugiesischen Handelsniederlassung in Indien entwickelt. 1511 erobert er Malakka (heute Melaka in Malaysia), das die Malakkastraße und damit den Weg zu den Gewürzinseln, den Molukken, kontrolliert, wo die Portugiesen ebenfalls bereits erste Stützpunkte errichten. Portugal hatte damit den außerordentlich lukrativen Gewürzhandel unter seine Kontrolle gebracht, das bisherige Handelsmonopol der Araber mit Gewürzen war gebrochen. Lissabon entwickelt sich zu einem wichtigen Handelszentrum für Gewürze und andere Waren aus dem Osten.
Pedro Álvares Cabral entdeckt 1500 Brasilien und nimmt es für Portugal in Besitz. Die Portugiesen erreichen als erste europäische Kolonialmacht China (portugiesischer Handelsstützpunkt in Macao 1557), Timor wird portugiesisch (1513), Hormuz folgt 1515. Emanuel I. erobert 1513 - 1515 weite Teile Marokkos von den Arabern.
Innenpolitisch setzt sich Emanuel I. endgültig gegen den Landadel durch. Das Steuersystem wird perfektioniert. Die weitere Innenpolitik wird durch die Judenfrage belastet. Juden befanden sich bereits seit dem 6. Jahrhundert, also noch vor der christlichen Zeit und vor der Gründung des Königreiches Portugal, im Lande. Ab 1490 werden in den Cortes verstärkt Klagen über die Juden laut, die besonders mit deren Aktivitäten als Geldverleiher in Verbindung stehen. 1492 vertreiben die katholischen Könige die Juden aus Spanien, 60.000 von ihnen flüchten nach Portugal. In den Verhandlungen mit Spanien, die 1497 zu Hochzeit des Königs mit Elisabeth, der Tochter der katholischen Könige, führte, verlangte Spanien, daß auch Portugal seine Juden ausweisen solle. 1496 vertreibt der König dann auch die portugiesischen Juden. Allerdings durften Juden, die sich taufen ließen, bleiben. 1504 und 1506 kommt es in Lissabon zu anti-jüdischen Pogromen gegen diese sog. “Neuen Christen” (Cristãos-Novos).
Mit den katholischen Königen war auch vereinbart worden, die drei großen iberischen Reiche durch eine gezielte Heiratspolitik zu vereinigen. Dazu heiratete Emanuel I. Elisabeth, die Tochter der katholischen Könige. Nachdem in Spanien 1497 der Thronfolger verstorben war, war Elisabeth designierte Erbin der katholischen Könige. Das Kind aus dieser Beziehung, Michael (Miguel), wäre so später Erbe aller drei Reiche geworden.
Allerdings kommt es dann doch anders. Schuld daran ist, daß Elisabeth im Wochenbett verstirbt, und Michael, der designierte Thronfolger, bereits als Kleinkind. Zwar heiratet Emanuel nach dem Tode Elisabeths erneut eine Tochter der katholischen Könige, die Infantin Maria, Erbin wird diese aber nicht, sondern ihre ältere Schwester Johanna („die Wahnsinnige“), über deren Ehe mit Philipp dem Schönen Spanien schließlich an die Habsburger fällt. Auch mit dem neuen Herrschergeschlecht knüpft Emanuel I. noch verwandtschaftliche Beziehungen. Nach dem Tode Marias heiratet er in seiner letzten Ehe Leonore, eine Schwester Karl V.
Portugal erlebt unter Emanuel I. eine bisher nicht gekannte kulturelle Blüte, das sog. „goldene Zeitalter“. Die überseeischen Aktivitäten des Landes beginnen Früchte zu tragen, aus den Kolonien fließen große Mengen Gold und Silber in das Mutterland. Da der Überseehandel königliches Monopol war und die neuen Kolonien zu Krongut erklärt wurde, profitierte vor allem der König selbst von diesem Reichtum. Emanuel errichtete damit phantastische Bauten im nach ihm benannten Emanuelstil (manuelitischen Stil). Auch das Rechts-, Bildungs- und Gesundheitswesen reformierte er.
Die letzten Herrscher aus dem Hause Avis
1521 starb Emanuel I. Der Thron fiel an seinen Sohn aus zweiter Ehe (mit der Infantin Maria), Johann, der als Johann III. (Dom João III.) den Thron besteigt.
Das Judenproblem bleibt auch unter seiner Regierung wichtigste Frage der Innenpolitik. Er öffnet das Land 1531 der Inquisition, um die religiösen Praktiken der sog. Neuen Christen (also der Juden, die sich hatten taufen lassen, um in Portugal bleiben zu können), zu untersuchen. In den nächsten 200 Jahren werden 1454 Personen von der Inquisition zum Tode verurteilt. 1540 erlaubte Johann III. den Jesuiten, sich in Portugal niederzulassen.
1524 wird der Dichter Luiz Vaz de Camões geboren, der größte portugiesische Dichter, der das Nationalepos Os Lusitanes (deutsch: Die Lusitanen) schreibt. 1532 wird die erste dauerhafte Siedlung in Brasilien gegründet, 1524 wird auf dem Kongreß von Badajoz der portugiesische Anspruch auf Brasilien anerkannt, der König vergibt große Landgebiete in Brasilien als Lehen (donatárias) und fördert so den Aufbau des Landes, 1545 wird Salvador da Bahia Hauptstadt Brasiliens. Unter Johann III. wurden Aden, Diu, Celebes und Maskat erobert. Er verzichtete auf die Philippinen und sicherte dafür die Molukken. 1557 wird Makao, die erste portugiesische Handelssiedlung in Japan, gegründet.
Mit Johann III. war der Zenith der portugiesischen Machtausbreitung erreicht. Unter seinem Nachfolger, König Sebastian, sollte es dann schließlich zur Katastrophe kommen, in deren Folge der portugiesische Staat selbst vorübergehend untergeht.
Johann III. hatte einen Sohn, ebenfalls Johann genannt, der Infant und Thronfolger des Reiches. Dieser heiratete Johanna, eine Tochter Kaiser Karl V. und somit Schwester des spanischen Königs [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II. Allerdings verstarb Erbprinz Johann bereits 1554 und somit vor seinem Vater.
Der Thron fällt deshalb, als König Johann III. 1557 verstirbt, an seinen Enkel Sebastian, Sohn des bereits vorverstorbenen Erbprinzen Johann.
Beim Tod seines Großvaters, des Königs, war Sebastian gerade drei Jahre alt. Erneut mußte deshalb eine Regentschaft die Macht übernehmen. Diese fiel zunächst seiner Großmutter Katharina, der Witwe Johann III., zu. Schon bald jedoch übernahm Kardinal Heinrich I., Erzbischof von Lissabon, ein Bruder Johann III. und somit Großonkel des König Sebastians, die Macht.
1568 übernimmt Sebastian als 15-jähriger schließlich selbst die Regierung. Er lebte in einer Traumwelt, angefüllt mit mittelalterlichen ritterlichen Idealen. Sein großes Ziel war es, für Portugal ein großes nordafrikanisches Reich zu erobern. Einen Thronnachfolgestreit im Sultanat von Fes zum Anlaß nehmend, versammelt der König, der sich als Nachfolger der Kreuzfahrer mit der Mission wähnte, Marokko endgültig von den Arabern zu befreien, eine Armee von 18.000 Mann und marschiert in den arabischen Teil Marokkos ein. Die Schlacht von Alcazarquivir (al-Qasr al-Kabir) in Marokko wird zur Katastrophe für die Portugiesen. Das weit überlegene Heer des Sultans Muley Abd-el Melik schlägt die Portugiesen, König Sebastian wird in der Schlacht getötet, sein Leichnam bleibt auf dem Schlachtfeld verschollen. Weitere 8.000 Portugiesen, darunter die meisten portugiesischen Adeligen, fallen in der Schlacht. 15.000 Portugiesen, darunter 100 hohe portugiesische Adelige geraten in Gefangenschaft, Portugal muß den größten Teil seines Staatsschatzes als Auslöse bezahlen.
Sebastian fällt kinderlos. Deshalb übernimmt der vormalige Regent, Kardinal Heinrich, als letztes männliches Mitglied des Hauses Avis, nunmehr selbst den Thron.
Heinrich wird als vollkommen weltfremder und bigotter Kirchenmann beschrieben. Als er nach zwei Jahren kinderlos stirbt, ist die Dynastie der Avis zu Ende.
Bereits früh hatten die Habsburger ihr Auge auf Portugal geworfen. Die Angelegenheit war Karl V. so wichtig, daß er, noch 1557, also bereits nach seinem Rücktritt als römischer Kaiser und spanischer König, als er bereits der weltlichen Macht entsagt hatte und zurückgezogen im Kloster San Jerónimo de Yuste lebte, an seine Schwester Katharina schrieb, um für den Fall eines frühzeitigen Ablebens König Sebastians ohne Erben seinen Enkelsohn Don Carlos (den Sohn König Philipp II. von Spanien) als Prätendenten ins Spiel zu bringen. Katharina war zwar einverstanden, die Vereinbarung scheiterte dann jedoch am Widerstand des portugiesischen Adels.
Auch Heinrich I. beschäftigte sich intensiv mit der Frage der Thronnachfolge. Nach langen Zögern entschloß er sich schließlich, den spanischen König Philipp II. zum Thronerben einzusetzen.
Jedoch übernimmt zunächst, António, Prior von Crato, ein nichtehelicher Abkömmling des Hauses Avis (Enkel Emanuel I.) der verwaisten Thron.
Dem standen natürlich die wohlbegründeten Ansprüche Philipp II. entgegen, der nicht nur von Kardinal Heinrich testamentarisch zum Thronerben eingesetzt war, sondern auch als Sohn von Elisabeth, der ältesten Tochter König Emanuel I. über die weibliche Seite mit dem Hause Avis verwandt war und in Ermangelung von Erben aus der männlichen Seite auch regulär zur Thronfolge berufen war. Philipp II. sandte eine Armee unter dem Kommando des dritten Herzog von Alba, die die Truppen Antónios in Alcántara besiegte. So wurde der Habsburger König Philipp II. von Spanien unter dem Namen Dom Filipe I. von den Cortes von Tomar zum König von Portugal ausgerufen. Damit waren die beiden Kronen von Portugal und Spanien unter den Habsburgern vereint. Nach den Vereinbarungen mit den Cortes verpflichtete sich die spanische Seite allerdings, die portugiesische Autonomie zu respektieren. So sollten nicht beide Länder vereinigt werden, sondern lediglich in Personalunion durch einen Monarchen regiert werden.
Nur Portugiesen sollten in die Verwaltung berufen werden, der König versprach die Cortes oft einzuberufen und zu konsultieren, in Madrid wurde ein mit Portugiesen besetzter Rat für portugiesische Angelegenheiten eingerichtet. Die Azoren kann Philipp I. allerdings nicht erobern, sie bleiben zunächst António von Crato treu.
Die Herrschaft Philipp I. (von Portugal = Philipp II. von Spanien) gehört eigentlich mehr in die spanische Geschichte. Der Lieblingssohn Karl V. wurde 1527 in Valladolid geboren. Bereits in seiner Jugend übertrug ihm sein Vater die Regentschaft in verschiedenen Gebieten seines Reiches, so in den Niederlanden und in Süditalien. 1543 heiratete er seine Cousine, Maria von Portugal (Tochter König Johann III.) Diese Heirat und seine Mutter Elisabeth von Portugal (Tochter Emanuel I., des Glücklichen) begründeten seinen Anspruch auf den portugiesischen Thron. Maria von Portugal war auch Mutter seines ältesten Sohnes „Don Carlos“, dessen trauriges Schicksal (er wird auf Befehl seines Vaters eingekerkert und stirbt 1568 unter ungeklärten Umständen im Gefängnis) Vorbild für Schillers Drama und Verdis Oper wird. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Philipp aus politischen Gründen Königin Maria I. Tudor (Maria die Katholische) von England.
1556 übernahm er nach der Abdankung seines Vaters die Regierung in Spanien und den Niederlanden. Karl V. hatte ihm auch die Kaiserkrone und die österreichischen Stammlande der Habsburger zugedacht, dies scheiterte aber am Widerstand der deutschen Kurfürsten. Kaiserkrone und Stammlande fielen daraufhin seinem Onkel Ferdinand I. zu, seitdem war das Haus Habsburg in eine spanische und eine österreichische Linie geteilt.
Philipp I. (II.) war ein überzeugter Vorkämpfer der Gegenreformation. In allen Teilen seines Reiches bekämpfte er den Protestantismus mit harten Maßnahmen, was besonders in den nördlichen Niederlanden zu einem Aufstand führte, der schließlich den Verlust dieser Provinzen für Spanien bedeutete.
Der Gegensatz zu Frankreich und seit dem Tode seiner zweiten Frau Maria der Katholischen und der Thronbesteigung von Elisabeth I. auch zu England, sowie der Kampf gegen die Türken (hier mußte Spanien den bedrängten österreichischen Verwandten helfen) bestimmte die Politik Philipps. Philipp entsandte 1588 die Armada gegen England, wurde jedoch vernichtend geschlagen. Er verlegte die spanische Residenz nach Madrid und ließ das Escorial errichten.
Auch in Portugal hatte Philipp eine Reihe von Aufständen niederzuschlagen. Der Regierungsantritt eines spanischen Königs war im Volke alles andere als populär. Dazu kam, daß die Erinnerung an den im Volk verehrten „jungen Ritterkönig“ Sebastian noch frisch war. Da Sebastians Leiche auf dem Schlachtfeld von Alcazarquivir nie gefunden wurde, hatten es falsche Sebastiane deshalb relativ einfach, sich als der verschollene König auszugeben und Aufstände gegen Philipp zu provozieren. Auch António von Crato, der sich ja gleich nach dem Tode des Kardinalkönigs hatte zum portugiesischen König ausrufen lassen, dann aber von spanischen Truppen verjagt worden war, versuchte es 1589 erneut, diesmal mit Hilfe des englischen Piraten Drake, er wurde jedoch abermals von den Spaniern geschlagen.
1598 starb Philipp I. (II.) und sein Sohn aus seiner letzten Ehe mit Anna von Österreich bestieg den Thron, in Spanien als Philipp III., in Portugal als Philipp II.
Während Philipp I. die Autonomie Portugals noch respektierte, wird das Land unter seinen beiden Nachfolgern Philipp II. (= König Philipp III. von Spanien 1598 - 1621) und Philipp III. (= König Philipp IV. von Spanien 1621- 1640) mehr und mehr an Spanien angegliedert. Die Versprechungen Philipp I. waren vergessen, Spanier wurden auf Posten in der portugiesischen Verwaltung ernannt, die Weigerung der Könige, Portugal zu besuchen und die Störungen des Handels aufgrund der von Spanien geführten Kriege vergrößerten die Verbitterung in Portugal noch
Außenpolitisch geriet Portugal jetzt natürlich ebenfalls in Gegensatz zu den vielen europäischen Feinden Spaniens. England, traditioneller Verbündeter Portugals, war nunmehr sein Gegner, auch die aufstrebende Seemacht der Niederländer, die sich ja gerade erst in einem blutigen Bürgerkrieg vom spanischen Joch befreit hatten, versuchten den spanisch-portugiesischen Interessen zu schaden, wo es ihnen nur möglich war.
So verlor Portugal Hormuz an die Briten (1622), die Holländer erobern Ceylon und Malalla, setzen sich in Brasilien (1630, Pernambuco) und Afrika (1637, Elmina) fest. Spanien wurde in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, wo der Kaiser, der ja aus der österreichischen Verwandtschaft stammte, versuchte, sich gegen die protestantischen Reichsstände, Frankreich und Schweden durchzusetzen. Die spanischen Habsburger unterstützten in diesem Konflikt natürlich ihre österreichischen Verwandten.
Alle diese Kriege, die Spanien zu führen hatte, ruinierten das Land und insbesondere die spanischen Staatsfinanzen. Der König erhob deshalb hohe Steuern, die Portugal genauso trafen wie den Rest seiner Besitzungen. In Portugal und auch in Kastilien kommt es deswegen zu Aufständen. Der Tropfen, der das sprichwörtliche Faß zum überlaufen brachte, war erreicht, als Philipp III. (IV.) den Zusammenschluß der portugiesischen mit der spanischen Armee dekretierte, für den selbstbewußten portugiesischen Adel eine große Schmach und eine eindeutige Verletzung der Autonomieversprechen, die Philipp I. (II.) bei seiner Thronbesteigung seinerzeit den portugiesischen Cortes gegeben hatte.
Die Herrschaft des Hauses Braganza
Portugal erkämpft seine Unabhängigkeit
1634 und 1637 in Évora kommt es zu Aufständen, 1640 brach ein Aufstand in Katalonien aus, der Herzog von Olivares, der allmächtige Premierminister Philipp III., plante, portugiesische Truppen zur Niederschlagung des Aufstandes gegen die Katalanen einzusetzen, was in Portugal für weitere Empörung sorgt. Frankreich, der große Widersacher der Habsburger und damit Spaniens, sieht eine Chance, die Spanier zu schwächen, Kardinal Richelieu unterstützt deshalb die Portugiesen und ermuntert den Herzog von Braganza zum Aufstand gegen die Spanier. Die spanische Schwäche nutzend, wird in einem Handstreich in Lissabon die spanische Statthalterin, die Herzogin von Mantua, gestürzt und das Oberhaupt der Familie Braganza als Johann IV. zum König ausgerufen. Einen Aufstand, der vom Erzbischof von Braga und einigen Adeligen angestiftet wurde und das Ziel hatte, den Thron an die Habsburger zurückgeben, scheiterte, Johann ließ mehrere Adelige hinrichten und Geistliche zu längeren Haftstrafen verurteilen. Mit Johann IV. besteigt das Haus Braganza den portugiesischen Thron, die vorletzte Dynastie, die das Land regieren sollte.
Spanien reagierte erst Jahre später auf die Ereignisse in Portugal. Grund dafür war, daß Spanien durch den Dreißigjährigen Krieg und den Krieg mit Frankreich seine Armeen zunächst anderweitig benötigte. Nur 1644 kommt es zu einer kleineren Schlacht bei Montijo. Portugal erneuert zunächst seine Allianz mit England (Verträge mit Karl I. 1642, Oliver Cromwell 1654 und Karl II 1661, der Katharina von Braganza heiratete). Portugal tritt Tanger und Bombay an England ab. Johann IV. versuchte erfolgreich, Teile des portugiesischen Kolonialreiches zurückzuerobern. Zwar waren Ceylon und Malakka endgültig an die Holländer verloren, aber es gelingt ihm, die Holländer 1648 aus Luanda und São Tomé und im Bündnis mit den Engländern während des ersten Englisch-Niederländischen Seekrieges 1652 aus Brasilien zu vertreiben. Durch den Verlust der ostindischen Kolonien wurde Brasilien jetzt zur wirtschaftlich bedeutendsten portugiesischen Kolonie. Rohrzucker, Gold und Diamanten aus Brasilien wurden zur wichtigsten Quelle portugiesischen Reichtums. Wegen der absehbaren Konfrontation mit den Spaniern verstärkte der König die Landesverteidigung. So wurde ein permanenter Kriegsrat und ein geheimer Rat zur Verteidigung der Landesgrenzen gegründet. Unter Johann wurde Portugal wieder zu einem mächtigen und in Europa respektierten Land.
1656 verstirbt Johann IV. Sein ältester Sohn, Alfons VI., tritt die Nachfolge an. Alfons VI. war beim Tode seines Vaters nur 13 Jahre alt, so daß zunächst eine Regentschaft eingesetzt wurde, die von seiner Mutter, Luísa de Guzmão, geführt wurde. Alfons VI. war seit seinem dritten Lebensjahr gelähmt und geistesschwach, so daß die Regentschaft auch nach seiner Volljährigkeit fortgeführt wurde. Aufgrund einer Verschwörung des dritten Grafen von Castelo Melhor gegen die Regentschaft begann Alfons VI. 1662 formal selbständig zu regieren, die Macht fiel aber de facto dem Grafen von Castelo Melhor zu, der grauen Eminenz hinter dem Thron.
1659, der Krieg mit Frankreich hatte im gleichen Jahr geendet, griff Spanien schließlich doch an und versuchte Portugal für die Habsburger zurückzuerobern (Restaurationskrieg). Die Spanier besetzte Elvas. Gemeinsame portugiesisch-britische Truppen schlagen die Spanier jedoch in mehreren Schlachten. Im Jahr 1665 verstarb der spanische König Philipp IV. und damit der letzte Monarch aus dem Hause Habsburg, der noch den portugiesischen Königstitel getragen hatte. Die Spanier, durch die militärischen Niederlagen geschwächt, mußte 1668 im Frieden von Lissabon die portugiesische Unabhängigkeit anerkennen. Ceuta verblieb bei Spanien. Diese Siege über Spanien brachten dem König den Beinamen „o Vitorioso“ (der Siegreiche) ein.
Alfons VI. verliert immer mehr Einfluß an seinen jüngeren Bruder, den Infanten Peter. Diese verbündet sich mit der Königin gegen Alfons VI. Auch im Volk und in den Cortes war die allgemeine Meinung, daß Alfons VI. aufgrund seiner Behinderung nicht in der Lage war, das Land zu regieren.
1667 vertreibt Peter zusammen mit der Königin den bisherigen Kronrat und zwingt den König eine Urkunde zu unterschreiben, mit der dieser auf die Ausübung der Regierung verzichtet. Die Cortes setzten 1668 den König ab und ernennen Peter zum Regenten. Die Ehe des Königs wird, da dieser angeblich nicht in der Lage war, sie zu vollziehen, aufgelöst, die Königin heiratet daraufhin Prinzregenten Peter. Alfons VI. lebt bis zu seinem Tode 1683 als Gefangener in Sintra und auf den Azoren. Nach seinem Tode besteigt Prinzregent Peter als Peter II. den portugiesischen Thron.
Portugal im Zeitalter des Absolutismus
Während der Regierung Peter II. wird die Wirtschaft des Landes nach merkantilistischen Maßstäben umorganisiert (Reformen des dritten Grafen von Ericeira) und ein weitreichender Handelsvertrag mit England geschlossen (1668). Nach diesem Vertrag bekamen englische Produkte Zollpräferenz in Portugal im Ausgleich für englische Zollpräferenzen für portugiesischen Wein. Im Methuenvertrag von 1703 wurde England schließlich die zollfreie Einfuhr von Textilien und Manufakturwaren erlaubt, Portugal bezahlte dafür mit dem Gold und den Diamanten Brasiliens. Dieser Vertrag, der bis 1842 in Kraft blieb, trug dazu bei, daß Portugal wirtschaftlich von England abhängig wurde, und, da das Land von billigen britischen Produkten überschwemmt wurde, keine eigene Industrialisierung durchführte.
1669 traten die Cortes zum letzten Mal zusammen. Die nachfolgenden, absolutistischen Könige, riefen die alte Ständeversammlung nicht mehr ein. Erst nach der liberalen Revolution von 1820 sollten die Cortes wieder zusammentreten.
Portugal tritt 1703 auf britisch-österreichischer Seite in den Spanischen Erbfolgekrieg ein.
Im Jahr 1706 besteigt Johann V. den Thron (bis 1750). Unter ihm wird der Absolutismus eingeführt, die Cortes waren ja schon seit 1696 nicht mehr einberufen worden. Johann V. wird als fähiger Staatsmann, hoch gebildet und vielseitig interessiert, geschildert, der sich Ludwig XIV. von Frankreich zum Vorbild nahm. Wie in Frankreich kümmerten sich auch in Portugal die Adeligen nicht mehr um ihren Landbesitz, sie sanken zu reinen Höflingen herab. Seinen Reichtum, den der König, in der Tradition anderer absolutistischer Könige in Bauten zum seinem Ruhme anlegt (Klosterpalast von Mafra, Universitätsbibliothek von Coimbra, Aquädukt von Águas Livres in Lissabon), stammte aus dem brasilianischen Goldhandel. In seine Regierungszeit fiel das Ende des spanischen Erbfolgekrieges. Einer portugiesischen Armee unter der Führung des Marquês das Minhas gelingt es, Madrid einzunehmen, die Spanier und Franzosen siegen dann aber in der Schlacht von Almansa (1707), der Franzose René Duguay-Trouin plündert Rio de Janeiro. 1713 schließen Portugal und Frankreich Frieden, 1715 schließlich auch Portugal und Spanien.
Johann V. tritt auf Seite des Papstes in einen Krieg gegen die Türkei ein (Seeschlacht von Matapan, 1717), gerät jedoch bald in Gegensatz zum Heiligen Stuhl, als er versucht, mehr Einfluß auf die katholische Kirche in Portugal zu gewinnen. Erst als der Papst einwilligt, daß alle Bischöfe Lissabons den Titel eines Kardinals und Patriarchen bekommen und dem König selbst den Titel „Allergläubigster König“ (o Rei fidelíssimo) verleiht, versöhnen sich König und Papst wieder. Unter Johann V. hatte das Land ein „zweites goldenes Zeitalter“ erlebt, von dem viele der von dem König errichtete großartigen Bauten heute noch künden.
Joseph I., sein Nachfolger, der von 1750 - 1777 regiert, war mehr an seinen Bauten und der Oper interessiert, als an den Staatsgeschäften. Er kritisierte die Verschwendungssucht seines Vaters und dessen Unterstützung der Inquisition. Als Joseph I. den Thron bestieg, berief er Adelige in seinen Beraterkreis, die in Opposition zu seinem Vater gestanden hatten, darunter den genialen Sebastião José de Carvalho e Melo, den erster Markgrafen von Pombal.
1755 wird Lissabon von einem schrecklichen Erdbeben zerstört. Der Markgraf von Pombal organisiert den Wiederaufbau. Nachdem er so sein organisatorisches Geschick unter Beweis gestellt hatte, wird Pombal 1756 zum ersten Minister und damit zum eigentlichen Regenten Portugals ernannt. Er legt den Grundstein für das Eintreten Portugals in die Moderne. Anstelle des klerikalen Königreiches setzt der Markgraf einen aufgeklärten Absolutismus. Dies bringt ihm schnell den Widerstand der Kirche ein. Die Jesuiten predigen, daß das Erdbeben Gottes Strafe für die Reformen des Markgrafen sei. Als es 1758 zu einem nie aufgeklärten Attentatsversuch gegen den König kommt, schlägt Pombal zurück. Die Erziehung wird laisiert, Oppositionspolitiker, darunter auch der Herzog von Aveiro, werden exekutiert, ein bedeutendes Mitglied der Jesuiten wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 1759 werden die Jesuiten in Portugal und Brasilien aufgelöst. Pombal schafft die Sklaverei in Portugal (nicht in Brasilien) ab (1761), sämtliche noch bestehende rechtliche Diskriminierungen gegen die neuen Christen (also die getauften Juden) werden aufgehoben, die Zensur wird von der Kirche auf den Staat übertragen, die Inquisition der Aufsicht des Staates unterstellt. An der Universität wird eine naturwissenschaftliche Fakultät gegründet, ein staatliches Schulwesen wird geschaffen, die Indianer in Brasilien emanzipiert. Unter der Oberaufsicht des Fürsten Wilhelm von Schaumburg-Lippe wird das portugiesische Herr reformiert. Der Markgraf sorgte dafür, daß verstärkt portugiesische Siedler in Brasilien angesiedelt wurden und förderte den Brasilienhandel durch die Gründung von Handelsgesellschaften, darunter der Ostindischen Kompanie. Sowohl die Landwirtschaft als auch der Handel erlebten in dieser Zeit einen Aufschwung, die finanzielle Lage des Staates verbesserte sich erheblich.
Joseph I. war mit einer spanischen Bourbonenprinzessin verheiratet. Trotzdem war er nicht bereit, England, den traditionellen Verbündeten Portugals, im Stich zu lassen, und dem spanisch-französischen anti-britischen Bündnis beizutreten. Spanien fiel daraufhin 1762 in Portugal ein, mußte aber bereits 1763 Frieden schließen und Portugal wieder verlassen. Die letzten drei Jahre führte die Königin die Regentschaft für den erkrankten König.
Joseph I. hinterließ keinen männlichen Erben. Der König stand deshalb vor der Wahl, entweder die weibliche Thronfolge zu ermöglichen, dann wäre seine Tochter Maria ihm auf den Thron gefolgt, oder an der männlichen Thronfolge festzuhalten, dann wäre sein jüngeren Bruder, Peter, als nächster in der Thronfolge berufen. Das Dilemma wurde dadurch gelöst, daß Joseph seinen Bruder mit seiner Tochter verheiratet. Gemeinsam besteigen sie als Maria I. und Peter III. den Thron.
Die neue Königin war sehr religiös, die antiklerikale Politik des Markgrafen von Pombal war ihr deshalb ein Graus. Sobald sie den Thron bestiegen hatte, entläßt sie deshalb Pombal, den sie auf seinem Landsitz unter Hausarrest stellt. Maria I. macht eine Reihe der antikirchlichen Reformen des Markgrafen rückgängig, setzt jedoch seine Außen- und Wirtschaftspolitik fort. Die Infrastruktur des Landes wird erneuert, ein Außenhandelsgleichgewicht mit England erreicht, die Abhängigkeit von England durch eine Diversifizierung des Handels und eine Allianz mit Rußland gemindert.
Nach dem Tode ihres Mannes verfiel die Königin zunehmend in eine irrationale Frömmigkeit und wurde schließlich wahnsinnig. 1792 wurde sie entmündigt. Die Regentschaft übernahm ihr Sohn der Thronfolger, der spätere König Johann VI.
Französische und Britische Besetzung, die brasilianische Periode
Portugal befand sich durch seine Allianz mit England außenpolitisch in einer äußerst prekären Situation gegenüber dem revolutionären Frankreich. Aus Angst, die revolutionären Ideen könnten nach Brasilien übergreifen, beteiligt es sich am Krieg gegen Frankreich (1793), steht jedoch ab 1795 allein. Spanien nutzt diese Schwäche und eroberte 1801 Teile Portugals (spanisches Ultimatum, spanische Besetzung des Alentejo, Abtretung der Stadt Olivença an Spanien im Frieden von Badajoz). 1806 erklärte Napoleon in Berlin die Kontinentalsperre gegen England. Portugal kann napoleonischen Drängen, seine Häfen gegenüber britischen Schiffen zu verschließen und sich der Kontinentalblockade anzuschließen nicht nachgeben, da es zu sehr vom britischen Handel abhängig ist. Das französische Drängen wird nach Napoleons Niederlage in der Seeschlacht von Trafalgar (1805) immer stärker. 1806 stellt Napoleon Portugal ein Ultimatum. Entweder das Land erkläre den Engländern den Krieg, oder Frankreich würde Portugal den Krieg erklären. 1807 muß Spanien im Vertrag von Fontainebleau den Franzosen Durchmarschrechte zugestehen. Napoléon gelingt es so, Portugal zu besetzen, General Junot erobert Lissabon. Die königliche Familie flieht nach Brasilien, Rio de Janeiro wird neuer Regierungssitz.
Dreimal versuchten die Franzosen, das Land zu besetzten. Die erste Invasion von Junot 1808 war zunächst erfolgreich, bis ein britisches Expeditionscorps von 13.000 Mann unter dem Befehl des britische Generals Arthur Wellesley, des spätere Herzog von Wellington, in Portugal landete. Den Briten gelang es schnell, den Franzosen eine Reihe von Niederlagen beizubringen. General Junot und seine Männer müssen sich aus Portugal zurückziehen, im Vertrag von Sintra müssen die Briten ihnen allerdings freien Abzug gewähren. 1809 versuchten es die Franzosen erneut, diesmal war es Marschall de Dieu Soult, der von Galicien kommend nach Portugal einmarschierte. Die britisch-portugiesischen Truppen stehend zunächst unter dem Befehl von William Carr Beresford, später erneut unter dem Befehl von Arthur Wellesley, der, als er von der neuen Invasion gehört hatte, nach Portugal zurückgekehrt war. Mit dem Sieg von Talavera de la Reina über die Franzosen (Juli 1809) war die zweite Invasion beendet.
Im August 1810 versuchten es die Franzosen zum dritten Mal, diesmal besetzten die Marschälle Massena, Ney und Junot die Provinz Beira. Wellington besiegte sie am 27.09.1810 in der Schlacht von Buçaco, nahe Coimbra. Die Engländer und Portugiesen hatten die Zeit genutzt, um bei Torres Vedras, nördlich von Lissabon, eine befestigte Verteidigungslinie auszuheben. Die französische Invasion wird an dieser Linie aufgehalten, die Franzosen erleiden große Verluste, nach der Niederlage von Sabugal (3. April 1811) müssen sie sich endgültig aus Portugal zurückziehen, das Land war damit befreit. Offiziell endet der Krieg jedoch erst mit der französischen Niederlage in der Schlacht von Toulouse, 1814.
Das Ergebnis des Krieges war ein Desaster für Portugal. Der Aufbau der Industrialisierung war gestoppt. Das Land durch die Taktik der verbrannten Erde, die sowohl die Franzosen als auch die Engländer angewandt hatten, verwüstet. Konstitutionell wurde Portugal von Brasilien aus regiert, im Jahr 1815 erhielt Brasilien einen neuen Status, war nunmehr nicht mehr portugiesische Kolonie, sondern unabhängiges Königreich gleichen Rechts wie Portugal, mit diesem durch Personalunion verbunden. Portugal war stark verschuldet, seine Handelsabhängigkeit von England wuchs. Seit 1810 hatte England auch das Recht, unter Umgehung Portugals, direkt mit Brasilien Handel zu treiben. Portugal wurde de facto brasilianische Kolonie und britisches Protektorat, die Macht im Lande lag in den Händen des britischen Befehlshabers William Carr Beresford.
Nach dem Tode Maria I. 1816 wurde der Prinzregent in Rio de Janeiro als Johann VI. zum König von Brasilien und Portugal gekrönt.
Liberale Revolution und der Kampf zwischen Absolutisten und Konstitutionalisten
Innenpolitisch wuchs, besonders in der portugiesischen Armee, der Ruf nach einer Verfassung. Die liberalen politischen Ideen, von Napoleon und den Truppen des revolutionären Frankreichs nach Portugal gebracht, fielen in der schlecht bezahlten Armee auf fruchtbaren Boden. Die Abwesenheit der königlichen Familie, die Anwesenheit ausländischer Kommandanten (Beresford) und die Ereignisse im benachbarten Spanien, wo der Liberalismus Erfolge feierte, führten zu zusätzlicher Unruhe in Portugal. Beresford kann 1817 durch die Hinrichtung einer Reihe von Verschwörern, darunter des liberalen Generals Gomes Freire de Andrade zwar nochmals die Oberhand gewinnen, sein hartes Vorgehen verstärkt aber schließlich noch die Entschlossenheit seiner Gegner.
1820 kommt es dann zur Liberalen Revolution, die mit einem Offziersaufstand in Porto beginnt. Im Ergebnis werden die Engländer entmachtet, eine verfassungsgebene Cortes gewählt, die, unter Führung des Juristen Manuel Fernandes Tomás dem Land seine erste Verfassung gibt. Johann VI. wird zur Rückkehr nach Portugal aufgefordert, einer Aufforderung, die der König im gleichen Jahr eher widerwillig nachkommt. Kronprinz Peter läßt er allerdings in Brasilien zurück. Als die Cortes versuchen, auch den Kronprinzen zur Rückkehr nach Portugal zu bewegen und dazu noch für Brasilien wieder den Kolonialstatus wieder einzuführen, erklärt dieser am 7. September 1822 die brasilianische Unabhängigkeit. Brasilien wurde Kaiserreich, aus Kronzprinz Peter von Portugal wurde Kaiser Peter I. von Brasilien (Dom Pedro I).
Nach der Rückkehr des Königs spitzte sich der Konflikt zwischen den liberalen Konsitutionalisten, also denjenigen, die wollten, dass Portugal als konstitutionelle Monarchie regiert werden sollte, und den Absolutisten, also den Anhängern der absoluten, durch keine Verfasssung beschränkte Monarchie, dramatisch zu. Der Riß ging dabei quer durch die königliche Familie, während der König zögerlich lavierte, einen Bruch mit den Liberalen aber vermeiden wollte, waren Königin Charlotte Johanna und Prinz Michael kompromißlose Anhänger des Absolutismus.
1824 kommt es zu einem Aufstand der konservativen Kräfte gegen die neue liberale Verfassung. Der König wird von seiner Frau und seinem Sohn Michael in einem seiner Paläste gleichsam wie ein Gefangener gehalten und sollte zur Abdankung gezwungen werden. Frankreich und die Heilige Allianz unterstützen die Konterrevolution in Portugal. Frankreich entsandte ein Heer nach Spanien, das dort den Liberalismus beseitigte und mit Portugal ähnliches vorhatte, aber aufgrund einer britischen Intervention gestoppt wurde. Der König kann aus seinem Palast auf ein britisches Kriegsschiff fliehen, übernimmt von dort wieder den Oberbefehl über seine Armee, und zwingt Prinz Michael schließlich ins Exil nach Österreich. Die Verfassung von 1821 wird allerdings widerrufen. Johann regiert noch zwei weitere Jahre, bis er 1826 stirbt.
Der Miguelistenkrieg
Nach dem Tode Johann VI. erbt sein ältester Sohn, Kaiser Peter I. von Brasilien, den portugiesischen Thron, den dieser dort unter dem Namen Peter IV. besteigt.
Der neue König verbleibt in Brasilien. Regentin wird seine Schwester, Elisabeth Maria von Braganza, die noch von Johann VI. testamentarisch in dieses Amt eingesetzt wurde.
Peter IV. erläßt 1826 eine neue Verfassung, die sog. Charter. Sie ist konservativer gehalten als die liberale Verfassung von 1821, da der König - vergeblich - hofft, durch die neue Verfassung den Konflikt zwischen Liberalen und Absolutisten zu entschärfen. Elisabeth Maria, selbst eine Anhängerin der Absolutisten, wehrt sich zwar gegen die Charter, wird aber von dem später Herzog von Saldanha gezwungen, diese in Kraft zu setzen.
Peter IV. gelingt es nicht, seine beiden Reiche wieder zu vereinen. Er scheitert nach kurzer Zeit an der Unmöglichkeit Brasilien und Portugal zugleich zu regieren. In Portugal war man nicht mehr gewillt, erneut einen König, der nicht im Lande residiert, zu ertragen. In Brasilien dagegen wurde die Kritik daran, daß der Kaiser mehr und mehr Energie zur Lösung der portugiesischen Probleme aufwendete, immer lauter. Der Monarch mußte sich schließlich zwischen Brasilien und Portugal entscheiden und er entschied sich für Brasilien. So dankt er im Mai 1826 nach nur zwei Monaten Regierung in Portugal als portugiesischer König zugunsten seiner minderjährigen Tochter Maria da Glória ab. Damit kommt es zur endgültige Trennung der Monarchien von Portugal und Brasilien.
Zur Regelung der Nachfolge hatte sich Peter ein schlaue Lösung ausgedacht. Da seine Tochter noch zu jung war, um die Regierung auszuüben, sollte sein Bruder Michael aus dem österreichischen Exil zurückgeholt werden, um bis zur Volljährigkeit der Königin als Regent zu fungieren. Später, wenn die Königin volljährig wurde, sollte Michael diese, also seine eigene Nichte, heiraten, und mit ihr gemeinsam den Thron besteigen. Vorher mußte Michael der Verfassungscharter allerdings Treue schwören was er auch tat.
Michael hatte allerdings andere Pläne. Kurz nach seiner Rückkehr nach Portugal verbündete er sich mit den Absolutisten, setzte er seine Nichte und Braut ab, ließ eine traditionelle Ständeversammlung einberufen und sich selbst von dieser zum König ausrufen. Er regierte Portugal als letzte Monarch absolutistisch, in Portugal richtete er ein politisches Zwangssystem ein, durch das seine innenpolitischen Gegner, Liberale und Konstitutionalisten, ins Exil gezwungen oder ins Gefängnis geworfen wurden.
Peter war nicht bereit, den Vertrauensbruch seines jüngeren Bruders hinzunehmen und wollte seiner Tochter den portugiesischen Thron erhalten. Zudem hatte er in Brasilien mit zunehmenden innenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen. So tritt er 1831 auch als Kaiser von Brasilien zurück (dort zugunsten seines Sohnes Peter II., geht nach Europa und beginnt den Kampf gegen seinen Bruder. Dieser ist unter dem Namen Miguelistenkrieg oder auch Krieg der zwei Brüder in die Geschichte eingegangen(1832 - 1834). Mit Hilfe seiner Feldherren, der Herzöge von Saldanha und Terceira gelingt es ihm, Michael zu besiegen, dieser muß erneut ins Exil gehen. Kurze Zeit später verstirbt Peter, seine Tochter wird für volljährig erklärt und beginnt selbständig zu regieren.
Das Zeitalter des Liberalismus
Zwar spielten die Absolutisten nach ihrer Niederlage im Miguelistenkrieg keine bedeutende Rolle in der portugiesischen Politik mehr, das Land kam aber trotzdem politisch nicht zur Ruhe. Die Liberalen waren ein heterogene Gruppe, vor allen Dingen durch die Gegnerschaft zu den Absolutisten zusammengehalten, die ja jetzt wegfiel. Deshalb spalteten sie sich schnell in einen links- und einen rechtsliberal-konservativen Flügel. Der Streit entzündete sich an der Frage, wie die zunkünftige Verfassung des Landes aussehen sollte. Während die Linksliberalen, sie wurden Setembristen genannt, die Verfassung von 1821 wieder in Kraft setzen wollten, waren die Rechtsliberal-Konservativen, die Cartisten, Anhänger der Verfassungscharter von 1826.
Die Regierung der Cartisten
Königin Maria II. war eine Anhängerin der Cartisten. In der Zeit von 1834 bis 1836 ernannte sie deshalb ausschließlich cartistische Regierungen. Ministerpräsidenten dieser Zeit waren die Helden des Miguelistenkrieges, also vor allem die Herzöge von Saldanha, Terceira und Palmela. Sie gehen zunächst daran, durch politische Reformen die Hinterlassenschaft der Absolutisten zu überwinden. Die Verwaltung und Justiz wird nach napoleonischem Vorbild neu organisiert, die Handelsmonopole der großen Korporationen werden abgeschafft. Die religiösen Orden werden aufgelöst, Kircheneigentum wird nationalisiert und in einem verzweifelten Versuch, die finanzielle Situation des Landes zu verbessern, verkauft. So wurde eine neue Klasse der Großgrundbesitzer geschaffen, die sich vor allen Dingen aus dem Großbürgertum rekrutierte. Miguelitische Bischöfe werden abgesetzt, das Land gerät in scharfen Gegensatz zur katholischen Kirche. Die Regierungen wechseln allerdings in schneller Folge und stürzen über interne Skandale sowie den Widerstand der Setembristen.
Die Setembristen an der Macht
1836 kommt es, nach wohl verfälschten Wahlen, die die Cartisten gewinnen, zur Septemberrevolution, der Machtübernahme der Setembristen. Sehr gegen ihren Willen muß die Königin bis 1842 stembristisch geprägte Kabinette ernennen, die besonders von Manuel da Silva Passos und dem Markgrafen von Sá da Bandeira geprägt werden.
Gegen die setembristische Regierung gibt es einigen, auch gewaltsamen Widerstand von Seiten der Cartisten, der teilweise insgeheim, teilweise offen, auch von der Königin unterstützt wird (1836 Belenzada, 1837 Aufstand der Marschälle, 1838 Meutereien in Lissabon).
Trozdem gelingt es den Setembristen, eine Reihe von bedeutenden Reformen durchzuführen. So wird das Schulwesen reformiert, heute noch berühmte Institutionen wie die Akademie der Schönen Künste und das Nationaltheater werden gegründet. Die Grundlagen für das in seinen Grundzügen bis heute unveränderte portugiesische Steuersystem werden gelegt, die Sklaverei auch in den Kolonien abgeschafft.
1837 wir schließlich auch eine neue verfassungsgebende Cortes gewählt, die dem Land eine neue, extrem demokratische Verfassung gibt.
Ab 1840 sank der Einfluß der Setembristen. Die Königin konnte ihren Willen durchsetzen und mit der Berufung von António Bernardo da Costa Cabral zum Justizminister einen ihrer Vertrauten und Cartisten im Kabinett platzieren.
Der Cabralismus
Die politische Szene der Jahre 1842 bis 1846 wird vollkommen von António Bernardo da Costa Cabral, dem späteren Markgraf von Tomar, beherrscht, deshalb wird diese Periode auch als Cabralismus (cabralismo) bezeichnet. Costa Cabral, zu diesem Zeitpunkt gerade Justizminister, beendet 1842 durch einen Putsch die Herrschaft der letzten setembristischen Regierung. Er wird von der Königin zum Ministerpräsidenten ernannt, setzt die neue setembristische Verfassung ausser Kraft und die alte Verfassungscharter wieder ein. Bis 1846 regiert er das Land autoritär diktatorisch, führt allerdings auch eine Reihe von zukunftsweisenden Reformen durch. Die Bewertung der Person Costa Cabrals und seiner Regierungszeit ist bis heute in der portugiesischen Geschichtsschreibung umstritten.
Bürgerkrieg und Restauration
Siehe auch Zeittafel der Geschichte Portugals