Tirol
Tirol ist eine Region in Mitteleuropa, die sich über Staatsgrenzen hinweg im Westen Österreichs und im Norden Italiens ausdehnt. Ursprünglich unter einer Herrschaft, wurde sie nach dem Untergang des Habsburger Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn nach dem 1. Weltkrieg durch den Friedensvertrag von St. Germain auf zwei Staaten aufgeteilt:
- Bundesland Tirol - Nordtirol und Osttirol zur neuen Republik Deutschösterreich bzw. später Republik Österreich;
- Provinz Bozen - Südtirol zusammen mit
- Provinz Trient - Welschtirol (ital. Trentino), das seit 1803 ebenfalls zu Tirol gehörte, zur Republik Italien (heute: autonome Region Trentino-Südtirol);
Landschaftlich ist Tirol durch die Alpen geprägt. Tirols höchste Berge sind der Ortler und die Königsspitze in Südtirol; der Großglockner in Osttirol und die Wildspitze in den Ötztaler Alpen in Nordtirol gelegen. Der Haupterwerbszweig ist der Tourismus.
Geschichte
Das Gebiet von Tirol ist seit Jahrtausenden besiedelt. Die ersten Siedler tauchten vor ungefähr 10.000 Jahren, also gleich nach der Eiszeit, auf und wurden um etwa 4.000 v. Chr. durch Ackerbau treibende Völker ersetzt. Von dieser Zeit zeugen der Fund der Gletschermumie Ötzi und einige andere Ausgrabungen in allen Teilen Tirols.
Tirol verfügte damals schon über eine Bergbaukultur. Die älteste Verhüttung wurde in der Nähe von Brixlegg gefunden und stammt aus dem frühen 4. Jahrtausend v. Chr. In den folgenden Jahrtausenden wurden weitere Abbaustellen vor allem für Kupfer erreichtet. Der Kupferabbau führte zu einem blühenden Handel, was vor allem die reichen Grabbeibagen in der Urnenfelderzeit (ca. 1400-900 v. Chr.) beweisen. Das damalige Handelsnetz reichte von der Nordsee bis zum Mittelmeer.
Die Zeit ab ca. 450 v. Chr. bis zur römischen Invasion wird als La-Tène-Zeit bezeichnet. In dieser Zeit siedelten in den Tiroler Alpen Völker, die in den umliegenden Gebieten oft von Kelten verdrängt worden sind. Diese meist illyrischen Völker, die zwischen dem Comosee und Kärnten lebten wurden von den Römern als Räter bezeichnet. Die Kultur bezeichnen Historiker nach den beiden wichtigsten Fundorten als die Fritzens-Sanzeno-Kultur. Sie verfügten über Weinfässer, die später von den Römern übernommen wurden und über ein eigenes Alphabet.
Römerzeit
Im Jahr 15 v. Chr. wurde das Gebiet von den Römischen Feldherren Drusus und Tiberius erobert und auf die römischen Provinzen Rätien und Noricum aufgeteilt. Meran, Bozen und der äußerste Süden des Landes gehörten zur Provinz Venetia et Histria.
In dieser Zeit übernahmen die in Tirol lebenden illyrischen Stämme das Vulgärlatein und verbanden es mit ihrer eigenen Sprache. Daraus wurde dann das noch heute gesprochene Rätoromanisch.
Tirol profitierte zu dieser Zeit vor allem durch den römischen Fernhandel, der durch die Errichtung von gefestigten Straßen wie der Via Claudia Augusta begünstigt wurde. Als Siedlungsgebiet war Tirol für die Römer aber nicht attraktiv, was die wenigen Städte beweisen. Die bekannteste römische Stadt auf Tiroler Gebiet war die Stadt Aguntum, die sich in der Nähe von Lienz befand.
In der Spätantike (ab 476 n. Chr.) gehörte Tirol zum (italienischen) Reich der Ostgoten. Nach dessen Zusammenbruch (550/553) erfolgte von Norden her die Einwanderung der Baiern.
Mittelalter
Seither gehörte der weitaus größte Teil Tirols zum Herzogtum Bayern. Die neue bayerisch-italienische Grenze lag unmittelbar südwestlich von Bozen. Eppan, Kaltern und Salurn blieben italienisch, das Fassatal wurde bayrisch. Die Christianisierung erfolgte durch die Bischöfe von Brixen und Trient. Der Grenzverlauf blieb auch während der Karolingerzeit und der Ottonenzeit unverändert.
1027 trennte Kaiser Konrad II. zwecks Sicherung der Brennerroute das südlich angrenzende Bistum Trient von Italien ab und schlug es dem deutschen Reichsteil zu. In der Folge fiel auch das Etschtal zwischen Meran bzw. Bozen im Norden und Deutschmetz (Mezzocorona) im Süden an Bayern. Im 12. Jahrhundert entstand im südlichen Teil des Herzogtums die Grafschaft Tirol, ausgehend von Schloss Tirol bei Meran.
Die Grafen von Tirol waren zunächst Vögte der Bischöfe von Brixen und Trient, erweiterten aber ihr Land bald auf Kosten der Bischöfe und konkurrierender Adelsfamilien, wie der Eppaner und machten sich von ihnen wie auch vom bayrischen Herzog unabhängig (Absetzung Heinrich des Löwen 1180). 1228 traten sie die Saalforste an die Wittelsbacher ab; diese Gebiete gehören noch heute dem Freistaat Bayern. 1253 wurden sie von den Grafen von Görz (Meinhardiner) beerbt, nach dem Aussterben ihrer männlichen Linie kam das Land abwechselnd an die Luxemburger und an die Wittelsbacher. 1363 vermachte die Tochter des letzten Meinhardiners, Margarethe von Tirol (Margarethe Maultasch) ihr Land an den Habsburger Rudolf IV..
Zum Zeitpunkt des Übergangs an die Habsburger war die Grafschaft Tirol ein geschlossenes Territorium mit etwa der heutigen Größe. Das Unterinntal unterhalb von Schwaz gehörte allerdings weiterhin zu Bayern, das Zillertal zu Salzburg. Brixen und das Pustertal waren bischöfliche Territorien bzw. Teil der Grafschaft Görz. Dafür war das Montafon tirolisch.
Unter den Habsburgern hatte das Gebiet große strategische Bedeutung, da es nicht nur an vielen wichtigen Alpenpässen Anteil hatte, sondern auch eine Landbrücke in ihre alemannischen Besitzungen darstellte. 1406, im Zuge der habsburgischen Erbteilungen wurde es wieder zu einer eigenen Herrschaft, in der die Landstände, zu denen in Tirol auch die Großbauern gehörten, bedeutende Mitspracherechte hatten. Friedrich IV. verlegte seine Residenz nach Innsbruck, das von da an Meran überflügelte.
Neuzeit
1500, mit dem Stammland der Görzer, fielen auch Lienz und das Pustertal an Habsburg und wurden mit Tirol vereinigt (strategische Landbrücke von Wien nach Mailand). Nachdem mit dem Verzicht Herzog Siegmunds 1490 das Land wieder an die Hauptlinie zurückgefallen war, wurde Innsbruck sogar Residenz Kaiser Maximilians I.. Mit dem Gewinn der Herrschaften Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg von Bayern wurde das Gebiet abgerundet. Die Reformation ging über Tirol sehr oberflächlich hinweg, nur die Bergleute neigten den Lehren der Täufer zu.
1564 wurde Tirol mit Vorderösterreich an Ferdinand, dem jüngsten Sohn Ferdinands I. übergeben, der aber aufgrund seiner morganatischen Ehe mit Philippine Welser keine erbberechtigten Nachkommen hatte. Nach seinem Tod herrschten mehrere Statthalter aus habsburgischem Hause, von denen einer, Leopold V. von Habsburg sich erneut zum Landesherren aufschwingen konnte. Diese Nebenlinie starb aber mit seinem jüngeren Sohn Sigismund Franz schon wieder aus.
1703 im Spanischen Erbfolgekrieg stießen die Bayern nach Tirol vor, erlitten aber an der Pontlatzer Brücke (bei Landeck) eine Niederlage und wurden aus dem Land getrieben.
1796/1797 griffen die Franzosen zum erstenmal Tirol an und besetzten einige Ortschaften. Die Tiroler Landesverteidigung konnte sie wieder vertreiben.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurden die Bistümer Brixen und Trient, die ohnehin unter Tiroler Oberhoheit gestanden hatten, offiziell dem Land angegliedert. 1805, nach der Niederlage gegen Napoleon musste das Land an Bayern wieder abgetreten werden. Die Abtretung wurde im Frieden von Pressburg am 26. Dezember 1805 festgelegt.
Tiroler Volksaufstand

1809 entlud sich der Widerstand gegen die bayerische Politik unter dem Grafen Maximilian von Montgelas im Tiroler Volksaufstand, der von Andreas Hofer, Josef Speckbacher und Pater Joachim Haspinger angeführt wurde. Der Volksaufstand wurde auch vom konservativen Klerus unterstützt, aber vor allem vom österreichischen Hof in Wien zuerst aufgestachelt, dann aber im Stich gelassen.
Die entscheidende Niederlage erlitten die österreichischen und Tiroler Truppen bei Wörgl am 13. Mai. In Folge kamen Teile des Landes vorübergehend an Italien und an die Illyrischen Provinzen Frankreichs; 1814 wurde das Land aber wiedervereinigt und kam zurück an den Habsburger Vielvölkerstaat Österreich. Das seit alters Salzburger Zillertal fiel mit Salzburg 1805 an Österreich und 1810 an Bayern. (Wohl) 1814 kam es (innerhalb Österreichs) an Tirol. Es gab jedoch auch kleinere Erfolge der Tiroler, wie zB. im "Giggler Tobl" wo die Frauen und Kinder des Paznauns mit Steinlawinen und anderen primitiven Waffen die Bayern aus ihrem Tal hielten.
Teilung in Nord- und Südtirol
1919, im Friedensvertrag von St. Germain kam das Gebiet südlich des Brenners an Italien. Italien hatte ungeachtet der viel weiter südlich verlaufenden deutsch-italienischen Sprachgrenze die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer als seine Nordgrenze beansprucht und den Alliierten vorgegaukelt, die Sprachgrenze verlaufe am Alpenhauptkamm (siehe Londoner Geheimverträge). Seither ist das Land Tirol geteilt; auch weitere Versuche nach dem Zweiten Weltkrieg, zumindest den deutschsprachigen Gebietsteil wieder an das österreichische Tirol anzugliedern, scheiterten; im Gegenzug konnte 1948 und 1972 (1. und 2. Autonomiestatut) eine – seither noch bedeutend ausgebaute – Autonomie für Südtirol erreicht werden (Gruber-De Gasperi-Abkommen).
Heute hat Tirol wieder eine schwache eigene Organisationsform als Europaregion (Euregio) gefunden.
Zur detaillierten Geschichte nach 1919, siehe Bundesland Tirol, Geschichte Osttirols und Geschichte Südtirols
Grafen von Tirol
- Albert I. Mitte 11. Jh.
- 1055-1101 Albert II.
- 1101-1165 Albert III.
- 1165-1180 Berthold
- 1180-1202 Heinrich I.
- 1202-1253 Albert IV.
- 1253-1258 Meinhard I.
- 1257-1295 Meinhard II.
- 1295-1310 Otto
- 1310-1335 Heinrich II.
- 1335-1363 Margarethe
Luxemburger
Wittelsbacher
Habsburger
Habsburgische Nebenlinien in Tirol Ältere Tiroler Linie
Ferdinand II. von Tirol und habsburgische Statthalter
- 1564-1595 Ferdinand II. (Tirol)
- 1602-1618 Maximilian III. (Habsburg), Statthalter
Jüngere Tiroler Linie
- 1619-1632 Leopold V. (Habsburg), Statthalter, ab 1626 Landesfürst
- 1646-1662 Ferdinand Karl
- 1663-1665 Sigismund Franz
Kultur
Wichtige Persönlichkeiten:
- Reimmichl (Volksdichter)
- Felix Mitterer (Dramatiker)
Siehe auch
Weblinks
- Tirol Wiki - Ein öffentlicher Raum
- Tirol.at - Urlaubsland Tirol
- Europaregion Tirol
- Tirol Atlas f. Gesamttirol
- www.geschichte-tirol.com
- Nachrichtendienst, Pressemeldungen, Informationen, Diskussionen aus Tirol: www.grossraum.imzoom.info
- TirolBlog.com - Tirols Infotainment Blog
- Infos zu Dorf Tirol
- Karte Tirol 1766
- Größte Webcam Seite für Tirol
- ZUKUNFTSZENTRUM TIROL