220-kV-Leitung Ludersheim–Aschaffenburg–Borken

Die 220-kV-Leitung Ludersheim–Aschaffenburg–Borken ist bzw. war eine Hochspannungsfreileitung für zwei Drehstromkreise mit 220 kV Betriebsspannung. In ihrer ursprünglichen Form führte sie vom Umspannwerk Ludersheim der Reichssammelschiene über das Umspannwerk Aschaffenburg, wo ein Abzweig zum Übertragungsnetz der RWE existierte, über die Landesgrenze nach Hessen zum Umspannwerk Borken.
Diese Leitung wurde ab dem Jahr 1946 geplant und im Dezember 1949 in Betrieb genommen. Sie war durchgängig auf Donaumasten verlegt und verwendete Einzelleiter aus Stahl mit einem Querschnitt von 350 mm² und Aluminiummantel als Leiterseile.[1] Ihr Bau war bedingt durch die Demontagen einiger Abschnitte der Reichssammelschiene im Gebiet der Grenze zur sowjetischen Besatzungszone bzw. der späteren DDR in den 1940er und 1950er Jahren. Damit stellte sie die Verbindung Bayerns mit dem restlichen deutschen 220-kV-Übertragungsnetz wieder her.
Mit der neuen Leitung wurde dabei an gleich drei Stellen der Anschluss an das bereits vor dem Krieg verwirklichte 220-kV-Netz in Deutschland wiederhergestellt: In Ludersheim an das verbliebene Teilstück der Elektrowerke-Reichssammelschiene, über einen Leitungsabzweig vom Umspannwerk Aschaffenburg an das Netz der RWE beim Umspannwerk Kelsterbach und am Kraftwerk Borken an die 220-kV-Leitung Lehrte–Borken der PreußenElektra. Der Bau des Abschnittes von Ludersheim bis zur bayerisch-hessischen Landesgrenze wurde dabei durch das Bayernwerk ausgeführt.[2]
Später entstanden im Leitungsverlauf weitere Umspannwerke der 220-kV-Ebene in Raitersaich, Trennfeld und Großkrotzenburg. Der Abschnitt von Großkrotzenburg bis Borken wurde Ende der 1980er Jahre demontiert, da als Ersatz eine 380-kV-Leitung vom Kraftwerk Staudinger über Dipperz und Mecklar nach Borken errichtet wurde, die Abschnittsweise in der alten Trasse verläuft. Zwischen Borken und Lauterbach wurden die Masten stehen gelassen und für eine 110-kV-Leitung verwendet.
Südlich von Lauterbach, bei Ober-Moos wurden zwei Masten beim Abbau der Leitung stehen gelassen, da man dort die Ansiedlung von Fischadlern seitens des NABU Hessen plante. Allerdings wurden die Masten nie tatsächlich von diesen angenommen.
Die Leitung von Aschaffenburg nach Kelsterbach, die später durch das Umspannwerk Urberach führte, wurde Anfang der 2000er Jahre außer Betrieb gestellt und teilweise demontiert. Heute existiert noch der Abschnitt von Kelsterbach bis Urberach mit einem 220-kV-System sowie zwischen Babenhausen und Stockstadt mit einem 110-kV-System. An der Landesgrenze Hessen-Bayern, die auch die Grenze der Übertragungsnetzbereiber darstellt, wechselt das Mastbild von Donaumasten auf bayerischer Seite zu Tannenbaummasten auf der hessischen.
Zwischen Großkrotzenburg und Trennfeld ist die Leitung noch heute mit zwei 220-kV-Stromkreisen in Betrieb. Von Trennfeld bis Ludersheim sind nach wie vor zwei Systeme auf den Masten installiert, allerdings nur durch einen Stromkreis belegt. Diese Abschnitte werden heute durch TenneT betrieben.
Geplant ist der Ausbau zwischen Raitersaich und Ludersheim auf 380 kV mit Fortführung in der Trasse der bestehenden Reichssammelschiene bis nach Altheim.[3]
Einzelnachweise
- ↑ Karl Girkmann, Erwin Königshofer: Die Hochspannung-Freileitungen. Verlag von Julius Springer, Berlin 1933, S. 55
- ↑ Deutsche digitale Bibliothek: Bayernwerk AG München: 220 kV-Leitung Ludersheim - Aschaffenburg - Landesgrenze (Borken). Abgerufen am 5. Dezember 2016.
- ↑ Bürgerdialog Stromnetz: Raitersaich -Altheim. Abgerufen am 5. Dezember 2016.