Zum Inhalt springen

Sexueller Fetischismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. April 2006 um 02:15 Uhr durch Yanestra (Diskussion | Beiträge) (Krankheit: Verbrecherische Verhaltensweisen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Sexueller Fetischismus ist eine Begriffsableitung vom religionswissenschaftlichen Begriff des Fetischismus auf den Bereich der Sexualität. Anstelle einer religiös-magischen Wirkungsmacht wird hier eine sexuelle Wirkungsmacht unbelebter Gegenstände erlebt.

Unter sexuellem Fetischismus (aus dem lateinischen facere - machen, tun und dem portugiesischen feitico - Zauber, Wahn) versteht man eine sexuelle Orientierung auf unbelebte Gegenstände, eine Paraphilie, eine Variante der Sexualität, bei der ein Mensch im Zusammenhang mit Gegenständen, Handlungen oder Situationen eine sexuelle Lust verspürt. Sie wird möglicherweise durch Erlebnisse in der frühen Kindheit, mit Beginn der sexuellen Entwicklung, ausgelöst und drückt die Neigung und den Wunsch aus, die Auslebung der Sexualität weniger auf eine hauptsächlich geschlechtliche Form, als mehr auf eine geistige, phantasievolle Form zu fokuszieren. Der Fetischismus kann (muss aber nicht) sich soweit steigern, dass das Interesse an gewöhnlichen sexuellen Aktivitäten nicht mehr vorhanden ist, sondern nur noch der fetischistische Trieb ausgelebt wird und zwischenmenschliche Sexualität nicht praktiziert wird, welches die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Fetischismus war, der aber heutezutage zumindest umgangssprachlich deutlich verwässert wurde. Das heißt allerdings nicht, dass soziale Kontakte insgesamt vernachlässigt werden. Dieser Fall ist allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen. Dann kann eine psychologische Beratung Hilfe bieten. Wenn der Betreffende unter dem Mangel an zwischenmenschlicher Sexualität leidet, kann psychologische Unterstützung ebenfalls sinnvoll sein. Der Begriff Fetischismus trifft allerdings nicht auf Leute zu, die nur zur Bereicherung ihrer Sexualität, Gegenstände, Handlungen usw. aus dem Fetischbereich in ihr Sexualleben miteinfließen lassen. Auch die Benutzung von Fetischgegenständen im Alltag, z.B. das Tragen von Fetischkleidung indiziert nicht gezwungenermaßen einen Fetisch.

Gedankenexperiment zur Vorbeugung von Vorurteilen

In manchen Publikationen wird sexueller Fetischismus als "sexuelle Orientierung auf Objekte" definiert ohne den Zusatz "unbelebt". Nimmt man das wörtlich und versteht "Objekt" im Gegensatz zu "Subjekt", so wäre jede Art von Sexualität Fetischismus, mit Ausnahme rein mechanischer Selbstbefriedigung. Denn Sexualität richtet sich ansonsten immer auf ein Objekt, sei es nun ein Mensch, ein Tier, ein Gegenstand oder eine Phantasie. Fetischismus wäre dann auch der Oberbegriff zu Homosexualität, zu Heterosexualität und zu Fetischismus gegenüber unbelebten Objekten. Vielleicht erleichtert dieses Gedankenexperiment die Emanzipation und Gleichstellung dieser Art von sexueller Orientierung.

Im weiteren Text wird sexueller Fetischismus im Sinne sexueller Orientierung auf unbelebte Objekte verwandt.

Spielarten des sexuellen Fetischismus

Viele Kombinationen von Material und Gegenstand sind als Fetisch denkbar. Der Fetischismus kann aber auch Körperteile oder Tätigkeiten zum Gegenstand haben. Die einzelnen Spielarten des Fetischismus lassen sich nicht immer sauber voneinander trennen, können aber grob klassifiziert werden.

Körperteile

Einige Fetischisten werden durch bestimmte Körperteile erregt, unter anderem: Füße, Hände, Po (Natesfetischismus), Busen, Bauchnabel, Bauch, Penis (siehe Glory Hole), Körper- oder Kopfhaare oder die ganze Statur (Makrophilie und Mikrophilie)

Tätigkeiten

Bei anderen Spielarten stehen Tätigkeiten im Mittelpunkt:

  • BDSM ist ein Kunstbegriff und die korrekte Bezeichnung für eine verwandte Gruppe sexueller Vorlieben, die oft ungenauer unter Sadomasochismus (SM, auch Sado-Maso) zusammengefasst werden. BDSM ist eine Abkürzung für die subsummierten Aspekte: Bondage and Discipline (B&D), Domination and Submission (D&S)und Sadism and Masochism (S&M)
  • Beim Klinikfetischismus handelt es sich um einen Sammelbegriff für sexuelle Praktiken, bei der bestimmte Vorstellungen von Situationen bei ärztlichen Behandlungen, Krankenhausaufenthalten oder medizinischen Untersuchungsmethoden meist in ein erotisches Rollenspiel (Doktor - Patient) zwischen Sexualpartnern einbezogen werden. Teilweise wird das Klinik-Flair in den Vordergrund gestellt, was auch die Behandlung miteinbezeiht. Aber auch im BDSM wird mit dem Klinik-Flair gearbeitet (dominante[r] Doktor[in]).
  • Rauchfetischismus ist eine Form des Fetischismus, der das Tabakrauchen in Form von Zigaretten, Zigarren, seltener auch Pfeifen im Blickfeld hat.
  • Spanking-Fetischismus (engl. spank: der Klaps, to spank: verhauen) bezeichnet eine Form des sexuellen Fetischismus, bei der Spankings (d.h. Körperstrafen auf das Gesäß) als erotisch empfunden werden.
  • Watersports (engl.), auf Deutsch auch Wassersport oder Natursekt, ist ein Fetischismus, bei dem Urin oder die Tätigkeit des Urinierens eine sexuelle Erregung hervorrufen. Es gibt verschiedene Unterarten zu diesem Fetisch sowie Mischformen. Manchmal wird Urin auch im BDSM-Bereich angewendet, was aber dann eher unter die entsprechende Rubrik fällt.

Materialien

Als Fetisch können alle Arten von Materialien dienen, meistens handelt es sich dabei aber um die Materialien: Leder, Pelze, Lack, Latex, Plastik, Gummi, Jeans, Seide, Nylon, Satin, Lycra, Gips, bisweilen auch Edelstahl, z.B. als Piercingschmuck, insbesondere bei Intimpiercings oder anderer spezieller Edelstahlschmuck.

  • Lederfetischismus ist vermutlich die verbreitetste Art von Materialfetischismus. Er hat sehr unterschiedliche Ausprägungen. Die einen bevorzugen Leder, eng auf der Haut getragen, andere wuchtige Lederjacken und Lederblousons, wieder andere sind Fasziniert von der Ausstrahlung von Motorradoutfits. Die Grenzen zwischen Materialfaszination und Faszination an Images und konkreten Gegenständen ist fließend. Auch der Schuhftischismus überschneidet sich oft mit Lederfetischismus.
  • Gummifetischismus ist eine Variante des Fetischismus, der oft fälschlicherweise mit dem Windelfetischismus in Zusammenhang gebracht wird, da auch dort besonders Gummihosen zum Einsatz kommen. Der wahre Gummifetischismus bezeichnet aber das Tragen von Kleidungsteilen aus Latex oder das Betrachten von Personen, welche solche tragen, und die daraus gewonnene sexuellen Stimulation. Das Gefühl des Materials auf der Haut, welches einem streicheln sehr nahe kommt, der Glanz und der Faltenwurf, das beschützende Gefühl durch das Umschlossenseins mit Gummi und dem angenehmen Gefühl der Enge - und der trotzdem vorhandenen Bewegungsfreiheit - finden besondere Beachtung. Es gibt normale Alltagskleidung wie z.B. Jeanshosen, Hemden, Röcke und Kleider aus Latex, die auch immer häufiger als Modebekleidung von Nichtfetischisten im Alltag getragen werden, aber auch besondere Bekleidung, wie sie nur im Fetischbereich anzutreffen sind, wie Masken, spezielle Hosen mit speziellen Innenteilen, komplette hautenge Anzüge, etc.
  • Nylonfetischismus: die Anhänger dieses Fetischismus bevorzugen Nylonmaterialien. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Varianten: 1. dünnes, transparentes Nylon wie bei Nylonstrümpfen und 2. glattes Nylon-Material wie z.B. bei Regenjacken oder Bomberjacken. Nachdem die erste Variante sich zum großen Teil auf Nylonstrümpfe richtet, siehe unten unter "Gegenstände". Die zweite Variante bevorzugt glatte, glänzende bis glitschige Nylonoberflächen, die sich kühl anfühlen und häufig bei Bewegung rascheln. Beispiele: Flieger- und Bomberjacken, Regenjacken und -anzüge, Trainingsanzüge (aus Ballonseide oder aus 70er-Jahre Glanznylon-Jersey), Nylon-Collegejacken, Turnhosen.
  • Gips - und Schienenfetischismus: Die Gipsfetischisten nennen sich selbst "Caster" (Cast ist das englische Wort für einen Gipsverband). Diese Leute betrachten es als erotisch, wenn ein Gipsverband getragen wird. Manche bevorzugen es, wenn sie selbst ihn tragen, andere sind eher Beobachter und wollen andere Personen in Gips sehen. Eine sadistische oder masochistische Komponente tritt allerdings nur in den seltensten Fällen auf. Die meisten Caster lehnen es ab, sich oder jemand anderem absichtlich eine Verletzung zuzufügen, um an einen Gips zu gelangen. Auch artverwandete Fetische, zum Beispiel Schienen und Rollstühle sind bekannt. Vor allem im letztgenannten Bereich sind auch einige Leute so genannte Pretender. Dies bedeutet, dass diese Personen sich in der Öffentlichkeit in einem Rollstuhl bewegen, ohne das eine Notwendigkeit dazu besteht. Gerade beim rollstuhlfetisch besteht eine Gefahr des "Abrutschens". Einige betroffen sind so weit, das sie ihre Wohnung nur noch per Rollstuhl verlassen und sie in ihren Umfeld stets einen Behinderten spielen. Das Umfeld ist dabei meistens nicht eingeweiht. Manche Caster sehen ihren Fetisch als Variante des Fußfetischs, andere eher als Bondage-Variante. Eine wichtige Komponente, zumindest für einige Caster, ist das so genannte Publicking. Publicking bedeute, dass Gipse (ohne medizinischen Grund) in der Öffentlichkeit getragen werden. Innerhalb der reinen Gipsfetischisten (also bei denen, die z.B. mit Schienen, Korsetts und Rollstühlen nichts anfangen können) gibt es natürlich auch verschiedene Präferenzen.
  • Windelfetischismus ist eine Variante des Fetischismus, der fälschlicherweise mit dem Gummifetischismus in Verbindung gebracht wird, sich aber ausschließlich durch das Tragen und Benutzen von Mehr- oder Einwegwindeln bzw. Windeleinlagen, sowie das Betrachten von Personen, welche solche tragen, zur sexuellen Stimulation ausdrückt.
  • Als Looner werden (abgeleitet vom engl. Balloon) Personen bezeichnet, die von den spezifischen Eigenschaften eines Ballons, (Material, Form, Farbe, Geruch, Geräusche) erregt werden. Dies gilt als eine verwandte, wenn auch selten anzutreffende Variante des Gummifetischismus.
  • Aber auch der Fetisch zum Vinyl bzw Inflatables (bezogen auf das Material oder generell aufblasbare Sachen) existiert. Reize werden, ähnlich wie bei Loonern, durch das Material, Form (insbesonders Wasserbälle, Schwimmflügel , Luftmatratzen, Tiere, z. B. Delphine, Pferde, Wale, usw.), Farbe, Geruch, Geräusche hervor gerufen. Dies gilt als verwandte Variante des Gummifetischismus, da sie im Fall von Vinyl o.ä. mit dem Material Gummi nichts zu tun hat. Man muss zwischen den Arten Non-Popper und Popper unterscheiden (Poppen bezogen auf das englische Wort pop = Platzen).

Stile und Images

Teilweise richtet sich der Fetischismus auch abstrakter auf bestimmte (Kleidungs-) Stile, die als Träger bestimmter Images erlebt werden. Dabei übertragen sich die Eigenschaften und Images oft von üblichen Trägern dieses Kleidungsstils per Image-Transfer auf den Kleidungsstil selbst.

Beispiele: Military, Sportswear, Skinheadkleidung, Bikerkleidung, Hooligankleidung, Markenkleidung usw.


Gegenstände

Teilweise zielt der Fetischismus auf ganz konkrete Gegenstände, in der Regel Kleidungsstücke und Ähnliches, unter anderem: Schuhe in jeder Form (Stiefel, Gummistiefel,Turnschuhe und Sneaker, High Heels und ähnliche), Strümpfe, Strumpfhosen, Cape und Regencape, Regenjacken, Hauben, Masken und Tauchanzüge (Neopren), Gymnastikanzüge, Friesennerz, Unterwäsche, Korsetts, Handschuhe, Hüte, Mützen, Windeln, Blusen, Jeans, Badehosen, Gummischürzen, Latexschürzen, Turnhosen, Brillen, Zahnspangen, Daunenjacken, Winterjacken, Nylonjacken, Uniformen oder Uniformteile nebst Orden - wobei politische Gesinnung und die (oft unbewusste) sexuelle Attraktion eine problematische Verbindung eingehen können.

Die sexuelle Fixierung richtet sich auf den jeweiligen Gegenstand. Die Vorlieben reichen von Anschauen, Anfassen über Riechen bis zum Sammeln von Exemplaren des Fetischs in verschiedenen Variationen. Oft spielt das Material (z.B. Nylon), die Farbe oder die Marke eine entscheidende Rolle. So können die eine Farbe oder Marke als besonders erotisch, andere hingegen sogar als abstoßend empfunden werden. Der Zustand des Gegenstandes (löchrig, neuwertig, schmutzig oder rein) kann bei diesem Fetisch ein wichtiges Kriterium für den Grad der Attraktivität sein. Bei Kleidungsstücken werden teils getragene und schmutzige, teils frisch gewaschene bevorzugt. In manchen Fällen wird es als besonders anregend empfunden, Kleidungsstücke eines Unwissenden zu entwenden - sei es im Schlaf oder heimlich aus der Wäschetruhe. Vereinzelt gibt es Angebote zum Verkauf getragener Kleidungsstücke im Internet.

  • Der Brillenfetischismus sieht aus der erotischen Perspektive auf die Sehhilfe und ihre Träger.
  • Jackenfetischismus ist eine sexuelle Fixierung auf Jacken.
  • Schuhfetischismus ist eine Variante des Fetischismus, der sich durch eine sexuelle Fixierung auf Schuhe ausdrückt. Dabei werden Schuhe als ein direktes oder indirektes Hilfsmittel zur Erregung benutzt oder stellvertretend für einen Partner mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht. Insbesondere Schuhe mit hohen Absätzen (High Heels) spielen hierbei eine große Rolle, da hier eine Kombination des Tragens mit der gewollten Hilfslosigkeit des / der Trägerin einen entsprechenden Ausschlag gibt. Absatzhöhen von 15 cm und mehr sind hier keine Ausnahme. Auch Stiefel mit besonders hohem Schaft (Overknees) zählen hierzu, da der Eindruck des Verruchten hier eine Rolle spielt. Auch löst das Tragen dieser Schuhe ein besonderes Gefühl aus, da eine andere Art der Fortbewegung erreicht wird. Die Geräusche von harten und spitzen Absätzen tragen ein Übriges zur sexuellen Stimulation bei. Auch Springerstiefel oder Cowboystiefel sind, insbesondere in schwulen Teilszenen, verbreitete Fetischobjekte.
  • Strumpf- und Sockenfetischismus ist eine sexuelle Fixierung auf Strümpfe oder Socken. Oft spielt auch das Schuhwerk oder die Beschaffenheit des Fußes bei diesem Fetisch eine Rolle, jedoch nicht immer so sehr, dass man von Schuhfetischismus oder Fußfetischismus sprechen würde. Unter homosexuellen Männern und Jugendlichen ist dieser Fetisch weit verbreitet und tritt oft in Kombination mit dem Schuhfetischismus auf. In einigen Internetforen verwendet man die Begriffe Sneakers & Sox oder auch Sneaks & Sox.
  • Nylonstrumpf-Fetischismus: Besonders schwarze und interessanterweise auch hautfarbende Nylonstrümpfe üben auf Fetischisten eine ungeheure Wirkung aus. Dabei sind drei Dinge ausschlaggebend: das enge Anliegen am Bein, das glatte, engmaschige Material und der durchscheinende Effekt. Die beim Tragen von Strümpfen verwendeten Strumpfhalter wirken zusätzlich erotisierend. Wer selbst Nylonstrümpfe trägt, wird durch das enge Anliegen bei jeder Bewegung stimuliert. Darüberhinaus fühlt man jeden Luftzug. Das Material gleitet sanft, aber hörbar über alle Sitzoberflächen und übt damit einen weiteren sensorischen Reiz aus. Das sanfte Durchschimmern des Beines schließlich lässt einen versteckten Blick auf das Objekt der Begierde zu. Insbesondere Frauenfüße in Nylons wirken auf viele heterosexuelle Männer äußerst erotisch. Hier gibt es also eine Verbindung zum und mit dem Fußfetischismus.
  • Gymnastikanzug-Fetischismus: Gymnastikanzüge in den verschiedensten Ausführungen und aus den verschiedensten Materialien üben auf Fetischisten eine ungeheure Wirkung aus. Dabei sind mehrere Dinge ausschlaggebend: das enge Anliegen am Körper, das Material (Lycra, Polyamid, Elasthan) und die Form (Hochgeschlossen, mit Bein, Ganzanzug). Das enge Anliegen am Körper kann am besten mit Gymnastikanzügen mit sehr hohem Polyamid anteil wahrgenommen werden. Teilweise sind ältere Gymnastikanzüge aus 100% Polyamid sehr beliebt. Aber auch Gymnastikanzüge aus Lycra, die sehr dehnfähig sind, werden sehr gerne getragen. Teilweise werden auch Sonderanfertigungen wie Ganzanzüge aus Lycra mit Kopf, Hand und Fuß benutzt. Bilder können auch eine Rolle spielen.
  • Piercingfetischismus: Es können sowohl Ohrringe bis hin zu Intimpiercings als erotisch empfunden werden. Manchmal sind es auch nur die Löcher, z.B. Ohrlöcher, die als sexuelle reizend empfunden werden.

Abweichende Begriffsbezeichnung: "Fetischkleidung" als Begriff für einen Kleidungsstil

In der BDSM-Szene, sowie in der Gothic-Szene, wird sehr oft Kleidung aus Lack, Leder, Pelz und Latex getragen. Auch im Bereich der Mode finden diese Materialien und andere Elemente der Fetisch-Szene immer wieder Verwendung. Diese Kleidung wird dann auch als "Fetischkleidung" bezeichnet, ohne dass jedoch notwendig das oben gesagte über den Fetischismus zutrifft. Hier hat der Begriff eher den Sinn eines Kleidungsstils oder Dresscodes, der seine Bezeichnung von dem Bereich hat, aus dem dieser Stil entlehnt ist.

In der BDSM-Szene kann allerdings der Stil oder das Image dieses Stils dann Fetisch-Charakter haben (siehe oben: Spielarten ... / Stile und Images).

Krankheit

Fetischismus kann auch eine "krankhafte Ausprägung" haben und ist dann nach ICD-10 eine "Störung der Sexualpräferenz" (Schlüssel F65.0), die wie folgt beschrieben wird: Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll). (Quelle: ICD-10-GM Version 2005). Nach dieser Definition wäre eine besondere Vorliebe auf Körperteile (z. B. Füße, Hände, etc.) kein Fetisch und somit keine "Krankheit", da diese Körperteile keine "toten Objekte" sind.

Diese Definition der "krankhaften Ausprägung Fetischismus" ist problematisch, da sie der Definition des Begriffs Krankheit widersprechen kann, wenn der Betreffende nicht unter seiner fetischistischen sexuellen Orientierung leidet und seine Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt ist.

Viele Sexualwissenschaftler halten daher die amerikanische Definition im "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (DSM-IV, Schlüssel 302.81) für besser, da in dieser Definition eine "krankhafte sexuelle Abweichung" erst dann vorliegt, wenn diese sexuellen Phantasien länger als 6 Monate immer wieder auftauchen und der Betroffene dadurch so behindert wird, dass sein soziales Leben gestört ist (siehe Diagnostic criteria for 302.81 Fetishism).

In einer Nachricht vom 26. August 2005 heißt es: [...] Psychotherapie ist nur bei echtem Leidensdruck notwendig oder dann, wenn ein Fetisch Sex mit einem lebendigen Partner komplett ersetzt. «Sex ist vielfältig und bunt wie das Leben», sagt der Sexualwissenschaftler Erwin Häberle, Leiter des Magnus-Hirschfeld-Archivs für Sexualwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Den Versuch der Psychiatrie, «normale» und «krankhafte» Sexualität zu definieren, hält Häberle für anmaßend. «Normal» sei alles, was einem Menschen und seinen Mitmenschen nicht schade. [...] (Quelle: [1])

Verbrecherische Verhaltensweisen

Beispielsweise im Verfahren gegen den als "Kannibalen von Rotenburg" bekannten Armin Meiwes wurde sein Verlangen, jemanden zu verspeisen, durch Gutachter als Drang, seinen Fetisch (in diesem Fall also die Überbleibsel eines anderen Menschen) zu "verinnerlichen", zu inkorporieren. Obwohl Fetischismus also als solches wenig mit strafbaren Handlungen zu tun hat, können doch antisoziale Handlungen aus ihm resultieren.

Siehe auch