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Tyrannosaurus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Tyrannosaurus rex
Lebendrekonstruktion eines T. rex vor dem Frankfurter Senckenbergmuseum
Zeitraum
Oberkreide (Maastricht)
68 bis 65 Mio. Jahre
Fossilfundorte
Vorlage:Taxonomy
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Theropoda
Coelurosauria
Tyrannosauridae
Wissenschaftlicher Name
Tyrannosaurus rex
Osborn, 1905

Tyrannosaurus rex (lat. etwa "König der Tyrannenechsen") war eine fleischfressende Dinosaurierart und gehört zur Gruppe der Echsenbeckensaurier (Saurischia). Er ist heute der wohl berühmteste Dinosaurier und gilt bis heute landläufig als einer der furchterregendsten Fleischfresser aller Zeiten. Der südamerikanische Giganotosaurus, der nahe verwandte Carcharodontosaurus aus Afrika und Spinosaurus aus Afrika waren allerdings noch größere Fleischfresser.

„T-Rex“, so die mittlerweile weltweit verbreitete Abkürzung, lebte vor 68 bis 65 Millionen Jahren im obersten Maastricht am Ende der Kreidezeit in weiten Teilen Nordamerikas. Bis 2001 wurden lediglich 20 Fossilien gefunden (bis zum heutigen Tag immerhin 30 Skelette), davon nur drei komplette Schädel. Der erste Fund dieses Theropoden gelang dem „Fossilienjäger“ Barnum Brown im Jahre 1900 im amerikanischen Bundesstaat Wyoming. Inzwischen hat man mit Sue (1990) und Wankel's T-Rex (1992) zwei fast vollständige T-Rex-Skelette mit 90-95% aller Knochen gefunden - darunter auch erstmals Knochen der Finger und der Arme und einen vollständigen Schwanz. Mit Jane wurde 1997 schliesslich ein fast vollständiger halbwüchsiger T-Rex gefunden an dem man unter anderem feststellte, daß T-Rexe als Jugendliche 12 Zähne mehr hatten als die erwachsenen Tyrannosaurier.

Physiologie

Tyrannosaurus rex konnte eine Länge von knapp 13 Metern erreichen und hat wahrscheinlich 4,5 bis 7 Tonnen gewogen. Wie andere Theropoden hat er nach innen gekrümmte Zähne, mit denen er Fleisch von seinem Opfer abbeißen konnte. Der Kiefer enthielt 60 Zähne mit einer Länge von 5 bis 18 cm. Wie bei allen Dinosauriern erneuerten sich die Zähne von T-Rex selbstständig - wenn ein Zahn ausfiel wurde die Lücke innerhalb weniger Wochen durch einen nachwachsenden Zahn geschlossen. Außerdem hatte T-Rex einen starken Überbiss, d.h. sein Oberkiefer war breiter als sein Unterkiefer wodurch bei geschlossenen Maul die Zähne des Oberkiefers sichtbar waren. Diesen Überbiss konnten die Tyrannosaurier wahrscheinlich nutzen um große Brocken Fleisch aus ihren Beutetieren förmlich herauszustanzen. Tyrannosaurus konnte "nur" seine Zähne und seine Laufbeine als Waffen einsetzen, im Gegensatz zu den Raptoren, die auch ihre Klauen benutzten. Seine Arme waren sehr kurz und reichten ausgestreckt noch nicht einmal bis zur Schnauze, eventuell um das Gewicht des riesigen Kopfes zu kompensieren. Die Armlänge entsprach in etwa der Armlänge eines ausgewachsenen Menschens und endete in zwei Fingern. Die Arme waren recht muskulös und ungefähr dreimal so stark mit Muskeln bepackt wie ein menschlicher Arm und in der Lage mindestens 200 Kilogramm zu heben. Allerdings waren die Bewegungsmöglichkeiten sehr begrenzt: die Arme konnten nur angehoben und gesenkt werden, eine Drehung des Handgelenkes war nur sehr begrenzt möglich. Außerdem waren die Arme so kurz, dass sie nicht bis zur Schnauze reichten. Die Paläontologen rätseln noch über ihre mögliche Funktion, falls sie denn eine besaßen. Die Tyrannosaurier waren aber nicht die einzigen Raubsaurier am Ende der Kreidezeit mit stark reduzierten Armen: auf den Südkontinenten lebte Abelisaurus mit ebenso kurzen Ärmchen aber fünf Krallen pro Hand.

Im Vergleich zu anderen fleischfressenden Dinosauriern hatte der Tyrannosaurus einen sehr ungewöhnlichen Schädel. Die meisten Knochen des Schädels sind zusammengewachsen, so dass sie sich nicht mehr gegeneinander bewegen können. Die Knochen sind zudem viel massiver als die anderer Theropoden. Die Zähne sind messerähnlich, massiv und haben eine ovale Schnittfläche. Bissspuren an Knochen haben gezeigt, dass diese Zähne sogar in solide Knochen hineingraben können. Im Vergleich zu anderen fleischfressenden Dinosauriern wie zum Beispiel Allosaurus besaß Tyrannosaurus ein massiveres Gehirn.

Datei:Senckenberg Saurier im Lichthof.jpg
Skelett eines Tyrannosaurus rex

In der Größe übertroffen wurde Tyrannosaurus vom 30 Millionen Jahre älteren südamerikanischen Giganotosaurus, der im heutigen Argentinien lebte, und vom Carcharodontosaurus, der in der Sahara lebte. Sie gehörten der Familie der Carcharodontosauridae an, die einen schlankeren und weniger robusten Körperbau aufwiesen und deshalb wahrscheinlich wesentlich agiler waren als die Megalosauridae und Tyrannosauridae. Auch der Deinocheirus, der in der Mongolei lebte, konkurriert in der Größe mit T-Rex, hatte aber eine vollkommen andere Statur.

Das größte bislang entdeckte Tyrannosaurus rex-Fossil wurde von der Amateurpaläontologin Susan Hendrickson am 12. August 1990 in South Dakota entdeckt. Zu Ehren der Entdeckerin erhielt das Skelett den Namen Sue. Heute wird es im Field Museum of Natural History in Chicago ausgestellt. In Asien (China, Mongolei) wurden 1955 von Maleev und 1995 von Olshevsky Überreste von bis zu 14m langen Tyrannosauriern gefunden, die als Tyrannosaurus bataar oder JENGHIZKHAN (nach einem mongolischen Tyrannen names Genghis Khan (=Dschingis Khan) aus dem Ende des 12. Jahrhunderts) bezeichnet wurden. Diese Tyrannosaurier waren nicht nur mehr als einen Meter länger als T-Rex sondern lebten auch früher und zwar schon im Campanian am Ende der Kreidezeit. In der kanadischen Provinz Alberta wurde eine große Anzahl der verwandten Art Albertosaurus in einer Fundstelle zusammen gefunden. Ob diese Tiere auch zusammengelebt und soziale Struktur gebildet haben, ist unbekannt.

Fressgewohnheiten

Skelett eines Tyrannosaurus im National Museum of Natural History. Die großen Schädelöffnungen sind gut zu erkennen
Skelett eines Tyrannosaurus im Palais de la Découverte, Paris

Über die Fressgewohnheiten von Tyrannosaurus, genau wie die vieler anderer großer fleischfressender Dinosaurier, herrscht noch Uneinigkeit. Während einige Paläontologen sie als aktive Jäger sehen, betrachten andere, insbesondere Jack Horner sie als Aasfresser. Die verfügbaren Tyrannosaurus-Bissspuren an Fossilienknochen (teilweise sogar an Tyrannosaurus-Knochen), ihre riesige Zähne und große Rachen, scheinen für die Rolle eines Jägers zu sprechen. Eine andere Theorie besagt, dass ihre Größe und Kraft ihnen erlaubte, kleineren Fleischfressern ihre Beute abzujagen. Die Anordnung der Augen im Schädel spricht dafür, dass sie mit beiden Augen ein Ziel fixieren konnten. Diese Eigenschaft ist typisch für einige Jäger (Adler, Uhus oder Katzen).

Für die Aasfressertheorie sprechen dagegen die sehr kleinen Vorderbeine, die als Waffen nutzlos waren und auch nicht geeignet waren, T-Rex bei einem Sturz abzufangen. Allerding muss man bedenken dass auch viele andere große Raubsaurier nur recht kleine Vorderbeine hatten, die wohl kaum zur Jagd eingesetzt wurden. Aufgrund des enormen Schädels stellt sich auch die Frage ob es der Tyrannosaurus überhaupt nötig gehabt hätte bei der Jagd seine Arme zu benutzen. Vermutlich konnte sich der sehr große und massige Schädel bei Tyrannosaurus und Verwandten wie 'Albertosaurus nur durch eine Reduktion der Arme entwickeln, da er sonst zu vorderlastig gewesen wäre. Dass auch große zweibeinige Räuber komplett ohne Arme auskommen konnten, zeigen auch die großen ausgestorbenen flugunfähigen Riesenraubvögel wie Gastornis oder Phorusrhacos, die ihre Beute einzig mit Hilfe ihrer kräftigen Schnäbel und Füße zur Strecke brachten. Auch bei heutigen Raubtieren, die freilich eine völlig andere Physiologie aufweisen, benutzen nur sehr wenige ihre Vorderbeine um die Beute zu fangen, und fangen und töten ihre Beutetiere nur mit ihren Kiefern. Die Aasfressertheorien zeigen leider auch, dass selbst führende Paläontologen zuweilen sehr wenig Wissen über die rezente Tierwelt haben, was häufig zu einseitigen Pauschalurteilen führt. Unter den heutigen Raubtieren gibt es praktisch keine Aasfresser; die einzigen Tiere, die zu einem recht hohen Anteil von Aas leben, sind Geier, und diese können mit minimalem Energieaufwand riesige Gebiete absuchen, was einem bodenbewohnenden Tier niemals möglich wäre. Zudem jagen selbst Geier zuweilen kleinere Tiere. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wird jedes Raubtier von einem frischen Kadaver fressen, oder die Gelegenheit nutzen, einem kleineren Raubtier die Beute abzujagen. Das macht sie aber keineswegs zu Aasfressern, sondern zu Opportunisten.

Der Fund einer gut erhaltenen Schädeldecke erlaubte vor kurzem eine Rekonstruktion des Tyrannosaurusgehirns. Dabei wurde festgestellt, dass die Ausmaße seines Riechzentrums verhältnismäßig groß sind. Dies lässt vermuten, dass das Riechen der Primärsinn dieses Tieres war, was ebenfalls auf einen Aasfresser hindeuten könnte, aber nicht berücksichtigt, dass auch viele sehr aktive Jäger wie etwa Wölfe über ein sehr gut entwickeltes Riechzentrum verfügen. Andererseits deuten gerade die beiden nach vorn ausgerichteten Augen, die es dem Tyrannosaurus in Gegensatz zu vielen anderen Raubsauriern ermöglichten, dreidimensional zu sehen und Entfernungen sehr gut abschätzen zu können, auf einen aktiven Jäger hin, der seine Beute womöglich aus dem Hinterhalt anfiel. Vor einigen Jahren gemachte Funde von anderen großen, teilweise auch nahe mit Tyrannosaurus verwandten, Theropoden, deuten zudem darauf hin, dass sie in Familienverbänden gelebt haben, was ebenfalls ein starkes Indiz für ein spezialisiertes Jagdverhalten ist. Desweiteren wurden auch bei dem bisher größten gefundenen Exemplar der Gattung Tyrannosaurus rex, der berühmten "Sue" die Skelette eines Jungtiers und eines halbwüchsigen T-Rex gefunden.

Letztendlich gibt es in der Natur unter den höheren Lebewesen den reinen Jäger selten und den reinen Aasfresser überhaupt nicht, und so bleibt zu klären, wie sich dieser Dinosaurier überwiegend ernährte. Vieles Weitere, wie zum Beispiel seine Lebensweise, sein Brutverhalten oder die Färbung seines Körpers, bleibt ebenfalls unbekannt.

Popularität

Fuß eines Tyrannosaurus, Field Museum, Chicago

TyrannosaurierTyrannosaurier allgemein und die Art Tyrannosaurus rex im Besonderen gehören zu den weltweit populärsten Dinosauriern. Auf viele Menschen trifft wohl zu, dass Tyrannosaurus rex in der Tat der einzige Saurier ist, dessen vollständigen wissenschaftlichen Namen sie kennen. In der modernen Popkultur ist der T-Rex noch immer der Inbegriff der tödlichen Fressmaschine und eine popkulturelle Ikone, ein Inbegriff für Stärke und Überlegenheit. Daran konnten bisher auch die neueren Theorien und Erkenntnisse über das mögliche Leben als Aasfresser nicht viel ändern.

Nachhaltig geprägt wurde das Image des T-Rex auch durch die tricktechnisch revolutionäre Darstellung im Film „Jurassic Park“ (1993). Hier wurde er als enorm schnelle, übermächtige Kreatur charakterisiert, vor der die Helden am Ende nur fliehen konnten. Auch schufen die Soundtechniker des Films ein weithin bekanntes, charakteristisches Brüllen für das Tier.

Kurioses

Nimmt man die Größe eines Tyrannosaurus und geht davon aus, dass sie Warmblüter waren, hat der Paläontologe James Farlow berechnet, wie viele Anwälte ein erwachsener Tyrannosaurus braucht, um zu überleben (die Berechnung beruht auf einer Szene aus „Jurassic Park“, in der ein Anwalt von einem Tyrannosaurus gefressen wurde). Nimmt man ein Durchschnittsgewicht von 68 kg für eine Person, so braucht ein warmblütiger Tyrannosaurus jährlich 292 Anwälte zum Überleben - ein kaltblütiger T-Rex käme schon mit 77 Anwälten aus.

Commons: Tyrannosaurus rex – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Horner, John R. & Lessem, Don: The complete T.Rex: How stunning new discoveries are changing our understanding of the world's most famous dinosaur. 1993 Simon & Schuster 238S. ISBN 0-671-74185-3