Hinduismus


Der Hinduismus ist mit etwa 900 Millionen Anhängern die (nach Christentum und Islam) drittgrößte Religion der Welt, gegründet nach den Vedas, und hat seinen Ursprung in Indien. Angehörige dieser Religion werden Hindus genannt. Gläubige Hindus verstehen ihre Religion auch als Lebensart.
Der Hinduismus ist eine Religion, die aus verschiedenen Richtungen mit recht unterschiedlichen Schulen und Ansichten besteht. Darum gibt es kein gemeinsames für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen bestimmten Begründer zurück, z.B. gehen Anhänger Krishnas davon aus, dass Krishna in prähistorischer Zeit tatsächlich lebte und ihren Glauben begründet hat. Da es sich beim Hinduismus um verschiedene Religionen handelt, gibt es auch keine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, selbst die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, sie glauben an die Reinkarnation. Für den persönlichen Glauben haben aufgrund der Vielfalt religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert. Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen weitgehend gemeinsam feiern und beten, wenn auch ihre Theologie und Philosophie nicht übereinstimmt. "Einheit in der Vielfalt" ist eine oft verwendete Redewendung zur Selbstdefinition im modernen Hinduismus.
== Geschichte des Hinduismus ==ui0
Vedische Zeit

Der Hinduismus ist eine der ältesten der heute noch praktizierten Glaubensformen.
Nach einer Theorie, welche von Max Müller aufgestellt wurde, wanderten um 2000 v. Chr., am Ende der Indus-Kultur, arische Stämme nach Nordindien ein, die den weiteren kulturellen Verlauf maßgeblich prägten. Einige indische Historiker dagegen behaupten, dass die Arier ein schon ansässiger Stamm gewesen seien, der zu dieser Zeit die Oberherrschaft erlangen konnte.
Zu den ältesten erhaltenen Schriften Indiens gehören der Rig Veda, der Sama Veda, der Yajur Veda und der Atharva Veda sowie einige astronomische Texte. Die ältesten indischen Texte können nicht mit Bestimmtheit datiert werden. Sie erlauben einen Einblick in das frühe religiöse Leben, das von Tier- und Pflanzenopfern, rituellen Waschungen und Hymnen an die Götter bestimmt war. Noch heute im Hinduismus bekannte Götter (Vishnu, Brahma, Saraswati) werden dort bereits verehrt, wenngleich sie damals noch nicht zu den Hauptgottheiten zählten.
- Der Rig Veda enthält Hymnen, um die Götter zu preisen und anzurufen. Er ist von allen Vedas der älteste, die anderen drei Veden entlehnen etliche Inhalte aus dem Rigveda.
- Der Sama Veda besteht aus Gesängen, die die Opfer musikalisch begleiten.
- Der Yajur Veda enthält Prosaverse, die bei Opferriten rezitiert werden.
- Der Atharva-Veda enthält Mantras und Beschwörungen gegen Feinde und Krankheiten sowie Gebete zur Vergebung für Fehler während der Opfer.
Die frühe vedische Religion kannte keine Tempel oder Götterbilder. Die Götter wurden durch Feueropfer angebetet, man bot Opfergaben des heiliges Safts Soma, Ghi (Butterschmalz), Milch, Brot und manchmal Fleisch der Tiere dar.
Der Hinduismus ist eine Verschmelzung von mehreren verschiedenen religiösen Systemen: die altindischen Religionen und die Religion der vermutlich aus dem Norden eingewanderten Arier. Große Teile der Urbevölkerung Indiens, deren Geschichte weitgehend im Dunkeln liegt, wurde wahrscheinlich im Laufe der Zeit immer weiter in den Süden verdrängt. Aus dieser Kultur könnten Elemente wie die Verehrung von Göttinnen, heiliger Tiere und der Lingamkult stammen. Im Rigveda (auf ca. 1200 v.Chr. datiert, Datierung unsicher) der Arier hingegen werden die Götter teilweise als personifizierte Naturkräfte beschrieben, die Texte erzählen von Gold, Rindern und Kämpfen und fragen nach dem Wesen des Göttlichen. "Dem, das Eine Wahrheit ist, geben die Weisen viele Namen, sie nennen Es Agni, Yama, Matarishvan." (Rigveda 1,164,46)
Zeit der Upanishaden

In der nächsten Entwicklungsstufe (ca. 800 v.Chr) erhielt die Brahmanenkaste durch komplizierte Rituale einen hohen Grad an Einfluss. Eine Neuausrichtung beginnt in der Zeit der Upanishaden (700 v. Chr. bis 500 v. Chr.). Sie wird bereits sichtbar in den Brahmanas und den Aranyakas und zeigt sich dann in der Philosophie der Upanishaden. Die Unterteilung in diese drei Textgattungen folgt der indischen Tradition, allerdings sind die Grenzen zwischen diesen Textsorten fließend. Die Brahmanas entwickeln eine komplizierte Opfertheologie, die Aranyakas ("Wald- oder Wildnisbücher") behandeln Geheimlehren, die nicht in den Siedlungen, sondern außerhalb (eben im Wald) diskutiert wurden, und die Upanishaden enthalten mystische Spekulationen. Sie umfassen etwa 250 Schriften, die über mehrere Jahrhunderte entstanden sind und Themen wie Wiedergeburt, Yoga und Karma ansprechen. Insbesondere die 13 vedischen Upanishaden haben den späteren Hinduismus geprägt.
Klassische Zeit
Das Ende der Upanishadenzeit wird oft als ein Einschnitt angesehen: Die Zeit davor wird in der Indologie gewöhnlich Brahmanismus genannt, und Hinduismus bezeichnet dann ausschließlich die nachfolgende Zeit. Seit 500 v.Chr. erfuhr der Hinduismus wahrscheinlich seine bis heute überlieferte wesentliche Ausgestaltung. Die Sprache der Überlieferung war Sanskrit, eine indogermanische Sprache, verwandt mit den europäischen Sprachen. Als Hauptgötter galten nun Brahma, Vishnu und Shiva und es wurden Tempel gebaut, Götterstatuen aufgestellt und viele Kult- und Weihehandlungen entstanden.
Krishna und Rama, nach Hinduglauben menschliche Verkörperungen des Gottes Vishnu, erscheinen in der epischen Literatur zwischen 200 v. Chr. und 400. Das Ramayana und das Mahabharata sind umfangreiche und noch heute vielgelesene Dichtungen dieser Periode. Der wichtigste Teil des Mahabharata ist das Lehrgedicht Bhagavad Gita. In diese Zeit fällt auch die Ausformung einer Vielzahl von Glaubensrichtungen, die einzelne Götter speziell verehren (beispielsweise Shaktismus, Shivaismus und Vishnuismus) sowie ein