Białowieża-Nationalpark
Der Białowieża-Nationalpark [polnisch Puszcza Białowieska, weißrussisch Белавеская Пушча, russisch Беловежская Пуща) ist ein europäischer Nationalpark, der am ehesten einem Urwald gleichkommt. Er gilt als letzter Tiefland-Urwald Europas und befindet sich im Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland.
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Allgemein
Der ausgedehnte Waldkomplex von Białowieża erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 1.250 km² beiderseits der polnisch-weißrussischen Grenze. Etwa zwei Drittel (874 km²) der Fläche entfallen auf weißrussisches und ein Drittel (530 km²) auf polnisches Staatsgebiet (OKARMA 1995). Biogeographisch ist die im zentral-europäischen Tiefland gelegene Region der Mischwaldzone zuzuordnen. Insbesondere im Norden und Osten bestehen räumlich enge Verbindungen zu weiteren ausgedehnten Waldkomplexen Polens und Weißrusslands. Auf der polnischen Seite darf der Wald durch Touristen nur mit Führern auf einer festen Route betreten werden. Weitere Teile des Waldes sind Forschern u.ä. mit Sondergenehmigung vorbehalten. Ein weiterer Teil darf von Menschen gar nicht betreten werden. Eingriffe des Menschen werden nur innerhalb der Touristenroute akzeptiert. Diese beschränken sich aber auf das Befreien der Wege von umgestürzten Bäumen. Dies geschieht aber ausschließlich manuell, d.h. ohne Einsatz von Motorsägen und anderen Maschinen. Weitere Eingriffe werden auch bei Befall von Bäumen durch Schädlinge nicht vorgenommen. Der Nationalpark unterhält im gleichnamigen Dorf Białowieża ein Lehr- und Informationszentrum mit einer multimedialen Ausstellung über Tiere und Pflanzen im Park.
Fläche
Das Weltnaturerbe und Biosphärenreservat der UNESCO ist auf polnischer Seite 100 km² groß. Auf weißrussischer Seite ist das Biosphärenreservat 1.771 km² groß. Das Kerngebiet ist 157 km² groß mit einer Pufferzone von 714 km² darum herum und einer Übergangszone von 900 km². Der Nationalpark und das Weltnaturerbe sind zusammen 876,1 km² groß.
In diesem Wald- und Heidegebiet kommen bis heute die (zwischenzeitlich auch hier fast ausgestorbenen) Wisente vor - heute eine Art Maskottchen der Gegend. Aber auch vielen anderen - oft bedrohten - Tierarten bietet sich in Białowieża ein Rückzugsgebiet, beispielsweise dem Schwarzstorch oder der Blauracke. Hier brüten neun Spechtarten u.a. Weißrückenspecht und Dreizehenspecht sowie Schreiadler und Schlangenadler, sieben Eulenarten (Domaszewicz 1997), Rotdrosseln und Zwergschnäpper.
Eine der ersten ausführlichen Beschreibungen des Urwaldgebietes unter forstlichen Gesichtspunkten verfasste der damalige polnische Generalforstmeister Julius von den Brinken im Jahr 1826 unter dem Titel Mémoire déscriptif sur la Forêt, imperériale de Bialowicza en Lithouaie.
In die Geschichte ging die Beloweschskaja Puschtscha ein, als bei Brest die Auflösung der Sowjetunion beschlossen wurde.
Literatur
- Klaus Nigge, Karl Schulze Hagen: Die Rückkehr des Königs. Wisente im polnischen Urwald. Tecklenborg, Steinfurt 2004, ISBN 3-934427-46-4
- Artur Domaszewicz: Pygmy Owl, Glaucidium passerinum in Bialowieza National Park - habitats, distribution and numbers. 1997, Notatki Ornitologiczne 38 (1): 43-50.
- Henryk Okarma: The trophic ecology of wolves and their predatory role in ungulate communities of forest ecosystems in Europe. 1995, Acta Theriologica 40(4): 335-386.
Siehe auch
Ausgestorbene Tierarten Europas
Weblinks
- www.foto-natur.de - Naturfotos und weitere Infos über Bialowieza
- www.franknature.nl - Fotografische Impressionen vom Wald von Bialowieza
- Oaks in Bialovieza(English)
- Naturwissenschaftliche Touristik in dem Bialowieza Urwald
- Satellitenfoto des Bialowieza Urwald
- Landkarten des Bialowieza Urwald