Easy Rider
Film | |
Titel | Easy Rider |
---|---|
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1969 |
Länge | 95 Minuten |
Stab | |
Regie | Dennis Hopper |
Drehbuch | Dennis Hopper, Peter Fonda |
Produktion | Peter Fonda, William Hayward, Bert Schneider |
Musik | Steppenwolf u. a. |
Kamera | László Kovács |
Schnitt | Donn Cambern |
Besetzung | |
|
Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"
Easy Rider ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahre 1969, der als Kultfilm und Road Movie das Lebensgefühl der 1960er Jahre beschreibt.
Im Frühjahr 1969 war Easy Rider der offizielle Beitrag der Vereinigten Staaten zum Filmfestival von Cannes. Der Film gewann die Goldene Palme, ebenso wie Hopper als bester Nachwuchs-Regisseur. Erstaufführung in Deutschland war im Dezember 1969.
Handlung
Nachdem die zwei Hauptpersonen des Films, Wyatt (gespielt von Peter Fonda) und Billy (gespielt von Dennis Hopper) vermutlich in Mexiko ein weißes Pulver (Kokain) erwerben und in den Batterien von kleinen Zweitakt-Geländemaschinen (Enduros) in die USA eingeschmuggeln, verkaufen sie diese wiederum gegen eine grössere Geldsumme an einen im Rolls-Royce vorfahrenden Verbindungsmann (gespielt von Phil Spector), unter ohrenbetäubendem Lärm in der Einflugschneise eines Flughafens in Los Angeles.
Zu den Klängen von Steppenwolf's "The Pusher", in dem Drogengroßhändler als Monster angeklagt werden, versteckt Wyatt die Dollarnoten einzeln in einem Schlauch im Tank seines Motorrads, das in den Farben der Flagge der USA lackiert ist. Die Harley-Davidson-Motorräder aus den 1950er Jahren der beiden sind radikal umgebaute California Style-Chopper, die besonders durch lange Vorderradgabeln, tiefe Stizposition und hohe Lenker auffallen. Mit einem harten Schnitt setzt Steppenwolf's "Born to be Wild" ein, zu den Fahr-Szenen der Eröffnungssequenz, die das Lied zur "Motorradfahrer-Hymne" gemacht haben. Während die beiden noch fröhlich über die Colorado-Brücke nach Arizona einreisen und einige andere Szenen am Wegesrand passieren, werden sie abends durch einen Motel-Besitzer abgewiesen und müssen am Lagerfeuer campieren.
"Auf der Suche nach Amerika" fährt das Duo ostwärts, nach New Orleans zum Mardi Gras-Karneval. Dabei erleben sie Wüstenlandschaften wie das Monument Valley, eine gastfreundliche Farmer-Familie, eine Hippie-Kommune und konservative Kleinstädte in den Südstaaten der USA, deren Bewohner den "langhaarigen" Fremden feindlich gegenüberstehen. Wyatt nimmt einen solchen als Anhalter mit, bei dem Billy wiederum befürchtet, daß er beim Tanken die Dollars im Tank entdecken könnte. Stattdessen sorgt der Fremde für eine kostenlose Tankfüllung, und zudem für die Fahrt zu einer Hippie-Kommune samt Ausflug zu einem idyllischen Bad in heissen Quellen.
So werden die beiden unterwegs von der Polizei wegen "unerlaubter Teilnahme an einer Parade" verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Dort schläft der alkoholsüchtige junge Anwalt George Hanson (gespielt von Jack Nicholson) seinen Rausch aus. Dank seiner Beziehungen kann Hanson sie aus dem Gefängnis herausholen, worauf sie ihn mitnehmen. Am ersten Abend geben sie ihm Marihuana zu rauchen.
Auf der Weiterfahrt erreichen Wyatt, Billy und Hanson einen ländlichen Ort in Louisiana, in dem sie in einem Restaurant essen wollen. Dabei flirten die örtlichen Mädchen mit dem Trio. Doch die männlichen Bewohner und selbst der Sheriff beschimpfen die drei, wobei angedeutet wird das die drei die Kreisgrenze nicht erreichen werden. Daher verlassen sie die Gaststätte, ohne bedient worden zu sein, und campieren in der Natur. Als sie in Schlafsäcken schlafen, werden sie von den Dorfbewohnern überfallen und mit Baseball-Schlägern verprügelt. Dabei stirbt George Hanson.
Am nächsten Morgen fahren die beiden leicht verletzt nach New Orleans, in das von Hanson empfohlene Bordell. Sie nehmen zwei Prostituierte mit auf einen Friedhof wo die Einnahme von LSD zu einem psychedelischen Trip führt.
Auf dem Rückweg sagt Wyatt resigniert am Lagerfeuer dass sie "Blindgänger" seien, was bei Billy auf Unverständnis stößt. Am nächsten Tag fahren die beiden auf einer Landstrasse weiter, wobei sie von einem Pick-Up-Truck überholt werden in dem zwei sogenannte "Rednecks" sitzen. Der Beifahrer bedroht Billy mit einem Gewehr und fordert den "langhaarigen Hippie" auf, sich die Haare schneiden zu lassen. Billy reagiert mit einem ausgestreckten Mittelfinger. Darauf löst sich ein Schuß, der Motorradfahrer stürzt getroffen zu Boden. Entsetzt bremst Wyatt ab und kehrt um, um Billy zu helfen. Er deckt ihn mit seiner Lederjacke zu und fährt los, um Hilfe zu holen. Das Auto hat inzwischen gewendet und steuert auf Wyatt zu. Nach einem Knall fliegt dessen Motorradwrack in den Straßengraben und fängt Feuer ...
Hintergründe und Wirkung
Die Idee zu 'Easy Rider' kam Fonda und Hopper nach deren gemeinsamen Arbeit in The Trip. Beide (und auch Nicholson und andere Akteure) hatten schon vorher verschiedene "Motorradrocker"-Filme gedreht und wollten die Popularität der simpel gestrickten Action-Filme nutzen für ein ganz anderes, persönlicheres Werk. So entstand mit 'Easy Rider' ein Film mit relativ wenigen Dialogen, mit viel Untermalung durch zeitgenössische Rockmusik und im weiteren Sinne ein bildhaftes Szenenspiel aus nonverbalen Kommunikationsversuchen.
Es werden kaum Fakten und Hintergründe mitgeliefert, vieles bleibt Spekulation. Die Vornamen der beiden Hauptfiguren werden nur nebenbei erwähnt, zur Mitte oder am Ende des Filmes. Eine ursprünglich geplante Einführung als Sensationsdarsteller auf Jahrmärkten, die in Kostümen von Western-Legende Billy the Kid und der Comic-Figur aus den 1940er Jahren, Captain America, Kunststücke mit den Enduro-Geländemotorrädern vorführen, wurde laut Interview-Aussagen samt Hubschrauber-Verfolgungsjagd mit der Grenzpolizei weggelassen, da zu konventionell.
Die Aussage des Films ist bewußt offen gehalten. Nur das Motto "Ein Mann suchte Amerika und konnte es nirgends mehr finden" wird einem auf dem Filmplakat mitgegeben. Selbst im Englischen sind die Bedeutungen des Südstaaten-Slang-Ausdruckes Easy Rider nicht allen genauer bekannt - ein "lockerer Motorradfahrer" ist jedenfalls nicht gemeint, denn ein Easy Rider bezeichnet jemanden der einen eher unmoralischen Lebenswandel auf unter Ausnutzung einer Prostituierten führt, ohne für deren Dienste zu bezahlen. So wird Amerika und die Freiheit als Hure dargestellt, die von allen ausgenutzt wird.
Zu Drehbeginn stand nur der zu Demozwecken für das geldgebende Filmstudio vorab während des Karnevals in New Orleans auf unscharfem 16mm-Material gedrehte Film zur Verfügung. Daraufhin wurde tatsächlich das nötige Budget bewilligt, allerdinsg mit neuem Team, da das bisherige entnervt aufgab. Die Handlung und das Drehbuch wurde erst während des Drehs erstellt, u. a. vom renommierten Drehbuch-Autor Terry Southern, der nicht mit dem unter Drogeneinfluß paranoiden Dennis Hopper zurechtkam. Die Rolle von Jack Nicholson etwa unterscheidet sich deutlich von den fast sprachlosen anderen, durch seine Familiengeschichten und längeren Monologe. Des weiteren kamen meist örtliche Laiendarsteller bzw. reine Laien zum Einsatz, die den Film authentischer machen sollten, ohne durch Schauspielambitionen zu verfälschen. Andererseits mußte die Hippie-Kommune von Taos in der Nähe von Hollywood nachgestellt werden, da das echte Vorbild keine Dreharbeiten zuließ.
Nachdem Easy Rider schon im Sommer 1968, zum Zeitpunkt des Attentates auf Robert Kennedy, abgedreht war, verzögerte sich die Fertigstellung noch bis 1969, da Hopper mit mehrstündigen Fassungen im Stil von 2001: Odyssee im Weltraum experimentierte, von denen noch die handwerklichen Experimente wie die flackernden Zwischenschnitte sowie die von László Kovács inszenierten, fast poetischen Landschaftaufnahmen zeugen. Auch der 360°-Schwenk im Kreise der Tischgebet-sprechenden Hippiekommune ist in seiner Bedächtigkeit für heutige hektische Sehgewohnheiten geradezu unerträglich. Das Studio veranlaßte letztendlich einen Schnittentwurf, übernahm zur Auflockerung auch die etwas skurrileren Szenen und schnitt den Film passend zu Fonda's Musikstücken, so daß ein zwar reichlich inkohärentes Werk mit harten Sprüngen entstand, das aber die ästhetische Wirkung der späteren Musikvideos vorwegnahm. Diese von vielen beteiligten "Köchen" produzierte Version wurde dann für gut befunden und veröffentlicht.
Easy Rider hatte eine zwiespältige Wirkung. Viele Zuschauer konnten sich damit identifizieren, noch mehr waren und sind jedoch irritiert oder reagierten gar aggressiv. Einerseits hielt der Film der amerikanischen Gesellschaft einen Spiegel vor, der ihr nicht gefallen konnte: Die USA waren kein Land der unendlichen Möglichkeiten, Toleranz und der freien Gesellschaft. Auch abseits der Großstädte war das Land nicht mehr das unberührte Paradies, für das es die Hippies noch, oder wieder, hielten.
Gleichzeitig beschwor Easy Rider noch einmal den Pioniergeist der Menschen und die Freiheit des Einzelnen herauf, von Leuten die sich unabhängig von der Gesellschaft ihr Leben suchen wollen, mit selbständiger Landwirtschaft oder Drogen, Rockmusik und individuell gestalteten Motorrädern. Dies wird jedoch als zielloser Fluchtversuch entlarvt.
Insgesamt gilt Easy Rider als authentisches Abbild eines Amerikas abseits der damals vorherrschenden Lebensentwürfe. Eine Darstellung der abflauenden, schon in Gewalt und Drogenexzesse umgeschlagenen Hippiebewegung samt deren verlorenen Hoffnungen und Lebenszielen.
Das etablierte Hollywood, das damals meist noch veraltete Schnulzen ohne Realitätsbezug produzierte, wurde durch den Erfolg von Easy Rider aufgerüttelt. Nun bekamen auch dort junge Filmemacher wie Martin Scorsese, Steven Spielberg, George Lucas, Francis Ford Coppola ihre Chance, die sie zweifellos nutzten.
Ironie der Sache: durch Easy Rider wurde die Motorrad-Firma indirekt vor dem Ruin gerettet, obwohl im Film nur 15-20 Jahre alte, radikal umgebaute Auslaufmodelle zu sehen waren, und die Firma erst Jahre später zögerlich damit anfing, von Umbauten inspirierte Modelle schon ab Werk anzubieten. Inzwischen hat fast jeder Motorrad-Hersteller einen durch Easy Rider inspirierten Chopper oder Cruiser im Programm.
Musik
Easy Rider gehört zu den ersten Filmen, die statt eines speziell für den Film komponierten Soundtracks (der von Crosby, Stills & Nash nachgeliefert werden sollte) zeitgenössische Rocksongs zur Untermalung nutzten. Peter Fonda verwendete in der Rohfassung seine damaligen Lieblingssongs, deren Wirkung eine andere nachträgliche Vertonung als überflüssig erschienen ließ.
Die Stücke wurden später in leicht veränderter Form als Schallplatte veröffentlicht, auf dem auch Filmtöne zu hören waren, insbesondere der Klang der beschleunigenden Motorräder vor "Born to be Wild". Das dritte Lied, das im Original von The Band stammt, wurde dabei aus Lizenzgründen von Studiomusikern unter dem Namen Smith eingespielt und ist auf der LP, anders als im Film, nicht in der Originalversion enthalten. Zudem fehlt "Flash Bam Pow" von The Electric Flag.
Track List (Musik aus dem Film)
- 1 The Pusher (Steppenwolf) (5:50)
- 2 Born to be Wild (Steppenwolf) (3:38)
- 3 The Weight (Film: The Band; LP: Smith) (4:33)
- 4 I wasn't born to Follow (The Byrds) (2:08)
- 5 If You Want to be a Bird (The Holy Modal Rounders) (2:37)
- 6 Don't Bogart Me (The Fraternity of Man) (3:06)
- 7 If Six Was Nine (The Jimi Hendrix Experience) (5:34)
- 8 Kyrie Eleison (The Electric Prunes) (4:02)
- 9 Let's Turkey Trot (Little Eva)
- 10 Flash Bam Pow (The Electric Flag)
- 11 It's Alright Ma (I'm Only Bleeding) (Roger McGuinn) (3:42)
- 12 Ballad of Easy Rider (Roger McGuinn) (2:15)