Dietmar Schönherr

Dietmar Schönherr (* 17. Mai 1926 in Innsbruck) ist ein österreichischer Schauspieler, Moderator, Sprecher und Schriftsteller.
Leben und Werk
Film und Theater
Schönherr ist der Sohn des Berufssoldaten Generalleutnant Otto Schönherr Edler von Schönleiten († 1954). In seinem Nachlass wurden Gedichte gegen den Krieg gefunden. Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich 1938 übersiedelte die Familie nach Potsdam. Dort machte Schönherr im Jahr 1943 das Abitur. Der Filmregisseur Alfred Weidenmann entdeckte ihn im gleichen Jahr. In dem Ufa-Film Junge Adler stand er zum ersten Mal vor der Kamera. Dann wurde er im Mai 1944 als "Freiwilliger" zum Kriegsdienst einberufen (Gebirgsjäger/Fahnenjunker), von wo er im April 1945 desertierte. Doch Schönherr kehrte nach einem abgebrochenen Architekturstudium (1946) zur Schauspielerei zurück, wenn auch auf Umwegen: von 1947 bis 1952 arbeitete er sechs Jahre lang als Sprecher, Schauspieler, Regisseur, Reporter und Autor beim Österreichischen Rundfunk. Danach wechselte er als Hörfunkdramaturg und Moderator zum WDR nach Köln.
1955 kam der Durchbruch mit dem Film „Rosenmontag“. Schönherr wurde als Film-, Theater- und Fernsehschauspieler populär. Er spielte in über 100 Kino-Filmen mit, machte Hunderte von Fernsehproduktionen, stand in ganz Deutschland auf der Bühne und sorgte als Fernsehmoderator für intelligente Unterhaltung.
Er spielte unzählige Rollen auf folgenden Theaterbühnen: Exl-Bühne in Innsbruck, Contra-Kreis-Theater in Bonn, Theater in der Josefstadt, Theater an der Wien, Salzburger Landestheater, Tiroler Landestheater in Innsbruck, Komödie Berlin, Renaissance-Theater in Berlin, Ha-Bimah in Tel Aviv, 15 Jahre Zürcher Schauspielhaus unter anderem als König Lear.
Neben diesen Auftritten als Theater- und Filmschauspieler wurde Schönherr einem weiten Publikum durch die Rolle des Commander Cliff Allister McLane in der TV-Serie Raumpatrouille bekannt. Diese Science Fiction-Serie erlangte sofort einen bis heute anhaltenden Kultstatus bei den deutschsprachigen Fernsehzuschauern und kann als seine populärste Filmrolle gesehen werden.
Seit 1965 ist er mit der dänischen Produzentin, Sängerin und Schauspielerin Vivi Bach verheiratet, mit der er die Fernsehshow "Wünsch dir was" moderierte.
1973 moderierte er mit "Je später der Abend" die erste Talkshow im deutschen Fernsehen.
Als Synchronsprecher war Dietmar Schönherr die deutsche Stimme von James Dean in den Filmen Jenseits von Eden, „...denn sie wissen nicht, was sie tun“ und in „Giganten“. Daneben sprach er u. a. Sidney Poitier sowie Audie Murphy in „Denen man nicht vergibt“ und Steve McQueen in „Thomas Crown ist nicht zu fassen“.
Von 1978 bis 1990 wohnte er zusammen mit seiner Frau im aargauischen Städtchen Kaiserstuhl, heute leben sie auf Ibiza.
Schönherr ist einer der Mitbegründer der Tiroler Volksschauspiele, zunächst in Hall und ab 1982 in Telfs. Er leitete die Volksschauspiele fünf Jahre lang, 1983 inszenierte er dort Karl Schönherrs Drama "Der Weibsteufel", mit dem er entgegen anderslautender Meldungen nicht verwandt ist. Dietmar Schönherr ist der am häufigsten engagierte deutschsprachige Schauspieler in seiner Altersklasse.
Literatur
Schönherr ist auch als Schriftsteller tätig, er ist der Autor von Romanen, Erzählungen sowie von Kinder- und Jugendbüchern, die er zum Teil selbst als Sprecher für Hörbücher veröffentlichte. Die Mehrzahl seiner Sujets spielen in Mittelamerika. Darüber hinaus übersetzte er einige Werke von André Gide und Jean-Paul Sartre aus dem Französischem. Mit dieser Vielseitigkeit in kreativer Hinsicht ist er nur noch mit wenigen Schauspielerkollegen wie Hanns Zischler vergleichbar.
Politisches und soziales Engagement
Schönherr engagiert sich auch in politischer wie sozialer Hinsicht. So trat er 1969 im Wahlkampf für die SPÖ auf, um den damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky zu unterstützen.
Anfang der 1980er Jahre wurde Schönherr ein aktiver Unterstützer der deutschen Friedensbewegung, wo er als Redner bei Friedensdemonstrationen gegen den Nato-Doppelbeschluss auftrat. Ab 1982 setzte er sich als Wahlhelfer für die deutschen Grünen ein. Er beteiligte sich 1983 an der berühmten "Prominentenblockade" des Raketenstationierungsgeländes in Mutlangen. Zusammen mit Tausenden von Demonstranten blockierten sie vom 1. bis 3. September 1983 die Zufahrtswege zur Raketenstellung auf der Mutlanger Heide [1]. 25 Fernsehteams und 150 Journalisten aus der ganzen Welt verfolgten das Geschehen. Für seine Teilnahme an der Blockade wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt.
Seit 1985 engagiert sich Schönherr in Nicaragua. Aufsehen erregte er mit seinen Beschimpfungen des damaligen US-Präsidenten Reagan als "Arschloch" im November 1981 in der Schweizer Talkshow "Rendez-vous", da dieser die Massaker der "Contras" an der nicaraguanischen Zivilbevölkerung finanzierte und sie als "Freiheitskämpfer" bezeichnete.
In Nicaragua unterstützt er fünf Solidaritätsprojekte mit den Einnahmen aus seinen Filmengagements und mit den Spenden unzähliger Freunde und Gönner, darunter das Kulturzentrum Casa de los tres mundos in Granada, eine integrierte Kunst- und Musikschule, die er mit seinem Freund Ernesto Cardenal ins Leben rief. Er förderte den Aufbau des vom Hurrican "Mitch" zerstörten Dorfes Los Angeles und gründete im Nordosten Nicaraguas die Siedlung La Posolera. 1985 gründete er auch eine Stiftung »Hilfe zur Selbsthilfe« und wandelte sie 1994 in den Verein »Pan y Arte« um. Einmal im Jahr besucht er mit seiner Frau Mittelamerika und leistet dort Hilfe vor Ort.
Zitate
- »Ich bin ein Träumer, der die Welt verbessern will.« [2]
- »Brot und Kunst sind die wichtigsten Lebensmittel des Menschen. Wir kümmern uns um beides.« Dietmar Schönherr über den Verein Pan y Arte [3]
Filmographie (Auswahl)
Film
- Junge Adler (Regie: Alfred Weidenmann, 1943)
- Wintermelodie (1947)
- Das Fräulein und der Vagabund (1947)
- Nacht am Mont-Blanc / Fegefeuer der Liebe" (1951)
- Rosenmontag (Regie: Willy Birgel, 1955)
- Preis der Nationen (1956)
- Bonjour, Kathrin (1956)
- Made in Germany - Ein Leben für Zeiss (1957)
- Einmal eine große Dame sein (1957)
- Frühling in Berlin (1957)
- Nacht fiel über Gotenhafen (1958)
- Schachnovelle (1960)
- Ingeborg (1960)
- Marschier und krepier (1962)
- Der längste Tag (1962)
- Bedenkzeit bis Mitternacht (Partnerin und Produzent: Vivi Bach, 1963)
- Tatort - Tod eines Einbrechers (TV-Serie, 1975)
- Miracel (Regie: Leopold Huber, 1981)
- Der schwarze Tanner (1981)
- Tod zu Basel (Regie: Urs Odermatt, 1990)
- Reise der Hoffnung (Regie: Xavier Koller, 1990) (Oscar für den besten fremdsprachigen Film 1991) [4]
- Go Trabi go 2 (1992)
- Macht (FS-Spiel; Regie: Miguel Alexandre, 1997)
- Bin ich schön? (Regie: Doris Dörrie, 1997)
- Auf eigene Gefahr (TV-Serie; Regie: Frank Strecker, 1998)
- Lutter Kopp (FS-Spiel; Regie: Michael Mackenroth, 1998)
- Der Schrei des Schmetterlings (Regie: Frank Strecker, 1998)
- Leo und Claire (2001)
- Raumpatrouille Orion - Rücksturz ins Kino (Komplett-Zusammenschnitt der alten TV-Serie, 2003)
- Handy-Man (2005, Taurus-Film)
- Familie Kleist (2005, BR)
- Los Abandonados (2005)
- Der Judas von Tirol (2006) [5]
- Sigmund Freud (Erstausstrahlung Herbst 2006, ZDF-Reihe „Giganten“, Doku-Drama, Regie: Günther Klein)
Eigene Filme
- Sechs Dokumentarfilme über Afrika
- 1969: Lachotsky (Spielfilm, Buch und Regie)
- 1972: Kain (Spielfilm, Buch und Regie, Produktion, Verleih)
- 1978: Elefantenmenschen (Indien)
- 2001: Tiefkühlkost + Wasserwerfer. Eine Reise in die 60er mit Elke Heidenreich + Dietmar Schönherr, Filmdokumentation, Deutschland 2001, Autoren: Kriwet, Hildegard; Opitz, Florian; Sommer, Peter, Produktion: WDR, 45 Min., teilweise s/w
TV-Serien
- 1966: Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion
- 1987 - 1993: Fest im Sattel
- 1988 - 1996: Reporter (Kriminalfilm-Serie)
- 1997 - 2002: Leinen los für MS Königstein (MDR)
Moderationen
- 1961: Besuch aus Paris
- 1968: ZDF-Nightclub
- 1970: Wünsch dir was
- 1973: Je später der Abend
- 1977: 4 + 4 = Wir
- 1981: arena - ARD-Kulturmagazin mit der Schriftstellerin Leonie Ossowski
Auszeichnungen
- 1972 Goldene Kamera und Bambi
- 1974 Deutscher Schallplattenpreis
- 1994: Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland für das Nicaragua-Projekt "Casa de los tres mundos"
- 1999 Goldene Kamera
- 1999 Heinz-Galinski-Preis
- 2005 „Change the world Award“ des Club of Budapest
- 2005 Ehrenpreis für sein Lebenswerk im Rahmen der 7. Vergabe des Deutschen Fensehpreises.
Literatur
- 2006: Sternloser Himmel. Ein autobiographischer Roman. Frankfurt a.M.: Eichborn, 224 S., ISBN 3-8218-0922-1
- Hörbuch bei Eichborn Lido, 3 CDs, gelesen vom Autor ISBN 3821854154 - 2006: Guapito und der barmherzige Mann von Samara. Stuttgart: Kreuz-Verlag (Für Kinder ab 4 Jahren) Hörbuch, 1 Audio-CD, ISBN 3-7831-2728-9
- 2000: Die blutroten Tomaten der Rosalía Morales. Zweite erweiterte Liebeserklärung an eine unwirsche Geliebte. Frankfurt a.M.: Eichborn. ISBN 3-8218-0844-6 Rezension
- Gekürzte Lesefassung. Gelesen vom Autor. HörbucHHamburg, 3 Audio-CDs, ca. 200 Min. ISBN 3-934120-69-5 - 1987: Casa de los Tres Mundos / Das "Haus der drei Welten". Eine Kulturinnovation - Granada / Nicaragua. Mannheim: Brockmann und Reichelt. ISBN 3-923801-03-3
- 1986: Nicaragua, mi amor. Tagebuch eine Reise und das Projekt Posolera. Wuppertal: Hammer, 142 S., Ill.
- 1985: Liberté und die Wölfe. Wuppertal: Hammer, 142 S.;
- neu: 2006, Wien: Ephelant, ISBN 3-900766-20-7 - 1985: Reagan's Freiheitskämpfer. Terroristen im US-Sold; Dokumente, Bilder, Berichte. Wuppertal: Edition Nuevo Hombre, 63 S., zahlr. Ill., Karten
- 1983: Dietmar Schönherr, die Präsidentenbeschimpfung: eine Fernsehdiskussion und ihre Folgen. Mit einem Vorwort von Hans A. Pestalozzi und einem Epilog von Regina Bohne über die Ideologien des Ronald Reagan. München: ibf-Verlag, 120 S.
- 1978: Ruzzitu. Bilder von Gottfried Kumpf. Aarau, Stuttgart: AT-Verlag, 24 S., überw. Ill. (farb.); erhielt eine Auszeichnung der Kinderbuchmesse in Bologna
- 1977: Kuckuck und der Feuerwehrmann. Stuttgart [u.a.]: Spectrum-Verlag, 52 S., Ill.
- 1943: Achtung Aufnahme, Loewes Verlag (technische Informationen über den Film „Junge Adler“ für Jugendliche)
- Übersetzungen einiger Werke von André Gide und Jean-Paul Sartre
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- Kurzbiographie
- Bio- und Filmographie auf steffi-line.de
- 80. Geburtstag von Dietmar Schönherr, rbb-stilbruch, 6. April 2006
- Schönherrs Projekte in Nicaragua
- Website des Gemeinnützigen Vereins Pan Y Arte, von Dietmar Schönherr gegründet
- Website der ›Casa de los Tres Mundos‹, Kulturstiftung von Dietmar Schönherr in Nicaragua
- Dietmar Schönherrs Aktivitäten in und für Nicaragua, Offizielle Webseite des Honorarkonsulats der Republik Nicaragua
- Artikel
- „Er stört gern“, Berliner Zeitung, 17. Mai 2001
- „Leben und Sterben im Altersheim“, Die Welt, 18. April 2005, Interview, „Da haben wir's wieder: Ich bin eben der Grantler vom Dienst.“
- „Das, nur das“, taz, 15. März 2006 „Herr Schönherr, mögen Sie sagen, was das Wichtigste in Ihrem Leben war? [...] "Nicaragua", einige Zigarettenzüge später noch "Mutlangen". Schließlich: "Das, nur das." “
- „Millimeterweise die Welt verändern“, Kölnische Rundschau, 5. April 2006, Interview
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Schönherr, Dietmar |
| KURZBESCHREIBUNG | Schauspieler, Moderator, Sprecher und Schriftsteller |
| GEBURTSDATUM | 17. Mai 1926 |
| GEBURTSORT | Innsbruck, Österreich |