Loss and Damage
Der englischsprachige Begriff Loss and Damage (dt. Verlust und Schaden) ist ein in der Umweltschutz- und Klimapolitik verwendetes Schlag- bzw. Schlüsselwort: Es umschreibt die Auswirkungen von klimabedingten Stressoren, die trotz der Bemühungen auftreten, Treibhausgas-Emissionen weltweit generell und zur Anpassung an Klimaveränderungen zu reduzieren.
Verluste und Schäden können durch plötzliche Ereignisse eintreten (Extremwetter wie Wirbelstürme oder Zyklone) oder durch langsam einsetzende und ablaufende Prozesse wie der weltweite Anstieg des Meeresspiegels.[1]
Verluste und Schäden können in menschengemachten Systemen wie Siedlungsstrukturen sowie in natürlichen wie z. B. Biodiversität auftreten, obwohl der Schwerpunkt in Forschung und Politik auf den menschlichen Einflüssen liegt.[2] Im Bereich der Verlust und Schäden an der menschlichen Systemen wird unterschieden zwischen wirtschaftlichen und nicht-wirtschaftlichen Verluste: Der Hauptunterschied zwischen den beiden ist, dass nicht-wirtschaftliche Verluste Dinge betreffen, die an den Märkten nicht so häufig gehandelt werden.[3]
Entwicklung
Auf der COP 18, der 18. UN-Klimakonferenz (United Nations Framework Convention on Climate Change, UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel, UNFCCC) 2012 in Doha (Katar) bedurfte es Verhandlungen von 36 Stunden Dauer zwischen den beteiligten 195 Nationen, um einen Plan zu erstellen, wie man Verlusten und Schäden durch die negativen Auswirkungen des Klimawandels vor allem in besonders für Klimawandel anfälligen Ländern begegnen könne: das Climate Vulnerable Forum (Runde der Klimaverletzlichen, CVF) wurde ins Leben gerufen,[4] eine entsprechende Webseite erstellt:
„the first dedicated site for news, resources and opinion on the issue of loss and damage associated with the adverse impacts of climate change
(die erste spezielle Website mit den negativen Auswirkungen des Klimawandels für Nachrichten, Ressourcen und Meinungen über die Frage der Verluste und Schäden)“
Die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel hat ein Arbeitsprogramm für das Themenfeld Loss an Damage entwickelt:[5] Es zielt darauf ab, das Problem in den Entwicklungsländern zu verorten, welche besonders anfällig für die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind. Vom 12. bis 14. September 2013 sollte ein Treffen in Fidschi prüfen, wie Verluste und Schäden durch allmählich eintretende Ereignisse am besten zu definieren seien. Vor Allem Bangladesch leidet durch den Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der flachen Topographie in seinen Küsten-Regionen bereits unter entsprechenden Folgen.[6]
Auf der COP 19, der 19. Konferenz der Vertragsparteien-Sitzung des UNFCCC im Jahr 2013 in Warschau (Polen), wurde das Warsaw International Mechanism for Loss and Damage associated with Climate Change Impacts-Institut (Internationale Mechanismen für Verluste und Schaden im Zusammenhang mit Auswirkungen des Klimawandels) ins Leben gerufen.[7]
An der COP 20, der 20. Konferenz der Vertragsparteien 2014 in Lima, Peru wurde ein Arbeitsplan des Vorstands des Warschauer Internationale-Mechanismen-Instituts genehmigt.[8]
Der 2013/2014 veröffentlichte 5. Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hatte noch kein besonderes Kapitel über die Verluste und Schäden, aber das „WG2“-Kapitel 16 über die Anpassung an Grenzen und Zwänge ist sehr wichtig für diejenigen, die sich für Loss an Damage interessieren.
Ob der 6. Sachstandsbericht des IPCC ein Kapitel über Verlust und Schaden haben wird, war noch nicht entschieden.
Betroffene
Von entsprechenden Verlusten und Schäden Betroffene sind beispielsweise Landwirte, die kein Getreide mehr als Nahrungsmittel anbauen können oder Gras, um ihr Vieh zu ernähren, weil ihr Boden zu salzig geworden ist (-> Versalzung), sowie Fischer, die ihre Existenzgrundlage verloren haben, weil Flüsse ausgetrocknet sind.[9]
Eine qualitative Datenanalyse, was der 5. Sachstandsbericht des IPCC über Loss and Damage aussagt, zeigt überraschend, dass der Begriff viel häufiger in Aussagen über die „Anhang 1“-Länder wie z. B. Australien, die europäischen Länder oder die USA verwendet wurde als im Text über die „Nicht-Anhang-1-Länder“, das sind die meisten Länder in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem pazifischen Raum, welche wesentlich anfälliger für Auswirkungen des Klimawandels sind.[10]
Rezeption
In der populären Presse und in den Erklärungen von manchen Parteien in den Klimaverhandlungen werden der Begriff Loss and Damage häufig mit der Frage nach der entsprechenden Haftung sowie nach möglichen finanziellen Ausgleichen verbunden. Dies erklärt, warum das Thema hitzige Debatten auslöst, und neigt dazu, die Kluft zu erweitern zwischen den entwickelten Ländern, die in historischer Sicht für die meisten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind sowie den Entwicklungs- und Schwellenländern, die anfälliger für die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind. Für gefährdete Länder bedeutet der Begriff vor allem, über diese Vergangenheit zu diskutieren und die derzeitigen Bemühungen in den Fokus zu nehmen, gefährlichen Klimawandel zu vermeiden sowie die Grenzen und Einschränkungen für mögliche Anpassungen zu erkennen.<Ref> Warner et al. (2013), ehs.unu.edu: Pushed to the limits: Evidence of climate change-related loss and damage when people face constraints and limits to adaptation Report No. 11, Bonn, United Nations University Institute for Environment and Human Security (UNU-EHS)</ ref>
Weblinks
- germanwatch.org: „Loss and Damage“ rückt in den Fokus
- loss-and-damage.net: Loss and Damage in Vulnerable Countries Initiative (Initiative Verluste und Schäden in verletzlichen Ländern)
- unfccc.int: Approaches to address loss and damage associated with climate change impacts in developing countries particularly vulnerable to the adverse effects of climate change (')
Quelle
Einzelnachweise
- ↑ K. Warner, K. van der Geest (2013), geest.socsci.uva.nl: Loss and damage from climate change: Local-level evidence from nine vulnerable countries. International Journal of Global Warming, Vol 5 (4): 367-386
- ↑ Eine aktuelle Ausnahme ist das Papier Zommers et al., 2014, ehs.unu.edu: Loss and damage to ecosystem services UNU-EHS Working Paper Series, No. 12, Bonn, United Nations University Institute of Environment and Human Security (UNU-EHS)
- ↑ unfccc.int, Technical Paper, 2013: Non-economic losses in the context of the work programme on loss and damage
- ↑ loss-and-damage.net: Loss and Damage in Vulnerable Countries Initiative (Initiative Verluste und Schäden in verletzlichen Ländern)
- ↑ unfccc.int: Work programme on Loss and damage, aufgerufen 30. September 2013
- ↑ Ainun Nishat, Nandan Mukherjee, Anna Hasemann, Erin Roberts, lossanddamage.net: Loss and Damage from the Local Perspective in the Context of a Slow Onset Process: The Case of Sea Level Rise in Bangladesh, abgerufen 30. September 2013
- ↑ unfccc.int: Warsaw International Mechanism for Loss and Damage associated with Climate Change Impacts
- ↑ unfccc.int: PDF
- ↑ BBC Medienaktion, bbc.co.uk, Arid Al Mamun: [bbc.co.uk: „Loss and damage from climate change“": a view from Bangladesh] abgerufen 30. September 2013
- ↑ K. van der Geest, K. Warner, 2015: What the IPCC 5th Assessment Report has to say about loss and damage (Was das IPCC 5. Assessment Report hat über Verlust und Scshäden zu sagen hat). UNU-EHS Working Paper, No. 21, Bonn, United Nations University Institute of Environment and Human Security