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Paterson (Film)

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Film
Titel Paterson
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2016
Länge 123 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jim Jarmusch
Drehbuch Jim Jarmusch
Produktion Joshua Astrachan,
Carter Logan
Kamera Frederick Elmes
Schnitt Affonso Gonçalves
Besetzung

Paterson ist eine Tragikomödie von Jim Jarmusch, die am 16. Mai 2016 im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes ihre Premiere feierte und am 17. November 2016 in die deutschen Kinos kam. Am 28. Dezember 2016 wird der Film in die US-amerikanischen Kinos kommen.

Handlung

Patersons tägliche Route führt vorbei an den Wasserfällen des Passaic River

Paterson ist Busfahrer in der Stadt Paterson in New Jersey. Er lebt gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Laura und der Englischen Bulldogge Marvin in einem kleinen Haus. Während Paterson ein allseits gutmütiger und ziemlich ruhiger Mann ist, wirkt Laura stets etwas rastlos. Sie hat immer wieder neue Pläne für ihre berufliche Zukunft, will einmal Musikerin werden, dann wieder eine CucCake-Bäckerei eröffnen. Sie gestaltet das Haus ununterbrochen um, bemalt Wände, Türen Vorhänge und fertigt Kleider in ihren Lieblingsfarben Schwarz und Weiß. Während Laura ihre kreative Ader im Dekorieren der Wohnung auslebt, ist es bei Paterson die Poesie, für die er eine Begabung hat. Auch Laura hat sein Potenzial als Dichter erkannt und möchte ihren Mann dazu überreden, seine Gedichte zu veröffentlichen, doch dieser lehnt das völlig ab.

Paterson muss die Poesie jedoch seinem durch Routine bestimmten Leben unterordnen. Jeden Morgen wacht Paterson um Viertel nach Sechs auf, ohne hierfür einen Wecker zu brauchen. Er küsst seine Frau, die alleine weiter schläft und frühstückt stets das Gleiche, nämlich seine Frühstücksflocken. Bevor Paterson allerdings mit der Arbeit beginnt, schreibt er kurze Gedichte in sein kleines Notizbuch, und auch jede Arbeitspause nutzt er hierfür. Während Paterson jeden Tag die gleiche Strecke der Metrobus-Linie 23 wie ein Uhrwerk abfährt, vorbei an berühmten Wasserfällen des Passaic River, erhascht er hier und da Gesprächsfetzen seiner Fahrgäste, die seine Phantasie anregen und ihn zum Schreiben inspirieren. Nach der Arbeit geht Paterson immer mit dem Hund Gassi und kehrt dabei auf genau ein Bier in seine Stammkneipe ein. Für Laura ist Marvin ein wenig der Ersatz für ein Kind, für Paterson ist der Hund eher eine Belastung, aber das lässt er sich nicht anmerken – auch dann nicht, als Marvin sein Notizbuch mit all seinen Gedichten verspeist.

Produktion

Adam Driver, der im Film in der Hauptrolle von Paterson einen Poesie-begabten Busfahrer verkörpert, bei der Pre­mi­ere im Rahmen der Film­fest­spiele von Cannes 2016

Stab und Besetzung

Bei Paterson handelt es sich um einen der ersten Original Movies, die von den Amazon Studios produziert wurden.

Die Regie übernahm Jim Jarmusch, der auch das Drehbuch zum Film schrieb. Die im Film vorkommenden Gedichte stammen von Ron Padgett, dem Lieblingsdichter von Jarmusch. Der aus Oklahoma stammende Dichter gilt als Poet der New Yorker Schule. Die minimalistischen Reime, die der Regisseur seinen Protagonisten Paterson schreiben lässt, sind inspiriert vom Werk des Dichters William Carlos Williams, der fünf Gedichtbände über die Stadt Paterson schrieb, die als dessen Meisterwerk gelten.

Der US-amerikanische Schauspieler Adam Driver übernahm die Rolle der titelgebenden Hauptfigur Paterson, die in Frankreich lebende iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani spielt im Film seine Frau Laura.

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten fanden in Paterson im US-amerikanischen Bundesstaat New Jersey statt, und damit dem Handlungsort des Films.

Veröffentlichung

Der Film feierte am 16. Mai 2016 im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes seine Premiere[2] und kam am 17. November 2016 in die deutschen Kinos.[3] Die Rechte für den US-amerikanischen Filmmarkt liegen bei den Amazon Studios. Dort wird Paterson am 28. Dezember 2016 in die Kinos kommen. In Deutschland und Österreich wird der Film von Weltkino Filmverleih vertrieben, in der Schweiz von Filmcoopi.[4] Im Rahmen der Filmkunstmesse Leipzig wurde der Film im September 2016 erstmals einem deutschen Fachpublikum vorgestellt.[5][6] Im Oktober 2016 erfolgt eine Vorstellung im Rahmen der Internationalen Hofer Filmtage und bei der Viennale.[7]

Rezeption

Altersfreigabe

In Deutschland wurde der Film von der FSK ohne Altersbeschränkung freigegeben. In der Freigabebescheinigung heißt es: „Der sehr ruhig und undramatisch erzählte Film richtet sich an ein jugendliches und erwachsenes Publikum. Eine sanft dramatische Szene in einer Kneipe wird schnell aufgelöst und entwickelt selbst bei den jüngsten Zuschauern keine ängstigende Wirkung. Auch sonst enthält der Film keinerlei Szenen oder Dialoge, die Kinder im Vorschulalter beeinträchtigen oder negativ überfordern könnten.“[8]

Kritiken

Der Film konnte 97 Prozent der Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen (von 38 Kritikern insgesamt, Stand 16. November 2016).[9]

Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel meint es passiere peinigend wenig in Jim Jarmuschs Paterson. Der Film sei, so Schulz-Ojala, zwar eine Liebeserklärung ans Schreiben und erst recht eine ans Lieben, zuallererst aber eine an das Sein.[10]

Auch Talia Soghomonian von collider erkennt die Hommage an die Poesie, die der Regisseur schuf und meint: Jarmusch versucht nicht, eine Botschaft zu vermitteln, sondern bloß Poesie mit einer einzigartigen Textur zu gestalten. Und während sich das Tempo so langsam anfühlt, wie der Bus durch Paterson pendelt, tut sich da in der Stadt der Poesie dennoch eine himmlische Lebensgeschichte auf.[11]

Anne Thompson von IndieWire meint, Hauptdarsteller Adam Driver zeige in der Rolle von Paterson eine bemerkenswerte Leistung: Man wird nicht müde, ihn zu beobachten.[12]

Susanne Burg von Deutschlandradio Kultur erklärt, der Zuschauer sehe im Film durch Patersons Augen die Menschen in seiner Umgebung und zeige hierdurch ein melancholisches Amerika.[13]

Karsten Visarius von epd Film sagt, von der Anordnung der Buchstaben auf einer Streichholzschachtel, die Paterson bedichtet, bis zu den Geschichten, die sich die Pendler im Bus erzählen sei der Film von Mustern, Reimen und Korrespondenzen geprägt und feiere damit, was man im Zeitalter der digitalen Formierung schon fast verloren glaubte, nämlich die Kunst des Handelns im Alltag und die Kreativität der Einzelnen, und der Film sei so selbst ein Gedicht.[14]

Scott Feinberg von The Hollywood Reporter erkennt in Adam Driver einen möglichen Kandidaten in der Kategorie Bester Hauptdarsteller im Rahmen der Oscarverleihung 2017.[15]

Die Englische Bulldogge Nellie, im Film Patersons und Lauras Hund namens Marvin, wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2016 mit dem Palm Dog Award ausgezeichnet. Die 2001 eingeführte Auszeichnung wurde erstmals posthum verliehen.[16]

Jarmusch bei den Film­fest­spielen von Cannes 2016

Auszeichnungen (Auswahl)

Filmfestspiele von Cannes 2016

Gotham Independent Film Award 2016

  • Nominierung als Bester Spielfilm
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Drehbuch
  • Nominierung als Bester Schauspieler (Adam Driver)[17]

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Paterson. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 163243/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Matt Donnelly: Cannes Report, Day 6: Adam Driver’s ‘Paterson’ Inspires Poetic Reviews, Amazon Studios Parties on Riviera In: thewrap.com, 16. Mai 2016.
  3. Paterson In: filmstarts.de. Abgerufen am 14. September 2016.
  4. Leo Barraclough: Jim Jarmusch’s Cannes Competition Title 'Paterson' Sells Around the World In: Variety, 21. Juni 2016.
  5. Programm In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 22. September 2016.
  6. Alle Filme der 16. Filmkunstmesse Leipzig 2016 In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 30. August 2016. (PDF; 47 KB)
  7. Spielplan der Viennale 2016. Abgerufen am 16. November 2016. (PDF; 1,4 MB)
  8. Freigabebegründung für Paterson In: Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Abgerufen am 18. November 2016.
  9. Paterson In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 16. November 2016.
  10. Jan Schulz-Ojala: Nach Paterson! In: Der Tagesspiegel, 16. Mai 2016.
  11. Talia Soghomonian: 'Paterson' Review: Adam Driver Shines in Jim Jarmusch’s Latest. Cannes 2016 In: collider.com, 17. Mai 2016.
  12. Anne Thompson zitiert in Matt Donnelly: Cannes Report, Day 6: Adam Driver’s 'Paterson' Inspires Poetic Reviews, Amazon Studios Parties on Riviera In: thewrap.com, 16. Mai 2016.
  13. Susanne Burg: Jim Jarmusch zeigt ein melancholisches Amerika In: Deutschlandradio Kultur, 17. Mai 2016.
  14. Karsten Visarius: Film des Monats November 'Paterson' In: epd Film, 2. November 2016.
  15. Scott Feinberg: Feinberg Forecast: The First Look at the 89th Oscar Race In: The Hollywood Reporter, 9. September 2016.
  16. Vikram Murthi: The 2016 Palm Dog Posthumously Awarded to Nellie, The Dog From Jim Jarmusch's 'Paterson' In: indiewire.com, 20. Mai 2016.
  17. Halle Kiefer: 'Manchester by the Sea', 'Moonlight' Top the Gotham Award Nominations, and List of Films You’ll Probably Have in Your Oscar Pool In: vulture.com, 20. Oktober 2016.