Halo-System


Das Halo-System (von englisch Halo, deutsch Heiligenschein) ist ein in der Entwicklung befindliches Sicherheitssystem für Monopostos, das einen Schutz für den traditionell freiliegenden und damit ungeschützten Kopf des Piloten bieten soll. Vorgestellt wurde das System im Oktober 2015.[1] Erste Testfahrten mit Prototypen des Systems wurden im Rahmen der Formel-1-Weltmeisterschaft 2016 durchgeführt.
Geschichte und Entwicklung
Henry Surtees (2009) und Justin Wilson (2015) wurden bei Unfällen in ihren Monopostos von einem abgerissenen Rad bzw. einem Trümmerteil am Kopf getroffen und erlitten dabei tödliche Verletzungen.[2] Nachdem sich mit Jules Bianchi beim Großen Preis von Japan 2014 auch ein Formel-1-Rennfahrer bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen zuzog und mehrere Monate später an diesen Verletzungen starb, entstanden viele Diskussionen darüber, wie der Kopf eines Monoposto-Piloten besser geschützt werden kann.[3]
Das Halo-System basiert auf einem Entwurf von Mercedes, die Entwicklungsarbeit im Simulator führte Anthony Davidson durch.[4] Nach ursprünglicher Planung der FIA sollte das Halo-System in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2017 zwingend eingeführt werden, die Einführung wurde aber im Juli 2016 um ein Jahr verschoben.[5] Begründet wurde dies damit, dass das System noch nicht ausgereift sei.[6] Es sollten allerdings alle Piloten in den verbleibenden freien Trainings der Formel-1-Weltmeisterschaft 2016 das System mindestens einmal testen.[7]
Das System soll nicht nur in der Formel 1, sondern in allen Formelklassen der FIA eingesetzt werden.[8] Auch die IndyCar Series ist an der Einführung interessiert.[9]
Aufbau
Das System besteht aus einem ringförmigen Bügel, der den Kopf des Fahrers umgibt; zur Befestigung ist eine schmale Strebe mittig vor dem Fahrer angebracht. Das Bauteil ist aus Titan und wiegt rund sieben Kilogramm.
Bei einer durch die FIA durchgeführten Simulation mit Daten anhand von 40 realen Unfällen, ergab sich durch die Verwendung des Systems eine Erhöhung der Überlebenschance des Fahrers um 17 Prozent.[10][11]
Kritik
Zunächst wurden Sichtbehinderungen durch die Befestigung des Systems mittig vor dem Fahrer befürchtet, die sich bei Testfahrten jedoch nicht bestätigten.[12] Als Hauptargument gegen das System führen Fahrer und Verantwortliche neben der Optik[13][14] an, dass das System den Fahrer beim Verlassen des Fahrzeugs sowie Rettungskräfte bei der Bergung von verunfallten Piloten behindere und somit ein größeres Risiko berge, als es Schutz biete.[15]
Als Alternative zum Halo-System entwickelte Red Bull Racing eine Aeroscreen genannte Windschutzscheibe, die jedoch nach ausgiebiger Untersuchung durch die FIA nicht weiterverfolgt wurde.[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Rencken, Dominik Sharaf: Cockpitschutz: FIA geht mit drei Varianten in den Testbetrieb. Motorsport-Total.com, 25. Oktober 2015, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Manuel Schulz: Vettel zu Halo: Lieber hässlich als tot. Aussehen vollkommen irrelevant. Motorsport-Magazin.com, 4. März 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Ferrari testet neuen Kopfschutz "Halo". Spiegel Online, 3. März 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Dominik Sharaf: Cockpitschutz-Entwickler: "Ist wie ein Scheibenwischer". Motorsport-Total.com, 5. Februar 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Norman Fischer, Dieter Rencken, Dominik Sharaf: Kein Halo für 2017: Formel-1-Teams lehnen System vorerst ab. Motorsport-Total.com, 28. Juli 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Sven Haidinger, Dieter Rencken: Teams versprechen trotz Absage für 2017: Halo wird kommen! Motorsport-Total.com, 2. August 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Michael Schmidt: Halo braucht mehr Tests. Kommt der versteckte Halo? auto-motor-und-sport.de, 29. Juli 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Otto Zuber: FIA: Halo-System in Zukunft nicht nur in der Formel 1. Speedweek.com, 28. Juni 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Norman Fischer: Cockpitschutz: IndyCar will von der Formel 1 lernen. Motorsport-Total.com, 28. Januar 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Mit Halo Bestzeit im ersten Training - Rosberg: Erfolg. Zeit Online, 28. August 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Michael Schmidt: Entscheidung vor Hockenheim. 17 Prozent bessere Überlebenschance. auto-motor-und-sport.de, 22. Juli 2016, abgerufen am 17. November 2016.
- ↑ Christian Nimmervoll, Dieter Rencken: Kurswechsel: Hamilton würde am liebsten bei Halo bleiben. Motorsport-Total.com, 16. September 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Dieter Rencken, Juliane Ziegengeist: Lewis Hamilton: Halo ist schlimmste Erfindung der Formel 1. Motorsport-Total.com, 4. März 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Hermann Renner: Cockpitschutz in der Formel 1. Zwischen Schnabelnase und Heiligenschein. FAZ.NET, 26. August 2016, abgerufen am 15. November 2016.
- ↑ Dieter Rencken, Heiko Stritzke: Weiter viele Diskussionen um Vor- und Nachteile von Halo. Motorsport-Total.com, 5. April 2016, abgerufen am 11. November 2016.
- ↑ Ian Parkes: Cockpitschutz für 2017: "Aeroscreen" fiel im FIA-Test durch. Motorsport-Total.com, 11. Juni 2016, abgerufen am 11. November 2016.