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Das Landestheater Tübingen, kurz LTT, offiziell auch Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen, ist ein durch öffentliche Mittel, Spendeneinnahmen sowie Eintrittsgelder finanzierter Kulturbetrieb in Tübingen. Gespielt werden überwiegend Eigenproduktionen, aber auch – zum Teil fremdsprachige – Gastspiele. Neben dem sogenannten „Abendspielplan“ besitzt es außerdem eine eigene Kinder- und Jugendtheatersparte.
Landauf, landab durch das wunderschöne Baden-Württemberg und darüber hinaus gastiert das Landestheater mit seinen Produktionen für große und kleine Bühnen, und mit dem Jungen LTT auch für Kindergärten, Klassenzimmer u.v.m..
Die Geschichte des LTT
LTT Logo auf dem Schornstein der ehemaligen Stuhlfabrik Schäfer. Abmontiert in der Spielzeit 14/15.
Zur Entstehung des Landestheaters
Die Geschichte des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen geht bis in die Nachkriegszeit zurück. Aus einer freien Schauspielgruppe entsteht 1945 zunächst das „Städtische Schauspielhaus Tübingen“ mit dem Schillersaal des Museums als Spielstätte, einem Mehrzweckraum, der auch als Kino genutzt wird. 1947 schließen sich schließlich die Städte Tübingen und Reutlingen zu einem „Zweckverband Städtetheater Tübingen Reutlingen“ zusammen. Mit Unterstützung des damaligen Bundeslandes Württemberg-Hohenzollern geht daraus im Jahre 1950 das jetzige Landestheater hervor. Durch die finanzielle Beteiligung des Landes kann das Theater sich während der kritischen Jahren nach der Währungsreform halten und beginnt mit der Aufnahme eines planmäßigen Spielbetriebs und der Produktion von Aufführungen für Gastspiele in der Region. Lange bleibt das Theater jedoch auf das Museum als Spielstätte angewiesen, was auf Dauer eine enorme Belastung darstellt. Werkstatt-, Proben- und Büroräume fehlen, die Theaterinfrastruktur ist ungenügend. Wegen der Finanzkrise scheitern sowohl die Überlegungen zu einem neuen Theaterbau als auch zu einem Ausbau des Museums. Da der Raumbedarf jedoch die räumlichen Möglichkeiten des Museums sprengt, und die Feuer-, Bau- und Gewerbepolizei den Spielbetrieb schließlich für nicht mehr verantwortbar hält, eilt die Suche nach einer dauerhaften Lösung dringender als zuvor.
Nachdem der 1962 begonnene Umbau des Museums an den unterschiedlichen Interessen der Museumsbesitzer und des Landestheaters sowie an den fehlenden Zuschüssen der Stadt Tübingen scheitert, beginnt das LTT schließlich auf eigene Faust nach einer Lösung zu suchen. 1975 wird dann der endgültige und endlich auch eigene Spielort gefunden. In einer vierjährigen Planungs- und Bauphase wird die zu diesem Zeitpunkt leerstehende Stuhlfabrik Schäfer zum heutigen LTT-Stammsitz umgebaut.
Am 23. September 1978 beginnt die Spielbetriebsaufnahme in der Werkstatt mit der deutschen Erstaufführung „Mensch Meier“ von Franz Xaver Kroetz. Am 21. September 1979 wird schließlich auch der Große Saal eingeweiht und mit Friedrich Schillers„Die Räuber“ für die Bespielung eröffnet.
Nur fünf Jahre später wird dann eine eigenständige Kinder- und Jugendtheatersparte am LTT gegründet, das heutige "Junge LTT".
Chronik der Intendanten
Der Saal, größte Spielstätte des LTT, in der Spielzeit 16/17.1945-1946: Wolfgang Müller
Als Landestheater spielt das LTT mehr als ein Viertel seiner insgesamt über 900 Vorstellungen jährlich bei Abstechern in ganz Baden-Württemberg, den angrenzenden Bundesländern sowie in der Schweiz und in Österreich. Gleichzeitig ist das LTT Stadttheater für Tübingen und Reutlingen. Sein Ensemble besteht aus 24 Schauspieler*innen, dazu kommen insgesamt ca. 100 weitere Beschäftigte in künstlerischen, verwaltenden und technischen Bereichen. Das LTT verfügt heute über insgesamt drei unterschiedlich große Spielstätten (Platzkapazität zwischen 50 und 385 Plätzen) in Tübingen, an denen jährlich ca. zwanzig eigene Produktionen gezeigt werden. Alle drei Jahre im Wechsel mit dem Zimmertheater Tübingen und dem Theater Lindenhof von der Schwäbischen Alb spielt das LTT außerdem das Freilicht-Sommertheater. 2016 ist das LTT wieder an der Reihe und spielt vom 8. Juli bis zum 6. August an der Tübinger Neckarinsel William Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“.
"Theaterarbeit beginnt damit, die richtigen Fragen zu stellen. Auch die großen Fragen: Wie wollen wir leben und wozu? Darauf mit jeder Vorstellung eine grundsätzlich vorläufige und diskussionswürdige Antwort zu geben – das ist der rote Faden unserer Arbeit. Das muss nicht immer klappen. Aber es ist die Aufgabe von uns Theaterleuten. Das LTT ist ein Freiraum – ein Freiraum zum Spielen, Fühlen und Denken, der uns weiterbringen kann. Auch ohne Lösung. Das alles kann auch mal richtig laut werden. Spaß, Terror, Peinlichkeit, Erotik, Blödsinn, Vitalität. Nicht so ängstlich – im Alltag sind wir zaghaft genug!" (Thorsten Weckherlin, Intendant)
Seit der Spielzeit 14/15 hat das LTT bereits 40 Inszenierungen auf die Bühne gebracht.
Das Kinder- und Jugendtheater am LTT ("Junges LTT")
Ein Bild aus dem Stück "In einem tiefen, dunklen Wald" des Jungen LTT
Spannendes, aufregendes und anspruchsvolles Theater für junge Zuschauer – dafür steht das Junge LTT seit über dreißig Jahren. Gegründet 1984 unter dem Kürzel KJT und umbenannt 2014/15, reicht seine Spannbreite heute von Inszenierungen für Kinder ab drei Jahren bis hin zu Jugendstücken. Aktuelle Themen, klassische Stoffe, Märchen und Mythen bestimmen den Spielplan. Er ist geprägt von Uraufführungen, Stückentwicklungen und Bearbeitungen von Werken der Kinder- und Jugendliteratur. Dabei sucht das Junge LTT oft nach künstlerischen Ausdrucksformen, die über Schauspiel und Erzähltheater hinausgehen, und lässt sich von Figurentheater, Tanz und Musik inspirieren. Um junge Menschen für das Theater zu interessieren, sind die Schauspieler*innen und Mitarbeiter*innen des Jungen Theaters häufig auch an Kindergärten, Schulen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen unterwegs.
Theaterpädagogik
Unter dem Motto "Wer mehr weiß, der sieht auch mehr", hat das Landestheater es sich zur Aufgabe gemacht, kulturelle Bildung zu fördern und einige theaterpädagogische Angebote ins Leben gerufen. Es lädt dazu ein, Inszenierungen des Theaters nicht nur zu besuchen, sondern auch mitzureden und mitzugestalten. Sei es als Spieler*in in einer der Spielclubs, oder als Schulklasse - die Devise lautet: "Mehr als nur Zuschauen". Das Angebot reicht von Theatergruppen, in denen unter professionellen Bedingungen Theater gespielt wird, über ein breitgefächertes Fortbildungsprogramm, in dem sich eigene Erfahrungen im Umgang mit dem Medium Theater sammeln lassen, weiter über stückbezogene, vorbereitende Workshops, bis hin zu der Möglichkeit, Partnerklasse zu werden und den Entstehungsprozess einer Inszenierung hautnah mitzuerleben. Eine besondere Einführung in die Kunst des Zuschauens bietet die Theaterstunde. In einer interaktiven Mischform erkunden Kinder direkt vor dem Vorstellungsbesuch, wie sich das Theater von anderen Medien unterscheidet. Dabei verdeutlichen sie durch kleine Experimente die wichtige Rolle, die das Publikum im Theater spielt.
Darüber hinaus hat es sich das Landestheater zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen immer wieder die Frage zu stellen, ob das Angebot auch das Richtige für die jeweiligen Zielgruppen ist. Deshalb sucht das Junge LTT beispielsweise zu all seinen Produktionen immer wieder „Testklassen“, die nach einem Probenbesuch von ihren Eindrücken berichten.