Condoleezza Rice

Condoleezza Rice (* 14. November 1954 in Birmingham, Alabama) ist eine US-amerikanische Politikerin. Sie war seit dem 22. Januar 2001 Nationaler Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten. Am 16. November 2004 wurde sie als erste afroamerikanische Frau und zweite Frau überhaupt zur Außenministerin der USA für die zweite Amtsperiode der Präsidentschaft von George W. Bush bestellt.
Die Politikerin wird innerhalb der bisherigen Bush-Regierung zu den „Hardlinern” (oder „Falken”, engl. hawks) gezählt. Sie vertritt entschieden einen unilateralistischen Kurs der weltweiten Dominanz in der US-Außenpolitik und befürwortet die Strategie der preemptive strikes, also der Präventivschläge gegen von den USA als „terroristisch” eingestufte Organisationen und rogue states („Schurkenstaaten”, siehe auch: Bush-Doktrin). Dies brachte der nach eigenem Bekunden – wie ihr Präsident – religiös inspirierten konservativen Republikanerin den Spitznamen „Stählerne Magnolie” ein. Condoleezza Rice ist alleinstehend. Seit dem 28. Januar 2005 ist sie die Nachfolgerin des zurückgetretenen US-Außenministers Colin Powell, vereidigt anlässlich der zweiten Inauguration Bushs.
Leben
Condoleezza Rice wurde als Tochter eines schwarzen Pastors und einer Musiklehrerin in Birmingham, Alabama, geboren, als dort noch die Rassengesetze galten. Der Name „Condoleezza” ist von der musikalischen Anweisung „con dolcezza” (italienisch, „mit lieblichem Vortrag”) abgeleitet.
Am 15. September 1963 zündeten weiße Rassisten vom Ku Klux Klan in der Baptistenkirche der 16. Straße Dynamitstangen. Vier Mädchen, darunter zwei Freundinnen von Rice starben. Familie Rice war auch mit der Familie Powell befreundet. Hier wuchs Condoleezza Rice auf und lernte Eiskunstlauf und Klavierspielen. Sie konnte nach eigener Aussage eher Noten lesen als Schrift und wurde mit zehn Jahren eine der ersten afro-amerikanischen Schülerinnnen des Birmingham Southern Conservatory of Music in Birmingham. Nach dem Umzug der Familie nach Denver gewann sie dort mehrere Musikwettbewerbe. Sie tritt – allerdings selten – auch heute noch mit berühmten Musikern auf.

Mit 15 Jahren – sie hatte zwei Klassen übersprungen – ging sie an die Universität von Denver, zunächst mit dem Ziel, Musik zu studieren und Konzertpianistin zu werden. Sie entschied jedoch nach zwei Jahren, dass ihr Talent nicht für eine große Karriere reichen würde, und so wechselte sie das Studienfach und machte 1974 ihren Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften cum laude. Sie war Mitglied der elitären Studentenverbindung Phi Beta Kappa. Ihr Interesse an der Außenpolitik resultierte aus der Begegnung mit ihrem akademischen Lehrer, dem aus der Tschechoslowakei stammenden Professor Josef Korbel, Vater der ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright. 1975 folgte der Master-Abschluss an der Notre Dame Universität von South Bend, Indiana und 1981 die Promotion (Dr. Phil.) wiederum an der Universität von Denver. Von 1993 bis 1999 war Rice Provost (etwa: akademische Präsidentin, entspricht dem deutschen Dekan) der Stanford-Universität.
Sie war u.a. Mitglied im Direktorium des Ölkonzerns Chevron Corporation. Nach ihr wurde der Öltanker „Condoleezza Rice” benannt, der später in „Altair Voyager” umbenannt wurde. 1991 bis 1997 arbeitete sie für die Denkfabrik RAND Corporation.
Weitere Stationen ihrer Karriere waren u.a. Tätigkeiten bei der Investment-Firma Charles Schwab Corporation, der William and Flora Hewlett Foundation, einer Stiftung des Hewlett-Packard-Mitbegründers und seiner Frau mit laut eigener Aussage sozialen und umweltschützenden Zielsetzungen, dem Versicherungskonzern Transamerica sowie bei der Investment-Bank J. P. Morgan. Sie gehörte auch längere Zeit dem Board of Governors (Verwaltungsrat) des San Francisco Symphony Orchestra an, in dem immer noch die Ehefrau von Charles Schwab sitzt.
Als Beraterin des Präsidenten George Bush sen. und seines Außenministers James Baker befürwortete sie 1990 die Wiedervereinigung Deutschlands, als diese bei anderen ehemaligen Siegermächten (Frankreich, allen voran Großbritannien) noch auf erhebliche Vorbehalte stieß. Zu dieser Zeit war die Fachfrau für die Beziehungen zur Sowjetunion, die hervorragend Russisch spricht, einfaches Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates und verantwortlich für die Sowjetpolitik. In der Streitfrage zur Einschätzung des Zerfalls der Sowjetunion plädierten Condoleezza Rice und James Baker zunächst für einen Erhalt der Sowjetunion als staatliches Gebilde. Diesem Rat folgend rief George H. W. Bush u.a. die Ukraine auf, in der Sowjetunion zu bleiben, doch die Analyse erwies sich als unzutreffend und die Sowjetunion zerfiel. – 1995 verfasste Rice zusammen mit Philip D. Zelikow ein Buch zur deutschen Einheit mit dem Titel: „Germany Unified and Europe Transformed: A Study in Statecraft” (in Deutschland erschienen unter dem Titel „Sternstunde der Diplomatie”).
In der ersten Amtsperiode der Regierung Bush II (seit 2001) bewies sie sich als enge Verbündete und wohl wichtigste Beraterin ihres Präsidenten und machte sich anlässlich der transatlantischen Zerwürfnisse wegen des von den USA und einer „Koalition der Willigen” ohne Zustimmung des Weltsicherheitsrats begonnenen Irak-Krieges durch Sätze wie „Bestraft Frankreich, ignoriert Deutschland und versöhnt Russland” vor allem in Europa nicht überall Freunde.
Ende März 2004 stand ihre Person erneut im Mittelpunkt, als das Weiße Haus verhindern wollte, dass sie vor der Untersuchungskommission zu den Anschlägen des 11. September aussagt. Am 30. März 2004 gab das Weiße Haus dem öffentlichen Druck nach und ließ eine Aussage zu. Rice nahm vor dem Senatsausschuss zu den schwerwiegenden Vorwürfen des ehemaligen Regierungsberaters Richard Clarke Stellung, der die Regierung bezichtigt hatte, Warnungen vor dem Terrornetzwerk Al-Qaida monatelang nicht ernst genug genommen zu haben.
Nachdem Rice mehrfach als Präsidentschaftskandatin der Republikanischen Partei im Jahr 2008 gehandelt und zuletzt u.a. auch von Laura Bush dazu gedrängt wurde, lehnte sie im Januar 2006 erneut ab - nicht ohne zu betonen, dass sie sich sehr geehrt fühle.
Kuriosa
- Während der Beratungen der Spitzen der US-Politik um Präsident George W. Bush in Camp David am Wochenende nach den 9/11-Ereignissen munterte Rice in den Pausen die Politiker vom Klavier aus zum Singen patriotischer Lieder auf.
- Auf dem gemeinsamen Flug mit dem britischen Außenminister Jack Straw Anfang April 2006 nach Bagdad bot Rice ihrem Kollegen Straw das einzige Bett in ihrer Boeing 757 an und schlief dann auf dem Flugzeugboden.[1]
- Laut Forbes ist sie die mächtigste Frau der Welt.
Literatur
- Philip Zelikow, Condoleezza Rice: „Sternstunde der Diplomatie”. Berlin: Ullstein, 1999. - ISBN 3-54826-561-8
- Schaake, Erich: Condoleezza Rice. Die Frau an der Spitze der Macht. Herbig: München, 2004. - ISBN 3-77662-382-9
Zitate
- "Die größten Bedrohungen entstehen heute mehr innerhalb von Staaten als zwischen ihnen. Der grundsätzliche Charakter von Regimen ist jetzt wichtiger als die internationale Verteilung von Macht. Auf dieser Welt ist es unmöglich, saubere, klare Trennlinien zwischen unseren Sicherheitsinteressen, unseren Entwicklungsanstrengungen und unseren demokratischen Idealen zu ziehen." (Januar 2006, zitiert nach [2])
Siehe auch
- Robert Zoellick, US-Vize-Außenminister
- Neokonservativismus in den USA, PNAC, The Great Game
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- Wikiquote: Condoleezza Rice – Zitate
- Commons: Condoleezza Rice – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Biographie
- National Security Council
- US-Außenministerium
- Glenn Kessler, India Nuclear Deal May Face Hard Sell ("Washington Post", 3. April 2006)
- Julian Borger, Ewen MacAskill and Jonathan Watts, New diplomatic priorities offer snapshot of changing world order ("The Guardian", 4. März 2006; vgl. [3])
- Glenn Kessler and Bradley Graham, Diplomats Will Be Shifted to Hot Spots („Washington Post”, 19. Januar 2006 - „Transformational diplomacy”: Condoleezza Rice will die Schwerpunktverlagerung der US-Diplomatie vor allem nach Asien und in den Nahen Osten zum „Markenzeichen” ihrer Amtszeit machen; vgl. [4])
- Transformational Diplomacy: Shaping U.S. Diplomatic Posture in the 21st Century (Rede an der Georgetown University, 18. Januar 2006 - Offizielles Transskript; auch als Audio-Stream, vgl. [5], [6])
- Timothy Bancroft-Hinchey, Condoleezza Rice - Questions and Answers (Pravda.ru, 13. Januar 2006)
- Secretary of State Condoleezza Rice: Iraq and U.S. Policy (Anhörung des Senate Committee on Foreign Relations, 19. Oktober 2005 - PDF)
- Programmatische Rede von Dr. Condoleezza Rice (International Institute for Strategic Studies, London, 26. Juni 2003 - offizielles Transskript)
- Jochen Hippler, Unilateralismus der USA als Problem der internationalen Politik (Aus Politik und Zeitgeschichte, B 31-32/2003)
- Matthias Dembinski, Unilateralismus versus Multilateralismus (HSFK-Report Nr. 4/2002, Frankfurt/M.)
- Condoleezza Rice for President 2008 - Unofficial Site (Seit langem bestehende „Fan-Site”)
- Wolfram Weimer, Wie ist sie denn so? (Cicero - Magazin für politische Kultur, März 2005)
- Michael Streck, Uncle Tom's Rice (TAZ, 17. November 2004)
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Personendaten | |
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NAME | Rice, Condoleezza |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Politikerin, Außenministerin der USA |
GEBURTSDATUM | 14. November 1954 |
GEBURTSORT | Birmingham, Alabama, USA |