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Mauretanien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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الجمهورية الإسلامية الموريتانية
al-Dschumhūrīyah al-Islāmīyah al-Mūrītānīyah
Islamische Republik Mauretanien
Flagge Mauretaniens Wappen Mauretaniens
(Details) (Details)
Wahlspruch: « Honneur, Fraternité, Justice »,
"شرف، إخاء، عدالة" ("scharaf, ichā’, ’adāla")
frz. u. arab., „Ehre, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit“
Amtssprache Arabisch, Nationalsprachen sind Arabisch, Pular, Soninké und Wolof, Französisch weitgehend Arbeitssprache
Hauptstadt Nouakchott
Staatsform Islamische Republik (Militärdiktatur)
Staatsoberhaupt Ely Ould Mohammed Vall
Regierungschef Sidi Mohamed Ould Boubacar
Fläche 1.030.700 km²
Einwohnerzahl 3.086.859 (S 2005)
Bevölkerungsdichte 3 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 394 US-$ (2004)
Unabhängigkeit von Frankreich am 28. November 1960
Währung Ouguiya
Zeitzone UTC
Nationalhymne Nationalhymne Mauretaniens
Kfz-Kennzeichen RIM
Internet-TLD .mr
Vorwahl +222
[[Bild:Mauretanien-Pos.png Lage Mauretaniens in Afrika]]
Karte Mauretaniens

Die Islamische Republik Mauretanien ist eine ehemalige französische Kolonie in Westafrika, am Atlantik gelegen. Sie grenzt an die Staaten Algerien, Mali und Senegal sowie an das Territorium der Westsahara (Demokratische Arabische Republik Sahara). Mauretanien liegt am Westrand der Sahara und ist von ursprünglich nomadisch lebenden Mauren, einem Mischvolk aus Arabern, Berbern und assimilierten schwarzen Westafrikanern, bewohnt. Die beginnende Ölförderung wird dem bisher sehr armen Land voraussichtlich wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

Geographie

Die durch die europäischen Kolonisatoren gezogene Grenze zum Staat Senegal bildet der Senegalfluss. Auf beiden Seiten des Flusses leben vielfach die gleichen Volksgruppen. Intensiver Handelsverkehr und intakte kulturelle Beziehungen sind bis heute die Regel.

Bevölkerung

Wie viele Entwicklungsländer konnte Mauretanien während der ersten Jahrzehnte seiner Unabhängigkeit keine präzisen Bevölkerungsstatistiken aufstellen. Die Statistik der offiziellen Zählung vom Dezember 1976 ermittelte etwas mehr als 1,4 Millionen Bürger, einschließlich einer nomadischen Bevölkerung von ungefähr 513.000. Auf diesen Angaben basierte auch die Schätzung von 1987 von 1,8 Millionen Menschen, von denen ungefähr 50,25% weiblich waren. Die Regierung hat das jährliche Bevölkerungswachstum auf 1,6% in den Siebziger Jahren geschätzt, die Recherchen der Vereinten Nationen (UNO) haben das Wachstum hingegen mit 2,9 % (zwischen 1975 und 1985) angesetzt. Mit dem Satz 2,9 % sollte die Bevölkerung Mauretaniens im Jahre 2000 2,5 Millionen erreicht haben. Man nimmt allgemein an, dass diese Wachstumsrate, die viel niedriger ist als jene vieler anderer afrikanischer Länder, in den Neunziger Jahren gestiegen ist. Die Brutto-Geburtenrate stieg im Vergleich zu 1965 laut Angaben der UNO in den Achziger Jahren des 20. Jahrhunderts von 45,1 pro 1.000 auf 50,1 pro 1.000. Die Brutto-Sterblichkeitsrate hingegen ist von 28 pro 1.000 im Jahre 1965 auf 20,9 pro 1.000 im Jahre 1980 gesunken. Die Säuglingssterblichkeit ist auf 137 pro 1.000 Geburten geschätzt worden. Die Lebenserwartung lag bei 42,4 Jahren bei Männern und bei 45,6 Jahren bei Frauen. Wie viele Entwicklungsländer ist die Bevölkerung Mauretaniens jung: im Jahre 1985 waren ca. 72% unter 30 Jahren, und 46,4% unter 15 Jahren alt.

Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte lag im Jahre 1987 bei 1,8 Personen pro Quadratkilometer - das niedrigste Niveau in Westafrika. Die Bevölkerung ist sehr ungleich verteilt: Die Zählung von 1976 zeigt, dass 85% südlich des 18°-Kreises, östlich von Nouakchott lebten.

Die mauretanische Bevölkerung erfuhr infolge der Trockenheit und der Migration in den sechziger und siebziger Jahren dramatische Veränderungen: In den sechziger Jahren bildeten die pastoralen Nomaden (damals größtenteils Mauren) und die sesshaften Landwirte (damals meist Schwarzafrikaner) mehr als 90% der Bevölkerung. Mitte der achtziger Jahre zeigten Beobachtungen, dass nur noch etwas weniger als 25% der Bevölkerung nomadisch bzw. halbnomadisch lebten, während die Stadtbevölkerung bereits einen Bevölkerungsanteil von ca. 30% erreichte. Viele andere Faktoren haben ebenfalls zu dieser Veränderung der Lebensweise beigetragen. Unter anderem trug auch ein Plan aus der französischen Kolonialzeit dazu bei. Er sah vor die Nomaden auf langfristig umzusiedeln und mit dem freiwerdenden Potential neue Arbeitsplatzangebote in Bergbau- und Exportindustrie einzurichten. Einige Quellen schätzen die sesshafte Stadtbevölkerung Mauretaniens gegen Ende der Achtziger Jahre auf mehr als 80% der Gesamtbevölkerung.

Mehr als irgendeine andere Stadt reflektiert Nouakchott, die Hauptstadt Mauretaniens, die durch schnelle und nicht kontrollierte Urbanisierung verursachten Probleme. Anfangs als kleine zentrale Verwaltungsstelle mit ca. 30.000 Einwohnern im Jahre 1959 errichtet, erreichte sie schon im Jahre 1970 mehr als 40.000 Einwohner und wuchs in den siebziger Jahren um 15% bis 20% pro Jahr; diese schnelle Expansion hält auch am Anfang des 21. Jahrhunderts an: 2005 hatte die Stadt knapp eine Million Einwohner. Nur ca. ein Zehntel der Bevölkerung der Stadt hatte in den Achziger Jahren Zugang zu angemessenen Wohnungen. Der Mangel an Wasser und an Wohnraum sind ernste Probleme. Die meisten der Neuankömmlinge landen in sogenannten Kebbas (Vorstadtviertel), die im näheren Umfeld der Hauptstadt entstanden sind. Im Jahre 1983 schätzte ein französischer Forscher, dass mehr als 40% der Bevölkerung von Nouakchott in diesen Kebbas lebten und der Prozentsatz noch weiter steigen würde.

Die Regierung Mauretaniens suchte internationale Hilfe, um das Bevölkerungsproblem zu bewältigen und den Zustrom der Menschen in die Städte zu stoppen, indem sie all denen Boden und Saatgut sowie Transportmöglichkeiten anbot, die zur Rückkehr in die ländlichen Regionen bereit wären. Ein ambitioniertes Verlagerungsprogramm wurde im Jahre 1985 durchgeführt, aber in Anbetracht dauerhafter Dürre war es schwierig, der Bevölkerung annehmbare Perspektiven für ein Leben auf dem Land zu bieten.

Ungeachtet der massiven Arbeitslosigkeit ist eine wesentliche Anzahl an Ausländern - mehr als 15% der Arbeitskräfte in den modernen Wirtschaftsbereichen - notwendig, um die Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Gleichzeitig verließen mehr als 600.000 Mauretanier ihr Land auf der Suche nach Beschäftigung in Westafrika, im Mittleren Osten und in Westeuropa.

Ethnien

Hauptartikel: Ethnien in Mauretanien

Mauretanien bildet die Grenze zwischen Weißafrika und Schwarzafrika. Es beherbergt Bevölkerungsteile arabisch-berberischer und schwarzafrikanischer Abstammung.
Der Kompromiss zwischen diesen Kulturen ist die Seele der mauretanischen Nation. Traditionell wird das Land - auch geografisch - gemäß diesen Volksgruppen in das sog. Ard al-Bīdān, was "Land der Weißen" bedeutet, und Ard as-Sūdān, "Land der Schwarzen", unterteilt. Diese oft benutzten Begriffe werden jedoch nicht pejorativ gedacht. Die Einteilung ist mehr wirtschaftlich/traditionellen als rassischen Ursprungs. In der Tat gehören viele Schwarze der nomadischen Welt an, die Benennung 'Mauren' bzw. 'Bīdān' gilt all jenen nomadischen Gruppen, die kulturell arabisiert wurden - ungeachtet ihres ethnischen Ursprungs, also inklusive der "Mauren" mit schwarzafrikanischem ethnischem Hintergrund.

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Religion

So gut wie 100% der Bevölkerung sind sunnitische Muslime malikitischer Richtung. Der Islam ist Staatsreligion. Ein Muslim, der zu einer anderen Religion übertritt, wird nach Artikel 306 des Strafrechts wegen Glaubensabfall (Ridda) mit dem Tode bestraft, was bislang nicht vorkam.

Als im 7. Jahrhundert arabische Krieger das Banner des Islam in den "Fernen Westen", den Maghreb trugen, änderte sich am Leben der Völkergemeinschaft südlich der Sahara noch nichts. Der Islam verbreitete sich entlang der Handels- und Karawanenrouten durch die Sahara, blieb aber über Jahrhunderte hin eine Religion der "fremden Händler", bis sich auch die Oberschicht in den afrikanischen Stadtgemeinschaften für diese Religion interessierte und sich zum Islam bekehrte. Auch, als die großen Reiche Westafrikas im 11. Jahrhundert zum Islam konvertierten und vom Tschad-See (Kanem-Bornu) und dem Niger (Ghana, Songhai, Mali) aus der Islam weiter in das Gebiet eindrang, blieb das animistisch geprägte Leben der Landbevölkerung erhalten. Muslime hatten - wie etwa aus dem Niger-Bogen berichtet wird - ihre eigene Stadt abseits der Königsstadt, sie führten ein eigenständiges Leben innerhalb der Königreiche, und wenn sich der Herrscher mit seiner Familie zum Islam bekehrte, dann war damit nicht auch gleichzeitig die Islamisierung des gesamten Staates verbunden.

Islamische Einflüsse konzentrierten sich auf die städtischen Zentren, wo die Religion von einem Teil der herrschenden Klasse und der ausländischen Einwohner ausgeübt wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begannen dann zunächst die nomadischen Kunta-Araber, die Lehre des Islam zu predigen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts begann die Qadiriyya-Bruderschaft, zu der auch die Kunta-Araber gehörten, den Islam im gesamten westlichen Sudan zu verbreiten. Erst in dieser Zeit wandelte sich der Islam von der bloßen "Herrschaftsreligion" zur Religion des Einzelnen, aber nichtislamische Herrscherhäuser regierten in alten Moslemhochburgen bis ins 18. Jahrhundert hinein. Dann begann eine Reform des Islam bei den Fulbe und anderen Stämmen, die zugleich mit einer Ideologisierung und Radikalisierung einherging.

Heute gilt der Islam als Bindung zwischen den verschiedenen Ethnien und ist die einzige vom Volk anerkannte Legitimierung eines jeden Gesetzes.

Chinguetty ist eine der 7 heiligsten Städte des Islam, galt lange als das religiöse Zentrum des ganzen Gebietes und war der Treffpunkt der Pilger auf ihrem Weg nach Mekka.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Mauretaniens

Verwaltungsgliederung

Der Staat gliedert sich in 12 Regionen und den Hauptstadtdistrikt. Die folgende Liste gibt neben den Namen der Regionen die zugehörigen Hauptstädte in Klammern an.

Karte mit den Regionen Mauretaniens
  1. Adrar (Atar)
  2. Assaba (Kiffa)
  3. Brakna (Aleg)
  4. Dakhlet Nouadhibou (Nouadhibou)
  5. Gorgol (Kaédi)
  6. Guidimaka (Sélibaby)
  7. Hodh Ech Chargui (Néma)
  8. Hodh El Gharbi (Aioun el Atrouss)
  9. Inchiri (Akjoujt)
  10. Nouakchott (Hauptstadtdistrikt)
  11. Tagant (Tidjikdja)
  12. Tiris Zemmour (Zouérate)
  13. Trarza (Rosso)

Wirtschaft

Eisenerzzug Landesinnere - Nouadhibou; lange Zeit der längste Zug der Welt

Bodenschätze

Der wichtigste Wirtschaftszweig Mauretaniens ist der Abbau von Eisenerz.

Verkehr

Die Eisenbahnlinie, die von einer Mine im Norden des Landes quer durch die Sahara zur Hafenstadt Nouadhibou führt, ist die wichtigste Verkehrsverbindung des Landes. Der hier verkehrende Zug war lange Zeit der längste und schwerste der Welt. Über 200 Waggons werden von bis zu vier Lokomotiven gezogen. Die Ladung: bis zu 21.000 Tonnen Eisenerz. Der größte Feind der Bahnstrecke ist der Sand. Alle hundert Kilometer ist ein Entsandungstrupp stationiert, dessen Aufgabe es ist, die vom Sand zugeschütteten Gleise wieder freizuschaufeln. Der Sand ist so aggressiv, dass die Gleise und auch die Verschleißteile des Zuges nur 1/6 der normalen Lebenszeit haben.

Außenhandel

Exportiert werden außerdem Fisch und Fischprodukte.

Staatsausgaben

Zwischen 1991 und 2001 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Statistische Angaben

BIP 2002: 969Mio. $;realer Zuwachs 1990-2002 durchschnittlich 4,4%. Die Erwerbstätigkeit betrug 2001 im landwirtschaftlichen Bereich ca. 52,6%. Zur Arbeitslosigkeit wurden jedoch keinerlei Angaben des Staates veröffentlicht. Die Inflationsrate beträgt zur Zeit ca. 6,2 %

An- und Einreise

Straße Nouadhibou-Nouakchott

Mauretanien ist auf dem Landweg vom Norden am einfachsten über Marokko und die besetzte Westsahara zu erreichen. Die Fahrtstrecke beträgt ab der französischen Grenze bis Nouadhibou etwa 6.000 km und ist in ca. 10 Tagen zu bewältigen. Mit Ausnahme von ca. 5km Niemandsland zwischen der marokkanischen Grenze und der Einreisegrenzkontrolle nach Mauretanien ist die gesamte Strecke asphaltiert. Die Weiterfahrt sowohl nach Nouadhibou als auch nach Nouakchott ist auf einer völlig neu asphaltierten Straße möglich, Wüstenerfahrung ist nicht von Nöten. Die Weiterreise von Nouakchott in den Senegal gestaltet sich problemlos. Detaillierte Reiseinformationen finden sich auf der Website des Honorarkonsulats von Mauretanien in Deutschland (Adresse siehe unten).

Einreisebestimmungen: EU-Bürger benötigen für Mauretanien einen gültigen Reisepass sowie ein Visum. Visa erhält man an der Botschaft von Mauretanien, Berlin für etwa 21 Euro, im mauretanischen Konsulat in Casablanca für etwa 20 Euro (200 DH) oder direkt an der mauretanischen Grenze, ebenfalls für etwa 20 Euro. Bei der Anreise mit dem Auto wird dieses an der Grenze in den Pass eingetragen. Der Eintrag kostet ca. 10 Euro (quittiert), ein Carnet de Passage en Douane für Fahrzeuge wird derzeit (Februar 2006) nicht verlangt.

Kultur

Nationalfeiertag: 28. November


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