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Frauenkirche (Dresden)

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Frauenkirche im Dezember 2003
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Frauenkirche mit Baugerüst am 23. März 2003
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Frauenkirche mit Baugerüst im Jahr 2000
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Ruine der Frauenkirche mit Baugerüst im Jahr 1991
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Frauenkirche zwischen 1860 und 1890


Die Frauenkirche in Dresden ist eine evangelisch-lutherische Kirche.

Erster Kirchenbau

Bereits im 11. Jahrhundert befand sich wahrscheinlich an der Stelle der heutigen Frauenkirche die älteste Dresdner Kirche. Sie trug den Namen Unser Lieben Frauen.

George Bährs Kirchenbau

Als die Kirche für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher zu klein und baufällig wurde, beschloss der Rat der Stadt Dresden im Jahre 1722, eine neue Kirche zu bauen. Am 26. August 1726 war die Grundsteinlegung und bis 1743 entstand ein barocker Neubau von George Bähr. 1734 wurde er geweiht.

Die Frauenkirche ist ein Zentralbau ohne direktes Vorbild. Die steinerne Kuppel ruht auf acht Pfeilern, die zu den Diagonalen etwas enger stehen als zu den Hauptachsen und so ein Kreuzform andeuten. Die Außenmauern bilden einen achteckigen, annähernd quadratischen Grundriss, der vom halbrunden Chor durchbrochen wird. Die Treppentürme in den Ecken dienen als Widerlager für die Kuppel und führen zu den zwischen den Pfeilern liegenden Emporen. Vor dem Chor liegt eine doppelte, geschwungene Freitreppe mit einem Lesepult in der Mitte, dahinter ein monumentaler Barockaltar, der vom Orgelprospekt gekrönt wird. Die Kanzel schwebt am linken Pfeiler über der Freitreppe. Die Bänke innerhalb des Kuppelraums sind konzentrisch auf einen Brennpunkt zwischen Lesepult und Altar ausgerichtet, die sie zwischen und hinter den Pfeilern umschließenden Bänke auf die Raummitte. Dadurch wird der schon in der Architektur angelegte, doppelte Schwerpunkt von Raumzentrum und Chor zusätzlich betont. Durch die Proportionen, die sehr hohen Pfeiler und die hohen, schmalen Fenster erinnert der Raumeindruck an gotische Kathedralen.

Nach dem Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 brannte die Frauenkirche aus, zwei Tage später am 15. Februar um 10 Uhr morgens brach sie in sich zusammen. Die Innenpfeiler waren ausgeglüht und vermochten die Last der gewaltigen Gewölbe-Konstruktion nicht mehr zu tragen; erhalten waren noch die Umfassungsmauern des Chors bis zum Hauptgesims und ein Rest des nordöstlichen Eckturms.

Mahnmal gegen den Krieg

Zu Zeiten der DDR wurde der Trümmerberg mitten im Stadtzentrum von Dresden über 40 Jahre lang als Mahnmal erhalten (siehe auch Denkmal). Erst nach der politischen Wende 1989 wurde die Idee der Rekonstruktion wieder durchführbar, davor war sie aus politischen Gründen offiziell nicht gewollt.

Der Wiederaufbau

Der Wiederaufbau des Gotteshauses ist von 1996 bis 2006 geplant und wird rund 130 Millionen Euro kosten. Entgegen der ursprünglichen Planung wird die äußere Form der Frauenkirche schon Anfang August 2004 und nicht erst im Jahr 2006 wieder hergestellt sein.

Abtragen des Trümmerhaufens

Für den Wiederaufbau wurde der Trümmerhaufen Stein für Stein abgetragen und alle noch brauchbaren Trümmersteine vermessen, katalogisiert und eingelagert. Aus der Lage im Trümmerberg konnte bei vielen Steinen der ursprünglichen Platz im Gemäuer ermittelt werden. Beim Wiederaufbau werden diese Steine mit verwendet. Nur bei dem komplizierten Kuppelbau (steinerne Glocke) mussten ausschließlich neue Sandsteine zum Einsatz kommen, da man dort wegen der starken Belastung jedes einzelnen Steins kein Risiko eingehen wollte. Durch die schwarze Patina der alten Steine (Färbung des Sandsteines durch Verwitterung) und den neuen hellen Sandstein wird das Gebäude in den ersten Jahren wie ein großes Puzzlespiel aussehen. Erst mit der Zeit werden dann auch die neuen Steine diese natürliche schwarze Färbung bekommen.

Wetterschutzdach

Um einen möglichst schnellen und reibungslosen Wiederaufbau zu ermöglich, entschied man sich für ein Wetterschutzdach, welches mit in die Höhe wachsen konnte. So musste nach dem Erreichen einer bestimmten Bauphase immer das Wetterschutzdach um mehrere Meter hydraulisch angehoben werden, aber durch dieses komplizierte Verfahren konnte man bei jedem Wetter und auch im Winter immer am Bau tätig sein.

Die Silbermann-Orgel

Eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion der alten Orgel von Gottfried Silbermann von 1736 (43 Register, 3 Manuale) wurde verworfen. Stattdessen soll bis Herbst 2005 eine moderne Orgel im barocken Gehäuse (bis zu 65 Register, 4 Manuale) durch die Straßburger Firma Daniel Kern errichtet werden. Damit ist die Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts spielbar.

Die Glocken

Durch die Glockengießerei A. Bachert in Bad Friedrichshall (Baden-Württemberg) wurden für die Frauenkirche sieben neue Glocken (mit den Namen Jesaja, Johannes, Jeremia, Josua, David, Philippus und Hanna) gegossen. Sie erklangen erstmals zusammen mit der Gedächtnisglocke "Maria" am Pfingstsonnabend 2003.

Das Turmkreuz

In den Trümmern der Frauenkriche fand man auch das originale Turmkreuz wieder. Das stark zerstörte Kreuz wird beim Wiederaufbau durch ein neues, vergoldetes ersetzt. Alan Smith, ein Londoner Kunstschmied und Sohn eines englischen Bomberpiloten, der Dresden mit zerstörte, erschuf das neue Kreuz. Es ist mit Spenden aus Großbritannien finanziert worden. Im Februar 2000 wurde es aus Anlaß des fünfzigsten Jahrestages der Zerstörung vom Herzog von Kent übergeben und konnte seitdem an der Frauenkirche besichtigt werden.

Der letzte Stein

Am 13. April 2004 wurde der letzte Stein der Hauptkuppel eingesetzt, der Steinbau gilt damit als abgeschlossen. Nun muss nur noch die mit Kupfer beschlagene Holzkonstruktion der Laterne mit dem vergoldeten Kreuz auf die Steinkuppel aufgesetzt werden, was am 22. Juni 2004 geplant ist. Beim Innenausbau werden jetzt die Bemalung und der Einbau der Orgel als nächstes in Angriff genommen. Am 30. Oktober 2005 ist die Weihe der Kirche geplant.

Siehe auch