Andrej Rubljow (Film)
Film | |
Titel | Andrej Rubljow |
---|---|
Originaltitel | Андрей Рублёв |
Produktionsland | UdSSR |
Originalsprache | Russisch |
Erscheinungsjahre | 1966-69 |
Länge | 185 Minuten |
Stab | |
Regie | Andrei Tarkowski |
Drehbuch | Andrei Kontschalowski, Andrei Tarkowski |
Produktion | Tamara Ogorodnikowa |
Musik | Wjatscheslaw Owtschinnikow |
Kamera | Wadim Jusow |
Schnitt | Ljudmila Feiginowa, O. Schewkunnenko, Tatjana Jegorytschewa |
Besetzung | |
Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"
Der Film Andrej Rubljow von Andrei Tarkowski basiert lose auf der Lebensgeschichte des russischen Ikonenmalers Andrei Rubljow, der von ca. 1360 bis 1430 lebte.
Vor dem Hintergrund des russischen Mittelalters entwirft Andrei Tarkowski eine bildmächtige Komposition, die Einfälle der Tataren zeigt, ebenso religiöses Sektentum und die Unterdrückung desselben durch die Obrigkeit. Es geht um das Wesen der Kunst und die Bedeutung des Glaubens. Gezeigt wird ein Künstler, der darum ringt, die angemessenen Antworten auf die Trägödien seiner Zeit zu finden.
Handlung (szenisch)
Der Film beginnt mit Szenen, die Vorbereitungen für eine Ballonfahrt zeigen. Zuletzt steigt ein Mann in die Gondel und schwebt mit dem Ballon davon. Der Mann zeigt sich hochgradig entzückt von den Anblicken, die sich ihm bieten, kann jedoch nicht verhindern, dass die Fahrt in einer Bruchlandung endet.
Danila, Andrej und Kirill sind auf Wanderschaft. Sie haben das Andronikow-Kloster, in dem sie viele Jahre als Mönche gelebt hatten, hinter sich gelassen. Sie sind auf der Suche nach Arbeit. Sie geraten in einen schweren Regen und suchen Unterschlupf bei einer Gesellschaft, die in einem Haus versammelt von einem Gaukler unterhalten wird. Einige Zeit später wird der Gaukler von Fremden abgeholt. Die Fremden behandeln den Gaukler sehr roh.
Kirill ist zu Gast bei Theophanes, dem Griechen. Theophanes hat den Auftrag, in Moskau die Verkündigungskathedrale auszumalen. Er unterbreitet Kirill das Angebot, ihm bei den Arbeiten zu assistieren. Später jedoch schickt er einen berittenen Boten zu Andrej, um diesem dasselbe Angebot zu unterbereiten. Kirill wird darüber klar, dass er nicht für Theophan arbeiten wird. Es packt ihn ein großer Neid, und er verlässt im Zorn die religiöse Gemeinschaft, in der er sich aufgehalten hatte.
Andrej gerät bei einem nächtlichen Spaziergang an eine Versammlung von Heiden, die ein Fest feiern, das durch Sinnenlust geprägt ist. Andrej fühlt sich sehr angezogen durch die Rituale, deren Zeuge er wird. Er wird jedoch aufgegriffen und an ein Kreuz gebunden. Befreit wird er durch eine Frau, die nur mit einem offenen Mantel bekleidet zu ihm gekommen ist.
Es gibt Szenen, in denen Andrej (offenbar in seiner Fantasie) die Passionsgeschichte Jesu durchspielt. In diesen Szenen ist Andrej selbst der Jesus-Darsteller und wird wie dieser an einem Kreuz aufgehängt.
Einige Szene spielen in Kirchenräumen. Über Monate hinweg geht es mit den Arbeiten, die Andrej dort übernommen hat, nicht voran. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ihm die Leichtigkeit des Gemüts, die ein Künstler als Voraussetzung für seine Arbeit braucht, abhandengekommen ist.
Sehr ausführlich wird gezeigt, wie Tartaren in eine Stadt einfallen und rauben, plündern und morden. Andrej weiß eine sich abzeichnende Vergewaltigung nur zu verhindern, indem er den Täter erschlägt. Über diese Tat gerät er mehr noch als zuvor in Selbstzweifel. Er beschließt, den Beruf des Malers aufzugeben. Außerdem legt er ein Schweigegelübde ab.
Eine Wende kommt in Andrejs Leben als er Zeuge von Szenen wird, in denen eine Glocke gegossen wird. Die Arbeiten werden durch einen jugendlichen Glockengießer geleitet, der sich mit ganzer Seele seinen Aufgaben hingibt. Als das Werk zuletzt gelingt, verfällt er vor Erleichterung in ein Schluchzen. Ebenso wie er zeigt sich auch Andrej erleichtert und beschließt, die Arbeit an seinen Kunstwerken wieder aufzunehmen.
Der Film endet mit Szenen, in denen die Kamera über Werke von des Ikonenmaler Rubljow schweift. Während der Film bis dahin nur Schwarz-Weiß-Bilder gezeigt hatte, wechselt die Darstellung bei diesen letzten Szenen auf Farbe.
Interpretation
Der Film zeigt Rubljow als einen, dem es nicht leichtfällt, sich unter den gegebenen schwierigen äußeren Bedingungen den Glauben an die eigene künstlerische Mission zu bewahren. Da der Film in den Zeiten der Sowjetherrschaft entstanden ist, liegt die Vermutung nahe, dass Tarkowski auf verschlüsselte Weise aus dem Leben der Künstler seiner eigenen Zeit berichten wollte.
Mit den Glockengießerszenen setzt Tarkowski gegen Ende des Films ein Zeichen der Hoffnung. Er zeigt, dass es Jugendliche geben kann, die bei ihren Arbeiten mit Leidenschaft zu Werke gehen und dafür sorgen, dass wertvolle alte Traditionen erhalten bleiben. Darin spiegelt sich die Hoffnung Tarkowskis auf eine neue Generation, welche die alten Werte neu belebt.
Anmerkungen
Der Film ist in chronologischen, assoziativen Szenen erzählt, wodurch sich der Handlungsfaden nicht leicht ausmachen lässt. Die Hauptperson, Andrej Rubljow, lässt sich in vielen Szenen nicht als handelnde Person bestimmen. Er tritt häufig als ein Beobachter von Szenerien auf. Das Erzähltempo nähert sich häufig nahezu dem Tempo von realem Geschehen an. Die Darstellungen erscheinen langsam. In viele Szenen reflektieren die Protagonisten über Fragen aus Religion und Kunst.
Rezeption
Die erste Fassung des Films (1966 fertiggestellt) wurde von staatlichen Stellen kritisiert; insbesondere stießen einige Szenen mit Darstellungen von Grausamkeiten auf Ablehnung, und der Film wurde nach Vorgaben der Zensur umgeschnitten.
1969 wurde der Film - trotz sowjetischen Protests - beim Filmfestival von Cannes außer Konkurrenz gezeigt und erhielt den Preis der internationalen Filmkritik.