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Passivhaus

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Ein Passivhaus ist ein Gebäude - meist ein Wohnhaus - mit einem Heizenergiebedarf von weniger als 15 kWh/m². Dies entspricht umgerechnet 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche. Das ist ein Fünftel des Heizenergiebedarfs eines Niedrigenergiehaus (75 kWh/m²a) und weniger als ein Sechstel des Heizenergiebedarfs, welches die allerdings seit 1. Februar 2002 veraltete Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) für Neubauten vorschrieb (100 kWh/m²a).

Das wird mit 2 Prinzipien erreicht.

Prinzip I: Wärmegewinne erzielen

Aufgrund des geringen Heizwärmebedarfs sollte ein Passivhaus ohne eine konventionelle Heizung auskommen. Für extrem kalte Witterungen ist eine Zusatzheizung (z.B. Wärmepumpe, Holzpelletheizung, Elektroheizung) trotzdem notwendig, die diesem Falle den zusätzlichen Wärmebedarf deckt.

Die allgemeine Erwärmung erfolgt passiv durch

  • eine Nutzung der Sonneneinstrahlung durch Fenster oder Glasfasaden
  • die Abwärme der haushaltsüblichen Elektrogeräte und der Nutzer,
  • Wärmerückgewinnung aus der Abluft.

Prinzip II: Wärmeverluste vermeiden

Um mit diesen geringen Wärmemengen auszukommen, muss ein Passivhaus sehr gut wärmegedämmt, ohne Wärmebrücken und luftdicht sein. Ob ein Haus luftdicht ist, kann mit dem Blow-door-Test geprüft werden. Der notwendige Luftaustausch erfolgt über eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Luft wird häufig schon durch einen Erdreichwärmetauscher vorgeheizt. Diese Anlage überträgt die Wärmeenergie der Abluft an die zugeführte Frischluft. Das Öffnen von Fenstern während der Heizperiode ist nicht zu empfehlen. Allgemein wichtig ist die Qualität der handwerklichen Arbeiten.

Verbreitung und Bauarten von Passivhäusern

Über 3000 Passivhäuser (Stand 2003) sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz bewohnt. Es gibt Passivhäuser als Massiv-, Holz, Fertighäuser und Styroporsteinhäuser.

Kosten

Ein Passivhaus muß nicht wesentlich teurer sein, als ein herkömmlicher Neubau. Denn was man an Dämmung in das Haus reinsteckt, spart man an der Heizungsanlage (Heizkörper, Rohre, Fußbodenheizung). Wenn man dann noch die Unterhaltskosten auf die Lebensdauer des Hauses vergleicht, ist ein Passivhaus (selbst bei keinen Ölpreis-Steigerungen) sehr rentabel.

Das Passivhäuser sich rechnen, kann man auch daran erkennen, das inzwischen selbst im sozialen Wohungsbau Passivhäuser realisiert werden.

Förderung

In Deutschland werden Passivhäuser durch ein zinsvergünstigtes Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von 50.000 EUR je Wohneinheit (CO2 Gebäudesanierungsprogramm 6) gefördert.

Darüber hinaus gibt es in vielen Bundesländern regionale Förderprogramme.

Geschichte

Das erste Passivhaus in Deutschland wurde 1991 in Darmstadt-Kranichstein der Heizenergieverbrauch betrug durchschnittlich 10 kWh/m²a. [1]

Kritik

Das Passivhauskonzept wird in den Medien ausgiebig dargestellt und genießt auch politische Unterstützung. Von ihm werden merkliche Energieeinsparungen und damit verbunden eine geringere Belastung der Umwelt durch Schadgase und dadurch Erfolge beim Klimaschutz erwartet. Passivhäuser werden als zu bevorzugende Bauweise insbesondere für Wohnhäuser empfohlen. Eine kritische Betrachtung ist deshalb an dieser Stelle sinnvoll und notwendig, inwieweit Passivhäuser diesen Anforderungen gerecht werden können.

Das Passivhauskonzept zielt darauf ab, möglichst wenig verfeuerbare Energieträger, wie Öl und Gas, für die Erwärmung der Innenräume zu verbrauchen. Das soll dadurch erreicht werden, dass jede im Haus freigesetzte Wärme konsequent zur Beheizung herangezogen wird. Solche Wärmequellen sind zum Beispiel: die Bewohner selbst, deren Haustiere, einfallendes Sonnenlicht, Kochherde, Backöfen, Beleuchtungen, elektrische Geräte. Weiterhin soll eine wie auch immer in das Haus eingebrachte Wärmemenge möglichst überhaupt nicht, oder doch zumindest sehr langsam nach außen wieder abgegeben werden. Dieses Ziel wird zu erreichen versucht durch die Konstruktion und Baustoffe des Hauses, durch installierte Gerätetechnik und durch Verhaltensregeln denen die Bewohner folgen sollen.

Der Wärmeverlust durch die Außenmauern des Gebäudes soll von außenliegenden Dämmstoffen gebremst werden. Diese Dämmstoffe haben geringe Wärmedurchgangswerte, die unter genau festgelegten Laborbedingungen gemessen werden. Der Feuchtgehalt hat auf die erzielbaren Messwerte einen bestimmenden Einfluss. Feuchte Materialien dämmen schlecht, trockene gut. Im Labor wird daher mit gleichbleibender und für den jeweiligen Dämmstoff niedriegster erzeugbarer Feuchte gemessen. Mit der von Wind und Wetter geprägten Situation eines Hauses hat dies nichts zu tun. Der mit den Labormesswerten berechnete Wärmebedarf spiegelt nicht die Realität wider. Hier liegt die zentrale Schwäche des Passivhauskonzeptes. Es ist von seinen Grundlagen her realitätsfremd. Tag-, Nachtwechsel, Wind, Wetter, Baupfusch und die Bewohner selbst lassen die Dämmstoffe ihres Hauses nachhaltig durchfeuchten. Sie wird wirkungslos, und das in kürzerer Zeit, als die erhoffte Lebensdauer des Hauses. Der berechnete Wärmebedarf kann nicht mehr eingehalten werden. Das Haus benötigt jährlich immer mehr Energie. Einmal feucht, trocknen die Dämmstoffe auch während warmer Sommertage eben nicht aus, sondern die Sommerwärme lässt in Verbindung mit dem feuchten Material Schimmelpilze wachsen. Spätestens dann muss die Außendämmung vollständig erneuert werden, sollen die Bewohner keine Gesundheitsschäden erleiden. Schimmelpilzbefall am Haus gilt seit jeher als ein äußeres Zeichen für misslunge Häuser. Das Passivhaus ist da keine Ausnahme. Um das Passivhauskonzept zu retten, werden vielfältige Gegenmaßnahmen angeboten. Gifte(!) in Dämmstoff und Außenputz sollen Schimmelpilzbefall, Dampfsperren die Durchfeuchtung verhindern. Technische Geräte sollen die Feuchte- und Wärmesituation im Haus steuern. Verhaltensregeln für die Bewohner seien strikt einzuhalten.

Die erwärmte Innenraumluft enthält die aufgewendete Heizenergie. Entweicht diese Luft, entweicht auch die Energie. Innenräume müssen aber belüftet werden. Denn, Menschen und deren Haustiere atmen, brennende Zigaretten und Kerzen, Gasflammen in der Küche entziehen der Luft Sauerstoff. Die Fenster müssen jedoch geschlossen bleiben, wegen des Energieverlustes. Stattdessen befördern Lüftungsanlagen die Innenluft nach außen. Dabei entziehen sie ihr teilweise Wärme, mit der die gleichzeitig zugeführte Frischluft vorgewärmt wird. Die Fenster zu öffnen wird dadurch überflüssig. Im Alltag gibt es jedoch Anlässe die Fenster zu öffnen, die eine Lüftungsanlage nicht über nehmen kann. Da wäre z. B. Fensterputzen, der morgentliche Genuß am offenen Fenster die frische Morgenluft zu atmen, Außenstehenden etwas zu zurufen oder deren Zurufe hören zu wollen, plötzlich auftretende hohe Geruchskonzentrationen, die durch die Lüftung subjektiv empfunden zu langsam abgebaut werden, oder einfach mal ein Fenster zu öffnen, weil die Bewohner Herr im eigenen Haus sind. Durch die geöffneten Fenster entweicht die warme Luft mit ihr die Energie. Der tatsächliche Energiebedarf übersteigt den berechneten. Soll dies vermieden werden, bleibt den Bewohnern nichts anderes übrig als sich strikt an die Verhaltensregeln zu halten. Das Passivhaus ist an den menschlichen Wohn- und Lebensbedürfnissen vorbei konzipiert. Sein alleiniger Maßstab ist der minimale Energieaufwand, dem alles andere unterzuordnen ist.

Stoffsammlung

Ein wichtiger Punkt ist die verwendete Material- und Architektureinfalt bei der Konstruktion von Passivhäusern. Ein weiterer Punkt sind die anfallenden Mehrkosten für die aufwendigen bau- und lüftungstechnischen Komponenten.

Weiterhin sind zeitlich stabile Dichtigkeitsverhältnisse nicht zu erwarten, da Materialien nicht unendlich lange halten, und bei Beschädigung, je nach Bauweise, zum Teil schlecht ersetzt oder repariert werden können. In Musterprojekten wurde auch die Abfuhr von Gerüchen aus der dichten Gebäudehülle bemängelt.

Durch die ausgeprägten Dämm-Eigenschaften des Passivhauses wird oft auch der solare Energieeintrag vermindert oder gänzlich unterbunden. Dadurch verschlechtert sich die Energiebilanz.

Das Leben im Passivhaus ist gewöhnungsbedürftig, da alle Räume gleichmäßig warm sind. Auch der Keller ist sehr warm, falls er innerhalb der Dämmhülle liegt. Viele Menschen sind aber z.B. kältere Schlafräume gewohnt.

Weitere, in Musterprojekten kritisierte Punkte sind die "mangelhafte, nicht passivhausspezifische Anlagenkomponenten und die geringe Fachkompetenz lokaler Handwerksbetriebe". Die geforderte extrem hohe Sorgfalt bei der Ausführung ist beim üblichen Baubetrieb nicht gewährleistet, so dass Ausführungsmängel, die in einem konventionellen Haus unbedeutend sind, das gesamte Passivhauskonzept zunichte machen können, z.B. Lecks für Luft, Fehlstellen in der Dämmung oder Wärmebrücken.