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Wewelsburg

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Die Wewelsburg, aus dem Almetal gesehen
Nordflügel mit Zugangsbrücke
Eingänge im Innenhof

Die Wewelsburg wurde in ihrer heutigen Form von 1603 bis 1609 vom Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg (regierend von 1585 bis 1618) erbaut und liegt im Stadtteil Wewelsburg der Stadt Büren im Kreis Paderborn. Die erste urkundliche Erwähnung einer Burganlage an diesem Standort geht bis ins Jahr 1123 auf den Burgherr Friedrich von Arnsberg zurück.

Nachdem Friedrich von Arnsberg starb, wurde die Burganlage von den Bewohnern des gleichnamigen Dorf wieder zerstört, doch ließen auch spätere Landesherrn ihre Burgen an dieser Stelle errichten.

Die Wewelsburg wurde im Lauf ihrer Geschichte mehrmals zerstört, so im Dreißigjährigen Krieg durch Besatzung schwedischer Truppen. 1815 brannte der Nordturm nach einem Blitzschlag aus.

Die Wewelsburg ist die einzige bekannte Burg mit dreieckigem Grundriss in Mitteleuropa.

Heinrich Himmler pachtete die Burg 1934 für 100 Jahre vom Landkreis Büren nach deren 'Entdeckung' durch den späteren SS Gruppenführer Karl Maria Wiligut der Himmler in esoterischen Fragen beriet. Himmler wollte die Wewelsburg anfangs zur „Reichsführerschule“ und zur Ordensburg der SS umfunktionieren. Als die Stadt Quedlinburg für die Ausrichtung der 1000-Jahrfeier des Todestags Heinrichs I. (919-936), der in der deutsch-nationalen Geschichtsschreibung als Reichsgründer gilt, höchste Reichsstellen zur Finanzierung zu interessieren versuchte und Himmler im Dezember 1935 der Stadt eine Zusage schickte, mit der er mit der Stadt die Organisation der Feierlichkeiten für den 2.7.1936 übernahm, veränderte sich in diesem Zusammenhang der Stellenwert der Wewelsburg: SS-Ideologen sahen eine Gründung aus der Zeit Heinrichs I. in ihr, und Himmler verhängte 1935 ein 1939 verschärftes Berichtsverbot über die dort geplanten weiteren Vorgänge. Die Burg wurde in die ausschließliche Zuständigkeit des Persönlichen Stabs des Reichsführers-SS übernommen. Nach dem „Endsieg“ sollte sie das „Zentrum der neuen Welt“ darstellen. Er plante eine monumentale Anlage mit dem Durchmesser von einem Kilometer mit Zugang zum nahe gelegenen Hellweg (heute Bundesstraße 1), an dessen Anfang in Duisburg der zentrale Stadtplatz am 1.8.1936 in König-Heinrich-Platz umbenannt wurde. Zu der einzigen offiziellen SS-Veranstaltung lud Himmler vom 11. bis 15. Juni 1941 zu einer SS-Gruppenführertagung auf die Wewelsburg ein und verkündete den Zweck des „Unternehmens Barbarossa“: „die Dezimierung der Bevölkerung der slawischen Nachbarländer um 30 Millionen.“ Die Burg wurde als Ausgangspunkt für die als Fortsetzung der Ostpolitik Heinrichs I. angesehenen Eroberungen bis zum Ural angesehen. Sie sollte außerdem ein Mittelpunkt der „artgemäßen“ Religion werden und einen Repräsentationsbau für das SS-Führerkorps darstellen. Als der „Endsieg“ mit den Kolonialeroberungen im Osten ausblieb, ließ Himmler die Wewelsburg im März 1945 durch den SS-Hauptsturmführer Heinz Macher sprengen, um sie nicht von den amerikanischen Truppen erobern zu lassen. Hierbei wurden nur Teile des Nordturm durch die Sprengung zerstört, jedoch brannte die Burg vollständig aus.

Für die geplanten und teilweise ausgeführten Bauarbeiten wurde unweit des Ortes ein Barackenlager eingerichtet, welches ab September 1941 bis 4. April 1943 als eigenständiges KZ Niederhagen geführt wurde. Im Nordturm der Wewelsburg sind aus dieser Zeit noch der „Obergruppenführersaal“ sowie eine wohl als Kultraum gedachte Gruft vorhanden und zeitweise zu besichtigen. Angeblich sollten in der Gruft unter anderem die von dem späteren SS Gruppenführer Karl Maria Wiligut entworfenden Totenkopfringe verstorbener SS-Führer gesammelt werden. Diese wurden aber der Überlieferung nach im Frühjahr 1945 in einem luftschutzsicheren Schrein (Inhalt ca. 11500 Ringe) in eine Bergseite nahe der Burg geschafft und nie mehr gefunden. Ein großflächiges rundes Ornament im Fußboden des Gruppenführersaales wird heute oft in rechtsextremen Kreisen und in der Esoterik benutzt und dort als Schwarze Sonne bezeichnet.

Die Burg dient heute als Jugendherberge, in ihr ist zudem das Kreismuseum des Kreises Paderborn untergebracht. Die Jugendherberge zählt mit 204 Betten zu den größten in Deutschland. Auch die anderen Gebäude, welche die SS im Zuge der Umbaumaßnahmen bereits errichten ließ, haben heute eine sinnvollere Verwendung gefunden, so wurde die "Villa Bartels", die Villa des SS-Architekten Bartels, zum "evangelischen Paul Schneider-Haus" umfunktioniert, und das ehemalige Wachgebäude vor der Burg enthält den städtischen Jugendtreff der Stadt Büren und die Dokumentation "Wewelsburg 1933-1945 - Kult- und Terrorstätte der SS". Diese Dokumentation soll in naher Zukunft unter anderem durch den Anbau eines weiteren Gebäudes umgebaut und ergänzt werden, allerdings haben die Bauarbeiten aktuell (November 2005) wegen Finanzierungsproblemen noch nicht begonnen.

Literatur

  • Bérenger, Daniel (Hrsg.): Führer zur Vor- und Frühgeschichte der Hochstiftkreise Paderborn und Höxter, (historische Schriften des Kreismuseums Wewelsburg; 4), Münster: Scriptorium, 2002 ff., ISBN 3-932610-24-5.
  • Helzel, Frank: Ein König, ein Reichsführer und der Wilde Osten. Heinrich I. (919-936) in der nationalen Selbstwahrnehmung der Deutschen. Bielefeld: transcript, 2004, ISBN 3-89942-178-7.
  • Hüser, Karl: Wewelsburg 1933–1945. Kult- und Terrorstätte der SS. Paderborn: Bonifatius-Druckerei, 1982, ISBN 3870883057.
  • Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E.: Wewelsburg 1933-1945, Münster, 4. überarb. Aufl. 2002
  • Melzer, Walter: Die Wewelsburg vom hohen Mittelalter bis in die frühe Neuzeit: Ergebnisse einer archäologischen Untersuchung zu den Anfängen der Burg. (Schriftenreihe des Kreismuseums Wewelsburg; 4), Paderborn, 1992, ISBN 3-925355-70-7.
  • Melzer, Walter / Historisches Museum des Hochstifts Paderborn (Hrsg.): Die Wewelsburg im Mittelalter – Ergebnisse einer archäologischen Grabung. , Büren-Wewelsburg: Kreismuseum Wewelsburg, 1998.
  • Seufert, Albrecht: Die Wewelsburg als Dreiecksschloss vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Büren-Wewelsburg: Kreismuseum Wewelsburg, 1998.
  • V. Sieben: "Die 23 Tage der Isais" ISBN 3-000106-24-5.

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