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Apostolische Gemeinschaft (Freikirche)

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Die Apostolische Gemeinschaft versteht sich als Freikirche und Abteilung innerhalb der Kirche Jesu Christi. Sie ist eine Abspaltung der Neuapostolischen Kirche und sieht sich in der Tradition der katholisch-apostolischen Gemeinden. Die Gemeinschaft wurde am 24. Januar 1955 in Düsseldorf gegründet. Auslöser war der Ausschluss des Bezirksapostels Kuhlen sowie der Apostel Dehmel und Dunkmann aus der Neuapostolischen Kirche. Die Apostolische Gemeinschaft ist als "e.V." organisiert und im Vereinsregister der Stadt Düsseldorf eingetragen. Derzeit gehören ihr in Deutschland etwa 6.700 Mitglieder in 94 Gemeinden an.

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Entstehung

Für die Spaltungen von der Neuapostolischen Kirche in den Jahren 1954 in der Schweiz und 1955 in Westdeutschland war die Ende 1951 verkündigte Lehre des damals amtierenden Stammapostels Johann Gottfried Bischoff ausschlaggebend, dass er nicht sterben werde, bevor Jesus komme und die Auserwählten zu sich nähme (die sogenannte erste Auferstehung). 1954 wurde diese Lehre zum Dogma erhoben. Wer von den Amtsträgern, vor allem von den Aposteln, dieses nicht verkündete, wurde seines Amtes enthoben und aus der Neuapostolischen Kirche ausgeschlossen. Der ranghöchste Ausschluss betraf den rheinländischen Bezirksapostel Peter Kuhlen und seine beiden Mitapostel Dehmel (Oberhausen) und Dunkmann (Düren). Diese drei und zahlreiche Bischöfe und Älteste des Bezirks gründeten einen Tag nach dem Frankfurter Ausschluss am 24. Januar 1955 in Düsseldorf die Apostolische Gemeinschaft. Ihnen schlossen sich ca. 10.000 Mitglieder an. Stammapostel Bischoff starb 1960, ohne dass es in der Folgezeit zu einer Rehabilitation der ausgeschlossenen Amtsträger gekommen wäre. Erst im Jahre 2005 gab es zwischen der schweizerischen Schwesterkirche Vereinigung Apostolischer Christen und der NAK eine gemeinsame Stellungnahme und Entschuldigung für die Ereignisse der 1950er Jahre.

1994 schlossen sich der Reformiert-Apostolische Gemeindebund, 1921 von Apostel Carl August Brückner gegründet, und die Apostolische Gemeinschaft zur Apostolischen Gemeinschaft e.V. zusammen. Beide waren vorher "Schwesterkirchen" in der VAG (siehe unten). Durch die deutsche Wiedervereinigung bestand kein Grund mehr zur Aufrechterhaltung zweier Gemeinschaften in Deutschland.

Gliederung

Die Apostolische Gemeinschaft ist in Deutschland und Österreich aktiv und in fünf Apostelbezirke mit 15 Bezirken gegliedert:

Jeder Apostelbezirk wird von einem Apostel geleitet. Der Apostelbezirk Stuttgart ist seit 2004 vakant. Im Apostelbezirk Duisburg steht dem Apostel außerdem ein Bischof helfend zur Seite. Die Bezirke werden meist von Ältesten geleitet, einige aber auch vom Bischof oder Apostel. Die Apostel, Bischöfe und Ältesten zusammen bilden den Vorstand der Gemeinschaft, der der Delegiertenversammlung, die von den Mitgliedern gewählt wird, verantwortlich ist.

Theologie und Lehre

Die Theologie der Apostolischen Gemeinschaft entsprach ursprünglich der der Neuapostolischen Kirche.

Neben strukturellen Veränderungen wurden in der Gemeinschaft insbesondere seit den 1970er Jahren wesentliche Neuorientierungen und Reformen in theologischen Fragen vorgenommen, besonders im Kirchen-, Amts- und Sakramentsverständnis. Man versuchte eine Rückführung auf Vorstellungen der katholisch-apostolischen Gemeinden. Ein Lehrwerk "Was wir glauben" in 2 Bänden (1984 und 1991) stellt die Lehre dar. Die die Sakramente betreffenden Teile sind im Juli 2005 durch eine neue Veröffentlichung ersetzt worden. Ebenso wurde als Glaubensbekenntnis das Apostolicum in seiner ökumenischen Fassung eingeführt. Die ersten drei Artikel galten bereits seit 1984 in leicht veränderter Form mit dem Zusatz von drei weiteren Artikeln. Diese wurden ersatzlos gestrichen. Seit 1992 wird überdies die ökumenische Version des Vaterunser in den Gemeinden gebetet.

Die Theologie entspricht daher heute nicht mehr der der Neuapostolischen Kirche, sondern hat sich von dieser weit entfernt:

Kirchenverständnis Die Apostolische Gemeinschaft versteht sich als eine Teilkirche der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Die Mitgliedschaft wird durch einen Beitritt erklärt und ist nur von der Taufe und nicht mehr, wie früher, von der Versiegelung abhängig. Die Taufe im Namen des dreieinigen Gottes, die in anderen Kirchen vollzogen wurde, wird ohne Einschränkung anerkannt und muss nicht mehr, wie früher üblich, bestätigt werden.

Amts- und Apostolatsverständnis Die Apostolische Gemeinschaft kennt als leitendes Lehramt das Apostelamt. Dies wird nicht als heilsnotwendig angesehen. Diese in Freikirchen sonst nicht übliche Amtsbezeichnung erhebt keinen Anspruch auf Exklusivität, sondern bezeichnet einen von Jesus berufenen und bevollmächtigten Dienst. Gleichzeitig wird apostolische Vollmacht nicht nur für die eigene Gemeinschaft angenommen, sondern auch zugestanden, dass sie potenziell überall in der Kirche Christi vorhanden sein kann, ohne dass ein explizites "Apostelamt" dort existieren muss. Alle Amtsgaben haben ihre Vollmacht direkt von Jesus Christus, dem Haupt der Kirche. Auch das allgemeine Priestertum der Gläubigen wird betont. Man versteht Mitarbeiterschaft als ein gabenorientiertes konzentrisches Modell. Neben dem Apostelamt gibt es Bischöfe, Älteste, Hirten, Evangelisten, Priester und Diakone. Eine strenge Hierarchie gibt es nicht, wohl aber ein unterschiedliches Maß an Verantwortung. Die Frauenordination ist seit 2004 möglich. Derzeit wirken acht Diakoninnen in den Bezirken Wesel, Düsseldorf und Düren.

Sakramentsverständnis Die Apostolische Gemeinschaft kennt und feiert drei Sakramente: Taufe, Abendmahl und Versiegelung. Es sind drei unterschiedliche Bilder für das eine und vollkommene Heil Gottes.

  • In der Taufe feiert sie den Bund Gottes, den er mit den Menschen macht. Die gläubige Annahme der Taufe bewirkt die Wiedergeburt aus Wasser und Geist, die Aufnahme in den neuen Bund, die Einpflanzung in den geistlichen Leib Christi. Die Taufe von Kindern geschieht aufgrund des Willens und des Glaubensbekenntnisses der Eltern. Es wird unter fließendem Wasser im Namen des dreieinigen Gottes getauft.
  • Im Abendmahl feiert sie die Erlösung von Sünden und Versöhnung mit Gott. Es ist ein Gedächtnismahl an das Opfer Jesu Christi, eine Tisch- und Lebensgemeinschaft mit dem gegenwärtigen Herrn und ein Ausblick in die Zukunft.
  • In der Versiegelung feiert sie den Heiligen Geist, der zu Pfingsten ausgegossen wurde. Durch diesen Geist handelt Gott am Menschen, in dem er ihn befähigt, Christus als seinen Herrn zu erkennen und im Glauben zu wachsen. Sie wird offiziell seit 2005 nicht mehr an Kindern durchgeführt, sondern wie die protestantische Konfirmation im jugendlichen Alter. Außerdem ist sie - ein Novum in apostolischen Gemeinden - nicht mehr an das Apostelamt gebunden.


Eine Monatszeitschrift Der Herold wird seit 1954, zunächst von der schweizerischen "Vereinigung Apostolischer Christen", herausgegeben. Die Redaktion liegt seit Jahren bei der Verwaltung der Apostolischen Gemeinschaft in Düsseldorf. In den 1970er und 1980er Jahren gab es noch eine Zeitschrift namens Blickpunkt, die aber Anfang der 1990er mit dem Herold zusammen gelegt wurde.

Ämter

Die Apostolische Gemeinschaft kennt folgende Ämter: Apostel, Bischof, Ältester, Evangelist, Hirte, Priester und Diakon. Die Mitarbeit in der Gemeinschaft erfolgt in der Regel ehrenamtlich. Lediglich die Apostel sind angestellt und werden nach BAT bezahlt. Außerdem arbeiten in der Verwaltung ein Bischof und zwei Mitarbeiter als Angestellte. Seit 2004 ist außerdem die Frauenordination eingeführt. Im Frühjahr 2004 wurden im Bezirk Wesel drei Frauen zu Diakoninnen für die Gemeinden Borken und Voerde ordiniert, im Neujahrsgottesdienst 2005 des Bezirks Düsseldorf folgten für die Gemeinden D-Eller, D-Gerresheim und D-Mitte ebenfalls drei Diakoninnen. Im November erfolgte eine weitere Ordination im Bezirk Düsseldorf für die Gemeinde D-Benrath. Die erste Frauenordination im Apostelbezirk Köln hat am Neujahrsgottesdienst 2006 in Düren für diese Gemeinde stattgefunden.

Liturgie

Die Apostolische Gemeinschaft hat eine sehr einfache Liturgie. Es gibt eine feste Struktur, die stark an landeskirchliche Gottesdienste erinnert. Ein normaler Gottesdienst gliedert sich in:

  • Eingangsgebet
  • Wortverlesung (Bibelwort für die Predigt)
  • Chorgesang
  • Predigt
  • Gemeindegesang
  • Gebet Vaterunser
  • Dankgebet
  • Freisprache von Sünden
  • Abendmahlsfeier
  • Schlussgebet
  • Chorgesang oder Gemeindegesang

Sind an einem Sonntag mehrere Amtsträger anwesend, können ein oder mehrere nach der Hauptpredigt noch Gedanken zu dem Bibelwort ausführen. Eine bestimmte hierarchische Reihenfolge gibt es dabei nicht.

Die Abendmahlsfeier findet in der Regel jeden Sonntag statt, wobei sie als Gedächtnismahl verstanden wird.

Die nicht festgeprägte Liturgie spiegelt sich darin wieder, dass manche Gemeinden auch neue Wege des Gottesdienstes gehen. So sind in verschiedenen Gemeinden Lobpreis-Zeiten oder Anspiele im Gottesdienst zu finden oder es wird ein "Offener Altar" angeboten, bei dem jeder aus der Gemeinde seine Gedanken zu dem Bibelwort äußern darf.

Neben diesen Gottesdienstformen gibt es auch Gottesdienste mit einer ganz anderen Form, diese finden z.B. in Form von Gesprächsgottesdiensten oder speziellen Jugendgottesdiensten statt.

Bis 2005 benutzte die Apostolische Gemeinschaft das 1959 herausgegebene Apostolische Gesangbuch Das Gesangbuch umfasste 612 Lieder, die in die Rubriken Gottesdienst, Sakramente, Segenshandlungen, das christliche Kirchenjahr und zu besonderen Gelegenheiten gegliedert waren. Seit 2005 ist es durch ein neues Gesangbuch mit dem Titel Singt dem Herrn ersetzt.

Internationale Zusammenarbeit

Es besteht ein internationaler Zusammenschluss der folgenden abgespaltenen Gemeinschaften der Neuapostolischen Kirche seit 1956 im Dachverband Vereinigung Apostolischer Gemeinden (VAG, auch: United Apostolic Church):

Ökumene

Lokale Gemeinden der Apostolischen Gemeinschaft sind in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Gast- oder Vollmitglied (z.B. Bottrop, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Nürnberg, Wuppertal). Eine Aufnahme in die ACK Nordrhein-Westfalens als Gastmitglied fand im Herbst 2004 statt, die der ACK Bayern erfolgte am 15. November 2005. Außerdem engagieren sich einzelne Bezirke und/oder Gemeinden bei Prochrist und in der Evangelischen Allianz. Gespräche mit der Neuapostolischen Kirche, die 2001 auf deren Initiative intensiviert wurden, haben bislang zu keiner Zusammenarbeit geführt.