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Lüderitz

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Lüderitz, Namibia
Bezirk: Karas
Geografische Lage: 26,64°S, 15,15°O
Fläche: xxx km²
Einwohner: 20,000
Bevölkerungsdichte: xx Einwohner je km²
Zeitzone: Südafrikanische Standard Zeit: UTC+1
Gegründet: 1883
Bürgermeister: E Amupewa
Straße durchs Diamantensperrgebiet vor Lüderitz
Lüderitz mit Felsenkirche im Hintergrund
Blick auf Lüderitz von der Felsenkirche aus
Goerke-Haus
Kapps-Ballsaal mit Felsenkirche und Goerke-Haus im Hintergrund
Bergstraße

Lüderitz ist Fischerei- und Seehafenstadt an der Atlantikküste von Namibia sowie Kreisstadt des gleichnamigen Wahlkreises (53,063 km²) in der namibischen Region Karas. Lüderitz ist nach dem Kaufmann Adolf Lüderitz benannt und hat circa 20.000 Einwohner (Stand 2005).

Geschichte

Der portugiesische Seefahrer Bartolomëu Diaz landete 1487 als erster Europäer in der benachbarten südlicheren Bucht. Bevor er weitersegelte, errichtete er traditionsgemäß ein Steinkreuz mit Wappen am (Diaz Point). Das Originalkreuz („Padrão”) war stark erodiert und wurde 1929 durch ein nachgebildetes Kreuz ersetzt. Das fast unkenntlich gewordene Original ist im Museum in Kapstadt ausgestellt.

Der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz landete 1883 in der Angra Pequena-Bucht (später Lüderitzbucht). Durch seinen Mitarbeiter und Teilhaber Heinrich Vogelsang handelte er dem Orlam-Häuptling Josef Frederiks ein ca. 300 km langes und 150 km tiefes Landstück ab, um darauf einen Handelsposten zu errichten. Der Häuptling erhielt 100 Goldpfund sowie 250 Gewehre. Lüderitz erwarb das als wertlos angesehene Land, weil er sich erhoffte, hier Bodenschätze zu finden. Seine umfangreiche und sehr teure Suche danach jedoch blieb erfolglos. Lüderitz kam in wirtschaftliche Bedrängnis und musste seinen umfangreichen Landbesitz 1885 an die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika verkaufen. Einen sehr bescheidenen Aufstieg erlebte der kleine Ort Lüderitz erst 1904 mit der Stationierung der hier im Kampf gegen die aufständischen Nama (Namakrieg) benötigten Schutztruppen-Soldaten. In dieser Zeit machte Lüderitz sehr „negative Schlagzeilen” wegen des vor der Küste auf der Haifischinsel (Namibia) errichteten Konzentrationslagers. Hier wurden die im Namakrieg gefangenen genommenen Orlam und Nama mit ihren Familien interniert. Von den rund 2.000 Inhaftierten überlebten, auf Grund der dort herrschenden hygienischen und Witterungs-Verhältnisse, nur ca. 450 Stammesangehörige. Das Lager wurde erst auf energisches Drängen der im Lande tätigen deutschen Missionare geschlossen und ins Landesinnere verlegt.

Erst lange nach dem Tode von Lüderitz - er blieb seit 1886 auf einer Erkundungstour zum Oranje verschollen - wurden 1908 in dem Gebiet Diamanten entdeckt, was zu einem kurzzeitigen Boom führte. Beim Bau einer Schmalspurbahn entdeckte der schwarze Arbeiter Zacharias Lewela einen Diamanten, als er gerade mit Schaufelarbeiten in einem von Dünen verwehten Abschnitt beschäftigt war. Er brachte ihn dem Bahnmeister August Stauch, der zusammen mit dem Oberingenieur Sönke Nissen daraufhin die Schürfrechte in diesem Gebiet erwarb, was beide zu Millionären machte. Der eigentliche Finder bekam nichts. In der Folgezeit entwickelte sich Lüderitz zu einem florierenden Handelshafen. Der zunehmend industriell betriebene Diamantenabbau, die mit ihm ins Land strömenden Glücksritter und Bau der Diamantensiedlung Kolmanskuppe brachten auch für Lüderitz einen steilen Aufstieg zu einer ausgesprochen wohlhabenden Stadt mit sich.

Ab 1920 jedoch verlor Lüderitz an Bedeutung, da sich profitabler Diamantenabbau immer weiter nach Süden verlagert hatte. Es etablierten sich eine bescheidene Fischfangindustrie und in ihrem Umfeld einige Bootswerften. Weiter existierten noch einige kleinere Teppichwebereien, denn im Süden von Deutsch-Südwest wurde die Schafzucht mit einigem Erfolg betrieben. Aber sonst hatte Lüderitz nichts zu bieten, was die Einwohner hier hätte halten können, so dass der einst so wohlhabenden Stadt ein ähnliches Schicksal wie Kolmanskuppe zu drohen schien.

Mit der Entdeckung von Erdgasvorkommen vor der Küste (Kudu-Erdgas-Feld) Ende des 20. Jahrhunderts keimten jedoch neue Hoffnungen für Lüderitz. Des weiteren wurde wirtschaftliches Verwerten eines bei Lüderitz in großen Mengen angeschwemmten Treibgutes ins Auge gefasst: Seegras; hieraus lassen sich sehr begehrte Extrakte für die Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie gewinnen. Außerdem siedelte sich in Lüderitz zeitgleich eine vielversprechende Austernzucht an. Anlässlich der 100-Jahr-Feier des Ortes 1983 wurden die zahlreichen, gut erhaltenen Gebäude aus der Kolonialzeit restauriert, so dass Lüderitz auch optisch gewann und wieder Touristen anzulocken vermochte. Der Aus- und Neubau des Hafens tat ein Übriges, so dass mit den Arbeitsplätzen auch junge Menschen in den Ort kamen. Das im Jahre 2000 eröffnete Touristenzentrum „Waterfront” ist ein weiteres Zeichen für den nach Lüderitz zurückkehrenden Optimismus und lässt für die Zukunft wieder hoffen.

Bevölkerung und Wirtschaft

Die Bevölkerungszahl von Lüderitz hat sich von ca. 2.000 Einwohner in den 1970er Jahren auf immerhin ca. 5.800 im Jahr 2001 mehr als verdoppelt.

Obwohl immer noch Diamanten „offshore” Richtung Oranjemund abgebaut werden, konzentriert sich die Wirtschaft auf Fischfang und Tourismus. Besonders der Fang von Langusten, die unter anderem nach Spanien und Japan exportiert werden, hat eine gewisse Bedeutung. Jedoch mussten, auf Grund massiver Überfischung der Gewässer durch auswärtige Fangflotten, die Fangquoten vermindert werden. Deutschland unterstützt Namibia, indem sie in dieser Situation ein Überwachungsschiff bereitstellte.

Zu erreichen ist die wieder sehenswert gewordene Stadt per Flugzeug (ab Windhoek oder Kapstadt), oder per Auto. Die Teerstraße, die das an der Küste gelegene Diamantensperrgebiet durchquert, ermüdet zwar über lange Strecken, aber wird circa 120 km vor Lüderitz - bei dem kleinen Ort Aus - lohnenswert deshalb, weil man hier, mit etwas Glück, linker Hand der Straße die sagenumwobenen Wüstenpferde sehen kann.

Eine besondere Skurrilität kann der Autofahrer nach schneller Fahrt auf dieser Teerstraße erleben, bei der meist ein starker Querwind den Namibwüstensand bodennah über die Straße treibt - sein vorderes Kennzeichen, eventuell auch das Scheinwerfer-Abdeckglas, ist gesandstrahlt, also nicht mehr lesbar bzw. die Gläser sind milchig aufgeraut.

Sehenswürdigkeiten

Die Stadt ist im typisch deutschen Jugendstil der Kaiserzeit zu bewundern. Zu den wichtigsten Bauwerken zählen zum Beispiel:

  • das Goerke-Haus (1909-1911), das früher der Sitz des Magistrats war, es wurde ursprünglich als Palais für den erwarteten Besuch des Kronprinzen erbaut
  • das Kapps-Hotel (Kapps Konzert- und Ballsaal)
  • die lutherisch-evangelische Felsenkirche (1912) mit dem dahinterliegenden Diamatenberg
  • das Woermannhaus der gleichnamigen Reederei in der Hafenstraße

Sehenswert in Lüderitz ist außerdem das kleine Lüderitzer Museum mit Exponaten zur Geschichte der Stadt und der Tier und Pfanzenwelt in der Umgebung und die ca. 10 km außerhalb liegende Geisterstadt Kolmanskuppe, die um 1910 für einige Wochen, dank reicher Diamantenvorkommen, die wohlhabendste Stadt der Welt war. Eine weitere - naturgegebene - Sehenswürdigkeit ist die bizarre Küstenlage der Stadt, Shark Island (Haifischinsel) und die Landschaft rund um den „Diaz Point”.

Die meisten Kneipen machen sehr zeitig zu. Das Hotel Zum Sperrgebiet beinhaltet die einzige Kneipe, die bis Mitternacht geöffnet hat. Hier spricht man zumeist Deutsch.

Literatur

  • Kosmos Naturreiseführer - Südliches Afrika, T. Barlow u. W. Wisniewski, Frankh-Kosmos, 1998 ISBN 3-440-07665-2

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