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Fußball-Weltmeisterschaft 1974

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Fußball-Weltmeisterschaft 1974 - Deutschland
Fußball-Weltmeisterschaft 1974
Anzahl Nationen 96 (16 Endrunde)
Weltmeister BR Deutschland
Austragungsort BR Deutschland
Eröffnung 13. Juni 1974
Endspiel 7. Juli 1974
Zuschauer 1.900.000 (50.000 pro Spiel)
Tore 97 (2,6 pro Spiel)
Torschützenkönig Grzegorz Lato (Polen) 7 Tore

Die 10. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 13. Juni - 7. Juli 1974 in Deutschland ausgetragen.

Der Gastgeber

Am 6. Juli 1966 erhielt Deutschland während des FIFA-Kongresses in London den Zuschlag für diese WM.

20 Jahre nach dem legendären Wunder von Bern fand die 10. Fußball-Weltmeisterschaft in (West-)Deutschland statt, jedoch hatten die Organisatoren sehr viel Pech mit dem Wetter. Es war ein äußerst verregneter Sommer, der in dem skandalösen Regenspiel Deutschland - Polen in der Zwischenrunde gipfelte.

Die deutsche Mannschaft war 4 Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft in einer Sportschule in der Schleswig-Holsteinischen Stadt Malente untergebracht. Nach der Vorrunde residierten sie in einer Sportschule in der Nähe von Duisburg; am Endspieltag war die Mannschaft von Helmut Schön in Grünwald, München einquartiert worden.

Stadien

Bemerkenswertes

Bei der Eröffnungsveranstaltung in Frankfurt am Main wurde jedes teilnehmende Land durch Folkloregruppen oder Popkünstler repräsentiert. Sie verbargen sich unter riesigen Fußbällen auf dem Stadionrasen, die sich zu ihrem Auftritt öffneten. Für die Bundesrepublik trat eine Trachtengruppe von der Mosel auf, für die DDR Frank Schöbel und eine gemischte Tanzgruppe mit dem Lied Freunde gibt es überall. Für Polen sang dessen populärste Sängerin Maryla Rodowicz, für Brasilien spielte eine Sambatanzgruppe.

Zum ersten Mal wurde die WM nicht durch ein Spiel des Gastgebers sonders des amtierenden Weltmeisters eröffnet. Dies wurde dann auch bis zur WM 2002 so beibehalten, erst bei der WM 2006 wird das Eröffnungsspiel wieder der Gastgeber bestreiten.

Da Brasilien in Mexiko zum 3. Mal Weltmeister geworden war und damit den Coupe Jules Rimet auf Dauer behalten durfte, wurde ein neuer Pokal,der "FIFA World Cup" gestiftet. Er wurde von dem Italiener Silvio Gazzaniga entworfen, ist 36 cm hoch, besteht aus 18 Karat Gold, hat einen Sockel mit 2 Kränzen aus Malachit-Halbedelsteinen und zeigt 2 Menschen, die mit ihren ausgestreckten Armen eine Weltkugel halten.

Die Maskottchen der Fußball WM hießen Tip und Tap.

Von 96 Mannschaften konnten sich 16 für die Endrunde der WM qualifizieren. Überraschend dabei war insbesondere das Ausscheiden Englands gegen Polen, die dann bei der WM die Überraschungsmannschaft waren und letztlich Dritter wurden, sowie den Torschützenkönig stellten. Damit fehlte mit England nur eines der bis zu diesem Turnier Weltmeister gewordenen Länder. Mit Zaire nahm zum ersten Mal eine Mannschaft aus Schwarzafrika und mit Australien zum ersten Mal eine Mannschaft des 5. Kontinents teil. Die DDR und Haiti nahmen auch zum ersten und bisher einzigen Mal an einer WM teil.

9 aus Europa Bulgarien BR Deutschland DDR Italien Jugoslawien
  Niederlande Schweiz Polen Sowjetunion Schottland Spain Schweden  
4 aus Südamerika Argentinien Brasilien Chile Uruguay  
1 aus Nord- und Mittelamerika Haiti        
1 aus Afrika Nordkorea Zaire        
1 aus Asien und Ozeanien Australien        

Alle Spiele der Qualifikation: Statistik

Modus

Bei der WM 1974 wurde der Austragungsmodus geändert. Zwar wurden die 16 Teilnehmer wie gehabt in vier Vorgruppen mit je vier Mannschaften eingeteilt, von denen sich jeweils die ersten beiden für die nächste Runde qualifizierten. Das Turnier wurde allerdings nicht im K.-o.-System fortgesetzt, sondern es wurden zwei Zwischenrundengruppen mit je vier Mannschaften gebildet. Die Sieger der Zwischenrunden bestritten das Endspiel um die Weltmeisterschaft, die zweitplatzierten das Spiel um Platz 3.

Spielergebnisse

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Chile Brasilien Uruguay Argentinien
BR Deutschland Schottland Niederlande Italien
DDR Jugoslawien Bulgarien Polen
Australien Zaire Schweden Haiti


Vorrunde

In der Vorrunde fand das einzige jemals ausgetragene Länderspiel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR statt. Die DDR gewann durch ein Tor von Jürgen Sparwasser überraschend mit 1:0 und konnte so den ersten Platz in der Gruppe 1 erringen. Es war das einzige Spiel, das die Bundesrepublik während der WM verlor. Nach dem Sieg der DDR über die BRD erhielt die DDR-Mannschaft auf ihrer Siegesfeier eine telefonische Bombendrohung.

Gruppe 1

Rang Land Tore Punkte
1 Datei:East Germany flag.png DDR 4:1 5:1
2 BR Deutschland 4:1 4:2
3 Chile 1:2 2:4
4 Australien 0:5 1:5
14. Juni 1974 in Berlin
BR Deutschland - Chile 1:0 (1:0)
14. Juni 1974 in Hamburg
Datei:East Germany flag.png DDR - Australien 2:0 (0:0)
18. Juni 1974 in Hamburg
Australien - BR Deutschland 0:3 (0:2)
18. Juni 1974 in Berlin
Chile - Datei:East Germany flag.png DDR 1:1 (0:0)
22. Juni 1974 in Berlin
Australien - Chile 0:0
22. Juni 1974 in Hamburg
Datei:East Germany flag.png DDR - BR Deutschland 1:0 (0:0)


Gruppe 2

Rang Land Tore Punkte
1 Jugoslawien 10:1 4:2
2 Brasilien 3:0 4:2
3 Schottland 3:1 4:2
4 Zaire 0:14 0:6
13. Juni 1974 in Frankfurt
Brasilien - Jugoslawien 0:0
14. Juni 1974 in Dortmund
Zaire - Schottland 0:2 (0:2)
18. Juni 1974 in Gelsenkirchen
Jugoslawien - Zaire 9:0 (6:0)
18. Juni 1974 in Frankfurt
Schottland - Brasilien 0:0
22. Juni 1974 in Frankfurt
Schottland - Jugoslawien 1:1 (0:0)
22. Juni 1974 in Gelsenkirchen
Zaire - Brasilien 0:3 (0:1)

Gruppe 3

Rang Land Tore Punkte
1 Niederlande 6:1 5:1
2 Schweden 3:0 4:2
3 Bulgarien 1:4 2:4
4 Uruguay 1:6 1:5
15. Juni 1974 in Düsseldorf
Schweden - Bulgarien 0:0
15. Juni 1974 in Hannover
Niederlande - Uruguay 2:0 (1:0)
19. Juni 1974 in Dortmund
Niederlande - Schweden 0:0
19. Juni 1974 in Hannover
Bulgarien - Uruguay 1:1 (0:0)
23. Juni 1974 in Düsseldorf
Schweden - Uruguay 3:0 (0:0)
23. Juni 1974 in Dortmund
Niederlande - Bulgarien 4:1 (2:0)

Gruppe 4

Rang Land Tore Punkte
1 Polen 12:3 6:0
2 Argentinien 7:5 3:3
3 Italien 5:4 3:3
4 Datei:Haiti flag 300.png Haiti 2:14 0:6
15. Juni 1974 in München
Italien - Datei:Haiti flag 300.png Haiti 3:1 (0:0)
15. Juni 1974 in Stuttgart
Polen - Argentinien 3:2 (2:0)
19. Juni 1974 in München
Polen - Datei:Haiti flag 300.png Haiti 7:0 (5:0)
19. Juni 1974 in Stuttgart
Argentinien - Italien 1:1 (1:1)
23. Juni 1974 in München
Argentinien - Datei:Haiti flag 300.png Haiti 4:1 (2:0)
23. Juni 1974 in Stuttgart
Polen - Italien 2:1 (2:0)

Zwischenrunde

Gruppe A

Rang Land Tore Punkte
1 Niederlande 8:0 6:0
2 Brasilien 3:3 4:2
3 Datei:East Germany flag.png DDR 1:4 1:5
4 Argentinien 2:7 1:5
26. Juni 1974 in Gelsenkirchen
Niederlande - Argentinien 4:0 (2:0)
26. Juni 1974 in Hannover
Brasilien - Datei:East Germany flag.png DDR 1:0 (0:0)
30. Juni 1974 in Gelsenkirchen
Niederlande - Datei:East Germany flag.png DDR 2:0 (1:0)
30. Juni 1974 in Hannover
Brasilien - Argentinien 2:1 (1:1)
3. Juli 1974 in München
Argentinien - Datei:East Germany flag.png DDR 1:1 (1:1)
3. Juli 1974 in Dortmund
Niederlande - Brasilien 2:0 (1:0)

Gruppe B

Rang Land Tore Punkte
1 BR Deutschland 7:2 6:0
2 Polen 3:2 4:2
3 Schweden 4:6 2:4
4 Jugoslawien 2:6 0:6
26. Juni 1974 in Düsseldorf
BR Deutschland - Jugoslawien 2:0 (1:0)
26. Juni 1974 in Stuttgart
Polen - Schweden 1:0 (1:0)
30. Juni 1974 in Frankfurt
Polen - Jugoslawien 2:1 (1:1)
30. Juni 1974 in Düsseldorf
BR Deutschland - Schweden 4:2 (0:1)
3. Juli 1974 in Frankfurt
BR Deutschland - Polen 1:0 (0:0)
3. Juli 1974 in Düsseldorf
Schweden - Jugoslawien 2:1 (1:1)

Das Zwischenrundenspiel Polen - Deutschland am 3. Juli 1974 im Frankfurter Waldstadion ging als „Regenschlacht“ in die Fußballgeschichte ein. Vor Spielbeginn machte ein Wolkenbruch den Rasen unbespielbar. Die Feuerwehr versuchte mit Walzen, das Wasser vom Platz zu bekommen. Gemeinhin galt die polnische Mannschaft damals als die Bessere, durch die schlechten Spielbedingungen konnten die Polen ihre Stärke jedoch nicht ausspielen und Deutschland qualifizierte sich für das Finale mit einem 1:0-Sieg.

Spiel um Platz 3

6. Juli 1974 in München
Polen - Brasilien 1:0 (0:0)

Tor:


Finale

7. Juli 1974 in München
BR Deutschland - Niederlande 2:1 (2:1)

Tore:

Zuschauer: 77.833

Gelbe Karten: Vogts (4.), van Hagem (22.), Neeskens (39.), Cryuff (45., auf dem Weg in die Halbzeitpause).

Aufstellungen:

Schiedsrichter: John Taylor (England)

Spielverlauf:

Direkt nach dem Anstoß, gerade einmal 30 Sekunden gespielt startet der holländische Superstar Johan Cruiiff ein Solo. Cruiiff dringt in den deutschen Strafraum ein und wird von Uli Hoeneß unsanft von den Beinen geholt. Der englische Schiedsrichter John Taylor entscheidet auf Strafstoß - Umstritten, den das Foul erfolgte unmitttelbar an der Strafraumgrenze. Kuriose Entscheidung, doch Nesskens tritt zum Elfmeter an und verwandelt eiskalt. Deutschland konnte sich im folgenden nur langsam von diesem Schock erholen. Doch die Deutschen wurden stärker. Hölzenbein tritt in der 25. Minute an und lässt im Strafraum zwei Niederländer stehen und wird vom dritten, Jensen zu Fall gebracht. Der englische Unparteische entscheidet ebenfalls auf Strafstoß. Der Fall von Hölzenbein wird daraufhin allerdings als eine der berühmtesten Schwalben in die WM-Geschichte eingehen. Den fälligen Strafstoß verwandelt daraufhin Paul Breitner. Die Deutschen sind nach dem Ausgleich am Drücker. Beckenbauer scheitert mit einem guten Freistoß an Jongbloed und Vogts und Grabowski vergeben ebenfalls gute Chancen zur Führung. Nun die 42. Minute. Bonhof mit einem schönen Pass in die Mitte. Gerd Müller verfehlt ihm ersten Versuch, bekommt den Ball wieder, dreht sich um die eigene Achse und macht es jetzt besser und schießt flach ins linke Eck, 2:1 für Deutschland durch den „Bomber der Nation“. Halbzeit. Die zweiten 45 Minuten werden zur Abwehrschlacht der Deutschen. Die Holländer sind nun am Drücker aber scheitern mit zahlreichen Chancen (durch Neeskens, Van Hanegem, Rep...) am gut haltenden Maier. In der 85 Minute wird Hölzenbein diesmal ein glasklarer Strafstoß von Engländer Tylor verweigert. Doch das Spiel ging munter weiter und es gab noch Chancen auf beiden Seiten.

Weltmeister Bundesrepublik Deutschland

Die Spieler der Weltmeistermannschaft von 1974.

Spieler, die während der WM zum Einsatz gekommen sind:

Spieler, die während der WM nicht zum Einsatz gekommen sind:


Trainer: Helmut Schön und Ko-Trainer: Jupp Derwall


siehe auch: Fußball-Weltmeisterschaft 1974/Deutschland

Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Grzegorz Lato Polen 7
Johan Neeskens Niederlande 5
Andrzej Szarmach Polen 5
Ralf Edström Schweden 4
Gerd Müller Deutschland 4
Johnny Rep Niederlande 4

Die Stars der Weltmeisterschaft

Offizieller Omnibus der Nationalmannschaften

Mercedes-Benz stellte jeder Nationalmannschaft einen Omnibus in entsprechender Lackierung der Landesfarben zur Verfügung. Als Skandal wurde das Verhalten von der DDR gewertet, da diese Ihren Bus nicht angenommen haben, da Hammer und Zirkel als Nationalsymbole gefehlt haben. Ein Nachbau des westdeutschen Exemplares wurde auf der IAA 2005 in Frankfurt am Main vorgestellt. Er ist im neuen Mercedes-Benz Museum in Stuttgart-Bad Cannstatt zu besichtigen.


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