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Kamāl ud-Dīn Behzād Herawī (* in Herat; † 1535/1536 in Täbris) war ein persischer Maler. Er galt schon zu Lebzeiten als der bedeutendste, mit Māni vergleichbare Vertreter der persischen Miniaturmalerei.[2] Daher wurde ihm der Titel eines Meisters (persisch استاد ostād) zugesprochen. Sein gebräuchlicher Kurzname Behzād (persisch بهزاد) bedeutet „Bestgeborener“.
Leben

Behzāds Lebensdaten sind ungewiss. Die persischen, mogulischen und osmanischen Zeugnisse dazu, die schon zu seinen Lebzeiten und auch in den Jahrzehnten danach aufgeschrieben worden sind, sind kritisch zu bewerten. Sie sind oft nicht frei von einer Mystifizierung und Lobpreisung Behzāds als dem erfahrensten Maler seiner Zeit, der sogar mit dem in persischen Quellen als Paragon der Maler bezeichneten Māni zu vergleichen sei, und haben nicht das Ziel, genaue Daten zu vermitteln.[3][4]
Wahrscheinlich stammte Behzād aus Herat. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Früh verwaist soll er von dem Hofmaler und Kalligraphen Mīrak Nakkasch in Herat erzogen worden sein. Erste Hinweise auf sein Wirken gibt eine Geschichte der Timuriden des Historikers Khwandemir von 1499/1500, die Vorkommnisse von vor 1471 vermittelt. Danach war Mīrak Behzāds Lehrer. An anderer Stelle führt Khwandemir zudem Qasim Alī an, der Behzāds Malerei beeinflusst habe.
Als früheste Arbeitgeber in Herat werden Sultān Husayn Mīrzā Bāyqarā und dessen Minister Mīr ʿAlī Schīr Nawā'ī genannt, bei denen Behzād als Mīraks untergeordneter Mitarbeiter wirkte. Nach dem Tod des Sultans Husayn Mīrzā Bāyqarā soll Behzād in Buchara für Mohammad Schaibani Khan gearbeitet haben.[2]
Dass Behzād zwei Geschwister hatte, lässt sich vermuten, da er Nachkommen von ihnen in Täbriz unterrichtet haben soll, wohin er möglicherweise 1522 vom safawidischen Schah Ismail I. angeworben worden ist. Sicher ist, dass Behzād in Täbris am Hof Tahmasps I. wirkte. Nach Dust Mohammad starb er in Täbris. Ein Chronogramm gibt 935 d. H. (1535/36) als Todesjahr an. Als seine Ruhestätte gilt ein Doppelgrab in Täbris, in dem Behzād neben dem persischen Dichter und Sufi Kamāl Ḵojandi, beerdigt worden ist.
Werke


Als eigenhändige Werke werden von den heutigen Kunstgeschichtlern vier Illustrationen zu Saadis Bustān von 1488/89 anerkannt, in die Behzāds Signaturen eingearbeitet sind. Die Zuschreibung weiterer, nicht signierter Miniaturen in persischen Alben und Kopien berühmter Dichtungen beruht zum einen auf zeitgenössischen Quellen, zum anderen auf Stilvergleichen der modernen Kunstgeschichte. Es sind dies die Illustrationen zu einer Kopie von Scharaf al-Din Ali Yazdis Zafernama von 1476,[6] einer Kopie von Attars Mantiq al-taye von 1483,[7] einer Kopie von ʿAlī Schīr Nawā'īs Khamsa von 1485,[8] einer Kopie von Saadis Gulistan von 1486[9] und einer Kopie von Nizamis Khamsa von 1495/96.[10] Einer weiteren Kopie von Nizamis Khamsa von 1442 wurden etwa 1490 Behzād zugeschriebene Illustrationen beigefügt.[11][2]
Auch viele Einzelblätter hält man für Werke Behzāds. Dass deren Zuschreibung schwierig ist, zeigt beispielhaft eine Tuschezeichnung, auf der der letzte bedeutende timuridische Herrscher, Sultan Husayn Mīrza Bāyqarā, reitend dargestellt ist. Auf dessen Kleidung stehen Signaturen, die nicht eindeutig Behzād selbst zugeordnet werden können.[12].[13]
Stilistische Merkmale
Behzāds Personalstil zeigt sich in den vier signierten Miniaturen des Kairoer Bustan-Manuskripts, die ihm mit großer Sicherheit zugeschrieben werden können. Sie dienen dem stilkritischen Vergleich mit anderen Bildern aus Herat, auch mit den unsignierten Bildern seiner Zeitgenossen, mit denen er allerdings manche zeittypischen Merkmale teilt.[2] Die lineare Genauigkeit und die ausgewogene Komposition erscheinen wichtiger als die räumliche Darstellung. Gebäude werden als ebene Flächen wiedergegeben und tragen Kaligraphien und akribisch gezeichnete dekorative Muster. Behzād wird dennoch ein spürbarer Raumsinn zugesprochen. Seine Figuren scheinen sich mit Leichtigkeit zu bewegen. Sie werden nach Alter und körperlicher Erscheinung differenziert und wirken oft wie porträtiert. Behzāds Bilder sind sehr sorgsam gezeichnet und gemalt. Gerühmt werden ihre kompliziert ausgeführten Kompositionen, in denen jede Linie und jede Farbnuance dazu dienen sollen, ein Gefühl von Harmonie und Ausgeglichenheit zu erzeugen. Seine Ikonographie umfasst nicht nur höfische Szenen, sondern auch Alltägliches wie Beerdigungen, das Sammeln von Feuerholz und das Errichten von Gebäuden.[2]
Rezeption und kunstgeschichtliche Bedeutung
Behzāds Werke wurden wesentlich häufiger als die seiner Zeitgenossen schon zu seinen Lebzeiten als hervorragend und richtungsweisend bezeichnet. Doch auch kritische Einwände gegen Behzāds Art der Porträtmalerei wurden erhoben, die freilich zeigen, dass Behzād als Meister mit eigenem Stil wahrgenommen wurde.[14] Insgesamt ergab sich die Tendenz, Behzād als verbindliches Vorbild für die persische, mogulische und osmanische Miniaturmalerei anzusehen.[2] Dadurch wurden seine ursprünglich innovativen Stilmerkmale[3][15] zu retardierenden und wurden abwehrend gegen die „fränkischen“, realistischen, perspektivisch verfassten und als vom Menschen ausgehenden Einflüsse der Malerei des christlichen Westens gesetzt.[16] So wurde Behzād in der Buchkunst des islamischen Kulturraumes zum mythologisch überhöhten Vermittler der an ihrem Anfang unter dem Einfluss der chinesischen und mongolischen Kunst stehenden persischen Miniaturmalerei.[17]
Seit etwa 1900 beschäftigen sich zunächst europäische und nachfolgend auch internationale Kunstwissenschaftler intensiv mit Behzād. Ein Grund dafür könnte sein, dass er als namentlich erfassbarer Künstler und Vertreter der weitgehend von anonymen Malern geprägten persischen Tradition gesehen werden konnte. Damit wurde er auch zu einem Favoriten des Kunsthandels. Die Wertschätzung Behzāds zeigte sich beispielsweise darin, dass er mit westlichen Malern wie Hans Memling, Hans Holbein dem Älteren und Raffael sowie Jean Fouquet und François Clouet verglichen wurde.[18]
Literatur
- Ebadollah Bahari: Bihzad. Master of Persian Painting. London [u.a.] : Tauris, 1996.
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ David J. Roxburgh: The Persian Album 1400–1600: from dispersal to collection. New Haven [u.a.]: Yale Univ. Press, 2005, S. 204.
- ↑ a b c d e f Bihzad. In: Jonathan M. Bloom, Sheila S. Blair (Hrsg.): The Grove Encyclopedia of Islamic Art and Architecture. Oxford [u.a.] : Oxford Univ. Press, 2009.
- ↑ a b David J. Roxburgh: Kamal al-Din Bihzad and Authorship in Persianate Painting. In: Muqarnas, Vol. XVII, 2000, S. 121.
- ↑ Vgl. Khwandemirs Habib al-siyar. Band 3 seiner Universalgeschichte von 1523/24. Englische Übersetzung in: Wheeler M. Thackston (Hrsg.): A Century of Princes: Sources on Timurid History and Art. Cambridge, Mass. ; Aga Khan Program for Islamic Architecture ; 1989, S. 226. Download 11.115 KB
- ↑ David J. Roxburgh: Kamal al-Din Bihzad and Authorship in Persianate Painting. In: Muqarnas, Vol. XVII, 2000, S. 141, note 6.
- ↑ Heute: Baltimore, MD, Johns Hopkins U. Garrett Lib.
- ↑ Heute: New York, Met. 63.210.
- ↑ Heute: teils Oxford, Boleian Lib. Elliott 287, 317, 339, 408,und teils Manchester, John Rylands U. Lib. Turk 3.
- ↑ Heute: Houston, TX, A. & Hist. Trust col. ex-Paris, Rothschild priv. col.
- ↑ Heute: London, BL. Add. MS. 6810.
- ↑ Heute: London BL. Add. MS. 25900.
- ↑ Bild und Erläuterung online bei Museum of fine Arts, Boston
- ↑ David J. Roxburgh: Kamal al-Din Bihzad and Authorship in Persianate Painting. In: Muqarnas, Vol. XVII, 2000, S. 139 f.
- ↑ Vgl. Zahir al-Din Muhammad Baburs Kritik in Bāburnāme, ca. 1529, zitiert und besprochen in: David J. Roxburgh: Kamal al-Din Bihzad and Authorship in Persianate Painting. In: Muqarnas, Vol. XVII, 2000, S. 191 u. 121.
- ↑ Wheeler M. Thackston: Preface to the Bahram Mirza Album in A Century of Princes. Sources on Timurid History of Art. Cambridge, Mass., 1989, S. 347. Download bei archnet.org
- ↑ Vgl. Orhan Pamuk: Rot ist mein Name. Frankfurt am Main, 2003. Das Buch behandelt umfänglich den Bilderstreit im Osmanischen Reich um 1590, bei dem Behzāds Miniaturen als Vorbilder für die Bilder der alten Schule eine wichtige Rolle spielen.
- ↑ Zum Einfluss der chinesischen Malerei vgl. die Behzād zugeschriebene, unvollendete Zeichnung eines Derwischs im Bahram-Mirza-Album. (TSK, H. 2154, fol. 83b), abgebildet und besprochen in David J. Roxburgh: Kamal al-Din Bihzad and Authorship in Persianate Painting. In: Muqarnas, Vol. XVII, 2000, S. 125 ff und in David J. Roxburgh: The Persian Album 1400–1600: from dispersal to collection. New Haven [u.a.]: Yale Univ. Press, 2005, S. 284 f.
- ↑ David J. Roxburgh: Kamal al-Din Bihzad and Authorship in Persianate Painting. In: Muqarnas, Vol. XVII, 2000, S. 119.