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Richard Nixon

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Richard Nixon

Richard Milhous Nixon (* 9. Januar 1913 in Yorba Linda, Kalifornien; † 22. April 1994 in New York) war ein US-amerikanischer Politiker und 37. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1969 bis 1974). Nixon war der bisher einzige US-amerikanische Präsident, der während seiner Amtszeit zurücktrat. Grund dafür war die Watergate-Affäre.

Leben

Nixon mit Elvis Presley

Nixon wurde am 9. Januar 1913 in Yorba Linda im US-Bundesstaat Kalifornien geboren. Seine Eltern waren Francis und Hannah Milhous Nixon. Hannahs Familie stammte aus Deutschland; der ursprüngliche Name war „Milhausen“. Nixons Erziehung folgte streng den Regeln des Quäkertums. Seine Mutter erzog ihn als einen evangelischen Quäker, und sie hoffte, dass er eventuell Missionar werden würde. Die Familie verzichtete auf Alkohol, das Fluchen und das Tanzen. Es ist bemerkenswert, dass Nixon als Erwachsener diese Doktrin preisgab. Nixons Vater, als Frank bekannt, war vor seiner Ehe Katholik gewesen, und war seiner Frau zuliebe konvertiert.

Nixons Vater betrieb das Familiengeschäft, einen Laden, wo er Lebensmittel und Benzin verkaufte. Nixon sprach von seinen Eltern immer mit großer Ehrfurcht. Er verwies auf seine Mutter als „eine quäkerische Heilige“, und begann seine Memoiren mit dem Satz, „Ich wurde in einem Haus geboren, das mein Vater selber aufgebaut hatte“. Heute hat man das Richard M. Nixon Library and Birthplace Museum in Yorba Linda gleich neben dem originalen Haus aufgebaut. Die Öffentlichkeit darf das Haus besichtigen. Dennoch wuchs Nixon eigentlich in der Kleinstadt Whittier auf, einige Meilen vom originalen Haus entfernt. Heute ist diese Gegend völlig besiedelt, aber sie bestand damals nur aus Ackerland. Nixon hatte vier Brüder. Sie wurden, wie er, nach englischen Königen benannt: Harold, Arthur, Donald und Edward. Arthur und Edward starben als Kinder, und Harold starb Mitte Zwanzig an Tuberkulose.

Nixon besuchte die Fullerton High School, und der Harvard-Club von Kalifornien verlieh ihm seinen Preis für die beste akademische Leistung im ganzen Bundesstaat. Nixon war zweifellos begabt. Er hatte die Fähigkeit, lange Auszüge aus lateinischen Gedichten sowie Shakespeare auswendig zu lernen und vorzutragen. Der Harvard-Preis war ein Stipendium, das alle Studiengebühren bezahlte. Jedoch war die Summe nicht ausreichend, denn Kost und Logie waren nicht eingeschlossen und die Krankheiten der Brüder waren für die Familie eine große finanzielle Belastung. Manche Historiker und Autoren behaupten, diese frühe Enttäuschung sei der Ursprung Nixons lebenslange Antipathie gegen das sogenannte "Eastern Establishment" gewesen. Statt Harvard besuchte Nixon das quäkerische Whittier College. Dort gründete er seine eigene Studentenverbindung, die Orthogonian Society, die mit der etablierten Franklin Society konkurrierte. Nixon, der Football liebte, versuchte sich für die Universitätsmannschaft zu qualifizieren. Sein Talent für das Spiel war allerdings gering und er verbrachte fast die ganze Zeit „auf der Bank“. Nixons Vorderzähne wurden beim Spielen ausgestossen und er erhielt die Brücke, die später in zahllosen Karikaturen zu sehen war. Nixon wurde zum Präsidenten der Studentenschaft gewählt, und seine größte Errungenschaft war die Organisation des ersten Schulballs – was bis dahin nach der quäkerischen Tradition immer verboten gewesen war.

1934 beendete Nixon das College als Zweiter seiner Abschlussklasse und begann ein Jurastudium an der Duke University, die ihm ein Stipendium verlieh. Eine der Bedingungen dieses Stipendiums war ein bestimmter Notendurchschnitt. Obwohl Nixon eigentlich keine Mühe hatte gute Noten zu erzielen, stand er unter großem psychischem Druck. Im zweiten Jahr des Studiums führte dieser Druck dazu, dass er einen Freund überzeugte, ihm beim Einbruch ins Büro des Dekans zu helfen, um Einsicht in die Akten zu nehmen. Nixon wurde dafür nicht bestraft. Viele Jahre später entdeckte die Presse diesen Jugendstreich und man sprach spöttisch von „Nixons erstem Einbruch“.

Nixon zeigte auch bei seinem Jurastudium eine hervorragende Leistung; er graduierte als Dritter seiner Klasse. Deswegen hoffte er, Arbeit bei einer der prestigevollsten Anwaltskanzleien in New York zu finden. Aus mehreren Gründen hatte er keinen Erfolg - es war das Jahr 1937, während der Weltwirtschaftskrise. Manche Autoren stimmen mit Nixons Behauptung überein, dass ihm die notwendigen gesellschaftlichen Verbindungen fehlten. Er war zudem Kalifornier, und damals gehörte die Duke-University nicht zu den Elite-Universitäten. Es ist aber auch möglich, dass er beim Vorstellungsgespräch einen schlechten Eindruck machte. Während der Watergate-Affäre fand ein Rechtsanwalt bei White & Case Notizen von jenem Gespräch. Man beschrieb Nixon dort als „zwielichtig“ oder „gerissen“ (shifty).

Nach diesem Misserfolg kehrte Nixon nach Kalifornien zurück. Er legte schnell das Staatsexamen ab und begann, bei der kleinen Kanzlei eines Familienfreundes zu arbeiten. Die Arbeit war meist Routine und Nixon fand sie langweilig, obwohl er tüchtig und kompetent war. Später räumte er ein, dass die Familienrechtsfälle ihn beunruhigten. Seine Erziehung hatte immer Reserviertheit und Konservatismus bei persönlichen Angelegenheiten betont, und für ihn waren die intimen Details einer Ehe sehr peinlich.

Zu dieser Zeit lernte er seine spätere Ehefrau Patricia "Pat" Ryan kennen. Sie war High-School-Lehrerin in Whittier und spielte neben Nixon in einem Amateurtheaterstück. Zuerst hatte Pat kein Interesse an Nixon. Er gab nie auf, um sie zu werben. Er fuhr sie sogar mit seinem Auto zu Verabredungen mit anderen Männern. Schließlich zahlte sich Nixons Beharrlichkeit aus und das Paar heiratete am 21. Juni 1940 im Mission Inn in Riverside, Kalifornien.

Im Zweiten Weltkrieg diente Nixon bei der US-Marine. Wegen seiner Geburt als Quäker hätte er das Recht gehabt, den Militärdienst ohne Vorwurf zu vermeiden. Trotzdem entschloss er sich, in die Marine einzutreten. In manchen Biographien steht, dass Hannah Nixon in Tränen ausbrach, als sie ihren Sohn zum ersten Mal in seiner Uniform ansah. In seinen Memoiren behauptete Nixon, er hätte Hitler gehasst, und dass der Angriff auf Pearl Harbor ihn schockiert hatte. Nixon war Nachschuboffizier im Pazifik und betrieb auch einen Imbiss, wo er Hamburger und Obstsaft verkaufte. Man beförderte ihn bis zum Rang des Korvettenkapitän und seine Vorgesetzten hielten ihn für einen ausgezeichneten Offizier und Führer. Interessanterweise lernte Nixon als Marineoffizier das Pokern – noch etwas, das das Quäkertum ablehnt. Schnell wurde er als der beste Spieler der ganzen Marine bekannt und am Kriegsende hatte er ungefähr 10.000 US-Dollar gewonnen. Bei der Marine lernte er seinen zukünftigen Außenminister William P. Rogers kennen.

Politischer Aufstieg

Richard Nixon und Billy Graham am 28. Mai 1970 auf einer so genannten Crusade (engl. für Kreuzzug)

1946 wurde Nixon für die Republikaner in den Kongress gewählt. Sein Gegner war der liberale Politiker Jerry Voorhis. Nixons Wahlkampfkampagne war besonders aggressiv und viele Beobachter hielten ihn für einen Verhetzer. Entscheidend für seinen Aufstieg wurde die Rolle, die er im Untersuchungsausschuss der Alger Hiss-Affäre spielte. 1951 wurde er Senator für Kalifornien. Während dieses Wahlkampfes setzte er sich gegen die Herausforderin Helen Gahagan Douglas durch, indem er sie als kommunistische Sympathisantin diffamierte. Die Zeitung Independent Review gab ihm darauf hin den Spitznamen "Tricky Dick", den er nie wieder los wurde.

Nixon war von 1953 bis 1960 Vize-Präsident der USA unter Dwight D. Eisenhower. Seine Kandidatur war umstritten, Gegen die Vorwürfe der Korruption wehrte er sich erfolgreich durch einen spektakulären Fernsehauftritt (Checkers-Speec). Während seiner Zeit als Vize-Präsindent vertrat er - nach einem Herzanfall Eisenhowers - zweimal den Präsidenten. Weltweite Publicity erhielt er durch die "Küchendebatte" mit Nikita Chruschtschow und durch eine Südamerikareise, bei der er mit Tomaten und Steinen beworfen wurde. 1960 unterlag er mit denkbar knapper Stimmenzahl bei der Präsidentschaftswahl gegen John F. Kennedy, ironischerweise ein Freund Nixons.

In der Präsidentschaftswahl 1968 setzte er sich gegen Hubert H. Humphrey durch und wurde zum 37. Präsidenten der USA gewählt. In der Präsidentschaftswahl 1972 schlug Nixon den Herausforderer George McGovern und wurde mit sehr großer Mehrheit bestätigt. Er erhielt über 60 Prozent der Stimmen und gewann die Mehrheit in allen Bundesstaaten außer Massachusetts. Seine Vize-Präsidenten waren Spiro Agnew (1969 - 1973) und in seiner zweiten Amtsperiode Gerald Ford (1973 - 1974). Am 8. August 1974 führte die Watergate-Affäre zum Rücktritt Nixons.

In seinen 8 Jahren als Vizepräsident unter Eisenhower hatte Nixon eine Abneigung gegen Kabinettssitzungen entwickelt. Als er ins Weisse Haus einzog, war er von Anfang an entschlossen, mit Hilfe seiner Berater selbst zu regieren. Seine wichtigsten Berater waren Bob Haldeman (Stabschef), Henry Kissinger (Sicherheit und Außenpolitik) und John Ehrlichman (Inneres).

Würdigung

Die größte Herausforderung, die er bei seinem Amtsantritt vorfand, war der Vietnam-Krieg, den er von seinen Vorgängern geerbt hatte, und der die Nation spaltete. Nixon musste einsehen, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen war und schloss 1973 einen Frieden, der faktisch einer verzögerten Kapitulation gleichkam.

Wirtschaftspolitisch versuchte Nixon der Inflation in den USA Herr zu werden. In einem ungewöhnlichen, an Planwirtschaften erinnernden Experiment sollten in mehreren Phasen (Phase I bis Phase IV) Löhne und Preise per staatlicher Verordnung eingefroren werden. Es kam dann tatsächlich zu Erscheinungen, wie sie aus kommunistischen Planwirtschaften bekannt waren. Eine Tankstelle stellte ein in den Medien viel beachtetes Schild auf: „Nix-on gas today“ (Nix mit Benzin heute).

Unter Nixon gaben die USA auch 1971 die Goldeinlösungspflicht des US-Dollars auf, ein Schritt hin zum Ende des Systems von Bretton Woods 1973.

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1972: Mao Tse-Tung trifft sich in Peking mit Richard M. Nixon


Der Name Nixon wird wohl dauerhaft mit dem Watergate-Skandal verbunden bleiben, jedoch wird dies der Präsidentschaft Nixons im Ergebnis nicht gerecht. So wird oft vergessen, dass Nixon auf außenpolitischem Gebiet beachtliche Erfolge erzielte. Anzuführen ist hier seine aktive Entspannungspolitik und Abrüstungsbemühungen in den Hoch-Zeiten des Kalten Krieges. Nixon war der erste amerikanische Präsident, der Staatsbesuche in Moskau und Peking unternahm, und somit dem verfeindeten kommunistischen Lager Gesprächsbereitschaft signalisierte. Die nach ihm benannte Nixon-Doktrin (1972) sieht zudem eine größere regionale Eigenverantwortung (vor allem der Staaten in Asien) vor, die Rolle der USA sollte zukünftig lediglich die einer Ordnungsmacht im Hintergrund sein. Im Rahmen seiner Entspannungspolitik unterstützte er auch - nach anfänglicher Skepsis - die Ostpolitik von Willy Brandt.

1995 – kurz nach Nixons Tod, kam Oliver Stones Film "Nixon" ins Kino. Umstritten sind Szenen, die einen heftig dem Alkohol zusprechenden bzw. unter Alkoholeinfluss handelnden Nixon zeigen. Diese Vorkommnisse – aber auch die Darstellung eines Zigarren rauchenden Kissinger – wurden von Zeitzeugen wegen ihrer angeblichen Fehlerhaftigkeit scharf kritisiert. Am Ende verwendet Stone Bilder von der Beerdigung, dazu hört man den Nachruf von Präsident Bill Clinton und dessen lobende Worte für Nixons Leistungen.

Schriften

  • Richard Nixon: Memoiren. Ellenberg, Köln 1978, ISBN 3-921369-61-4
  • Richard Nixon: So verlieren wir den Frieden: Der 3. Weltkrieg hat schon begonnen. Kristall-Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-607-00001-8
  • Richard Nixon: Autobiographie. Ullstein 1984, ISBN 3-548-3301-0X
  • Richard Nixon: Real Peace: Eine Strategie für den Westen. Ullstein 1985, ISBN 3-548-3304-44
  • Richard Nixon: Staatsmänner unserer Zeit: Politische Profile und persönliche Begegnungen. Bonn Aktuell, Stuttgart 1987, ISBN 3-87959-317-5

Literatur

  • Iwan Morgan: Nixon. London [u.a.] 2002, ISBN 0-340-76031-1
  • Vamik D. Volkan, Norman Itzkowitz, Andrew W. Dod: Richard Nixon: A psychobiography. Columbia Univ. Press, New York [u.a.] 1997, ISBN 0-231-10854-0
  • Melvin Small: The presidency of Richard Nixon. Univ. Press of Kansas, Lawrence, Kan. 1999, ISBN 0-7006-0973-3
  • Keith W. Olson: Watergate: The presidential scandal that shook America. Univ. Press of Kansas, Lawrence, Kan. 2003, ISBN 0-7006-1250-5
  • Louis W. Liebovich: Richard Nixon, Watergate, and the press: A historical retrospective. Praeger, Westport, Conn. [u.a.] 2003, ISBN 0-275-97915-6
  • Jeffrey Kimball: The Vietnam War files: Uncovering the secret history of Nixon-era strategy. Univ. Press of Kansas, Lawrence, Kan. 2004, ISBN 0-7006-1283-1
  • J. Edward Lee, H.C. Toby Haynsworth: Nixon, Ford, and the abandonment of South Vietnam. McFarland, Jefferson, NC [u.a.] 2002, ISBN 0-7864-1302-6
  • Dean J. Kotlowski: Nixon's civil rights: Politics, principle, and policy. Harvard Univ. Press, Cambridge, Mass. [u.a.] 2001, ISBN 0-674-00623-2
  • Andreas Möller: Die "Küchendebatte". Nixon und Chruschtschow im Wettstreit der Ideologien. Geschichte lernen, Nr. 94 (2003), ISBN 3-617-17094-3.
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