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Dorfkirche Glienicke/Nordbahn

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Koordinaten: 52° 37′ 50,8″ N, 13° 18′ 48,4″ O

Evangelische Dorfkirche in Glienicke/Nordbahn (2016)

Die Dorfkirche in Glienicke/Nordbahn ist die Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Glienicke/Nordbahn (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Kirchenkreis Berlin-Nordost). Sie liegt am westlichen Ende der Dorfaue zwischen Haupt-, Garten und Hattwichstraße.

Evangelische Dorfkirche in Glienicke/Nordbahn bei Nacht (2016)

Die Glienicker Dorfkirche wurde als Saalbaukirche im neogotischen Stil 1864/1865 erbaut. Architekt war der Bauinspektor für Kirchbauten im Preußischen Königlichen Handelsministerium Georg Gustav Erbkam (1811–1876), der den Bau als Prototyp für Kirchbauten in der Mark Brandenburg konzipierte. Die Kirchweihe erfolgte am 23. Mai 1865. Während die äußere Form der Kirche seit dem Bau weitgehend unverändert blieb, erfuhr der Innenraum zahlreiche Umgestaltungen. Seit der letzten Innenrenovierung 2013/2014 präsentiert er sich in einer an die Ursprungsfassung angelehnten Form. Die Kirche steht seit 1997 unter Denkmalschutz[1].

Die erste Glienicker Kirche 1705–1864

Vorgeschichte und Bau

Das Bauerndorf Glienicke in der Mark Brandenburg nördlich von Berlin hat erst sehr spät eine eigene Kirche erhalten. Vor dem 30jährigen Krieg (1618–1648) wurde der Ort mehrfach verlassen und aufgegeben, vor allem aber war er zu klein, um eine eigene Kirche zu rechtfertigen oder gar einen Pfarrer zu ernähren. Kirchlich gehörte der Ort zum etwa 5 km entfernten Dorf Stolpe, hier fand sich sonntags auch die Glienicker Bevölkerung zum Gottesdienst ein. Die kirchliche Zugehörigkeit Glienickes zur Stolper Kirchengemeinde hatte bis 1946 Bestand.

Die Situation veränderte sich nach dem 30jährigen Krieg, als der Ort Glienicke dauerhaft aufblühte. Auslöser war die Anlage der Pferdewechselstation »Sandkrug« an dem neu angelegten Kutsch- und Reitweg von Berlin nach Oranienburg (die heutige B 96, der »Sandkrug« befand sich an der Ecke zur heutigen Hauptstraße) durch die Gattin des Großen Kurfürsten, Luise Henriette von Oranien. Als Heu-Lieferanten für die Futterstelle wurden wieder Bauern angesiedelt. Knapp 60 Jahre nach dem Ende des Krieges war das Dorf dann so weit herangewachsen, dass es eine eigene Kirche als »Predigtstätte« – also ohne eigene Pfarrstelle – innerhalb der Stolper Kirchengemeinde erhielt. Am Himmelfahrtstag 1705 wurde sie geweiht. Bauherren waren die Kirchenpatrone von Stolpe, zu dieser Zeit die Adelsfamilie von Platen. Der Unterhalt für die neue Kirche wurde aus mehreren Quellen finanziert: Zum einen hatten die Glienicker Bauern eine Abgabe, den »Kirchenzehnten«, zu entrichten, zum anderen gab es kirchliche Äcker und Wälder, die an die Bauern verpachtet wurden, und schließlich waren für die kirchlichen Amtshandlungen (Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen) Gebühren zu zahlen.

Die Kirche stand an der Stelle der heutigen Kirche beim Dorfteich (der zugleich Pferdetränke für die Pferdewechselstation war) und war in Ost-West-Richtung ausgerichtet.

Ausstattung

Folgende Ausstattung ist für die Kirche von 1705 überliefert:

  • ein einfacher Fachwerkbau mit Ziegeldach, die Gewerke (»Felder«) des Fachwerks waren mit Lehm ausgekleidet;
  • Größe etwa 7,5 x 12 m;
  • an der Westseite ein Turm mit dem Eingang;
  • der Altar traditionell im Osten des Kirchraumes (Richtung Jerusalem);
  • die Kanzel auf einem Balkon über dem Altar;
  • vor dem Altar links eine Kirchenbank für den Pfarrer;
  • vor dem Altar rechts eine Kirchenbank für den Küster und die Schulkinder;
  • im Kirchraum 15 Kirchenbänke (8 mit 33 Plätzen für Frauen, 7 mit 25 Plätzen für Männer), die Bänke jeweils für einzelne Bauernfamilien reserviert;
  • an der Westseite (zum Turm hin) eine Empore;
  • zwei Eisenglocken im Turm, 1745 durch eine Bronzeglocke ersetzt.;
  • die Kirche war von einem Kirchhof (Friedhof) umgeben, der von einer niedrigen Mauer begrenzt wurde.

Abriss

Mitte des 19. Jahrhunderts, nach rund 150 Jahren, war diese Kirche baufällig geworden und wurde schließlich 1864 abgerissen und durch den heutigen Bau ersetzt.

»Der Thurm aber bedarf einer reparation gar sehr, indem alles davon wancket und sich bewegt wenn geläutet wird …«

»Nachdem dieses Kirchlein, das 159 Jahre lang vielen Generationen als Gotteshaus gedient hatte, so baufällig geworden war, daß schon die Spatzen durch klaffende Lehmrisse raus- und reinflogen, Kerzen bei aufgebahrten Toten umrissen oder löschten und dadurch bei Totenwachen und Nachtwächtern Gruselszenen hervorriefen, wurde sie nach jahrelanger Klage abgerissen.«

Die zweite Glienicker Kirche (ab 1865)

Planung und Bau

Zuständig für Abriss und Neubau waren wiederum die Kirchenpatrone von Stolpe, mittlerweile die Adelsfamilie von Veltheim, ansässig im Nachbarort Schönfließ. Für den noch unmündigen 12jährigen Patron Franz Eugen Burghard Werner Achaz von Veltheim (3.12.1852–3.6.1864) wirkte seine Mutter Louise, verwitwete von Veltheim, geborene von Mitzlaff. Sie ließ den Bau auch fertigstellen, nachdem ihr Sohn, der noch am 12. Mai 1864 bei der Grundsteinlegung mitgewirkt hatte, knapp einen Monat später bei einem Reitunfall ums Leben kam.

Für den Entwurf hatte sich Louise von Veltheim an den Berliner »Verein für religiöse Kunst in der evangelischen Kirche« gewandt. Dessen stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer, der Architekt Georg Gustav Erbkam (1811–1876) übernahm die Ausführung, der Vorgabe strenger Sparsamkeit folgend, selbst. Erbkam war zu dieser Zeit im Hauptberuf Landbaumeister im Königlichen Handelsministerium und dort für die Bauleitung von Kirchbauten zuständig. Er stand ganz in der Tradition seines Freundes und Mentors Friedrich August Stüler (1800–1865) und konzipierte den Bau als Prototypen für Kirchbauten in der Mark Brandenburg.

Die Grundsteinlegung fand am 23. Mai 1864 statt. Der Grundstein befindet sich unter dem Altar. Fast auf den Tag genau ein Jahr später, am 23. Mai 1895, wurde die Kirche vom damaligen Generalsuperintendenten der Mark Brandenburg, D. Hoffmann, geweiht.

Äußeres Erscheinungsbild

Ort und Ausrichtung der ersten Kirche wurde beibehalten: Der rechteckige Saalbau mit Ost-West-Achse misst xx x xx Meter und ist aus Ziegeln errichtet. Im Osten dient eine fünfseitige Apsis als Altarraum. Im Westen ergänzt ein quadratischer, dreigeschossiger Turm das Gebäude, durch den auch der Eingang führt. Eingedeckt wurde die Kirche mit einem einfachen Satteldach, die vier Ecken durch Fialen betont.

Die Kirche ist im neogotischen Stil erbaut, der besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts u.a. in Deutschland weit verbreitet war. In ihm wurden Elemente der mittelalterlichen Gotik wurden zu einem idealisierten, historisierenden neuen Architekturstil zusammengefügt.

Fassade

Die gelben Ziegelsteine stammen aus der ehemaligen Ziegelei Lindner in Birkenwerder, der Fugenmörtel wurde rot eingefärbt. Die schlanke, aufstrebende Form wird durch einige wenige umlaufende Formstein-Gesimse und Schmuckbänder gegliedert und verziert.

In den Jahren 2007/2008 wurde die Fassade der Kirche einer gründlichen Sanierung unterzogen. U.a. die Westseite der Kirche und die Filialen wiesen großflächige Schäden auf. Das Dach war während des Orkans vom 10. Juli 2002 durch umstürzende Bäume beschädigt worden. Insgesamt wurden etwa 1200 Ziegel und rund 150 Formsteine ersetzt, die in der alten Kohlebrandtechnik in der Neuen Ziegelmanufaktur Glindow nachgebrannt wurden. Etwa 90 Prozent der Fugen mussten mit mit dem Original entsprechenden eingefärbten Kalkmörtel erneuert und dabei auch ältere, unsachgemäße Reparaturversuche zurückgenommen werden.

Turm und Glocken

Der schlanke Turm, welcher den Kirchbau nach Westen hin abschließt, trägt auf seiner Spitze Kugel (Erdball) und Kreuz. In ihm hängen die Glocken der Kirche. Ursprünglich waren es drei: Eine bronzene von 1745 wurde aus der ersten Kirche übernommen und beim Bau 1865 durch zwei Gussstahl-Glocken ergänzt. Die Zusammenstellung der Glocken wechselte im Lauf der Geschichte. So wurde im Ersten Weltkrieg die bronzene Glocke vom Preußischen Kriegsministerium als Metallspende beschlagnahmt und am 29. Juni 1917 abgehängt. Später wechselten auch einzelne Glocken zur Kapelle auf dem Friedhof der Kirchengemeinde in der Hauptstraße. Aktuell besteht das Geläut aus zwei Bronze-Glocken, die zum 100jährigen Jubiläum der Kirchweihe 1965 angeschafft wurden. Sie wurden von der Firma Franz Schilling Söhne in Apolda gegossen. Außerdem tut dort die kleinere der beiden Gussstahl-Glocken von 1865 als Glocke der Turmuhr ihren Dienst.

Die Glockenkammer ist auf jeder Seite des Turms durch Schallluken geöffnet. Sie bestehen aus paarigen Rundbogen-Öffnungen, die jeweils durch eine Mittelsäule mit blätterförmigem Kapitell verbunden sind. Über den Schallluken bindet sich auf jeder Kirchturmseite eine Uhr.

Die Glocken wurden bis Anfang der 1970er Jahre von Hand geläutet. An der Decke des Vorraumes im Eingang sind noch die Röhren zu erkennen, durch die die Seile einst verliefen. Zu dieser Zeit wurde ein elektrisches Läutewerk eingebaut. Es wurde der Kirchengemeinde von ihrer damaligen Partnergemeinde in der Bundesrepublik, der Providenz-Kirchengemeinde Heidelberg (heute: Altstadtgemeinde Heiliggeist-Providenz), zum 100. Kirchweihjubiläum 1965 zu den neu angeschafften Glocken geschenkt, erhielt aber erst Jahre später eine Einfuhrgenehmigung in die DDR. Anlässlich der Innenrenovierung der Kirche 2013/2014 wurde das Läutewerk erneuert, so dass die Motoren jetzt per Funk bedient werden können.

Durch den Turm führt auch der Eingang zur Kirche, er ist besonders akzentuiert: In einem Rundbogen über der Eingangstür befindet sich ein Christus-Medaillon, darüber ein Blendgiebel, der mit einer Kreuzblume abschließt. Das Medaillon ist nach der Christus-Statue des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen in der Kopenhagener Frauenkirche gestaltet, die ihrerseits wiederum auf das Gemälde »Die klugen und die törichten Jungfrauen« von Peter von Cornelius zurückgeht.

Fenster

Alle Fenster der Kirche sind rundbogig und durch Bleiverstrebungen strukturiert. Je drei von ihnen finden sich auf den Längsseiten des Kirchraumes. Die Westseite zeigt je zwei übereinander angeordnete Fenster links und rechts des Turmes. Die Apsis weist drei Fenster auf: mittig über dem Alter sowie links und rechts davon angeordnet.

Die ursprünglichen Fenster zeigten ein rautenförmiges Muster, begrenzt durch ein schmales, blaues Band. Der runde Abschluss oben wurde durch eine Rosette mit einem roten Kreuz akzentuiert. Eine Besonderheit wies die Apsis auf: Das mittlere Fenster über dem Alter zeigte eine Glasmalerei des Künstlers Carl Gottfried Pfannschmidt, Jesus als den »Guten Hirten« darstellend. Es handelte sich um eine Schenkung der Bauherrin, Luise von Veltheim, zur Weihe der Kirche 1865.

Die originalen Fenster der Apsis wurden im Zweiten Weltkrieg, am 23. November 1943, durch die Druckwelle einer Bombenexplosion zerstört. Zunächst notdürftig mit Holzbrettern vernagelt, wurden sie Ende der 1950er Jahre durch die aktuellen Fenster ersetzt, die ein abstraktes Muster aus grauen und tauben-blauen Scheiben zeigen. Die Farben beziehen sich auf die damals aktuelle Gestaltung der Holzteile des Innenraumes der Kirche.

Die ursprünglichen Fenster an den Seiten des Kirchraumes wurden 1984 ersetzt und zeigen jetzt in der oberen Hälfte ein Regenbogen-Motiv. Vor ihrem Einbau mussten die neuen Fenster verzinkt werden. Da es unter den in der DDR herrschenden Bedingungen schwierig war, hierfür einen Betrieb zu finden, nutze man die gleichzeitig stattfindenden entsprechenden Arbeiten an den Fenstern der Nikolaikirche in Berlin-Mitte und gab die Glienicker Fenster heimlich dazu.

Innenraum

Nach mehreren Umgestaltungen im Laufe der Geschichte präsentiert sich der Innenraum seit der letzten Umgestaltung 2013/2014 wieder in einer an die Ursprungsfassung angelehnten Form. Die verschiedenen historischen Fassungen sind in einzelnen Elementen jedoch weiterhin präsent.

Die Wände des Innenraums der Kirche bestehen aus verputztem Backstein, sie wurden in zur Bauzeit üblicher Weise – das Grundmaterial wird durch Bemalung »veredelt« – durch eine grau-ockere Bemalung als Sandstein-Quader gestaltet. Ursprünglich waren an den Wänden Bibelverse aufgemalt. Auf der Westseite befindet sich die hölzerne Empore, auf der sich auch die Orgel befindet.

Die Holzelemente im Innenraum sind aus Kiefernholz gefertigt und wurden ebenfalls in Anlehnung an die Fassung von 1865 gestaltet: Bei Kanzel und Gestühl erhielt das Holz einen Anstrich aus Eichen-Beize (auch hier wurde ursprünglich das Grundmaterial durch einen Anstrich »veredelt«).

Der Dachstuhl ist nach unten offen. Hier wurde die Bemalung der Umgestaltung von 1937 belassen: In eine dunkelbraune Lasur wurden mit einem Kamm Linien eingebracht (Kammzuggestaltung), so dass »dreidimensionale« Ornamente entstanden. Der Orgelprospekt, der zur Zeit der Ursprungsfassung noch nicht vorhanden war, wurde 2013/2014 so gestaltet, dass er einen Übergang zwischen der angenährten Ursprungsfassung von 1865 (Wände, Gestühl, Kanzel) und der Fassung von 1937 (Dachstuhl) bildet (ornamente in Kammzugtechnik, aber hellbraune Lasur).

Der Übergang vom Innenraum zur Apsis und dem Altarraum wird durch einen Rundbogen gebildet. Der 1865 dort aufgemalte Bibelvers (eine Zusammenstellung von verschiedenen Vers-Teilen aus dem Johannesevangelium zum Thema ›Jesus als guter Hirte‹) wurde bei späteren Umgestaltungen getilgt. 2013/2014 wurde ein neuer Spruch angebracht, diesmal der erste Vers aus Psalm 23 (»Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln«).

Die erhöhte, rechteckige Kanzel befindet sich an der linken Seite des Rundbogens und ist über eine kurze Treppe erreichbar.

Ursprünglich befand sich links des Rundbogens an der Nordseite des Innenraums eine Sakristei, die auch den Zugang zur Kanzeltreppe einschloss. Sie wurde bei der Umgestaltung der Kirche 1990 abgerissen. Entsprechend befand sich rechts des Bogens, an der südlichen Wand, das beheizbare Patronatsgestühl. Es wurde 1949, nach dem Ende des Patronatswesens in Brandenburg, entfernt. An seine Stelle traten verschiedene Eisen- und Kachelöfen zum Beheizen der Kirche.

Apsis und Altarraum

Die fünfeckige Apsis umschließt den halbrunden Altarraum. Die Wandflächen im unteren Teil sind braun-ocker gestaltet und werden nach oben zu den Fenstern hin von einem sternenbesetzen Schmuckband begrenzt. Zum einen sollten durch den Anstrich wiederum die verputzten Ziegelsteine »veredelt« (zu dunklem Sandstein oder rotem Marmor), zum anderen durch die Gestaltung des Schmuckbandes an den Vorhang im Jerusalemer Tempel erinnert werden, der dort den Bereich des Allerheiligsten abgeteilt hatte. Die drei Fenster der Apsis sind nach wie vor in der Fassung der 1950er Jahre mit einem grau-blauen Glas-Mosaik gestaltet. Mit diesen Farben wurden damals auch die Holzteile im Innenraum gestrichen.

Ungewöhnlich ist die Gestaltung der Decke der Apsis. Das Gewölbe zeigt goldene Sterne auf einem hellen Himmel, womit der Architekt Erbkam auffällig von seinem Vorbild Stüler abwich, in dessen Kirchbauten sich goldene Sterne auf dunkelblauem Grund finden.

Der leicht erhöht stehende Altar ist ebenfalls aus Kiefernholz gefertigt und schwarz gestrichen. Ursprünglich befand sich auf ihm ein großes hölzernes Kreuz, das bei der Umgestaltung der Kirche 1953 einem Altarbild des Malers Eberhard Tacke (1903–1989) weichen musste. Das Kreuz wurde dabei zunächst an der nördlichen Seitenwand des Innenraums aufgehängt, musste aber Ende der 1950er Jahre wegen Holzwurm-Befalls entsorgt werden. Das Triptychon Tackes wurde bei der Renovierung der Kirche 1990 umgehängt und befindet sich seitdem unter der Empore an der südlichen Wand des Kirchraums.

Vor dem Altar steht der achteckige Taufstein, ebenfalls von 1865 und aus Holz gefertigt. Zusammen mit den Altarleuchtern und dem Abendmahlsgeschirr gehörte er damals zu den zahlreichen Spenden, mit denen die vermögenden Bauern des Dorfes und verschiedene Familien-Anghörige des Patrons die neuerbaute Kirche ausstatteten.

Hinter dem Altar, also an sehr prominenter Stelle der Kirche, befand sich ursprünglich eine Gedenktafel für den bei einem Reitunfall kurz nach der Grundsteinlegung ums Leben gekommenen Patron Achatz von Veltheim. Die Tafel wurde bei der Umgestaltung der Kirche 1949 zusammen mit dem ursprünglichen Altarkreuz an die Nordseite des Innenraumes versetzt, 1959 aber abgenommen und geriet dann in Vergessenheit. Nach ihrer Wiederentdeckung im Gemeindekeller 2007 wurde sie restauriert und wieder an der Nordseite des Innenraums angebracht. Die feierliche Neu-Enthüllung erfolgte in einem Fest-Gottesdienst am 17. Februar 2008 in Anwesenheit von Nachkommen der Familie Veltheim.

Übersicht zu den verschiedenen Fassungen von Innenraum und Apsis

Wände Apsis Fenster Holzteile Altar Dachstuhl Sonstiges
1865 ocker-grau, als Sandsteinquader bemalt, Bibelverse braun-ocker, als dunkler Sandstein bemalt, Schmuckband, Gewölbe mit goldenen Sternen auf hellem Untergrund Rautenmuster mit farbigem Rand und Lutherrose in der Rundung; in der Apsis Glasmalerei »Jesus als der gute Hirte« Eichenlasur schwarz blaugrau Patronatsgestühl und Sakristei; großes Altarkreuz, Gedenktafel hinter dem Altar
1932 Einbau einer neuen Orgel, Umbau der Empore, Prospekt bleibt zunächst ungestrichen
1937 weiß weiß rotbraun, Ornamente in Kammzugtechnik unbekannt dunkelbraun, Ornamente in Kammzugtechnik Elektrifizierung
1943 Zerstörung der Fenster in der Apsis, werden mit Holz vernagelt
1949 rosa weiß grau/taubenblau weiß Abriss Patronatsgestühl, an seiner Stelle versch. Öfen
1953 Altarkreuz und Gedenktafel von der Apsis an die Nordseite des Innenraums versetzt Anbringung Altarbild (Tryptichon)
1959 Altarkreuz und Gedenktafel abgenommen Neue Fenster Apsis (Mosaik grau/taubenblau)
1984 Neue Fenster Innenraum (Regenbogen-Motiv)
1990 hell-beige, Bogen weiß mit goldenen Zierstreifen hell-beige, Gewölbe weiß mit goldenen Zierstreifen, Altarbild unter die Empore (Südwand) versetzt braun, grün, ocker weiß mit vergoldeten Kapitellen Sakristei und Ofen abgerissen, Elektro-Heizung unter den Bänken
2014 ocker-grau, als Sandsteinquarder bemalt, Bibelvers auf Bogen braun-ocker, als dunkler Sandstein bemalt, Schmuckband, Gewölbe mit goldenen Sternen auf hellem Untergrund Eichenlasur schwarz Umluft-Heizung, Warmwasser-Bankheizkörper
2015 Orgelprospekt braun mit Ornamenten in Kammzugtechnik Erneuerung der Orgel

Orgel

Bereits zur Weihe 1865 wurde auf der Empore der Kirche eine kleinere Orgel mit einer mechanischen Traktur aufgestellt, wohl gebraucht angeschafft durch die Patronin Baronin Louise von Veltheim. Der Erbauer der Orgel ist unbekannt. 1905 gründlich überholt, mussten die Prospektpfeifen im ersten Weltkrieg als Metallspende abgegeben werden und wurden durch Holzpfeifen ersetzt. 1931 wurde das Instrument von dem Kirchenmusiker der Gemeinde Berlin-Frohnau (die zu dieser Zeit mit der Verwaltung der Glienicker Kirchengemeinde betraut war) als schon »seit langer Zeit … dringend reparaturbedürftig«, »vollständig verstimmt« und »nur für den gut Eingeweihten spielbar« beschrieben.

1932 erhielt die Gemeinde eine neue Orgel. Erbauer war die Firma Alexander Schuke in Potsdam. Zur Ausführung kam eine Orgel mit elektro-pneumatischer Steuerung und fahrbarem Spieltisch, die mit über 1000 Pfeifen für eine Dorfkirche relativ groß war und nur mit Mühe in die beengten Platzverhältnisse eingepasst werden konnte. Die Empore wurde zu diesem Zweck umgebaut und das Rückpositiv in die Brüstung eingelassen. Das Hauptwerk fand an der Westseite des Innenraums zwischen den Turm-Fenstern Platz.

Die Konstruktion erwies sich jedoch bald als extrem fehleranfällig: Die Elektro-Kontakte verschlissen regelmäßig, außerdem waren die zahlreichen Orgelpfeifen, die aus Platzmangel im Turm Platz gefunden hatten, Temperatur- und Klimaschwankungen fast schutzlos ausgeliefert. Unzählige Reparaturversuche bewirkten nur kurzzeitige Besserungen, immer mehr Register mussten abgeschaltet werden, immer wieder fiel die Orgel komplett aus.

2013/2014 wurde die Orgel daher komplett erneuert. Ausführende Firma war diesmal die »Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt«. Während die Pfeifen größtenteils übernommen werden konnten, wurden Spieltisch und Traktur komplett erneuert. Die Orgelpfeifen werden seitdem wieder mechanisch angesteuert. Sie befinden sich nun fast ausschließlich im heizbaren Innenraum der Kirche im leicht vergrösserten Hauptwerk und dem Rückpositiv.

Friedhof

Wie schon bei der ersten Glienicker Kirche war auch der 1865 errichtete Bau ursprünglich vom Friedhof des Dorfes umgeben. Ihn umschloss eine niedrige Mauer. Ende des 20. Jahrhunderts war der verfügbare Platzt jedoch aufgebraucht. Es wurde ein neuer kirchlicher Friedhof an der Hauptstraße 22–24 angelegt und gleichzeitig für die Aufbarung der Verstorbenen eine Leichenhalle beim damals neuen Feuerwehrdepot am Ostende der Dorfaue eingerichtet. Der neue Friedhof erfuhr später Erweiterungen und erhielt 1928/1929 eine Kapelle. Die alten Grabsteine rund um die Kirche blieben zunächst stehen. Erst 1930 wurde der alte Friedhof im Zuge der Verbreiterung und Pflasterung der Hauptstraße eingeebnet. Dabei wurden auch die Friedhofsmauer und das Eingangstor abgerissen und durch eine Hecke ersetzt.

Literatur

Birgit Reukauf: 150 Jahre Kirchweihe. Die Glienicker Kirche 1865–2015. In: Geschichte der Glienicker Dorfkirche 1865–2015. Hrsg. vom Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Glienicke/Nordbahn. Selbstverlag, Glienicke/Nordbahn 2015.

Claus P. Wagener: Ein Gebäude mit »wohltuendem Eindruck«. Zur Geschichte der Dorfkirche in Glienicke/Nordbahn. Mit Beiträgen von Alexander Ergang, Joachim Kullmann und Burghard Rübcke von Veltheim. Hrsg. vom Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Glienicke/Nordbahn. Books On Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-9167-3.

Einzelnachweise

  1. Denkmale in Brandenburg: Dorfkirche Glienicke/Nordbahn. In: ns.gis-bldam-brandenburg.de. Abgerufen am 19. Oktober 2016.