Bahnhof Beograd
Belgrad Hauptbahnhof | |
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![]() Blick auf die Ostfront des Bahnhofs
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Daten | |
Bahnsteiggleise | 10 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Belgrad |
Bezirk | Okrug Belgrad
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Staat | Serbien |
Koordinaten | 44° 48′ 28″ N, 20° 27′ 16″ O |
Liste der Bahnhöfe in Serbien |
Der Hauptbahnhof von Belgrad (serbisch Главна железничка станица Glavna železnička stanica) ist ein wichtiger Fernbahnhof der Železnice Srbije in Serbien. Der Bahnhof bedient den Fern- und Regionalverkehr sowie den Rangierbetrieb und besteht seit 1884.
Nachdem der erste Bauabschnitt des neuen Hauptbahnhofs Belgrad Zentrum am 26. Januar 2016 eingeweiht wurde, ist eine phasenweise Übernahme des gesamten Personenverkehrs vom alten zum neuen Hauptbahnhof bis Ende 2016 geplant.[1] Danach soll der Eisenbahnbetrieb in Belgrad Hauptbahnhof eingestellt und die Bahnhofshalle zum Museum umfunktioniert werden.
Lage
Der Belgrader Hauptbahnhof liegt im Stadtteil Savski venac am Saveufer. Vom Bahnhof führen die Straßen Balkanska ulica zum Terazije sowie die Nemanjina ulica zur Slavija. Der Bahnhof ist über die Brücke Stari Savski Most auch aus Novi Beograd zu erreichen. Momentan befindet sich auch noch der zentrale Busbahnhof an der Station.
Geschichte
Der Belgrader Hauptbahnhof wurde zwischen 1881 und 1884 unter Fürst Milan Obrenović gebaut. Am 21. August 1884 wurde die Eisenbahnbrücke über die Save fertiggestellt, die den Verkehr mit Zemun und Pest bedienen sollte (die Trasse Zemun–Savebrücke wurde am 15. September 1888 vollendet). Am 23. August wurde mit dem ersten Zug auf der Bahnstrecke Belgrad–Niš der Bahnhof offiziell eingeweiht und am 3. September dem öffentlichen Verkehr übergeben. Belgrad wurde somit nachfolgend mit Niš (1884), Pest (1884), Skopje (1888), Sofia (1888), Istanbul (1888) und Zagreb (1891) verbunden. Der Erste Zug von Pest kommend nahm am 12. August 1888 den Verkehr über Belgrad nach Istanbul auf. Der Orient-Express verkehrte erstmals am 28. Oktober 1888 von Paris aus.[2] Am 16. Januar 1916 ersetzte dann der Balkan-Express den 1914 eingestellten Orient-Express. Er wurde für die Elite aus Politik, Militär und Wirtschaft eingeführt und hatte hochwertige Schlaf- und Sitzwägen aus teilweise beschlagnahmten Waggons der CIWL. Mit der Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg wurde der Balkanzug eingestellt und durch den erneut von der CIWL betriebenen Simplon-Orient-Express ersetzt. Für diesen wie auch für weitere, nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführte Fernverbindungen nach Nord- und Westeuropa wie bspw. den Hellas-Express, den Meridian oder den Istanbul-Express blieb der Belgrader Hauptbahnhof einer der wichtigsten Haltebahnhöfe.
Seit Anfang der 1970er Jahre erfolgte eine umfassende Rekonstruktion der Eisenbahninfrastruktur von Belgrad im sogenannten Eisenbahnknoten Belgrad. Dabei war der völlige Ersatz des historischen Hauptbahnhofes vorgesehen. Durch die schleppende Fertigstellung des als neuen zentralen Bahnhof gedachten Bahnhofs Belgrad Zentrum soll der heutige Hauptbahnhof noch einige Monate in verkleinerter Form weiterbestehen. Er soll insbesondere für den Regionalverkehr, für protokollarische Zwecke und zur touristischen Nutzung genutzt werden. Letztlich soll er in ein Museum umgewandelt werden.[3]
Der Rückbau der Schieneninfrastruktur betrifft zudem auch die Gütertransportfunktion des Bahnhofs. So verkehrte der letzte Gütertransport vom Hauptbahnhof Belgrad nach Rijeka am 9. Juni 2016.[4] Damit wurde die Güterverkehrsfunktion des Rangierbahnhofs Belgrad-Hauptbahnhof (Beograd glavna spoljna) zum 10. Juni 2016 eingestellt.
Kulturdenkmal
Das Gebäude stellte zur Zeit des Baus einen der monumentalsten Bauten und Symbole der Hauptstadt dar. Das Gebäude ist im Geist des Akademismus, repräsentativ, mit gegliederter Grundlage, geformt. Über die architektonische Komposition dominiert der mittlere klassizistische Risalit des Haupteingangs. Er ist durch einen dreieckigen Tympanon erhöht.
Betrieb
Wegen der Anlage als Kopfbahnhof ist immer ein Lokwechsel erforderlich. Im Regionalverkehr sind Elektrotriebzüge als Wendezüge im Einsatz.
Fernverkehr
Im Fahrplan 2010/2011 gibt es vom Belgrader Hauptbahnhof folgende Abfahrten zu Intercity- und Fernverkehrszielen:
Linie | Strecke | Taktfrequenz | Sonderinformation |
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EC 210 | Belgrad Hbf – Zagreb – Ljubljana – Villach – Salzburg Hbf – München Hbf – (Sava) | Einzelne Züge | Linie eingestellt |
EC 344 | Belgrad Hbf – Budapest Keleti pu. – Bratislava – Brünn – Prag Hbf – (Kurswagen – Moskwa-Kiewskaja)[5] (Avala) | Einzelne Züge | Linie eingestellt – Verkehrt 2016 täglich um 7:20 nach Wien Hauptbahnhof |
ICS 513 | Belgrad Hbf – Rakovica – Lazarevac – Lajkovac – Užice – Priboj – Prijepolje (Zlatibor) | Einzelne Züge | |
ICS 540 | Belgrad Hbf – Stara Pazova – Inđija – Novi Sad – Subotica (Palić) | Einzelne Züge | |
ICS 548 | Belgrad Hbf – Stara Pazova – Inđija – Novi Sad (Fruška gora) | Einzelne Züge | |
D 293 | Belgrad Hbf – Niš – Sofia Hbf – (Nušić) | Einzelne Züge | |
D 337 | Belgrad Hbf– Niš – Skopje | Einzelne Züge | |
D 340 | Belgrad Hbf – Novi Sad – Subotica – Budapest Keleti – Wien Hbf – (Beograd) | Einzelne Züge | Linie seit Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2015 erneut in Betrieb, aber von Budapest über Kattowitz – Warschau – Minsk – Smolensk nach Moskau Smolensker Bhf. |
D 361 | Belgrad-Donaubf – Pančevo – Vršac – Temeswar – Drobeta Turnu Severin – Bukarest Nordbf – (Bucuresti) | Einzelne Züge | Linie eingestellt |
D 414 | Belgrad Hbf – Zagreb – Ljubljana – (Kurswagen Venedig Bf Santa Lucia und Zürich HB – (Alpine Pearls)) | Einzelne Züge | Linie bis Venedig eingestellt, verkehrt 2016 11:00 nach Schwarzach St. Veit |
D 431 | Belgrad Hbf – Podgorica – Bar – (Tara) | Einzelne Züge | 2016 täglich 9:20 bis Bar |
D 435 | Belgrad Hbf – Podgorica – Bar – (Lovćen) | Einzelne Züge | |
D 451 | Belgrad Hbf – Vinkovci – Doboj – Sarajevo | Einzelne Züge | Linie eingestellt |
D 491 | Belgrad Hbf – Niš – Sofia Hbf – Istanbul Sirkeci – (Balkan) | Einzelne Züge | Linie eingestellt, 2016 täglich 7:35 bis Sofia |
D 335 | Belgrad Hbf – Niš – Skopje – Bahnhof Thessaloniki – (Hellas) | Einzelne Züge |
Regionalverkehr
Neben den oben erwähnten Fernverkehrsverbindungen bedient der Belgrader Hauptbahnhof die Regionalverbindungen nach Šid, Subotica, Niš, Požarevac und Prijepolje. Alle Regionalstrecken werden dabei von elektrifizierten Dieseltriebzügen befahren. Der Belgrader Hauptbahnhof ist nicht an das S-Bahnnetz der Stadt angebunden. Der kommunale Schienenverkehr bedient die Beovoz- und bg:voz-Haltestellen Centar, Novi Beograd und Vukov Spomenik. Wichtigster Bahnknoten des kommunalen Schienenverkehrs ist dabei der Bahnhof Vukov Spomenik. Zudem verkehren vom Bahnhof Beograd Dunav alle Züge in das Banat (Relation nach Pančevo und Zrenjanin).
Folgende Regionalverkehrslinien verkehren im Belgrader Hauptbahnhof:
Linie | Strecke | Taktsystem |
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PT | Belgrad – Stara Pazova – Inđija – Novi Sad – Vrbas – Subotica | Einzelne Züge |
PT | Belgrad – Stara Pazova – Ruma – Sremska Mitrovica – Šid | Einzelne Züge |
PT | Belgrad – Resnik – Lajkovac – Valjevo – Požega – Užice – Priboj – Prijepolje (Vrbnik Grenze Montenegro) | Einzelne Züge |
PT | Belgrad – Jajince – Mala Krsna – Požarevac | Einzelne Züge |
PT | Belgrad – Resnik – Mladevovac – Lapovo – Jagodina – Ćuprija – Paračin – Aleksinac – Niš | Einzelne Züge |
Probleme im Betriebsablauf
Seit Einstellung der durchgehenden Streckenverbindungen Ljubljana–Zagreb–Belgrad–Skopje–Thessaloniki (Olympus-Express) 2007 sowie der schon in den 1990ern eingestellten Verbindungen des Hellas-Expresses und Akropolis-Expresses ist der Hauptbahnhof von Belgrad ein Umsteigebahnhof für Zugverbindungen von und nach der Türkei, Bulgarien und Mazedonien und andererseits von und nach Österreich, Ungarn, Slowenien und Kroatien. Da hier aber nur wenige Anschlusszüge bereitgestellt werden und lange Verspätungen eher die Regel als Ausnahmen sind,[6] kommt es insbesondere bei Umstiegen zu Beeinträchtigungen im paneuropäischen Fernverkehr.[7] Diese Probleme sind der begrenzten Kapazität im alten Kopfbahnhof, dem für durchgehende Verbindungen vom ehemaligen Jugoslawien gebauten, aber bisher nicht in Betrieb gegangenen neuen Bahnhof Bahnhof Belgrad Zentrum sowie dem schleppenden zweigleisigen Streckenausbau und der unterentwickelten Schieneninfrastruktur im Eisenbahnknoten Belgrad anzulasten.
Einzelnachweise
- ↑ Tanjug, 26. Januar 2016 Mihajlovic: godinu dana za izmestanje stanice
- ↑ Jezdimir C. Nikolić, Istorija Železnica Srbije, Vojvodine, Crne Gore i Kosova, Želnid, 1980, Beograd.
- ↑ Generalni plan Beograda 2021 (PDF; 3,3 MB)
- ↑ ZS, 10. Juni 2016 [1]
- ↑ Zuglauf des Avala mit den Kurswagen nach Moskau der Ungarischen MAV (PDF; 52 kB)
- ↑ Blic, 20. September 2009 Za pola godine vozovi srpske železnice zakasnili čitavih deset meseci
- ↑ Europäisches Parlament, 18. Dezember 2008 Andauern der schlechten Umsteigeverbindungen für Fahrgäste im Eisenbahnknoten Belgrad zwischen Zügen aus zahlreichen europäischen Ländern