Enkheimer Alteichen

Die Enkheimer Alteichen stehen am südlichen Rand des Naturschutzgebiets Enkheimer Ried des Frankfurter Stadtwaldes und Frankfurter Grüngürtels. Mit 3 bis 4,46 Metern Stammumfang, einem Alter zwischen 250 und über 300 Jahren und Höhen zwischen 25 und 40 Metern zählen sie zu den ältesten und besterhaltenen Baumpopulationen Frankfurts.
Lage
Nachgewiesen sind inzwischen 50 Bäume, die sich im Wesentlichen an sieben Standorten im Enkheimer und Bischofsheimer Wald sowie am Rand der Naturschutzgebiete Enkheimer Ried (Nachtigallenweg) und Berger Hang (Wagenweg) sowie Fechenheimer Wald (Auffahrt A66) befinden.
Dammweg/Postweg
50° 8′ 51″ N, 8° 46′ 8,4″ O
Größere Bestände (sechs Einzelbäume) erstrecken sich – leicht zugänglich vom Hauptweg – am westlichen Zugang zum Enkheimer Wald zwischen dem ehemaligen Enkheimer Wasserwerk und der Kleingartenanlage Möllers Wäldchen an einem dort befindlichen Waldrastplatz (Ecke Dammweg/Postweg).
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Alteichen Ecke Dammweg/Postweg
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Solitäreiche Ecke Dammweg/Postweg
Nachtigallenweg
50° 9′ 10,8″ N, 8° 46′ 44,7″ O
Eine locker gestreute Gruppe weiterer zehn Bäume erstreckt sich rechts und links des Nachtigallenwegs an dessen östlichem Ende, der auf der südlichen Seite parallel zum Riedteich verläuft. Hier befindet sich der mit 4,30 Metern Umfang und etwa 35 Metern Höhe älteste Einzelstamm des gesamten Enkheimer Bestandes, der etwa 1670 gekeimt ist.
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Ältester Einzelstamm im Enkheimer Naturschutzgebiet mit 4,46 Metern Umfang
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Enkheimer Alteiche Nachtigallenweg
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Baumhain Nachtigallenweg
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Stammbasis Alteiche Nachtigallenweg
Gänseweiher
50° 8′ 50,1″ N, 8° 47′ 28″ O
Eine sehr gut gewachsene Population mit sieben Bäumen befindet sich auch im zum Teil unwegsamen Gelände am südöstlichen Rand des Gänseweihers zwischen Gänseweiherweg und dem Stadion des FSV 07 Bischofsheim. Der älteste Baum dürfte dort um das Jahr 1710 gekeimt sein. Sein Umfang beträgt fast 4 Meter.
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Ca. 250-300 Jahre alte Eiche am Gänseweiher mit fast 4 Metern Umfang.
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Alteiche südöstlich des Gänseweihers
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Alteiche am Rastplatz Gänseweiher
Dammweg/Bischofsheimer Weg
50° 8′ 47,2″ N, 8° 46′ 30,1″ O >
Vor der Abzweigung Dammweg/Bischofsheimer Weg zwei sehr schön Exemplare links etwas abseits des Weges; im weiteren Verlauf des Bischofsheimer Weges links und rechts am Wegrand.
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Dammweg/Bischofsheimer Weg
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Bischofsheimer Weg
Wagenweg
50° 9′ 21,7″ N, 8° 46′ 41,4″ O
Von der Abzweigung Ludwig-Emmel-Weg aus erstrecken sich entlang des Wagenwegs in westlicher Richtung auf der linken Seite fünf Bäume im Alter zwischen 250 und knapp 280 Jahren in regelmäßigen Abständen von rund 50 Metern. Die regelmäßigen Abstände sowie die historische Bezeichnung "Wagenweg", die sich bis ins frühe 19. Jh. zurückverfolgen lässt, lassen darauf schließen, dass es sich dabei um alte Wegbäume entlang einer früheren Landstraße handelt.
Schwarzer Weg, Centerschneise, Streichkernweg
50° 8′ 16″ N, 8° 44′ 58,2″ O
In diesem Gebiet wurden insgesamt 12 Alteichen erfasst, die zwischen 250 und 290 Jahre alt sein dürften. Die ältesten Exemplare befinden sich am Rand der Centerschneise und des Streichkernwegs im Bereich der Autobahnauffahrt zur A66.
Umfeld Berger Warte
Zwei herausragende Exemplare, die laut Messung vor dem Jahr 1700 gekeimt haben dürften (Umfänge 4,00 und 4,10 Meter), befinden sich im Umfeld der Berger Warte unmittelbar auf beiden Seiten der B521 vom Parkplatz am alten Jüdischen Friedhof aus ca. 300 Meter in Bad Vilbeler Richtung am Waldrand. Der eine Baum an der Einfahrt eines Forstwegs neben einem Fertighauszentrum, markiert mit einer roten Plakette "Abteilung 2 Seckbacher Busch", ist der einzige im gesamten Enkheimer und Bergener Alteichenbestand, der ausdrücklich als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Das zweite, auf der anderen Seite befindlich Exemplar, ist dagegen bei nahezu gleichem Habitus unmarkiert. Das Vorhandensein eines alten Grenzsteins mit den Initialen "GH" in unmittelbarer Nähe (Abstand 5 Meter) könnte darauf hindeuten, dass es sich um eine alte Grenzeiche[1] handelt.
Messung

Die besondere Bedeutung des heutigen Enkheimer und Bischofsheimer Waldes wird in einigen historischen Quellen erwähnt. Neben seit dem Mittelalter immer wieder erfolgenden kriegs- und wirtschaftsbedingten großflächigen Rodungen und Zerstörungen gab es nach solchen Phasen auch immer wieder systematische Aufforstungen. Die wohl umfangreichsten Aufforstungen erfolgten nach dem für Bergen und Enkheim verheerenden siebenjährigen Krieg zwischen 1761 und 1772. [2]. Von den inzwischen kartierten Alteichen dürften mehr als die Hälfte (26) aus dieser Zeit datieren. Viele andere (15) sind jedoch älteren Datums und haben diese sowie spätere Kriegs- und Krisenphasen offenbar überstanden. Das Senckenberg-Institut nahm zwischen 1985 und 2003 eine umfassende [3][4][5][6] Biotopkartierung in Frankfurt befindlicher naturnaher Waldbestände vor. Im Rahmen dieser Untersuchung heißt es: Eichen-Hainbuchenwälder zählen zu den naturnahen Waldbeständen des Frankfurter Stadtwaldes, die zudem dem Schutz der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) der EU unterliegen. Ihr Vorkommen im Stadtgebiet konzentriert sich auf den Schwanheimer Wald, den Nied- und Bieg-Wald sowie auf den Enkheimer Wald. Insgesamt konnten ungefähr 200 ha dieses Lebensraumtyps im Rahmen der Kartierung 1998–2003 nachgewiesen werden. Es ist damit grundsätzlich wissenschaftlich anerkannt, dass sich im Enkheimer Wald ökologisch wertvolle und alte Eichenbestände befinden.
Dieser grundsätzliche Befund wird unterstrichen durch bisher vier Messungen und Eigenkartierungen, die zwischen Juni und September 2016 im Enkheimer, Bischofsheimer und Fechenheimer Wald und um die Berger Warte an 50 Alteichen mit einem Umfang von mehr als 3 Metern vorgenommen wurden. Als Basis für die Alterseinstufung wurde die in Forstwirtschaft übliche Formel „Baumalter = Umfang x Altersfaktor“ angewandt. In der Fachliteratur wird für Eichenbestände in Wäldern ein Altersfaktor von 0,8 angegeben. Die Messung des Umfangs erfolgte mit einem geeichten Maßband in 1,30 Metern über Bodenhöhe. Andere in der Fachliteratur angegebene Altersbestimmungsformeln (z.B. nach Mitchell) ergaben nur geringfügig abweichende Ergebnisse. Weitere Referenzen zum Alter vergleichbarer Bäume, z.B. "Heuleiche" (Gemeindegrenze von Bad Endbach (Wommelshausen)), die mit einem Umfang von 4,10 Metern sogar ein Alter von 400 Jahren aufweisen soll. [7]; aus der Nähe von Köln wird von der Fällung einer rund 300 Jahre alten Eiche berichtet mit einem Stammdurchmesser von 1,6 Metern[8]
Der Enkheimer Wald in historischen Karten
Historische Landkarten Enkheims belegen das vergleichsweise hohe Alter des hiesigen Waldes. Im kartenkundlichen Landesarchiv der Universität Marburg finden sich Kartierungen aus den Jahren 1759 und 1784[9][10]. Diese belegen umfassende Waldgebiete im Bereich des Enkheimer Rieds bis nach Bischofsheim sowie in Fechenheim. Es erscheint zumindest plausibel, dass viele der bisher kartierten 50 Eichen Bestandteile dieses dort erfassten Waldgebiets waren. In einer Karte aus dem Jahr 1853 findet sich auf heutiger Bischofsheimer Gemarkung zwischen dem damals schon vorhandenen "Waldsee" und einer südlich davon verlaufenden Landstraße die Bezeichnung "Eichwald" - zu dieser Zeit eine im gesamten Frankfurter Stadtgebiet einzigartige Bezeichnung. Genau in diesem Gebiet befinden sich auch heute mit die ältesten Eichensolitäre des gesamten Bischofsheimer Waldes.
Vergleichbare Baumpolpulationen unter ähnlichen Wuchsbedingungen
Im Landschaftspark Wilhelmsbad in Hanau[11]befinden sich Eichenpopulationen, die unter ähnlichen Wuchsvoraussetzungen (Bodenbeschaffenheit, Feuchte, Nährstoffe) wie im Enkheimer Ried entstanden sind. Der Landschaftspark des Hanauer Grafen Wilhelm IX./I. von Hessen-Kassel wurde im Jahr 1777 angelegt und war vorher ein als Jagdgebiet genutztes Waldgebiet. Die Park-Ansichten dieser Zeit sind in zahlreichen Stichen und Karten im dortigen Museum sehr gut und präzise dokumentiert. Sie zeigen z.B. südöstlich des Schlosses und an einigen markanten Orten im Park bereits stark entwickelten solitären Baumbestand u.a. mit kräftigen Eichen. Einige dieser markanten Baumsolitäre (z.B auf einer kleinen Anhöhe neben dem Quellpavillon sowie links vom Schneckenberg) konnten im Rahmen von Messungen am 23. Oktober 2016 unschwer an den damals bezeichneten Orten wieder aufgefunden werden. Sie weisen Umfänge zwischen 4,50 und 4,80 Metern auf. Es dürfte sicher sein, dass diese Bäume deutlich vor dem Jahr 1700, vermutlich sogar vor dem Jahr 1600 gekeimt sind, drei davon stehen daher unter Naturschutz. Die Stadt Hanau weist für diese drei Bäume ein Alter von 370 bis 420 Jahren aus[12]. Diese Bäume sind von Habitus und Entwicklung durchaus vergleichbar mit den ältesten Bäumen im Enkheimer Ried und an der Berger Warte.
Geodaten der elf ältesten Eichen >280 Jahre
50° 9′ 12,5″ N, 8° 46′ 48″ O
50° 9′ 16″ N, 8° 46′ 56,3″ O
50° 9′ 23,6″ N, 8° 46′ 51,5″ O
50° 8′ 50,2″ N, 8° 47′ 29,9″ O
50° 8′ 50,1″ N, 8° 47′ 28,4″ O
50° 8′ 54,1″ N, 8° 47′ 34,1″ O
50° 8′ 51,5″ N, 8° 46′ 9,1″ O
50° 8′ 44,4″ N, 8° 46′ 11,8″ O >
50° 8′ 11,4″ N, 8° 45′ 2,5″ O
50° 8′ 12,5″ N, 8° 45′ 0,8″ O
50° 8′ 18″ N, 8° 45′ 5,9″ O
Schwanheimer Alteichen
Als außergewöhnliche Baumbestände besonders bekannt sind bisher auf Frankfurter Gemarkung die Schwanheimer Alteichen, die mit rund 500 Jahren ein noch höheres Alter aufweisen sollen. Allerdings werden in den zu den Schwanheimer Alteichen vorliegenden Fachbeiträgen Stammumfänge von durchschnittlich 2,75 bis 5 Metern angegeben, was auf ein geringeres Alter als 500 Jahre hindeuten würde.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.gfh-westerwald.de/exkurs/grenz/Grenzeiche.jpg
- ↑ vgl. Emmel, L.: Chronik einer Landschaft am Untermain - Bergen-Enkheim, Frankfurt a.M. 1985, S. 37
- ↑ http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=1404&preview=true
- ↑ http://www.frankfurt-greencity.de/umwelt-frankfurt/natur-und-artenschutz/flora-von-frankfurt/
- ↑ http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/abteilung/botanik/nfm_145_11-12_2015_praedikat_318-329.pdf
- ↑ http://www.flora-frankfurt.de/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Heul-Eiche.jpg
- ↑ http://www.rundschau-online.de/region/kreis-euskirchen/300-jahre-alter-baum-die-alte-eiche-ist-geschichte-3223130
- ↑ http://lagis.online.uni-marburg.de/img/hkw/s3/7_2.jpg
- ↑ http://www.pennula.de/stadtplan-strassenkarte-frankfurt-am-main-1715.htm
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelmsbad
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Naturdenkmale_in_Hanau