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Das Silmarillion

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Das Silmarillion ist eine Sammlung von unvollendeten Werken J. R. R. Tolkiens, die nach seinem Tod, aber auf seinen ausdrücklichen Wunsch, von seinem Sohn Christopher in überarbeiteter und vervollständigter Form veröffentlicht wurde.

Aufbau

Das Silmarillion besteht aus folgenden fünf Teilen:

  1. Ainulindalë: die Erschaffung von Ea, dem Universum Tolkiens.
  2. Valaquenta: eine kurze Beschreibung der übernatürlichen Wesen Valar und Maiar.
  3. Quenta Silmarillion: die – den weitaus größten Teil des Werkes ausmachende – Chronik der Ereignisse vor und während des Ersten Zeitalters.
  4. Akallabêth: die Geschichte des Untergangs von Númenor.
  5. Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter: ein eher kurzer Essay, der die Vorgeschichte sowie eine Nacherzählung der im Herrn der Ringe beschriebenen Ereignisse enthält.

Diese fünf Teile waren ursprünglich nicht in einem Werk zusammengefasst, es war jedoch J. R. R. Tolkiens ausdrücklicher Wunsch sie in zusammengefasster Form zu veröffentlichen. Zusammen mit anderen postum veröffentlichten Werken wie Nachrichten aus Mittelerde (engl. Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth) und Die Geschichte Mittelerdes bildet Das Silmarillion eine Chronik des Universums, in dem Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe spielen. Das Silmarillion ist dabei wesentlich weniger detailliert als die zuvor genannten zwei großen Werke, behandelt aber zugleich eine wesentlich längere Zeitspanne.

Inhalt

Das Silmarillion ist ein sehr komplexes Werk, das Anleihen aus einem breit gefächerten Spektrum von Mythen und Märchen aus ganz Europa macht, ohne aber einer einzelnen davon besonders eng zu folgen. Beispielsweise ist der Name Eru Ilúvatar (Einer, der Vater von Allen ist) klar der Nordischen Mythologie entlehnt; der Charakter selbst hingegen ähnelt eher dem biblischen Gott, selbst der Stil, in dem die Ainulindalë erzählt wird, ist biblisch; die Geschichte Túrin Turambars ähnelt einem Motiv aus der finnischen Kalevala; und Númenor erinnert offensichtlich an Platons Überlieferung von Atlantis – in der Tat war einer der Namen, die Tolkien diesem Land gab, Atalantë, obgleich er dies als eine Abart des Namens in elbischer Sprache erklärte. Zudem findet sich eine Anspielung auf die Artussage und die mystische Welt von Avalon: Auf der einsamen, von Elben bewohnten Insel Tol Eressa, dem ersten Vorposten des paradiesischen Aman, findet sich eine Stadt namens Avallóne. Eine in den frühen Versionen noch vorhandene Verbindung zu der realen Geschichte Englands wurde jedoch aufgegeben.

Schöpfungsgeschichte

Die Schöpfungsgeschichte von Tolkiens Welt wird vor allem in „Ainulindale“, aber auch in „Valaquenta“ erzählt.

Die Welt wird durch Musik erschaffen: Zu drei Themen, das ihnen der Schöpfergott Eru Ilúvatar gegeben hat, improvisieren die Ainur, göttergleiche Wesen, die vor allem anderen von Ilúvatar erschaffen worden waren. Obwohl ein sehr begabter Ainu, Melkor, die Musik immer wieder durch seine Misstöne stört, werden diese schließlich Teil eines prächtigen Ganzen, und Ilúvatar belehrt ihn und die anderen Ainur, keiner von ihnen könne etwas tun, das nicht die Vollkommenheit seiner Werke steigere. Er zeigt ihnen die Welt, die aus ihrer Musik erwachsen ist, als Vorgesicht, gibt ihr mit dem Schöpfungswort „Ea“ („Es sei!“) eigenes Leben und erlaubt denjenigen Ainur, die es auf sich nehmen, in der Welt bis zu deren Ende verstrickt zu sein, in die Welt hinabzusteigen und dort das, was sie gesungen und in einem Vorgesicht gesehen haben, nun auch in der Realität zu erschaffen. Die höchstrangigen unter diesen, vierzehn an der Zahl, heißen ab jetzt Valar, die nächste Rangstufe dient ihnen zumeist und nennt sich Maiar. Sie alle sollen die Welt für die Ankunft der „Kinder Ilúvatars“ vorbereiten, der unsterblichen Elben, die nicht an Alter oder Krankheit sterben und durch ihren Tod nur an einen anderen Ort der Welt versetzt werden, und der Menschen, denen Ilúvatar die schwer verständliche Gabe verliehen hat, durch den Tod die Welt verlassen zu dürfen.

Unter den Valar (wenn er auch wegen seiner Schandtaten später nicht mehr zu ihnen gezählt wird) ist auch Melkor, der weiterhin die Arbeit der übrigen stört.

Quenta Silmarillion

Die Geschichte der Silmaril, dreier kostbarer künstlicher Edelsteine, und deren Auswirkungen auf die Weltgeschichte – das „eigentliche Silmarillion“.

Auch in der Welt stört Melkor (der wegen seiner Schandtaten später nicht mehr zu den Valar gezählt wird) die Valar, die sich nun entäuscht in den fernen Westen, auf den Kontinent Aman zrückziehen. Als die Elben als erste der „Kinder Ilúvatars“ erwachen, raffen sie sich zwar noch einmal zu einem Krieg gegen Melkor auf, zerstören seine Festungen Utumno und Angband und setzen ihn selbst gefangen, raten aber den Elben, zu ihnen nach Aman zu kommen. Viele nehmen dies an, und nur wenige, die so die höchste Blüte elbischer Kultur nicht erleben (Nandor und Sindar), bleiben jenseits des trennenden Meers in Mittelerde.

Die friedliche Zeit wird durch Melkors Freilassung nach dem Ende seiner Haftzeit gestört, der, geschickt durch Heuchelei verborgen, Zwietracht stiftet. Währenddessen fängt Feanor, ein Königssohn vom Elbenvolk der Noldor, in drei künstlichen Edelsteinen, den Silmaril, das Licht zweier Bäume ein, des silbernen Teleprion und des goldenen Laurelin, die als bessere Vorläufer von Mond und Sonne, die später aus ihren Überresten geschaffen wurden, damals im Wechsel die Welt beleuchten. Diese kostbaren Steine werden umso begehrenswerter, als Melkor die beiden Bäume zerstört. Anschließend stiehlt er die Silmaril. Feanor, zuvor mehr als die anderen Elben durch Melkor zur Wut gegen die „Unterdrückung“ durch die Valar aufgestachelt, lässt seine Söhne nun einen Eid schwören, den unrechtmäßigen Besitzer der Silmaril, wer es auch sein möge, zu verfolgen und bringt, alle Warnungen der Valar in den Wind schlagend, fast alle Noldor dazu, Aman zu verlassen und Melkor zu verfolgen. Den Fluch und das Verbot der Valar, Aman zu betreten, laden sie auf sich, als sie, um an Schiffe zur nötigen Überfahrt zurück nach Mittelerde zu kommen, viele von deren Besitzern erschlagen.

Bald beginnt mit dem Aufgang der Sonne des Erste Zeitalter.

Reiche werden gegründet, Kriege gegen Melkor (nun meist Morgoth genannt) geführt, ohne dem Ziel, die Silmaril wiederzubekommen, näher zu kommen. Die Zwerge, einst durch den Vala Aule aus Ungeduld über das Ausbleiben der Kinder Ilúvatars erschaffen, sind bereits erschienen, nun folgen auch die Menschen.

Der Mensch Beren verliebt sich in die Lúthien, Tochter des Sindar-Königs Thingol und der Maia Melin. Um ihn loszuwerden, verlangt Thingol als Brautpreis einen der Silmaril, die Melkor (nun meist Morgoth genannt) in seiner eisernen Krone eingeschmiedet hat. Unter vielen Gefahren und mit Hilfe Lúthiens, die vor ihrem Vater geflohen ist, erhalten sie einen. Lúthien nimmt später als erste Elbin das Schicksal der Menschen an und willigt ein zu sterben, während Beren als erster Mensch auf Lúthiens bitten hin nach seinem ersten Tod noch ein paar Lebensjahre erhält. Die Silmaril wirken weiter Unglück: Diejenigen, die noch in Morgoths Eisenkrone sind, fordern eine weitere vergebliche Schlacht der Noldor und ihrer Verbündeten gegen Morgoth heraus, diejenigen in Thingols Schatzkammer dagegen die Begehrlichkeit zwergischer Schmiede, den Tod Thingols und einen Krieg zwischen Sindar und Zwergen.

Weiter ändern sich die Zeiten: Eine nach dem anderen vergehen die Hochburgen elbischer Kultur: Meist durch den Feind selbst, Thingols Reich jedoch durch Feanors Söhne, die nach den Silmaril gieren. Feanor ist bereits bei seiner Ankunft in Mittelerde umgekommen, auch seine Söhne werden weniger.

An den Mündungen des Flusses Sirion treffen sich schließlich die Überlebenden zweier elbischer Hochburgen: Der Noldorstadt Gondolin und des Sindarreichs Doriath. Unter ihnen sind zwei gemischter Herkunft: Earendil, Sohn von Gondolins Königstochter Idril und des Menschen Tuor, und Elwing, Enkelin von Beren und Lúthien, Besitzerin von deren Silmaril. Tuor selbst liebt das Meer und fährt, als er alt wird, mit Idril in den Westen, als einziger unter allen Menschen zu den Noldor gezählt. Auch Earendil liebt das Meer, oft segelt er mit wenigen Gefährten nach Westen, ohne aber sein erhofftes Ziel, Aman, zu finden. Einmal wird während seiner Abwesenheit sein Land an den Mündungen des Sirion von den vier letzten Überlebenden unter Feanors Söhnen überfallen, den Silmaril Elwings, den sie verlangen, bekommen sie jedoch nicht: Elwing stürzt sich ins Meer, wird aber von dem Vala Ulmo in einen weißen Vogel verwandelt und so gerettet, sie findet Earendil und sie beschließen, noch einmal zu versuchen, Aman zu erreichen und den Valar von dem Leid Mittelerdes zu erzählen.

Mit dem Silmaril gelingt es ihnen nun: In Ehren werden sie empfangen. Zwar ist für sterbliche Menschen das Betreten Amans verboten, aber man erinnert sich, dass beide auch Elben unter ihren Vorfahren haben und lässt sie wählen. Wenn Earendil auch eher den Menschen zugetan ist, wählt Elwing doch für beide das Schicksal der Elben. Während Earendil mitsamt dem Silmaril und seinem Schiff an den Himmel versetzt wird, wo er nun wie die Sonne seine Bahn ziehen und als Morgen- bzw. Abendstern den Menschen Hoffnung bringen soll, beherzigen die Valar und Elben seine Botschaft und ziehen in den „Krieg des Zorns“. Morgoth wird niedergeworfen und aus der Welt verbannt, die beiden Silmaril aus seiner Eisenkrone ins Lager der Valar gebracht. Die beiden letzten Söhne Feanors, Maedhros und Maglor, rauben sie, haben jedoch das Anrecht auf sie verloren: Die Silmaril, geweiht, sodass keine unbefugte Hand sie schmerzlos berühren kann, verbrennen ihnen die Hände. Maedhros stürzt sich mit seinem Silmaril in einen Vulkan oder eine Erdspalte, während Maglor seinen Silmaril ins Meer wirft, schwermütig singend an den Küsten entlangwandert und nicht mehr gesehen wird.

Das Erste Zeitalter ist zu Ende.

„Quenta Silmarillion“ endet mit der Feststellung, dass „Hohes und Schönes“ immer zu „Dunkel und Trümmern“ werde, sei das Schicksal der Erde, und eine Änderung sei allenfalls von den Valar abzusehen.

Akallabêth

In Akallabêth („die Versunkene“) wird vom Untergang Númnenor berichtet.

Den Menschen, die treu zu den Elben und Valar gestanden hatten, war eine eigene neue Insel zwischen Mittelerde und Aman, in Sichtweite der Elbeninsel Tol Eressa, geschenkt. Viele nahmen dieses Angebot an; ihr erster König wurde Elros, Sohn Earendils und Elwings und Bruder Elronds, der im Gegensatz zu seinem Bruder das Schicksal der Menschen gewählt hatte. In ihrer Hauptstadt Armenelos wächst ein weißer Baum, Nachkomme von Abbildern des Teleprion, die den Elben geschenkt wurden, und auf den Gipfel des Berges Meneltarma wird Ilúvatar verehrt. Lange Zeit leben die Númenórer in Glück, dann aber neiden sie den Elben, von denen sie oft besucht werden, ihr ewiges Leben, obwohl sie selbst lange leben. Sie klammern sich ans Leben, und die Einbalsamierung der Toten wird bald eine wichtige Kunst. Die Númenórer, die bisher in Mittelerde, wenn sie es überhaupt besuchten, den dortigen Menschen nur gutes gebracht haben, fallen nun über sie her und beuten sie aus. Nach über zweitausend Jahren wird durch den König der Gebrauch der Elbesprachen verboten, und bald wird der Weiße Baum nicht mehr gepflegt, Schiffe der Elben können nur noch heimlich empfangen werden und das Heiligtum auf dem Meneltarma wird nur noch selten besucht. Das Volk spaltet sich in die Gefolgsleute des Königs und die „Getreuen“, die weiter an der Bindung zu den Elben und Valar festhalten. Unter den Getreuen am vornehmsten sind die Fürsten von Andúnië, einer Stadt im Westen Númenors, die selbst von Elros und den ersten Königen abstammen.

Der 24. König, Ar-Pharazôn, versucht Sauron, einen alten Diener Melkors, zu unterwerfen. Zum Schein gibt Sauron nach und lässt sich in Númenor gefangensetzen, in Wahrheit jedoch betrügt er den König und stachelt ihn zu immer neuen Vergehen auf. Bei Todesstrafe wird verboten, das Heiligtum auf dem Meneltarma zu besuchen, und kaum hat Isildur, Enkel Amandils, des Fürsten von Andúnië, heimlich einen Schössling des Weißen Baumes gestohlen und in Sicherheit gebracht, wird der Baum selbst gefällt. Anstelle Ilúvatars wird in einem teuren Tempel Melkor durch Menschenopfer verehrt. Während der König und Sauron zu einem Angriff auf Aman rüsten, fährt Amandil in den Westen, um die Valar um Gnade zu bitten; er wird nicht mehr gesehen. Seiner Familie hat er geraten, zu fliehen, da sicher ein Unglück über das Land hereinbrechen werde. Die Flotte des Königs segelt nach Aman. Mit vielen wertvollen Dingen beladen und mit Getreuen, die sie für vertrauenswürdig halten, segeln auch Isildur und seine Söhne ab. Als der König in Aman angekommt, geben die Valar vorübergehend die Herrschaft an Ilúvatar zurück, der den Bau der Welt ändert. Die Erde wird rund und Aman entrückt, sodass es auf durch menschliche Segelkunst nicht mehr zu erreichen ist. In den Spalt, der dabei entsteht, stürzt die königliche Flotte und auch von Númenor ragt nur noch der Meneltarma über die Wellen, während der König und sein Heer unter umstürzenden Bergen begraben werden. In Mittelerde kommen Elendil und seine Söhne an und gründen ihre Königreiche.

Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter

Nach der Niederwerfung Morgoths ergibt sich Sauron zunächst den Valar, schämt sich aber, nach Aman zu kommen und erneuert lieber in Mittelerde Morgoths Ideen. Unter dem Namen Annatar wandert er unter den zahlreichen Elben umher, die dort noch leben, und versucht nach den Menschen auch sie zu gewinnen. In Eregion findet er Noldor, die dort noch leben, darunter auch Feanors abtrünnigen Enkel Celebrimbor. Er schlägt ihnen vor, auch Mittelerde zu einem schönen Land wie Aman zu machen, und die Elben schmieden nach seinen Angaben die Ringe der Macht. Erst spät finden sie heraus, dass diese alle unter der Herrschaft von Saurons heimlich geschmiedeten Herrscherring stehen. Er bekriegt die Elben nun und verwüstet Eregion und verlangt die Ringe. Viele davon bekommt er, die er den Zwergen und Menschen gab, nur drei, die mächtigsten aber, die Celebrimbor alleine geschmiedet hat, retten die Elben und vertrauen sie den weisesten unter ihnen an. Celebrimbor wird erschlagen.

Während die Ringe der Zwerge auf ihre Träger wenig Einfluss haben, werden die Menschen zu Ringeistern. Saurons Macht wächst. Einhalt wird ihm erst geboten, als er als „Gefangener“ der Númenórer abtransportiert wird und später sein Körper mit der Insel in den Fluten versinkt.

Elendil und seine Getreuen erreichen Mittelerde und gründen ihre Reiche. Sauron geht wieder nach Mordor, rüstet sich und fällt in Gondor ein. Durch ein gemeinsames Heer der Elben und Menschen wird seine Macht vernichtet und Isildur kann sogar den Herrschrring an sich nehmen, versäumt aber dessen Vernichtung.

Hier beginnt das Dritte Zeitalter, es folgt eine kurze Nacherzählung der Handlung des Herrn der Ringe und der unmittelbaren Vorgeschichte.

Entstehung

Realhistorisch gesehen gehen die ersten Entwürfe von Geschichten des Silmarillions bis 1917 zurück, als Tolkien nach der Schlacht an der Somme, wo er als Melder gekämpft hatte, mit Schützengrabenfieber im Feldlazarett lag. Diese frühen Entwürfe waren noch klar vom Kriegserlebnis geprägt und boten teilweise Science-Fiction-artige Elemente, die jedoch später gestrichen wurden. Er versuchte während der 20er Jahre einige dieser Geschichten zu veröffentlichen, wurde aber von den meisten Editoren eher mit Misstrauen beachtet – zu jener Zeit waren Märchen für ein erwachsenes Publikum ein eher ungewöhnliches Konzept. Nachdem er 1937 Der kleine Hobbit veröffentlicht hatte, unternahm er einen zweiten Versuch, auch jetzt wurde Das Silmarillion jedoch für zu kompliziert befunden. Tolkien wurde stattdessen gebeten, eine einfache Fortsetzung zum Hobbit zu schreiben, welche sich schließlich zum Herrn der Ringe entwickelte.

Tolkien selber gab allerdings diese Geschichten nie auf, denn er sah in ihnen den Kern seiner literarischen Welt Mittelerde, von der die späteren Geschehnisse (Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe) nur noch die Nachbeben darstellen. Tolkien war allerdings hauptberuflich Philologe an der Universität Oxford, und mit zunehmendem Alter fiel es ihm immer schwerer, wie bisher weit in die Nacht hinein an seinem „Hobby“ der Schriftstellerei zu arbeiten. Die letzten Entwürfe für Geschichten des Silmarillions schrieb Tolkien 1973 kurz vor seinem Tod. Mehrere Jahre arbeitete Christopher Tolkien daran, die Entwürfe seines Vaters, welche aus sehr verschiedenen Zeiten stammten und teilweise bloße Skizzen waren, zu entziffern und zu verbinden. An einigen späteren Teilen des Quenta Silmarillion, die am unvollständigsten waren, arbeitete er zusammen mit dem Fantasy-Autor Guy Gavriel Kay um eine Erzählung aus wenigen vorgegebenen Gedanken praktisch von Grund auf zu erfinden. Das chronologisch, inhaltlich und stilistisch relativ konsistente Endergebnis wurde 1977 veröffentlicht und erschien bald danach auch auf Deutsch; die Übersetzung besorgte Wolfgang Krege.

Derzeit ist Das Silmarillion in verschiedenen Editionen erhältlich, z.B. die 1990 veröffentlichte englische Version von Ballantine Books (ISBN 0345325818) oder die 2001 aufgelegte deutsche Edition von Klett-Cotta (ISBN 3608932453).

2005 veröffentliche der Hörverlag eine ungekürzte deutsche Hörbuch-Fassung (ISBN 3899406826) von Das Silmarillion. Alleiniger Sprecher ist Joachim Höppner, die deutsche Synchronstimme von Gandalf in der Herr der Ringe-Filmtrilogie von Peter Jackson. Das Set umfasst 13 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 926 Minuten, also mehr als 15 Stunden.

Während der 1980er und 1990er Jahre veröffentlichte Christopher Tolkien fast alle nicht wissenschaftlichen Werke seines Vaters in der 12-bändigen Serie History of Middle-earth (Die Geschichte von Mittelerde, nur die ersten beiden Bände sind auf Deutsch erschienen). Zusätzlich zu den Quellen und frühen Entwürfen einiger Teile des Herr der Ringe enthalten diese Bücher mehr Originalmaterial zum Silmarillion und weichen in vielen Teilen von ihm ab. Diese Bücher zeigen auch, dass Tolkien manche Teile der Geschichte des Silmarillions stärker als andere ausgearbeitet hatte. Die Kapitel mit den meisten und interessantesten Details sind u.a.:

Mit dem Buch der Verschollenen Geschichten hat Christopher Tolkien zudem eine Sammlung von einzelnen Geschichten des Silmarillion in ihrer frühesten Fassung herausgegeben und erläutert. In dieser Zeit wurden die Ereignisse in eine lose Verbindung mit der angelsächsischen Periode britischer Geschichte in Verbindung gebracht, indem sie (je nach Fassung) dem fiktiven Vater Hengests und Horsas, Ottor Wæfre, oder einem mittelalterlichen angelsächsischen Seefahrer erzählt werden.

Beziehung zu den später spielenden Romanen

Obwohl das Silmarillion für sich selbst spricht und ein eigenständiges Werk ist, ist es eng mit der Handlung des Herrn der Ringe und des Hobbits verknüpft, nicht nur durch die Vorgeschichte und teilweise inhaltliche Deckung im letzten Teil. Nicht nur, dass seltsam klingende Namen und die besonders im Herrn der Ringe zahlreichen Sagenfragmente erläutert werden, auch wichtigere Themen werden angeschnitten. Die verschiedenen Völker und ihre Herkunft werden beschrieben – nur Hobbits werden lediglich unter „Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter“ unter dem Namen „Halblinge“ ein paar Mal erwähnt – und die Gründe besondere Umstände wie das Nach-Westen-Fahren der Elben, der Streit zwischen Elben und Zwergen und die Besonderheit der von den Númenórern abstammenden Dúnedain werden erläutert. Sogar Einzelpersonen kommen in beiden Büchern vor: Elrond war als Sohn Earendils beim Überfall von Feanors Söhnen auf ihre Heimat dabei – die Angreifer verschonten ihn und seinen Bruder – Galadriel beim Auszug der Noldor aus Aman, den sie befürwortete, Círdan sogar bei der Wanderung der Elben, und in „Valaquenta“ wird Olórin als weisester der Maiar erwähnt – Olórin, wie auch Gandalf seinen eigentlichen Namen angab. Überhaupt sind alle „Zauberer“ Maiar und damit an der Erschaffung der Welt beteiligte Ainur.

Wie verhält es sich mit der Einbettung des Silmarillion in die Handlung der Romane? Zahlreiche Gedichte und kurze Geschichten stellen die Verbindung her, und Christopher Tolkien vermutet im Vorwort zu den „Verschollenen Geschichten“ zudem, es handle sich bei dem Silmarillion um Bilbos „Übersetzungen aus dem Elbischen“, die neben den fiktiven Quellen zum Herrn der Ringe und dem Hobbit zum „Roten Buch der Westmark“ gehören. Einen sicheren Beleg in den Schriften Tolkiens gibt es für diese Deutung aber nicht, und dagegen spricht auch, dass Bilbos Übersetzungen in drei Bände und nicht in fünf Teile gegliedert waren. Trotzdem ist diese Deutung möglich.

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