Marie-Octobre
Film | |
Titel | Marie-Octobre |
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Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 1959 |
Länge | 96 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Julien Duvivier |
Drehbuch | Julien Duvivier Jacques Robert nach seinem gleichnamigen Roman (1948) |
Produktion | Lucien Viard |
Musik | Jean Yatove |
Kamera | Robert Lefebvre |
Schnitt | Marthe Poncin |
Besetzung | |
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Marie-Octobre ist ein 1958 gedrehter französischer Kammerspiel-Film von Julien Duvivier mit Danielle Darrieux in der Titelrolle als ehemalige Widerstandskämpferin.
Handlung
Es gibt de facto nur einen Handlungsort: ein saalartiges hochherrschaftliches Zimmer mit prachtvollen Deckenbalken und plüschig-heimeligem Interieurs in einem Herrenhaus. Hier kommt es bei dem Jahrestreffen ehemaliger Widerstandskämpfer zu einer angespannten Situation. In diesem Haus, dem Anwesen des früheren Résistance-Anführers Castille, zugleich einst Zentrum des Widerstandsnestes gegen die deutschen Besatzer 1940 bis 1944, isst man gemeinsam zu Abend und unterhält sich über die „alten Zeiten“. Bald aber erhält das Treffen große Brisanz, denn Castille wurde hier, kurz vor der Befreiung vor 14 Jahren, verhaftet und anschließend hingerichtet. Danach brach das Netzwerk der Résistance in sich zusammen. Auf diese Wiederbegegnung haben Marie-Hélène Dumoulin, die unter dem Decknamen Marie-Octobre einst die treibende Kraft des Widerstandes war und Castille geliebt hatte, und der heutige Besitzer des Anwesens, François Renaud-Picart, gedrängt. Nun gilt es, endlich diejenige Person zu entlarven, die einst den Chef des Widerstandes an die Deutschen, die Gestapo, verraten hatte.
Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Man beginnt zu mauern, einige der Anwesenden scheinen größere Geheimnisse zu haben, andere wiederum biegen sich ihre Wahrheiten zurecht. Viele der Ex-Widerständler kommen für den Verrat infrage, haben sie doch alle ihre Gründe: Bei einem war die Liebe im Spiel, bei dem anderen die Gier, dem Dritten Feigheit und bei wieder einem anderen blanke Verachtung. Auch die schnöde Kollaboration mit dem einstigen Feind erweist sich als Motiv. Schließlich bleibt nur noch eine Person übrig, die den Verrat begangen haben könnte. Die verschworene Gemeinschaft von einst beschließt, den Verräter in ihrem Kreise hinzurichten, lediglich der anwesende Priester stimmt dagegen. Der Schuldige versucht zu fliehen, kann aber wieder gefasst werden. Ausgerechnet die einzige Frau in der Runde vollstreckt das „Todesurteil“. Dann zerreißt Marie-Octobre das erzwungene Geständnis des Exekutierten und ruft die Polizei.
Produktionsnotizen
Marie-Octobre wurde vom 17. November bis zum 10. Dezember 1958[1] gedreht und am 24. April 1959 uraufgeführt. In Deutschland lief der Streifen am 9. Juli 1959 an und wurde am 29. Juli 1967 erstmals im Fernsehen (ARD) gezeigt.
Die Filmbauten entwarf Georges Wakhévitch, die Dialoge schrieb Henri Jeanson.
Kritiken
„Diese Geschichte ist genial, und man sollte schon erstaunt sein, wenn man von Julien Duviviers Film nicht gepackt, begeistert und gefangen ist. Er funktioniert gewiss, und man fällt freiwillig in die kleinen Fallen hinein, die uns der Regisseur auslegt. Aus sportlichen Gründen sucht man nach Lösungen für das Problem und man erarbeitet sich Argumentationen. Aber unsere Aufmerksamkeit bleibt oberflächlich. Wir nehmen lediglich aus der Ferne teil, als Unbeteiligte an einem Drama, das sich vor unsere Augen entfaltet. Wir sind nicht so sehr in diesen Fall involviert, wie wir es bei ‚Die zwölf Geschworenen‘ waren. (…) Als Tatsache bleibt, dass ‚Marie-Octobre‘ sicherlich ein großer Publikumserfolg werden wird. Die von Jacques Robert aufgebaute Spannung und die Lebhaftigkeit der Dialoge von Henri Jeanson lassen die Zuschauer die Schwächen der Geschichte vergessen. Was die Schauspieler betrifft, sind alle ausgezeichnet.“
„Julien Duvivier (‚Unter dem Himmel von Paris‘) hat seinen neuen Film in einer raren Technik gearbeitet: Die Kamera fährt kurz nach Beginn in die Halle einer Villa und verläßt diesen Raum für die Dauer des Films nicht mehr. Dort versuchen eine Frau und neun Männer, denjenigen unter sich zu überführen, der sie 15 Jahre zuvor, als sie alle einer Widerstandsgruppe angehörten, der Gestapo verraten hat. Dabei tauchen Probleme von Schuld und Sühne auf, die sich nicht mit dem gerissenen Schwarzer-Peter-Spiel vertragen, das der Regisseur anzettelt. In dem reißerischen, bald aber auch monotonen Reigen lenkt Duvivier auf jede der Personen Verdacht. Den Wechsel der Konstellation intensiviert er mit einer virtuosen Bildführung, der seine Darsteller (unter ihnen Danielle Darrieux und Bernard Blier) auch in den raffiniert verstreuten Großaufnahmen gewachsen sind.“
„Ein virtuos inszeniertes, vornehmlich auf Dialoge aufgebautes Drama nach dem Muster von Sidney Lumets ‚Die Zwölf Geschworenen‘. Effektvoller, spannender Krimi mit brillanten Darstellern.“
Einzelnachweise
- ↑ Jean-Claude Sabria: Cinéma français. Les années 50. Paris 1987, Nr. 567
- ↑ Marie-Octobre in Der Spiegel 33/1959, S. 54
- ↑ Marie-Octobre im Lexikon des internationalen Films
Weblinks
- Marie-Octobre bei IMDb