Zikavirus-Epidemie 2015/2016
Zika-Virus | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Taxonomische Merkmale | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Zika virus | ||||||||||
Kurzbezeichnung | ||||||||||
ZIKV | ||||||||||
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Das Zika-Virus gehört zur Gattung Flavivirus der Familie Flaviviridae. Das Virus wurde erstmals 1947 aus einem als gefangen gehaltenen Rhesusaffen (einem sentinel monkey) einer Forschungsstation im Zika Forest in Entebbe, Uganda, isoliert und erhielt daher seinen Namen.[1]
Die vollständige Sequenz des Virusgenoms eines Isolates wurde im Jahr 2006 erstmals publiziert.[2] Das Genom besteht aus einer 10,8 kB-Einzelstrang-RNA.
Über die Biologie und die Übertragungswege des Zika-Virus ist bisher (Stand: Dezember 2015) wenig bekannt.[3] Das natürliche Vorkommen liegt im tropischen Afrika, und es wird angenommen, dass das Virus durch Stechmücken der Arten Aedes africanus, Aedes apicoargenteus, Aedes luteocephalus, Aedes vitattus, Aedes furcifer, und Aedes aegypti übertragen wird.
Infektionsgeschehen

Bis 2009 waren weniger als 15 Infektionen beim Menschen bekannt, die alle in Afrika oder Südostasien nachgewiesen worden waren.[3]
Der erste Ausbruch außerhalb Afrikas hat dazu geführt, dass das Zika-Virus als sogenanntes emerging pathogen eingestuft wird, das heißt als Krankheitserreger, der sich möglicherweise noch weiter über die Welt ausbreiten wird.[4] Nahe Verwandte des Zika-Virus sind die Flaviviren Dengue-Virus und West-Nil-Virus, die ebenfalls als emerging pathogens eingestuft werden, beim Menschen jedoch weitaus schwerere Erkrankungen hervorrufen können.
Die bekannt gewordenen Infektionsverläufe waren relativ milde. Symptome der Infektion sind Hautausschlag, Fieber, Gelenkschmerzen, Konjunktivitis sowie seltener Muskel- und Kopfschmerzen und Erbrechen. Der Hautausschlag hält im Mittel sechs Tage an, andere Symptome nehmen früher ab. Es gab bislang keine Todesfälle, es wird allerdings über einen möglichen Zusammenhang zwischen Zika-Infektion bei Schwangeren und Mikrozephalie beim Fötus[5] als auch bei Neugeborenen[6] spekuliert.
Epidemiologie

Bestätigte autochtone Infektionen
Bisher nur serologische Evidenz
Ausbreitung in Ozeanien
Die ersten Infektionen von Menschen durch Zika-Virus außerhalb Afrikas und Asiens wurden im Jahr 2009 aus Ozeanien bekannt, und zwar auf den Yap-Inseln Mikronesiens.[7] Eine 2009 durchgeführte Analyse von Antikörpern der Bewohner von Yap ergab, dass 73 Prozent der Bevölkerung infiziert worden war, ohne dass es jedoch zu Krankenhausaufenthalten gekommen war.[3]
2013/14 kam es zu einem Ausbruch in Französisch-Polynesien, in dessen Verlauf 30.000 Personen – 10 Prozent der Einwohner – infiziert wurden; vermutlich durch Reisende wurden die Viren danach auch auf die Cookinseln, nach Neukaledonien und Vanuatu verschleppt.[3]
Ausbreitung in Lateinamerika
Anfang 2015 klagten im brasilianischen Camaçari, im Bundesstaat Bahia, 39 Menschen über eine bisher unbekannte Symptomatik mit Hautausschlägen, Juckreiz und Schmerzen über den gesamten Körper verteilt. Erkrankungen wie Dengue, Chikungunya-Fieber, Röteln und Masern konnten als Ursache ausgeschlossen werden.[8][9] Am 29. April 2015 wurde das Zika-Virus durch den Patienten zuvor entnommene Blutproben am biologischen Institut von Salvador, der staatlichen Universität (UFBA), mithilfe des RT-PCR-Verfahrens festgestellt. Als Ursache für die erstmalige Manifestation des Virus auf dem amerikanischen Kontinent vermutet der Leiter des Zentrums, Gúbio Soarez, die intensive Reisetätigkeit während der Fußballweltmeisterschaft 2014 in das wenige Kilometer entfernte Salvador.[10][11] Bis Ende April 2015 waren dann auch in Salvador bereits bis zu 500 erkrankte Personen gemeldet.[12]
Im Juni 2015 wurde unter Erkrankten Salvadors das Zika-Virus mit dem Guillain-Barré-Syndrom in Verbindung gebracht.[13]
Im Oktober und November 2015 kam es zu Erkrankungen in Kolumbien und Suriname.[3] Im Dezember 2015 erkrankten in Martinique und Französisch-Guayana zwei Personen.[14] Ende Januar 2016 wurden bereits aus insgesamt 20 mittel- und südamerikanischen Ländern Erkrankungen gemeldet.[15]
Von Oktober 2015 bis Januar 2016 wurde in Brasilien deutliche Zunahme der Fälle von Mikrozephalie registiert, was auf Zika-Infektionen der Mütter zurückgeführt wurden. Bis Januar 2016 stieg die Zahl der Erkrankungen in Kolumbien auf mehr als 13.500.[16] Am 15. Januar 2016 empfahlen die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) schwangeren Frauen, Reisen nach Brasilien oder in andere Staaten zu verschieben, so lange in ihnen das Zika-Virus grassiert.[17]
- ↑ Simpson DI: Zika virus infection in man. Trans R Soc Trop Med Hyg 1964;58:335-338. PMID 14175744
- ↑ Kuno G, Chang GJ. Full-length sequencing and genomic characterization of Bagaza, Kedougou, and Zika viruses. In: Arch. Virol. 2007;152:687-696. PMID 17195954
- ↑ a b c d e Martin Enserink: An obscure mosquito-borne disease goes global. In: Science. Band 350, Nr. 6264, 2015, S. 1012–1013, DOI:10.1126/science.350.6264.1012
- ↑ Hayes EB: Zika virus outside Africa. In: Emerg Infect Dis. 2009;15(9):1347-50. PMID 19788800
- ↑ Mysteriöses Virus: Brasilien ruft Gesundheitsnotstand aus. Auf: spiegel.de vom 23. November 2015
- ↑ http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/zika-virus-wie-moskitostiche-mikrozephalie-ausloesen-koennten-a-1071258.html
- ↑ Duffy MR et al: Zika virus outbreak on Yap Island, Federated States of Micronesia. N Engl J Med. 2009;360(24):2536-43. PMID 19516034
- ↑ unbekannte Krankheit im brasilianischen Camaçari (port.)
- ↑ unbekannte Krankheit im brasilianischen Camaçari (port.)
- ↑ mysteriöse Krankheit aufgeklärt (port.)
- ↑ mysteriöse Krankheit aufgeklärt (port.)
- ↑ 500 Menschen in Salvador am Zika-Virus erkrankt. (port.)
- ↑ Bras. Gesundheitsministerium bringt Zika mit Guillain-Barré-Syndrom in Verbindung
- ↑ Virus du Zika: un cas confirmé en Martinique. Auf: martinique.la1ere.fr vom 20. Dezember 2015
- ↑ Mikroenzephalie bei Babys: Kolumbien warnt vor Zika-Virus, USA melden erste Fälle. Spiegel Online, 21. Januar 2016.
- ↑ Brazil Zika outbreak: More babies born with birth defects. BBC News, 21. Januar 2016.
- ↑ Brazil Zika outbreak: More babies born with birth defects. BBC News, 21. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016 (englisch).
Weitere Erkrankungen
Im Mai 2013 erkrankte eine Kanadierin nach einem Aufenthalt in Thailand.[1] Im März 2014 wurden bei einer australischen Urlauberin auf den Cook-Inseln eine Zika-Virus-Infektion nachgewiesen.[2] Zwischen Januar und Mai 2014 wurden Infektionen aus den Osterinseln gemeldet[3]. Im Juni 2015 wurde der Virus bei einem finnischem Rückkehrer aus den Malediven nachgewiesen.[4] Im Dezember 2015 wurden Infektionen aus der Karibik (Puerto-Rico, Haiti) gemeldet.[5]
Weblinks
- Zika Virus in South America. Hinweise für Reisende, speziell für Schwangere, auf den Webseiten der US-Gesundheitsbehörde CDC (englisch)
- Robert-Koch-Institut: Zikavirus-Infektionen.
- Zika - Seuche aus der Südsee Martin Enserink in Süddeutsche Zeitung vom 29. November 2015, 18:49 Uhr, abgerufen am 1. Dezember 2015
Einzelnachweise
- ↑ Rare virus found in Thailand. Auf: bangkokpost.com vom 1. Juni 2013
- ↑ http://currents.plos.org/outbreaks/article/imported-zika-virus-infection-from-the-cook-islands-into-australia-2014/
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26611910
- ↑ http://eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=21349
- ↑ http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2016/Ausgaben/02_16.pdf?__blob=publicationFile