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Berliner Programm zur vertieften Berufsorientierung

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Das Berliner Programm zur vertieften Berufsorientierung (BvBO) ist ein in dem Schuljahr 2007/2008 gestartetes Programm zur Verbesserung der Berufsorientierung an Berliner Schulen.[1]

Aufgabe

Seit der Berliner Schulstrukturreform im Schuljahr 2010/2011 gehört es zu den neuen Aufgaben der Integrierten Sekundarschulen (ISS), Schülern neben der Vermittlung der Allgemeinbildung auch eine intensive Vorbereitung auf die Arbeits- und Berufswelt zu ermöglichen. Dabei soll das schulische Lernen praxisorientiert mit Inhalten aus dem Wirtschafts- und Arbeitsleben verknüpft werden. Unter dem Begriff „Duales Lernen“ soll allen Berliner Schülern der siebten bis zehnten Jahrgangsstufe eine individuelle Vorbereitung auf den Übergang in die Berufs- und Arbeitswelt sowie weiterführende berufliche Bildungswege ermöglicht werden. Das Programm ist Modular aufgebaut und umfasst neben praktischen Berufsfelderkundungen auch individuelle Kompetenz- und Potenzialanalysen.[2][1]

Der Prozess der Berufsorientierung beginnt in Berlin im siebten Schuljahr mit dem Projekt „komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Bundesagentur für Arbeit. Die Angebote des BvBO schließen ab dem 8. Jahrgang an und sollen alle Jugendlichen zu einer konkreten Anschlussperspektive am Übergang von der Schule zum Beruf führen.[2]

Organisation

Das BvBO wird von der „Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung“, der „Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales“ und der „Bundesagentur für Arbeit“ angeboten.

Von 2007 bis 2015 war die SPI Consult GmbH verantwortlicher Treuhänder des BvBO-Programms.[3][4] Seit dem 1. Januar 2016 ist die am 04. Dezember 2015 gegründete zgs consult GmbH als Treuhänder und beliehenes Unternehmen für das BvBO betraut.[5][6][7] Die zgs consult GmbH ist ein gemeinsames Unternehmen der zukunft im zentrum GmbH, der gsub - Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH und der SPI Consult GmbH.[8]

Die etwa 30 Zuwendungsempfänger sind überbetriebliche und vergleichbare Berufsbildungsstätten. Die Schulen nehmen als Kooperationspartner der Projektträger teil und buchen einzelne Module des BvBO-Programms.[9][10]

Die Teilnahme an dem Angebot der vertieften Berufsorientierung (BvBO) ist sowohl für Schulen als auch für die Schüler freiwillig und die Module und Maßnahmen ersetzen nicht den Regelunterricht, sondern ergänzen ihn.[11][3]

Finanziert wird das Programm aus Landesmitteln (3 Mio. €/Jahr, 51 %) und einem Finanzierungsbeitrag der Bundesagentur für Arbeit (2,4 Mio €/Jahr, 49 %).[12]

Aufbau

Das BvBO ist für die achte bis zehnte Klassenstufe Modular in fünf Abschnitte aufgeteilt. Für die Sekundarstufe II (Abitur) wurde ein fünftes Modul entwickelt. Folgende Themenschwerpunkte beinhalten die verschiedenen Module:[13]

  1. Berufsfelderkundung / Berufspraktische Erprobung
  2. Kompetenzfeststellung
  3. Vertiefung des Betriebspraktikums
  4. Betriebspraktikum und Vorbereitung auf den Übergang in den Beruf
  5. Berufs- und Studienorientierung (nur Sekundarstufe II)

Das BvBO-Programm wurde auf Grundlage einer umfassenden Analyse konzipiert; die unter dem Namen „Regionales Übergangsmanagement“ 2012 veröffentlichten Analysen und Broschüren sind bei der Entwicklung des BvBO-Programms eingeflossen.[14][15] Seit dem Schuljahr 2015/16 richtet sich das Programm nach den Prinzipien der „qualifizierten Vierstufigkeit des Landeskonzeptes Berufs- und Studienorientierung“ (BSO) und gewährleistet als Neuauflage „BvBO 2.0“ praxisorientierte Angebote zur Berufsorientierung.[2]

Instrumente

Das BvBO verwendet die Instrumente der Kompetenz- und Potenzialanalyse, Dokumentation und Werkstatttage. Je nach Bildungsträger kann die Ausgestaltung und Dauer variieren. Die Bildungsträger müssen für die praktische Erprobung von Berufsfeldern gewährleisten, dass mindestens drei von fünf Berufsbereichen erprobt werden können. Zu den Berufsfeldern gehören gewerblich-technische Berufe, Berufe in Büro und Verwaltung, Berufe in der Gesundheitswirtschaft und dem Sozialwesen, Berufe im Dienstleistungsbereich und Berufe der Kreativwirtschaft.[13]

In verschiedenen Einzel- und Gruppenübungen lernen die jungen Teilnehmer ihre persönlichen Kompetenzen kennen. Dazu zählen zum Beispiel Konzentrationsfähigkeit, Arbeitsgenauigkeit, Teamfähigkeit, Umgang mit verschiedenen Arbeitsmitteln, Problemlösungskompetenz sowie weitere Fähigkeiten. Die Schüler werden bei den Übungen beobachtet und erhalten in Form von Kompetenz- und Potenzialanalysen Feedback von den geschulten Beobachtern.[13][16][17]

Die Werkstatttage dauern für jedes Berufsfeld einen Tag und die Jugendlichen sollen mindestens drei Berufsfelder erproben können. In Lehrwerkstätten fertigen sie Werkstücke an oder lösen bestimmte Aufgaben. Die Ausbilder stellen verschiedene Aufgaben und betreuen die Schüler. Die Lehrer begleiten ihre Schulklassen ebenfalls durch das Programm.

Im Schuljahr 2012/2013 nahmen 23.919 Schülerinnen und Schüler berlinweit an dem Programm teil. Dies entsprach einem prozentualen Anteil an der Gesamtheit der Berliner Schülerschaft in den Jahrgängen 8 bis 13 von 22,15 %.[18][12]

Einzelnachweise

  1. a b Berliner Programm vertiefte Berufsorientierung (BVBO). Abteilung Arbeit und berufliche Bildung der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, abgerufen am 1. Oktober 2016.
  2. a b c Informationen zu BVBO 2.0. In: www.bvbo-berlin.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  3. a b Clara Herrmann, Özcan Mutlu, Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner: Masse statt Klasse - Berufsorientierung ohne individuelle Bedarfsanalyse und ohne Ausschreibung? Abgeordnetenhaus Berlin, 15. September 2007, S. 3, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  4. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Referat Öffentlichkeitsarbeit: Förderdatenbank - Fördersuche. In: www.foerderdatenbank.de. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  5. zgs consult GmbH • Bonität Handelsregister Bewertung HRB 172491. In: www.unternehmen24.info. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  6. zgs consult GmbH neuer Dienstleister für die öffentliche Hand - ABG Arbeit in Berlin GmbH. In: www.arbeit-in-berlin.eu. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  7. Berliner Programm vertiefte Berufsorientierung (BVBO) - zgs consult GmbH. In: www.zgs-consult.de. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  8. Über Uns - zgs consult GmbH. In: www.zgs-consult.de. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  9. Berliner Programm vertiefte Berufsorientierung (BVBO) - zgs consult GmbH. In: www.zgs-consult.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  10. BvBo. In: www.bvbo-berlin.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  11. Katrin Möller, i.V. Boris Velter: Berliner Landesprogramm für vertiefte Berufsorientierung (BVBO) – wie weiter im Schuljahr 2014/15? Abgeordnetenhaus Berlin, 2. Juli 2014, S. 2, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  12. a b Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Katrin Möller (LINKE). Drucksache 17 / 14007. Abgeordnetenhaus Berlin, , S. 1, abgerufen am 2. Oktober 2016.
  13. a b c Modulbeschreibungen. In: www.bvbo-berlin.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  14. Jana Pampel: Regionales Übergangsmanagement Berlin. SPI Consult GmbH, 2011, abgerufen am 1. Oktober 2016.
  15. Jana Pampel (Leitung), Ralph Döring, Silvana Kathmann, Carsten Welker: Regionales Übergangsmanagement Berlin | Band 1 : Bestandsaufnahmen | Ziele | Planung | Empfehlungen zur Durchführung. SPI Consult GmbH, 2011, abgerufen am 1. Oktober 2016.
  16. Berufsorientierung (BVBO) | GFBM. In: gfbm.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  17. Kompetenzprofil - Kompetenzanalyse Profil AC. In: www.profil-ac.de. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  18. Dietmar Jarkow: Folgebericht Finanzierung Berufsorientierung. Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen - II D 3 -, 23. Juli 2014, S. 5, abgerufen am 1. Oktober 2016.