Zum Inhalt springen

Markomannen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. April 2006 um 15:56 Uhr durch Flame99 (Diskussion | Beiträge) (Herkunft und Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Marcus Aurelius, Markommannenhäuptlinge begnadigend

Die Markomannen waren ein suebischer Volksstamm der Germanen. Der Name setzt sich aus "Mark" (Grenzland) und "Männer" zusammen.

Herkunft und Geschichte

Aus dem Norden wanderten sie um 300 v. Chr. in das Maingebiet des heutigen Franken ein und verdrängten die dort ansässigen Kelten. Markomannen sind erstmals im Heere des Ariovist 58 v. Chr. bezeugt.

Um 9 v. Chr. wurden sie von den Römern unter Drusus besiegt und wanderten deshalb unter König Marbod (lateinisch Maroboduus) nach Böhmen in das Gebiet nördlich der Donau aus. Viele Grabfunde (Fürstengräber) belegen ihr hochstehendes Kunsthandwerk. Marbod etablierte ein starkes Königreich, das von Augustus als potenzielle Gefahr für Rom wahrgenommen wurde. Ehe er jedoch reagieren konnte, brach der Krieg in Illyrien aus. 3 v. Chr. vereinigte Marbod Hermunduren, Quaden, Langobarden, Semnonen und Wandalen in einem mächtigen Stammesbund. Der Stammesbund war jedoch nur locker gefügt, seiner Stärkung stand die Opposition des Sippenadels entgegen.

Ein Krieg gegen die Cherusker unter Arminius im Jahre 17 und der Sturz Marbods im Jahre 19 durch den Gotonen Catualda beendeten die Machtstellung der Markomannen, die unter römischen Einfluss gerieten. Die Abhängigkeit von Rom wurde nur durch Kämpfe in den Jahren 89 und 92 unterbrochen und dauerte bis zu den Markomannenkriegen. Catualda wurde noch im Jahre 19 von den Hermunduren vertrieben. Daraufhin eroberte der Quadenkönig Vannius Böhmen. Seitdem wurden die Markomannen und Quaden von den gleichen Königen beherrscht.

Die Markomannenkriege dauerten (mit Unterbrechungen) von 166 bis 180. In ihnen zeigten sich die Markomannen als erbitterte und schlagkräftige Feinde des Römischen Reiches und drangen mehrmals tief in das Imperium ein. Kaiser Mark Aurel musste die meiste Zeit seiner Regierung ihrer Abwehr widmen; er hielt sich im Legionslager Carnuntum in Pannonien nahe Vindobona, dem heutigen Wien auf. Weitere Einfälle auf römisches Reichsgebiet fanden 310, 323, 357 und 374 statt. Um 396 wurden durch Stilicho Teile der Markomannen unter Königin Fritigil im ostösterreichisch-westungarischen Raum (Pannonien)als Verbündete der Römer angesiedelt. Fritigil stand im Briefwechsel mit Bischof Ambrosius von Mailand und bewirkte die Christianisierung der Markomannen. Die umgesiedelten Markomannen befanden sich 433-451 unter Herrschaft der Hunnen und kämpften auf ihrer Seite auf den katalaunischen Feldern, von wo sie nicht mehr nach Pannonien zurückkehrten. Die in Böhmen verbliebenen Markomannen gingen im 7. Jh. (letzte germanische Siedlungsspuren in Böhmen) in den einwandernden Slawen auf und trugen eventuell zur Entstehung der Bajuwaren bei.

Der römische Feldzug gegen die Markomannen (6 n. Chr.)

Um Christi Geburt hatte sich in Böhmen unter Führung von Marbod in kurzer Zeit ein straff organisiertes, monarchisches Staatswesen der Markomannen mit einem schlagkräftigen Heer entwickelt, die erste Staatsbildung eines germanischen Volkes. Obwohl Marbod bezweckte, einen Konflikt zu vermeiden, war Rom nicht gewillt, eine solche Machtkonzentration, die eine potentielle Bedrohung sowohl Germaniens als auch der Donaugrenze darstellte, zu dulden, zumal sich eine Anzahl ostgermanischer Stämme den Markomannen angeschlossen hatte.

Die Niederwerfung von Marbod war nun das Ziel. Dafür war ein kombinierter Angriff vorgesehen. Es wurden nicht weniger als 12 Legionen zu diesem Zweck mobilisiert, das gesamte in Germanien, Raetien und Illyrien stehende Heer. Der römische Plan zu dem groß angelegten Zangenangriff auf das Reich von Marbod setzt voraus, dass das übrige Germanien sowie Pannonien militärisch völlig gesichert waren. Bei Gelingen ihres Vorhabens wären die Römer zu den unbeschränkten Herrschern Mitteleuropas geworden.

Die eine Heeressäule bewegte sich im Jahre 6 n. Chr. unter dem Legaten C. Sentius Saturninus von ihrer Basis Mogontiacum / Mainz aus in östlicher Richtung durch das Land der Chatten nach Böhmen, d.h. durch das Tal des Mains und der Eger; im Verlauf dieses Feldzuges wies er den Hermunduren ehemals von den Markomannen besiedelte Gebiete zu, vermutlich in Franken und Thüringen. Möglicherweise steht das neu entdeckte Legionslager bei Marktbreit (Landkreis Kitzingen, Unterfranken) in diesem Zusammenhang. Sentius' Ziel lag in der Ausschaltung der Verbündeten von Marbod.

Die andere Heeressäule stieß unter Tiberius von Carnuntum, dem natürlichen Einfallstor nach Mähren von Süden her, nach Norden vor. Beide Heeresgruppen sollten sich wohl in der Nähe der Residenz des Marbod vereinigen.

Die Operationen mussten abgebrochen werden, bevor die geplante Vereinigung zustande gekommen war, da in Pannonien ein schwerer Aufstand ausbrach. Marbod verzichtete darauf, diese für Rom prekäre Situation auszunutzen und schloss einen Friedensvertrag condicionibus aequis (zu gleichen Bedingungen).

Saturninus kehrte nach dem Abbruch des Feldzuges in das besetzte Germanien zurück und erhielt dort die Ruhe aufrecht. Durch den pannonischen Aufstand gewarnt, betrieb er anscheinend eine vorsichtige Politik.

Markomannische Herzöge

Nach Tacitus kamen die markomannischen und quadischen Herzöge/Könige bis ins 1. Jh. n. Chr. aus dem Geschlecht des Marbod und Tudrus.

Literatur

  • Ralf G. Jahn: Der Römisch - Germanische Krieg (9-16 n. Chr.). Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Bonn 2001.