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9K32 Strela-2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Strela-2
Allgemeine Angaben
Typ Flugabwehrrakete
Herkunftsland Sowjetunion 1955 Sowjetunion
Hersteller Konstruktionsbüro KBM
Entwicklung 1960
Technische Daten
Länge 1,443 m
Durchmesser 72,2 mm
Gefechtsgewicht 9,6 kg
Spannweite 300 mm
Antrieb Feststoff-Raketentriebwerk
Geschwindigkeit 430 m/s
Reichweite 5,2 km
Ausstattung
Zielortung passiv-IR
Gefechtskopf 1,17 kg FRAG-HE
Zünder Aufschlagzünder
Listen zum Thema

Die Strela-2 (russisch: стрела für Pfeil, NATO-Codename SA-7 Grail, GRAU-Index 9K32) ist eine infrarotgelenkte Luftabwehrrakete, die von der Schulter aus abgefeuert werden kann. Sie dient zur Bekämpfung von Luftzielen durch Bodentruppen und ist das sowjetische/russische Pendant zur amerikanischen Redeye. Sie ist bis heute im Einsatz und die weltweit am weitesten verbreitete und genutzte Flugabwehrrakete.

Entwicklung

Ursprungsland ist die Sowjetunion, wo die Luftabwehrrakete ab 1968 als Strela-2 hergestellt wurde. Der Infrarotsuchkopf war nicht sehr zuverlässig und wurde oft durch die Sonne oder Bodenwärme abgelenkt. Ab 1972 wurde sie von der besseren Strela-2M (NATO-Codename: SA-7B, GRAU-Index 9K32M) abgelöst, die das am weitesten verbreitete Modell wurde. Dabei wurde der Raketenantrieb verbessert, der eine höhere Geschwindigkeit sowie effektive Reichweite ermöglichte und auch ein neuer IR-Suchkopf eingeführt.

Die Strela-2 gilt inzwischen als veraltet, ist aber weiterhin weltweit in verschiedenen Variationen zu finden. Mit der Strela-3 (NATO-Codename: SA-14 Gremlin) existiert seit 1978 ein modernerer und etwas leistungsfähigerer Nachfolger, der sich in Bauweise und Erscheinung aber nicht von der Strela-2 unterscheidet. Weitere ähnliche Nachfolgeentwicklungen sind Igla-1 und Igla.

Funktion

Das System besteht aus der Rakete (9M32 oder 9M32M), einem Startrohr inklusive Visier und einem Griffstück mit integrierter Elektronik (GRAU-Index 9P54 & 9P54M) und einer thermoelektrischen Batterie (GRAU-Index 9B17). Außerdem kann ein IFF-Empfänger (Identification Friend or Foe – Freund-Feind-Erkennung) an den Helm des Schützen montiert werden, um Eigenbeschuss zu vermeiden. Eine passive Antenne, die akustische Signale in den Kopfhörer des Schützen abgibt, dient dem Entdecken und Erfassen eines Zieles.

Die Rakete ist innerhalb sechs Sekunden feuerbereit: Nach dem Einschalten der Stromversorgung verfolgt der Schütze das Ziel mit dem optischen Sucher und betätigt den Abzug am Griff. Damit wird der Suchkopf aktiviert und die Elektronik versucht, auf das Ziel aufzuschalten. Ist das Signal stark genug und die Winkelgeschwindigkeit im zulässigen Bereich, wird dies durch eine rote Lampe und ein Summsignal angezeigt. Der Schütze muss nun weitere 0,8 Sekunden das Ziel verfolgen, bis die Rakete zündet. Eine gescheiterte Aufschaltung wird durch einen anderen Ton markiert, wonach der Schütze erneut zielen kann.

Beim Start brennt der Booster-Motor im Startrohr komplett ab; er beschleunigt die Rakete auf 30 Meter pro Sekunde (m/s) und eine Rotation von 20 Umdrehungen pro Sekunde (U/s). Nach dem Verlassen des Rohres klappen die vorderen und hinteren Leitflächen von 30 cm Spannweite aus. Weiterhin wird ein Selbstzerstörungs-Mechanismus aktiviert, der einen Aufschlag am Boden verhindert, wenn nach 17 Sekunden kein Ziel getroffen wurde.

Nach etwa 0,3 Sekunden zündet in etwa 5 Metern Entfernung der Raketenmotor, der den Flugkörper auf 430 m/s beschleunigt und dann auf dieser Geschwindigkeit hält. Nach etwa 120 Metern wird der letzte Sicherheitsmechanismus abgeschaltet und der Sprengkopf scharfgeschaltet.

Der Infrarot-Suchkopf verwendet einen Bleisulfid-Halbleiter und reagiert auf IR-Strahlung zwischen 0,2 und 1,5 µm Wellenlänge. Er hat einen Sichtwinkel von 1,9 Grad und kann dem Ziel mit 9 Grad pro Sekunde folgen. Die Elektronik errechnet die Winkelgeschwindigkeit des Ziels und sendet Steuerbefehle, um die Differenz auf Null zu bringen.

Der Sprengkopf zündet beim Aufschlag auf das Ziel. Er kann ein Luftfahrzeug nicht im Ganzen zerstören, sondern nur Tanks, Steuerelemente oder den Antrieb so beschädigen, dass dieses flugunfähig wird oder der Einsatz kurzfristig abgebrochen werden muss.

Die Marine-Version der Strela-2 MF (SA-N-5 Grail) ist auf zahlreichen Schiffen als Zusatzabwehr vorhanden (z.B. Landungsschiffe der Ropucha-Klasse, 4 × vierrohrige Werfer), wobei durch den kleinen Gefechtskopf und die Aufschaltzeit eine Eignung zur Flugkörperabwehr eher nicht gegeben ist.

Einsatz

Sowjetsoldat mit Strela-2
Auswirkungen eines Treffers auf eine F/A-18. Getroffen wurde die linke Triebwerksdüse, wobei das Flugzeug allerdings flugfähig blieb.

Die Strela-2 ist vor allem in ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes weit verbreitet und wurde oft nachgebaut und modifiziert. Die Armeen einer Reihe von Staaten verwenden sie bis heute. So wurden die Bestände der NVA im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands von der Bundeswehr vor allem für die Heeresflugabwehrtruppe übernommen.[1]

Die Waffe wurde in einer ganzen Reihe von Konflikten eingesetzt. Der erste Einsatz wird vom Jahre 1969 im Abnutzungskrieg als Teil des Nahostkrieges berichtet – bis Juni 1970 feuerte die ägyptische Armee 99 Raketen und erzielte 36 Treffer auf israelische Kampfflugzeuge. Im Jahre 1974 erzielten syrische Streitkräfte elf Treffer gegen Israel, wobei die Zahl der eingesetzten Waffen nicht bekannt ist.

Strela-2 stand auch nordvietnamesischen Kräften in der Spätphase des Vietnamkriegs zur Verfügung, wo die modernere Strela-2M zwischen 1972 und 1975 gegen US-Kampfflugzeuge 204 Treffer bei 589 Einsätzen erreichte.

Ebenfalls wurde die Waffe gegen Ende des Portugiesischen Kolonialkrieges ab 1973 eingesetzt. In Guinea-Bissau gelange es im März 1973 Rebellen-Verbänden 3 Fiat G.91 Jagdbomber, sowie ein Dornier Do 27 Aufklärer abzuschießen, was die portugiesische Luftüberlegenheit beendete.

Während der Belagerung von Sarajevo wurde ein Transportflugzeug der Luftwaffe vom Typ Transall C-160 beschossen und schwer beschädigt, ein Besatzungsmitglied wurde schwer verletzt. Die Besatzung konnte sicher in Zagreb landen.[2]

Am 28. November 2002 entkam eine Boeing 757 der israelischen Luftfahrtgesellschaft Arkia Israeli Airlines knapp einem Angriff: Kurz nach dem Start in Mombasa, Kenia, wurden zwei Strela-2-Raketen auf das mit 271 Menschen besetzte Flugzeug abgefeuert. Die Raketen verfehlten das Ziel jedoch.[3]

Am 2. November 2003 wurde ein US-amerikanischer Transporthubschrauber vom Typ CH-47 „Chinook“ bei Falludscha von zwei irakischen Strela-2 getroffen. Der Hubschrauber stürzte ab und 15 US-Soldaten starben.

Wegen der Bedrohung der Zivilluftfahrt wurde in den USA mehrfach diskutiert, den Fluglinien Abwehrsysteme wie Flares gesetzlich vorzuschreiben. Diese haben sich dagegen jedoch bisher mit der Begründung gewehrt, dass die hohen Kosten Wettbewerbsnachteile bedeuten würden.

Eingesetzte Versionen

Russland

  • 9K32 Strela-2 (SA-7A Grail): 1. Serienversion
  • 9K32E Strela-2E (SA-7A Grail): Vereinfachte Exportversion der 9K32
  • 9K32M Strela-2M (SA-7B Grail): 2. Serienversion mit verbessertem Suchkopf
  • 9K32ME Strela-2ME (SA-7B Grail): Vereinfachte Exportversion der 9K32M
  • 9K32MW Strela-2MW (SA-7B Grail): Version für den Luft-Luft-Einsatz ab Hubschraubern
  • 9K32M2 Strela-2M2 (SA-7C Grail): Version mit dem Suchkopf der Strela-3.
  • 9K32MF Strela-2MF (SA-N-5 Grail): Version für Marinestreitkräfte

China

  • HN-5A: Version der 9M32M mit gekühltem Suchkopf und neuem Sprengkopf
  • HN-5B: Version der 9M32M mit verbessertem, gekühltem Suchkopf
Anza Mk.2

Pakistan

  • Anza Mk.1: Lizenzfertigung der 9K32
  • Anza Mk.2: Lizenzfertigung der 9K32M
  • Anza Mk.3: Version der 9M32M mit verbessertem, gekühltem Suchkopf

Ägypten

  • SAKR EYE: Version der 9K32M mit einem neuen digital arbeitenden Suchkopf der franz. Firma Thomson-CSF

Rumänien

  • CA-94M: Version der 9K32M mit einem neuen, digital arbeitenden Suchkopf

Serbien

  • Strela-2MA: Version der 9M32M mit verbessertem, gekühltem Suchkopf und neuem Sprengkopf

Nutzerstaaten

Die Fliegerfaust STRELA wurden durch die Bundeswehr als Fliegerfaust 1 insbesondere zur Schießausbildung (Gewöhnungsschießen) von DDR-Beständen übernommen

Siehe auch

Literatur

  • Land-Based Air Defence Edition 2005. Jane's Verlag.
  • Das Boden-Luft-Lenkwaffensystem SA-17 GRAIL. DTIG – Defense Threat Informations Group.
  • Michal Fiszer, Jerzy Gruszczynski: On Arrows and Needles. Journal of Electronic Defense (JED), Dezember 2002.

Einzelnachweise

  1. www.streitkraeftebasis.de: Strela auf Übungsplatz Todendorf und www.Streitkräftebasis.de Infoflyer Todendorf
  2. Hans-Werner Ahrens: Die Luftbrücke nach Sarajevo 1992 bis 1996. 1. Auflage. Rombach, Freiburg im Breisgau, Berlin, Wien 2012, ISBN 978-3-7930-9695-5, S. 149–163.
  3. www.flightglobal: Arkia 757 avoids missile attack und BBC News: Kenyan police find Mombasa missiles.