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Jaromír-Gebehard

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Jaromír (Bischof) (auch Gebhart auch Gebehard) (* um 1040; † Juni 1090 in Esztergom (Ungarn)), war tschechischer Bischof von Prag aus dem Geschlecht der Přemysliden.

Der vierte Sohn der Ehe zwischen dem Herzog Břetislav I. und seiner Frau Jitka war von Anbeginn für den geistlichen Weg und die Nachfolge für den Prager Bischof Severus (Šebíř) vorbestimmt, wenn er selbst auch keinerlei Lust hatte, diesen Weg einzuschlagen. Er widmete sich eher der Jagd und dem Krieg.

Seine Ausbildung genoss er im Ausland, kehrte nach dem Tod des Fürsten Spytihněv zurück und wurde von seinen Brüdern überredet, sich weihen zu lassen. Das Ansinnen seiner Brüder gefiel ihn jedoch nicht und er flüchtete nach Polen. Nach dem Tod von Severus wurde er von einen Brüdern Konrad und Otto nach Böhmen zurückgeholt und dem Herzog Vratislav II. vorgeführt, mit der Bitte, ihm das Bistum Prag zu übergeben.

Vratislav fürchtete jedoch, dass Jaromír seine neue Macht ausnützen könnte und verweigerte das Ansinnen. Er richtete 1063 das Bistum Olmütz ein, begrenzte damit den Einflussbereich des Bistums Prag und wollte Kaplan Lenc auf den frei gewordenen Bischofstuhl setzen. Er traf jedoch auf den Widerstand seiner Brüder und einiger böhmischer Adeliger und gab nach. Am 30 Juni 1068 erhielt Jaromír in Mainz vom Heinrich IV. (HRR) die Investur, wurde am 6. Juli durch den Erzbischof Siegbert von Mainz zum Priester geweiht und gab sich den Zunamen Gebhart. Das Amt führte er zunächst zwar energisch aber verantwortungsvoll aus. Schwierigkeiten bereiteten ihm seine Impulsität und die feindschaftlichen Gefühle gegenüber Herzog von Böhmen.

Diese Feindschaft zwischen Vratislav und Jaromír trat immer mehr zu Tage und sie bezogen in ihren Streit das Reich und Rom hinein. So ließ Jaromir nach seiner Ernennung das Kapitel Vyšehrad anlegen, welches nicht dem Bistum Prag sondern direkt Rom untergeordnet war.

Als 1070 zwischen ihm und dem Olmützer Bischof Johann II. von Brenau eine Auseinadersetzung um Vermögen ausbrach, wandten sich beide an den Papst Alexander II. Jaromír wartete jedoch die Entscheidung nicht ab und begab sich 1071 nach Mähren und ließ den dortigen Bischof Johann foltern. Der Papst schickte seinen Legaten nach Böhmen, und Herzog Vratislav berief ein Gericht, vor dem Jaromir jedoch nicht erschien. Der Legat verbot ihm daraufhin weiter das Amt des Bischofs auszuüben und Jaromir flüchtete ins Ausland. Nach weiteren Untersuchungen des Falls durch den neuen Papst Gregor VII. erhielt Jaromir seine Titel zurück und der Papst versöhnte sich zeitlang mit Jaromir. Nachdem es zu neuen Auseinandersetzungen kam, und der Papst entscheid auf einer eigens einberufenen Synode, dass die strittigen Ländereien und Höfe beiden Bischöfen aufgeteilt zu gleichen Teilen zufallen.

Gemässigter ging es in weltlichen Dingen zu. Kaiser Heinrich IV. hatte zum Jaromir derart großes Vertrauen, dass er ihn am 11. Juni 1077 zum höchsten Kanzler ernannte. Das neue Amt beschäftigte Jaromir die nächsten acht Jahre, die er zeitweise im Ausland verbrachte, und die Auseinandersetzungen mit der Kirche legten sich.

Als 1085 auf der Versammlung in Mainz Heinrich IV. den Herzog Vratislav zum König krönte, bestätigte er auch eine Eingabe von Jaromír, den alten Vertrag des Bistums Prag wieder im ursprünglichen Zustand zu versetzen. Das Bistum Mähren wurde dem Prager Bistum angegliedert. Bereits 1088 entschied Vratislav jedoch eine erneute Aufteilung. Jaromír begab sich darauf aus Protest nach Rom, starb aber unterwegs bei seinem Freund dem König Ladislaus I. in Ungarn.

Literatur

  • Kosmova kronika česká, Prag 1972
  • David Kalhous: Jaromír-Gebhard, pražský biskup a říšský kancléř (1038-1090). Několik poznámek k jeho životu.

MHB, 9, 2003.