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Grenchenbergtunnel

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Der Grenchenbergtunnel ist ein rund 8,5 km langer schweizerischer Eisenbahntunnel und liegt an der SBB-Bahnlinie der Jurabahn von Delémont nach Biel. Er unterquert die Graitery und den Grenchenberg in der Jurasüdfusskette und stellt eine Verbindung zwischen dem Grand Val bei Moutier und dem Mittelland bei Grenchen her.

Das nördlichen Tunnelportal bei Moutier liegt auf (535 m ü.M.) und die Südportalöffnung bei Grenchen auf (484 m ü M.) und der 8578 Meter lange Tunnel ist einspurig ausgelegt. Die Tunnelachse ist bis auf 55 Meter am Nordeingang schnurgerade, wo die Achse einen Bogen macht und steigt von Moutier zuerst für fast 4 km mit 2,5 ‰ leicht an und neigt sich danach in ein Gefälle von 13 ‰.

Vorgeschichte

Im Jahr 1877 wurde die Jurabahn von Basel/Delle-Delémont-Moutier-Tavannes-Biel fertiggestellt und verband die französische Ostbahn (EST) von Paris mit Bern. Bis vor dem ersten Weltkrieg war die schwierige und lange Linie sehr unattraktiv für direkte Verbindungen und der Verkehr von Paris wickelte sich hauptsächlich über die PLM-Linien über Pontarlier-Vallorbe-Lausanne und Ambérieu-Genf zum Simplontunnel und weiter Richtung Italien ab. Als zur Jahrhundertwende der Bau der Lötschbergbahn feststand, fand man die Lösung des langen Anfahrtweges von Delle und Basel nach Bern im Bau einer abgekürzenden Tunnelverbindung von Moutier nach Biel. Zum Unwillen der Bundesbahnen erhielt 1909 die Berner Alpenbahn-Gesellschaft Bern-Lötschberg-Simplon die Konzession für den Bau und Betrieb der Münster-Lengnau-Bahn (MLB) und ein Staatsvertrag zwischen Frankreich und der Schweiz sicherte die Beteiligung der EST mit 10 Millionen Franken an den Bau der 13 Kilometer langen Abkürzungsbahn.

Bau

Am 26. Oktober 1911 wurde der Bauvertag mit dem Bauunternehmen Société franco-suisse de construction du chemin de fer Moutier-Longeau, Prud'home, Rotpetz & Co abgeschlossen.

Am 6. November (Südseite) und 7. November (Nordseite) begannen die Bauarbeiten.

Anfänglich erfolgte der Stollenvortrieb mit Handborung und später mit Maschienenborung. Im Jahr 1913 erschwerte die Geologie den weiteren Ausbruch. Im Februar borte man eine Wasserader an, bei welcher sich 250 l/sek Wasser in den Tunnel ergoss. Noch schlimmer war es im März 1913, als eine Ader mit 370 l/sek angebort wurde und der Vortrieb ganz eingestellt werden musste. Das ganze Dorf Grenchen wurde dadurch seinem Trink- und Betriebswasser entzogen.

Auch der Ausbruch des Weltkrieges am 1. August 1914 beeinträchtigte die Bauarbeiten. Am 27. Oktober 1914 erfolgte der Durchschlag des Tunnels und am 1. Oktober 1915 konnte er und die ganze Strecke der MLB dem Verkehr übergeben werden.

Betrieb

Die Münster-Lengnau-Bahn gehörte von Anfang weg der BLS Lötschbergbahn und die Anlagen, sowie der Tunnel wurde von ihr betrieben und unterhalten. Die Zugförderung hingegen erfolgte immer durch die SBB.

Eine Besonderheit des Tunnels war die bis zur Elektrifizierung im Jahr 1928 benutzte Belüftung des Tunnels. Wegen den giftigen Gasen, welche durch den Dampfbetrieb in den Tunnel hängen blieben, suchte man nach Lösungen für deren künstlichen Belüftung. So verfügte der Grenchenbergtunnel schon bei seiner Eröffnung über eine solche Anlage. Um vom Wetter ein gänzlich unabhängiges System zu besitzen, baute man am Südporteal ein spezielles Ventilationsgebäude. Dort waren zwei imposante Ventilatoren mit einem Durchmesser von 3,5 Metern untergebracht, welche von einem 200 PS starken Elektromotor angetrieben Frischluft ansogen und ins Tunnelinnere bliesen. Dadurch wurde ein Luftstrom von 3 Metern pro Sekunde erzeugt und die Luft im Tunnel wurde alle 50 Minuten vollständig erneuert. Damit diese Anlage auch bei wiedrigsten Luftverhältnissen richtig arbeitete, musste das Südportal mit einem Segeltuch-Vorhang verschlossen werden. Dieses Vorhangsystem erforderte eine ständige Wartung, musste der Vorhang doch bei der Annäherung eines Zuges rechtzeitig gehoben und wieder gesenkt werden. Später übernahm eine Signalanlage, welche mit dem Vorhangmechanismus gekoppelt war, deren Absicherung. 1940 wurde der Vorhang und die Signalabsicherung entfernt und die Ventilation stillgelegt. Das stillgelegte Ventilationsgebäude kann man aber in Grenchen auch heute noch bei der Tunneleinfahrt linkerhand beim Südportal erkennen.

Zahlen & Fakten

Bauzeit: 1911-1915
Bauart: Einspurtunnel
Länge: 8578 Meter
Neigung: 2,5 ‰ und 13 ‰
Elektrifizierung: 15. Mai 1928

Quellen

  • Enzyklopädie des Eisenbahnwesens (1914), Band 5, S. 370
  • 3x50 Jahre - Schweizer Eisenbahnen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (1997)
  • 40 Verkehrstechnische Attraktionen der Schweiz, Werdverlag, 1991