Bibliotheksverbund
Bibliotheksverbünde oder Verbundzentralen sind zentrale Dienstleistungen für Bibliotheken im Bibliothekswesen. Sie koordinieren die kooperative Katalogisierung und Fernleihe in ihrem Gebiet und nehmen oft zentrale Aufgaben der Datenverarbeitung, Fortbildung und andere Dienstleistungen wahr.
Verbundkataloge
Sie sind Zentralkataloge und entstanden in den 1970er nach US-amerikanischen Vorbild als Katalogisierungsverbünde. Das hat den Vorteil, dass eine Titelaufnahme im Verbund nur einmal aufgenommen wird und andere Bibliotheken ihre Exemplare nur hinzufügen müssen. Es gibt Vereinbarungen der teilnehmenden Bibliotheken über die arbeitsteilige Katalogisierung bestimmter Fachgebiete. Es existieren Vereinbarungen darüber, welche Bibliotheken Titelaufnahmen verändern dürfen. Die Verbundzentrale koordiniert die Arbeiten und entscheidet im Zweifelsfall.
Bibliotheksverbünde in Deutschland
Für die Durchführung des Überregionalen Leihverkehrs ist die Bundesrepublik Deutschland in Leihverkehrsregionen eingeteilt. Leihverkehrsregionen und Verbundregionen sind in der Regel identisch. Für die Koordinierung des Leihverkehrs in den Regionen sind Leihverkehrszentralen zuständig. Die Leihverkehrsregionen bzw. Verbundregionen wurden nach dem 2. Weltkrieg gebildet.
Gemeinsamer Bibliotheksverbund (GBV)
Dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund (ehemals Göttinger Bibliotheksverbund) gehören alle wissenschaftlichen und zahlreiche öffentliche Bibliotheken in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und teilweise auch aus Berlin und Brandenburg an, um im Verbund zahlreiche bibliothekarische Routinearbeiten koordinieren zu können.
Ursprünglich war der GBV auf Niedersachsen beschränkt, das G stand zunächst für Göttingen. An der dortigen Staats- und Universitätsbibliothek ist bis heute die Verbundzentrale (VZG) angesiedelt, die aus dem Bibliotheksrechenzentrum Niedersachsen (BRZN) hervorgegangen ist. Als Software-Basis dient das System PICA. Bereits seit einigen Jahren wird in den angeschlossenen Bibliotheken auf diesem Wege beispielsweise die Fernleihe realisiert, da viele Arbeitsschritte automatisiert werden können und deutlich weniger administrativer Aufwand anfällt.
Der GBV ist unter der URL http://www.gbv.de erreichbar.
Hochschulbibliothekszentrum (hbz)
Das Hochschulbibliothekszentrum ist zentrale Dienstleistungs- und Entwicklungseinrichtung für die Hochschulbibliotheken in Nordrhein-Westfalen sowie für weitere Bibliotheken innerhalb und außerhalb dieses Bundeslandes. Das hbz erfüllt als Bibliotheksverbund seine Aufgaben im engen Zusammenwirken mit den Bibliotheken, für die es Leistungen erbringt. Darüber hinaus arbeitet es regional und überregional mit bibliothekarischen Einrichtungen sowie mit Datenverarbeitungseinrichtungen zusammen. Es hat seinen Sitz in Köln.
Die Verbunddatenbank des hbz weist ca. 13 Millionen Titelnachweise und 30 Millionen Bestandsnachweise sowie zusätzlich 3,5 Millionen Titel öffentlicher Bibliotheken nach und integriert die Nordrhein-Westfälische Bibliographie sowie alle Zeitschriften der Zeitschriftendatenbank (ZDB). Ein Schnellzugriff auf diese Daten unter einer Oberfläche mit den Daten weiterer Verbünde (BVB, GBV (ab Februar 2006), ÖBV) erfolgt seit 2005 über den sogenannten Dreiländerkatalog. Das hbz betreibt darüber hinaus DigiBib - Die Digitale Bibliothek, die von über 170 Kunden aus zehn Bundesländern genutzt wird. Weitere Produkte des hbz: lok-in hbz (Lokalsysteme via Internet), hbz-Medienserver, Digital Peer Publishing (DiPP), Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS), Online-Fernleihe und Dokumentlieferdienste.
Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (SWB)
Ihm gehören 1.212 überwiegend wissenschaftliche Bibliotheken in Baden-Württemberg, Saarland, dem südlichen Rheinland-Pfalz und Sachsen an. Des weiteren katalogisieren die juristischen Max-Planck-Institute seit 1992 ebenfalls im SWB. Die Verbundszentrale ist seit 1983 das Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ), das in Konstanz (mit weiterem Standort in Stuttgart) angesiedelt ist.
Die Datenbank des SWB enthält derzeit 10,5 Millionen Titelnachweise und knapp 31 Millionen Bestandsnachweise an Monografien und gut 1,2 Millionen Zeitschriftenartikel. Zeitschriften, Bücher und elektronische Medien können über einen Online-Katalog recherchiert werden. Die Bandbreite der Artikel umfasst alle Fachbereiche und Sprachen der letzten 600 Jahre. Bestandsschwerpunkte des SWB sind die Bereiche Theologie, Orientalia, Kunst und Musik, Archäologie, Rechtswissenschaft sowie Kriminologie.
Bibliotheksverbund Bayern (BVB)
Ihm gehören 82 überwiegend wissenschaftliche Bibliotheken aus Bayern an. Ein offizielles Gründungsdatum gibt es nicht; der Start im Offline-Verbund war 1970, im Online-Verbund 1984. Die Verbundszentrale ist bei der Bayerischen Staatsbibliothek in München angesiedelt.
Das Verbundportal heißt Gateway Bayern. Es enthält die Bibliotheksbestände aller Teilnehmer, sofern sie online katalogisiert sind. Im Portal ist außerdem eine simultane Suche in der BVB-Aufsatzdatenbank und diversen anderen Literaturdatenbanken und anderen Katalogen möglich. Des Weiteren bietet er eine trefferabhängige Verlinkung via SFX wie z.B. zu
- elektronischen Volltexten
- Online-Fernleihe
- subito (Direktlieferdienst)
Der Verbundkatalog des BVB enthält über 13 Millionen Titeldaten mit Bestandsnachweisen der am BVB beteiligten wissenschaftliche Bibliotheken.
Die Aufsatzdatenbank des BVB ist eine internationale und fachübergreifende Bibliografie wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze. Sie enthält über 21 Millionen Aufsatznachweise aus mehr als 16.000 Zeitschriften im Erscheinungszeitraum 1993 bis heute.
Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV)
Ihm gehören zahlreiche wissenschaftliche und einige öffentliche Bibliotheken in Berlin und Brandenburg an. Er wurde 1997 - 2000 am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin, das auch Verbundzentrale ist, entwickelt und löste den Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg ab.
Eine Besonderheit unterscheidet ihn von den übrigen deutschen Bibliotheksverbünden: Der KOBV weist keinen (echten) zentralen Verbundkatalog auf. Die teilnehmenden Bibliotheken arbeiten primär mit dem lokal vorhandenen Bibliothekssystem. Auf der Verbundebene werden dann die Katalogdaten einzelner Bibliotheken zu einer Recherchedatenbank zusammengefasst. Dadurch ist der KOBV eher mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) vergleichbar.
Die Leihverkehrszentrale ist der Berliner Gesamtkatalog (BGK), der bei der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) angesiedelt ist. Der KOBV realisiert in dessen Auftrag die technische Umsetzung der Online-Fernleihe. Der verfilmte (alte) Berliner Gesamtkatalog, der ehemals Westberliner Bibliotheken, wird von der ZLB im Internet angeboten.
Hessisches Bibliotheks-Informationssystem (HEBIS)
Dieses Verbundsystem wurde 1987 gegründet und umfasst Hessen und Teile von Rheinland-Pfalz. Die Verbundzentrale ist die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main. Seit 2003 verfügt es auch über einen Online -Katalog.
Der HEBIS-Verbund präsentiert sich utner der URL http://www.hebis.de .
Österreichischer Bibliothekenverbund
Der Österreichische Bibliothekenverbund ist ein Katalogisierungs- und Dienstleistungsverbund für Österreichs wissenschaftliche und administrative Bibliotheken. Den Kern bilden die Österreichische Nationalbibliothek und die Universitätsbibliotheken.
Siehe auch
Bibliothekarische Vereinigungen, Karlsruher Virtueller Katalog, Zentrale Verzeichnis Digitalisierter Drucke