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Taekwondo

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Taekwondo (auch Tae-Kwon-Do oder Taekwon-Do, Hangul: 태권도; Hanja: 跆拳道) ist ein koreanischer Kampfsport und steht für die Kunst der Fäuste und Füße. Der Name setzt sich zusammen aus den koreanischen Worten Tae "Fuß-für alle Fußtechniken", Kwon "Faust- für alle Fausttechniken" und Do "Der Weg zur geistigen Reife, die Kunst".

Taekwon-Do als Sport unterteilt sich in die einzelnen Disziplinen:

  1. Formenlauf (Tul, Hyong im ITF System, Taeguk, Poomse im WTF-System): festgelegte Techniken werden in vorgegebener Reihenfolge gelaufen.
  2. Selbstverteidigung (Hosinsul): Selbstverteidigung gegen einen/mehrere unbewaffnete oder bewaffnete Gegner.
  3. Bruchtest (Kyok-pa): Zerstören von Holzbrettern, Ziegeln oder sonstigen Materialien mittels Taekwondo-Techniken.
  4. Freikampf (Taeryon oder matsoki): abgesprochener oder freier Kampf in verschiedenen Schrittkombinationen.
  5. Wettkampf (chayu matsoki): Teil- oder Vollkontaktkampf gegen einen Gegner.
  6. Grundschule (Kibon Yonsup), Gymnastik (Dosoo dallyon) und Theorie (Ilon) sollten aber auch ständige Trainingsbestandteile sein.

Nach General Choi Hong Hi, dem Begründer des Taekwon-Do in Deutschland, (gestorben am 15. Juni 2002) sind die 5 zu erreichenden Ziele des Taekwon-Do:

              1. Höflichkeit
              2. Integrität
              3. Durchhaltevermögen
              4. Selbstdisziplin
              5. Unbezwinglichkeit

Geschichte & Entwicklung

Aufgrund der geographischen Lage als Puffer zwischen den Königreichen China und Japan, mit Einflüssen von Tartaren und Mongolen, kann Korea eine lange Geschichte von bewaffneten und nicht bewaffneten Konflikten aufweisen, in deren Verlauf viele unterschiedliche Kampfstile adaptiert und auf die eigenen Bedürfnisse angepasst wurden.

Die wahrscheinlich einflussreichste Periode war die der drei Königreiche (Koguryo, Paekche und Silla). Man ist davon überzeugt, dass Silla im 7. Jahrhundert diplomatische Beziehungen zum Tang Königreich etablierte, was zum militärischen Training einer Kriegerklasse führte, die als Hwarang bekannt waren.

Der Einfluss der Tang-Dynastie auf die Kampfkünste (wie auch auf so gut wie alle anderen kulturellen Aspekte) war sowohl in Japan als auch Korea bemerkenswert. In beiden Ländern wurde die Kampfkunst Tangsu genannt, was sich aus dem Namen der Dynastie (Tang) und dem Wort für Hand (Su) zusammensetzt. Zur gleichen Zeit datieren Gravierungen in den Türmen von Kumkongryksa und Kakcjuchung im damaligen Königreich Koguryo, und die Statuen von Kumkang Kwon am Eingang von Sokkul-Am am Berg Toham zeigen Grundstandtechniken wie den nalchigi. Diese traditionellen Formen der Kampfkunst wurden ab ca. 1000 n.Chr. Subak oder kwonbeop genannt.

Unter vielen Generälen wurde Subak weiterentwickelt und zum Standard in der militärischen Ausbildung. Zur Zeit der Ming-Dynastie beherrschten zwei große Schulen das Geschehen: Die Schule des Sorim-Tempels und die Songkae-Schule. Möglicherweise wurde die Sorim-Schule durch das nördliche Shaolin-Kloster beeinflusst, da es von Mönchen praktiziert wurde, die schnelle, ausweichende Bewegungen und Sprungtechniken bevorzugten, während das Songkae (begründet von Chang Songkae aus der Ming-Dynastie) eindeutig chinesischen Ursprungs war und nur Techniken aus drei verschiedenen Bereichen kannte: Betäuben, bewusstlos schlagen und töten.

In der Yi-Periode erfuhr neben anderen Kampfsportarten auch kwonbeop einen starken Rückgang, da die offizielle Regierungspolitik alle militärischen Angelegenheiten unterband. Das Zentrum von kwonbeop wurde nach Zentralkorea verlegt und in taekwon umbenannt, welches von dort an als Sportart oder Zeremoniekunst weitergeführt wurde. Zeitweise mussten die Aktivitäten bis zur Befreiung 1945 auch in den Untergrund verlegt werden.

Taekwondo wurde daneben auch von den beiden Kampfkünsten yusul und sirreum beeinflusst, welche entweder ganz oder teilweise von chinesischen Kampfkünsten wie shuai chiao oder mongolischem Ringen abgeleitet wurden. Nach der Yi-Dynastie wurde Korea 1910 von Japan annektiert, was dazu führte, dass die jungen Koreaner eher japanische Sportarten wie Jujutsu, Kendo, Judo, Karate oder Sumo erlernten. Nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr 1945 gab es dann ein großes Bestreben koreanischer Meister, ihre Ressourcen zu vereinigen und eine gemeinsame, koreanische Kampfkunst zu schaffen.

Taekwondo wurde offiziell am 11. Juni 1955 begründet, als die meisten koreanischen Meister versuchten, ihre diversen Kampfkünste wie Taekyon, Soo Bak Do, Tang Soo Do etc. unter dem Namen Tae Soo Do zu vereinen. Obwohl nicht jeder Stil in die neue Organisation eintrat, wurde eine neue Dachorganisation mit der offiziellen Unterstützung der Regierung Koreas gegründet. Ihr Name wurde 1957 von General Choi Hong Hi, Träger des 9. Dans, in Taekwondo geändert.


Verbände & Organisationen

Taekwondo ist in sehr viele Verbände zersplittert; es lassen sich allerdings zwei dominante Stilrichtungen und damit auch Organisationen identifizieren: die beiden Weltverbände WTF (World Taekwondo Federation, gegründet 1973) und ITF (International Taekwon-Do Federation, gegründet im Jahr 1966).

Die WTF hat ihren Sitz in Südkorea, der Gründer ist Kim, Un-Yong. Sie wurde 1973 gegründet. WTF ist das olympische Taekwondo, das auf viele Doppel- und Tripelkicks setzt, dafür allerdings die Fausttechniken erheblich einschränkt (zum Beispiel: im Kampf sind keine Fauststöße zum Kopf erlaubt). Gekämpft wird im Vollkontakt-Modus, d.h. die Wettkämpfer tragen einen (weichen) Helm, eine Weste, Tiefschutz, Unterarm- und Schienbeinschoner sowie je nach Altersklasse auch einen Spannschutz. Ein Zahnschutz ist optional, aber vielfach auf Turnieren vorgeschrieben.

Die ITF hat ihren Sitz in Wien, nachdem ihr Gründer General Choi Hong Hi nach Kanada emigrierte und den Sitz der ITF zuerst nach Toronto und dann 1985 nach Wien verlegt hat. Auch hier sind im Kampf Kicks in allen Varianten und Kominationen zu sehen, aber auch kombiniert mit realen Faustkampftechniken. In der ITF werden im Gegensatz zum WTF im Kampf auch Fauststoßtechniken zum Kopf angewandt, der Kampf findet als Semikontaktkampf mit Hand- und Fußschutz statt. Alle Schläge müssen kontrolliert ausgeführt werden.

Taekwondo in Deutschland

Taekwon-Do wurde ab 1965 durch Kwon, Jae-Hwa und Choi Hong Hi im deutschsprachigen Raum verbreitet. Die ersten deutschen Meisterschaften fanden 1967 in München statt.

Erster Bundestrainer der Sektion Taekwon-Do im deutschen Judo-Bund wurde Kwon, Jae-Hwa 1972.

Die Deutsche Taekwondo Union (DTU) ist Mitglied in der European Taekwondo Union (ETU) und der WTF.

Die ITF-D mit Sitz in Köln ist der deutsche Nationalverband der ITF und ist deren europäischem Verband und dem Weltverband angeschlossen. Präsident ist seit über 15 Jahren Master Paul Weiler, 7.DAN.

Seit dem Jahr 2003 findet in Deutschland innerhalb der DTU die Taekwondo-Bundesliga statt, die im Freikampf (olympische Disziplin) den deutschen Taekwondo-Vereinsmeister ermittelt und den Sport publikumswirksamer gestalten soll. Bei den olympischen Spielen 2002 in Sydney gewann Deutschland eine Silbermedaille. Neben dem Vollkontakt existieren auch Formenturniere, allerdings ist diese Disziplin nicht olympisch. Das Deutsche Nationalteam der DTU gewann 2003 zum dritten Mal in Folge die Europameisterschaften; eine Weltmeisterschaft existiert noch nicht, ist aber für 2006 in Planung.