Pressburger Bahn
Die Pressburgerbahn war eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Wien und der slowakischen Stadt Pressburg, heute Bratislava. Die 69 km lange Bahn wurde 1914 bereits elektrifiziert eröffnet, davon entfielen ca. 12 km auf die Stadtstrecke in Wien und ca. 7 km auf die Strecke in Pressburg. Der 50-km-Anteil zwischen Groß-Schwechat - Kittsee (damals noch ungarisch Köpcseny, slow. "Kopčany") war als Überlandstrecke ausgeführt. Der Überlandteil war (ist) mit der damals noch neuen Einphasenwechselstromtechnik (16 2/3 Hz, 15.000 V)ausgerüstet. Diese Bahnlinie war nach der Mittenwaldbahn in Tirol die zweite Linie, die mit diesem System in Österreich ausgestattet war.
Streckenführung
Sie führte von Wien südlich der Donau über Schwechat, Hainburg und Wolfsthal in die Slowakei (dort über den Vorort Petržalka in die Pressburger Innenstadt). Das Stück innerhalb Wiens führte vom Bahnhof Wien-Mitte (damals Bahnhof Hauptzollamt) ein kurzes Stück entlang des kanalisierten Wien (Fluss)es auf der Vorderen Zollamtsstraße, weiter entlang des rechten Ufers des Donaukanals auf der Dampfschiffstraße, dann Weißgerberlände, Erdberger Lände, einem Teilstück der heutigen Autobahn A4, vorbei am Elektrizitätswerk Simmering und bog von diesem aus gesehen nach ca. 2,2 km in die Simmeringer Haide ab. Dort erreichte die Strecke schließlich die Kaiserebersdorfer Straße und unterquerte im Zuge der Dreherstraße die Stadtgrenze überschreitend die Donauländebahn und mündete schließlich in einer Rampe auf die noch heute bestehende Strecke nach Schwechat. Die gesamte Strecke war bis auf das kurze Stück zur Radetzkybrücke eingleisig ausgeführt und es gab folgende Ausweichen und Abzweigungen: Wien-Großmarkthalle (km 0,035), Radetzkybrücke (km 0,658), Krieglergasse (km 1,400), Rotundenbrücke (km 2,100), Stadionbrücke (km 3,400), Gassteg (km 4,700), E-Werk Simmering (km 5,855), Teefabrik (km 7,100) und Neusimmering (km 9,770). In Bratislava und seinem Vorort Petržalka (deutsch Engerau) führte die Strecke zuerst von der Ortschaft Berg aus kommend zum Bahnhof Kittsee (ungarisch Köpcsény, slowakisch Kopčany), weiter zu einer Haltestelle vor dem Bahnhof Engeraus, dann in nordwestliche Richtung den alten Dorfkern von Engerau umfahrend in Richtung der Wien-Pressburger Bundesstraße, dieser dann folgend durch den Aupark (ungarisch Liget, heute "Sad Janka Kráľa") parallel zur Donau bis zur stählernen Donaubrücke (heute "Starý Most"). Danach auf der Pressburger Seite folgte die Strecke ein kurzes Stück der damaligen Gabor-Baross-Straße (heute Štúrova úlica) und bog kurz danach auf die Uferpromenade (damals Justi-Ufer, jetzt Vajanského nábrežie) ein und erreichte und den Krönungshügelplatz (jetzt Námestie Ľ. Štúra), wo nach den ursprünglichen Plänen auch eine kopfbahnhofähnliche Endhaltestelle entstehen sollte. Die Planungen wurden aber verworfen und so wurde eine große Wendeschleife geschaffen, indem die Bahn vom Krönungshügelplatz aus weiter nach Norden über die Kit-Straße (jetzt Mostová ulica) zum Hviezdoslav-Platz (früher Theaterplatz oder auch Kossuthplatz), vorbei am Nationaltheater weiter die Rosengasse (jetzt Jesenského) entlang und die Gabor-Straße entlang über den Šafárikovo-Platz fuhr und hier die Schleife schloss. Der Wiener Abschnitt und das letzte Stück in Bratislava wurde als Straßenbahn geführt und es wurden die schon vorhandenen Gleise der jeweiligen städtischen Straßenbahnen benützt, wobei in die Bratislava noch ein drittes Gleis verlegt werden musste, da hier nur ein meterspuriges Netz bestand.
Geschichte
Nach 1919 wurde die Strecke in 2 Abschnitte geteilt und ab dem Bahnhof Berg mussten die Fahrgäste in andere Wagen für den tschechoslowakischen Streckenteil umsteigen. Infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise lag auch die Bahn im Jahr 1919 für einige Zeit still. Seit 1935 fuhr sie auf Grund der geänderten politischen Verhältnisse nur mehr bis zur Grenze nach Berg. Aufgrund der Angliederung von Petržalka/Engerau an das Deutsche Reich im Herbst 1938 wurden neue Voraussetzungen für den Bahnbetrieb geschaffen und die Strecke 1941 bis Engerau verlängert. Die ursprünglich weiterführende Strecke bis in die Pressburger Innenstadt wurde aber nicht mehr realisiert/reaktiviert und war auch nicht Gegenstand weiterer Planungen. Ab 1943 wurden aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens auch Fahrten vom Wiener Aspangbahnhof mit Fahrt über Simmering und Wiener Zentralfriedhof und weiter Richtung Schwechat (heutige S7-Strecke) aufgenommen.
Heute kann man auf der für die Schnellbahn S 7 adaptierte Strecke über Schwechat, dem Flughafen vorbei nach Carnuntum und Hainburg fahren, der Endpunkt liegt heute in Wolfsthal. Eine Verlängerung über Kittsee nach Bratislava war in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts oft vorgesehen, wurde aber nie realisiert.
Fahrzeuge und Allgemeines
Derzeit ist die schnellste Verbindung von Wien nach Bratislava vom Wiener Südbahnhof ausgehend nördlich der Donau die Strecke über Marchegg bzw. südlich der Donau die Strecke über Parndorf.
Fahrzeuge der Pressburgerbahn
siehe auch: Liste von Eisenbahnstrecken in Österreich
Literatur
- Alfred Horn: "60 Jahre" - Die Preßburgerbahn (1974) ISBN 3-7002-0420-6