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Norbert Burger (Politiker, 1932)

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Norbert Burger (1983)
 Norbert Burger (1987)
Norbert Burger (1987)
Karnevalsorden mit Norbert Burger (1987)
Karnevalsorden mit Norbert Burger (1987)
Norbert Burger (3. von links) im Februar 2012 zusammen mit Martin Schulz, Jürgen Roters und Walter Schulz
Empfang des Präsidenten des Europäischen Parlamentes Martin Schulz durch den Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters im Hansasaal des Kölner Rathauses.
 Grabstätte von Norbert Burger
Grabstätte von Norbert Burger , Kölner Melaten Friedhof, Grabnummer = HWG, Nr. 402,

Norbert Burger (* 24. November 1932 in Köln; † 16. Mai 2012[1][2] ebenda) war ein deutscher Politiker (SPD) und von 1980 bis 1999 Oberbürgermeister der Stadt Köln.

Leben

Norbert Burgers Vater, als Inhaber eines kleinen Baugeschäfts nicht sozialversichert, wurde 1937 durch drei Schlaganfälle zu einem Pflegefall und Insassen der Riehler Heimstätten. Norbert und seine fünf Jahre ältere Schwester durchzubringen, oblag nun allein der Mutter, die nach einiger Zeit eine Anstellung im Fürsorgeamt der Stadt Köln fand. 1953 legte Burger am Hansagymnasium Köln das Abitur ab und nahm das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Köln auf. Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete er als Repetitor.

1963 trat er in den Dienst der Stadt Köln und war zunächst im Rechtsamt tätig. Bereits 1965 wurde er Leiter des Schulverwaltungsamtes und konnte wichtige Entwicklungen und Neuerungen auf den Weg bringen. Nach dem SPD Motto“Schickt eure Kinder länger auf bessere Schulen“ und mit Elternvotum wurden viele Konfessionsschulen in städtische Gemeinschaftsschulen umgewandelt. 1967 wurde in Köln die Volksschulen (1-8 Schuljahr) geteilt in Grund- und Hauptschule. Währen seiner Amtszeit wurden dann auch 6 städtischen Gymnasien und 4 Gesamtschulen gegründet und der Aufbau eines differenzierten Sonderschulwesens vorangetrieben. [3] [4] 1970 wurde er Sozialdezernent und verdreifachte während seiner Amtszeit die Anzahl der städtischen Kindergärten und strukturierte die Alten- und Pflegeheime neu [4]. Bei den ersten Hausbesetzungen durch Jugendliche und dem SSK in Köln bewies er diplomatisches Geschick und konnte die Hausbesetzungen ohne Gewalt beenden. Durch soziale Wohnungsbauprogramm und den Umbau der Sozialhäuser wurden in Köln während seiner Amtszeit die Zahl der Obdachlosen von 12.000 auf 5.000 verringert.[3]. Burger rief auch die ersten Informations- und Beratungsstellen für Menschen mit ausländischen Wurzeln ins Leben. [5] Obwohl 1970 für 13 Jahre als Sozialdezernent gewählt wechselte er 1973 als stellvertretender Amtsleiter in das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung unter dem im Dezember 1972 zum Bundeskanzler wiedergewählten Willy Brandt.[6] Während der Kanzlerschaft Helmut Schmidts war er als Ministerialdirektor Leiter der Abteilung "Sektorale Entwicklungspolitik" im Entwicklungshilfeministerium.[7]

Politischer Werdegang

Norbert Burger stand zunächst der Partei von Gustav Heinemann, der Gesamtdeutschen Volkspartei, nahe. Nach deren Auflösung 1957 trat er, wie Heinemann und Johannes Rau, der SPD bei. Im Jahre 1975 wurde Norbert Burger Ratsherr in Köln, Mitglied des SPD-Fraktionsvorstandes und Vorsitzender des Sozialausschusses. 1980 wurde der Sozialdemokrat nach einem SPD internen Wahlkrimi zum ersten Mal zum Oberbürgermeister von Köln gewählt. [3] 19 Jahre lang war er in der Folge bis 1999 Oberbürgermeister der Stadt Köln und damit der am längsten amtierende Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt im 20. Jahrhundert. In seiner 19-jährigen Amtszeit setzte er bedeutende Projekte für Köln auf die Schiene wie etwa den Museumskomplex am Dom mit Philharmonie und die Tieferlegung der Rheinuferstraße. Außerdem erlangte das Kulturangebot der Stadt unter seiner Leitung wieder internationalen Rang, Kriegsschäden verschwanden und 1985 wurde die Wiederherstellung aller zwölf romanischen Kirchen in der Innenstadt gefeiert. Wirtschaftpolitisch nahm Burger einen neuen Schwerpunkt ins Visier: die Medienwirtschaft. [8] Während seiner Amtszeit konnte er die Zahl der Städtepartnerschaften von zwölf auf 23 erhöhen und so die internationalen Beziehungen Kölns stärken. Darunter 1984 mit Barcelona ,1987 mit Peking, 1988 mit Corinto/El Realejo in Nicaragua und 1996 mit Bethlehem. Köln war damals die erste deutsche Stadt, die eine Partnerschaft mit einer palästinensischen Stadt als aktiven Beitrag zur Förderung des Friedensprozesses im Nahen Osten auf kommunaler Ebene aufgenommen hat.[9] „Mit Norbert Burger verliert Köln eine ihrer herausragenden Führungspersönlichkeiten, ohne die unsere Stadt nicht das geworden wäre, was sie heute ausmacht. Bei all seinen Initiativen und Entscheidungen behielt er immer den Menschen im Blick“, beschrieb der spätere Oberbürgermeister Jürgen Roters die Verdienste Burgers für die Stadt.[10] Große Verdienste hat er sich auch in der internationalen Zusammenarbeit der Kommunen erworben. [11] Die Kölner machten ihn in 115 Kölner Vereinen zum Ehrenmitglied. Burger war aufgrund einer Änderung der nordrhein-westfälischen Kommunalverfassung im Jahr 1994 der letzte ehrenamtliche Oberbürgermeister, der vom Rat der Stadt Köln aus seiner Mitte und nicht von den wahlberechtigten Bürgern selbst gewählt wurde, sowie der letzte Oberbürgermeister, der nicht zugleich als Verwaltungschef die Funktionen des Oberstadtdirektors auf sich vereinigte. Burger selber hatte diese Änderungen an der Kommunalverfassung vorangetrieben. Nachdem der amtierende Oberstadtdirektor und sicher gelaubte Nachfolger Klaus Heugel sich durch Insidergeschäfte mit Aktien strafbar gemacht hatte und so seine OB-Kandidatur bei der Komunalwahl 1999 kurzfristig zurückziehen musste [12], wurde Harry Blum (CDU) Burgers Nachfolger .

Abgeordneter

  • Von 1969 bis 1973 Vorsitzender des SPD Ortsvereins Köln-Sülz/Klettenberg.
  • Von 1968 bis 1987 Mitglied des SPD Unterbezirksvorstandes Köln,
  • von 1985 bis 1987 SPD Mitglied des Bezirksvorstandes Mittelrhein.
  • Ab 1958 wiederholt Delegierter zum SPD Unterbezirks-Parteitag und zu Bezirks-, Landes- und Bundesparteitagen.
  • 1975 bis 1999 Mitglied im Rat der Stadt Köln und Mitglied des Fraktionsvorstandes der SPD-Fraktion,
  • von 1975 bis 1980 Vorsitzender des Sozialausschusses,
  • Vom 30. Mai 1985 bis zum 1. Juni 2000 war Burger Mitglied des Landtags des Landes Nordrhein-Westfalen. Er wurde jeweils im Wahlkreis 020 Köln VIII direkt gewählt.
  • Von 1993 bis 1995 Präsident des Deutschen Städtetages, dann Vizepräsident.
  • von 1995 bis 1997 führte er als Präsident die internationale Spitzenorganisation der Kommunen „International Union of Local Authorities (IULA) [13]

Privat

Nach seinem Ausscheiden als Oberbürgermeister geriet Burger in den Sumpf einer Parteispendenaffäre. 2002 wurde sein Haus von der Staatsanwaltschaft durchsucht. Er hatte eine fingierte Spendenquittung über 5.000 Mark beim Finanzamt geltend gemacht, beteuerte jedoch, von dem Beleg nichts gewusst zu haben, weil seine Sekretärin sich um die Sammlung der Unterlagen für das Finanzamt gekümmert habe. Vier Jahre später wurde das Verfahren gegen ihn und weitere SPD-Mitglieder gegen Geldauflagen zwischen 7.000 und 30.000 Euro eingestellt.[14]

Norbert Burger war von 1963 bis 2007 mit seiner ersten Frau Annemarie Burger verheiratet, mit der er zusammen drei Kinder hatte. 2007 heiratete er Frau Claudia Burger mit der er bereits seit Ende der 90´er Jahre ein engeres Verhältnis hatte. [15]

Burger wurde am 25. Mai 2012 auf dem Kölner Zentralfriedhof Melaten beigesetzt. Grabnummer = HWG, Nr. 402, [16]

Sonstiges

  • Burger war u. a. Erster Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem e. V. und Vorstandsmitglied der Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
  • Burger war Vorsitzender des Stiftungsrats der AWO Rheinland Stiftung.
  • Ab 1970 Mitglied der Gewerkschaft ÖTV,
  • Ehrenvorsitzender des ASB-Ortsverbandes Köln und Mitglied des ASB-Bundespräsidiums.
  • Initiator der regionalen Kooperation im Verein Regio Köln Bonn und Nachbarn e.V.

[17]

Auszeichnungen

 Grabplatte von Norbert Burger
Grabplatte von Norbert Burger
Posthume Verleihung des Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen an Norbert Burger, entgegengenommen von seiner Witwe, 2015
  • 1994: Goldenes Lot des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure
  • 1996: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
  • 1996: Kommandeurkreuz im Leopoldsorden des Belgischen Königs
  • 1997: Ehrenbürger der Stadt Kattowitz[18], Burger war Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Kattowitz
  • Ehrenbürger der Stadt Bethlehem , Burger war Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Bethlehem[19]
  • Ehrenbürger der Stadt Corinto, Burger war Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Corinto[20]
  • Ehrenbürger der Stadt Klausenburg , Burger war Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Klausenburg[21]
  • Burger wurde der Titel „Freund der Stadt Barcelona“ verliehen, Burger war Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Barcelona [22]
  • 1998: Ehrendoktor der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln[23], Burger war von Amts wegen Vorsitzender des Kuratoriums der Universität
  • 1999: Ehrenbürger der Stadt Köln
  • 2009: Verleihung des Ehrenrings des Landschaftsverbandes Rheinland [24]
  • 2015: posthum: Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen[25]

Literatur

  • Carl Dietmar: Die Chronik Kölns. Dortmund 1991
Commons: Norbert Burger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Köln trauert um Norbert Burger Pressemitteilung Stadt Köln
  2. Kölner Ex-OB Norbert Burger ist tot express.de 16. Mai 2012
  3. a b c {http://www1.wdr.de/radio/wdr5/norbertburger100.html}
  4. a b Vorlage:Http://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/ehrenbuerger/dr-h-c-norbert-burger
  5. https://www.domradio.de/nachrichten/2012-05-16/koeln-trauert-um-oberbuergermeister-ad-norbert-burger
  6.  Eduard Neumaier: Bonner Regierungssprecher: Eine Troika fürs Presseamt. In: zeit.de. 26. Januar 1973, abgerufen am 9. Dezember 2014.
  7. Ab sechs zu Hause. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1978 (online).
  8. http://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/ehemaliger-oberbuergermeister-burger-wuerde-80-jahre-alt-
  9. http://www.report-k.de/Koeln-Nachrichten/Koeln-Nachrichten/Ehrenbuerger-Norbert-Burger-verstorben
  10. http://koeln-nachrichten.de/lokales/neues-aus-koeln/alt-oberbuergermeister-norbert-burger-ist-tot/
  11. http://www.staedtetag.de/presse/mitteilungen/058056/
  12. Vorlage:Http://www.express.de/koeln/koelns-oberbuergermeister-keiner-regierte-so-lange-wie-norbert-burger-23032464
  13. http://www.staedtetag.de/presse/mitteilungen/058056/
  14. http://www.report-k.de/Koeln-Nachrichten/Koeln-Nachrichten/Ehrenbuerger-Norbert-Burger-verstorben
  15. http://www.express.de/alt-ob-wirbel-um-burgers-geheime-hochzeit-2199398
  16. Trauerfeierlichkeiten im Rathaus und im Dom, abgerufen am 26. Mai 2012
  17. https://www.domradio.de/nachrichten/2012-05-16/koeln-trauert-um-oberbuergermeister-ad-norbert-burger
  18. Katowice. Honorowi Obywatele Miasta
  19. http://www.koeln-bethlehem.de/nachrichten_full/items/nachruf.html
  20. http://www.koeln-corinto.de/?p=232
  21. http://www.ksta.de/privat---aber-noch-immer-politisch-14029070
  22. https://koelnbarcelona.wordpress.com/?s=burger
  23. Pressemitteilung bei Uniprotokolle
  24. Dr. Norbert Burger erhält Ehrenring des Landschaftsverbandes Rheinland 8. LVR, 18. September 2009, abgerufen am 13. September 2016.
  25. Auszeichnung für langjährigen Oberbürgermeister Burger. Radio Köln, abgerufen am 28. November 2015.