Herrschaft Oberbronn
Die Herrschaft Oberbronn war ein unselbständiges Territorium, das verschiedenen Adelsgeschlechtern gehörte und in deren Herrschaftsgebiet wie ein Amt eingegliedert war.


Geschichte
Mittelalter
Wilhelm von Born, Besitzer der Wasenburg, wird 1232 auch als Besitzer von Oberbronn genannt. Beides, Oberbronn und die Wasenburg waren seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ein Lehen des Bistums Straßburg an die Herren von Lichtenberg.[1]
In der Folge war das Gebiet der Herrschaft Oberbronn Bestandteil der Herrschaft Ochsenstein. Nach der vernichtenden Niederlage der verbündeten Herren von Ochsenstein und der Grafen von Leiningen in der Schlacht bei Reichshofen 1451 versuchten die Herren von Lichtenberg, hier weiter Fuß zu fassen, was aber nur in geringem Umfang gelang: In einem Tauschgeschäft mit dem Grafen von Lützelstein erhielten die Lichtenberger deren Rechte in Oberbronn.[2] Soweit einzelne Dörfer in der Herrschaft Oberbronn aber Lehen des Bischofs von Metz waren, verweigerte dieser seine Zustimmung, sie den Lichtenbergern zu übertragen.[3] Als Georg von Ochsenstein als Letzter seines Geschlechts 1485 verstarb, fiel das Erbe – und damit auch die Herrschaft Oberbronn – an die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, da Georg mit einer Frau aus diesem Haus verheiratet war und seine einzige Schwester, Kunigunde, einen Grafen von Zweibrücken-Bitsch, Heinrich, geheiratet hatte.[4] In Folge dieses Erbfalles fielen auch Rechte an Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg, was zu einem bis 1709 andauernden Rechtsstreit mit den Grafen von Leiningen führte.[5]
Zweibrücken-Bitsch
Von Zweibrücken-Bitsch gelangte die Herrschaft Oberbonn durch die Heirat von Amelie von Zweibrücken-Bitsch mit Philipp I. von Leiningen-Westerburg 1551 als Mitgift dorthin und gehörte in der folgenden Zeit zur Grafschaft Leiningen.[6]
Leiningen
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Innerhalb des Hauses Leiningen gelangte die Herrschaft Oberbronn an den Familienzweig der Grafen von Leiningen-Westerburg. Nach dem Tod des letzten Leininger Inhabers, Johann Ludwig von Leiningen-Westerburg, 1665, erben dessen beide Töchter, Esther Juliana, verheiratet mit dem schwedischen Freiherrn Ludwig von Sinclair, und Sophie Sibylle (1656–1724), verheiratet mit Friedrich II. von Hessen-Homburg (Heinrich von Kleist’s „Prinz Friedrich von Homburg“), die Herrschaft. Es war ihre zweite und seine dritte Ehe. Der Erbteil der Sinclair betrug etwa 1/3, der von Hessen-Homburg 2/3 der Herrschaft.[7]
Hessen-Homburg und Sinclair
Anlässlich der Heirat von Landgräfin Sophia Friderica von Hessen-Homburg mit Karl Philipp Franz zu Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein 1727 war der hessen-homburgische Teil der Herrschaft Oberbronn Teil der Mitgift.
Hohenlohe, Sinclair und Lewenhaupt
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Sophie Friederike vererbt die Herrschaft Oberbronn an ihren Sohn, Ludwig Leopold von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, der die hoch verschuldete Herrschaft aber an seinen Bruder, Josef Christian Franz von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Domherr in Straßburg abtrat. Dieser vererbte die Herrschaft Oberbronn an seinen Neffen, Karl Joseph von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (1766–1838), den letzten Herren von Oberbronn.[8] Nach einer anderen Darstellung errichtete Sophie Friederica eine Sekundogenitur für ihren Enkel Karl Joseph von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (1766–1838).[9]
Der Anteil der Familie Sinclair ging Mitte des 18. Jahrhunderts durch Heirat und Erbschaft an die ebenfalls schwedische Familie derer von Lewenhaupt über.[10]
1764 verkaufen die Hohenloher einen Teil ihrer Rechte, darunter Zinsweiler mit seiner Hammerschmiede, an die Industriellenfamilie De Dietrich.[11]
Auflösung
Hohenlohe musste die Herrschaft 1793 an Frankreich abtreten und wurde dafür mit Gebieten des säkularisierten Bistums Würzburg abgefunden.[12] In den Verwaltungsreformen in Folge der Französischen Revolution wurde die Herrschaft Oberbronn aufgelöst.
Bestandteile
Ort[13] | Status | Anmerkung |
---|---|---|
Breitenwasen | Weiler | heute: Ortsteil von Oberbronn |
Eckartsweiler | Dorf | |
Eckwersheim | Dorf | Nach der verlorenen Fehde der Ochsensteiner versuchten die Lichtenberger 1451 in den Besitz des Dorfes zu gelangen, was aber der Lehensherr, der Bischof von Metz verhinderte.[14] |
Groß-Arnsberg | Burg | Hierbei handelte es sich wohl um einen Anteil an der Burg, da die Herren von Lichtenberg die Hauptlehensnehmer dieses Reichslehens waren. |
Gumbrechtshofen | Dorf | je zur Hälfte: 1.) Zweibrücken-Bitsch --> Leiningen-Westerburg --> Hessen-Homburg; 2.) Lichtenberg --> Hanau-Lichtenberg --> Hessen-Homburg |
Merzweiler | Dorf | |
Oberbronn | Burg | |
Oberbronn | Dorf | |
Niefern | zu Uhrweiler | |
Rothbach | Dorf | |
Schweighausen | Dorf | Hier besaßen die Lichtenberger umfangreichen Grundbesitz[15], die Landeshoheit aber konnten sie wohl nicht erringen. Unter ihren Nachfolgern, den Grafen von Hanau-Lichtenberg wird das Dorf seit 1551 nicht mehr zu deren Einflussgebiet gezählt.[16] |
Sparsbach | Dorf | |
Uhrweiler | Dorf | |
Weinburg | Dorf | |
Wildenguth | Dorf | heute: Gemeinde Reipertswiller |
Zinsweiler | Dorf | 1764 wurde das Dorf mit seiner Hammerschmiede an die Industriellenfamilie De Dietrich verkauft.[17] |
Zittersheim | Dorf |
Literatur
- Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts = Schriften der Erwin von Steinbach-Stiftung 10. 2. Aufl. Bad Neustadt an der Saale 1985 [Nachdruck des Werks von 1938]. ISBN 3-922923-31-3
- Frank Baron Freytag von Loringhoven: Europäische Stammtafeln III. Marburg 1976, Tafel 90.
- Freddy Gutbub und Ernst Hallenberger: Rothbach – Histoire d'un village des Vosges du Nord / Geschichte eines Dorfes in den Nordvogesen. 1991. ISBN 2-9505842-0-9 (Bilingual: in französischer und deutscher Sprache)
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7. Auflage. München 2007. ISBN 978 3 406 54986 1. S. 481: Stichwort: Oberbronn (Herrschaft).
- Peter Karl Weber: Lichtenberg. Eine elsässische Herrschaft auf dem Weg zum Territorialstaat. Soziale Kosten politischer Innovation. Heidelberg 1993.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eyer, S. 148.
- ↑ Eyer, S. 75
- ↑ Eyer, S. 74
- ↑ Loringhoven, Tafel 92.
- ↑ Waltz und Rudolph.
- ↑ Gutbub, S. 45.
- ↑ Waltz und Rudolph.
- ↑ Waltz und Rudolph.
- ↑ Hansmartin Schwarzmaier, Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Handbuch der baden-württembergischen Geschichte: Die Territorien im Alten Reich. 1995, S. 385.
- ↑ Waltz und Rudolph.
- ↑ Waltz und Rudolph.
- ↑ Köbler.
- ↑ Angaben nach Weber, S. 37, Anm. 50.
- ↑ Eyer, S. 74
- ↑ Weber, S. 80.
- ↑ Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9 (7).
- ↑ Waltz und Rudolph.