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Plauensche Grundbahn

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Plauensche Grundbahn
Ein Zug der Dresdner Straßenbahn an der
Coßmannsdorfer Wendeschleife, um 1970
Ein Zug der Dresdner Straßenbahn an der
Coßmannsdorfer Wendeschleife, um 1970
Spurweite:1450 mm
Zweigleisigkeit:Plauen–Deuben
U-Bahn-Strecke (außer Betrieb)
von Postplatz
U-Bahn-Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
nach Coschütz
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Fritz-Schulze-Straße
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Felsenkeller
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Begerburg
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Heidenschanze
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Gitterseebrücke
U-Bahn-Grenze (Strecke außer Betrieb)
Stadtgrenze Dresden – Freital
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Fichtestraße
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Bf Freital-Potschappel
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Turnerstraße
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Platz des Friedens
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Breitscheidstraße
U-Bahn-Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
Straßenbf Freital
U-Bahn-Abzweig nach links und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
Güterbahn Deuben von Potschappel
U-Bahn-Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
Güterbahn Deuben nach Egermühle
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Güterstraße
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Bf Freital-Hainsberg
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Weißeritzbrücke
U-Bahn-Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
Weißeritz
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Rabenauer Straße
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Freital-Hainsberg
(Wendeschleife)
Stand: 25. Mai 1974[1]

Die Plauensche Grundbahn war eine durch den sächsischen Staat erbaute Straßenbahnstrecke in Dresden und Freital. Sie verlief durch den Plauenschen Grund zwischen dem Dresdner Stadtteil Plauen und dem Freitaler Stadtteil Hainsberg. Die Strecke wurde 1902 zwischen Plauen und Deuben freigegeben und sukzessive nach Coßmannsdorf verlängert. Zuletzt wurde sie vom VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden als Teil des Dresdner Straßenbahnnetzes betrieben. 1974 wurde die Strecke stillgelegt und durch eine Omnibuslinie ersetzt.

Verlauf

Die Plauensche Grundbahn begann an der Brücke Altplauen am Abzweig der Straßenbahnstrecke nach Coschütz von der aus Löbtau kommenden Strecke. Sie verlief in Folge durch den Plauenschen Grund entlang der Weißeritz auf der Tharandter Straße durch den Ort Dölzschen (Dresdner Stadtteil seit 1945) nach Potschappel (seit 1921 mit Deuben und Döhlen zu Freital vereinigt). Sie durchquerte den Ort auf der zentralen Dresdner Straße und folgte damit grob den Verläufen von Weißeritz und der Bahnstrecke Dresden–Werdau (Albertsbahn). Hinter Potschappel verlief die Plauensche Grundbahn durch den östlichen Teil Döhlens (Neudöhlen) nach Deuben. Dort befand sich der Straßenbahnhof auf dem Gebiet des heutigen Busbahnhofs gegenüber dem „Sächsischen Wolf“. Die Grundbahn folgte in ihrem weiteren Verlauf der Dresdner Straße bis Hainsberg (Freitaler Stadtteil seit 1964), dort knickte sie auf die Rabenauer Straße ab, überquerte die Weißeritz und setzte sich bis in den Hainsberger Ortsteil Coßmannsdorf fort.

Geschichte

Bau

Mit der Eröffnung der Strecke der 1853 gegründeten Albertsbahn AG am 28. Juni 1855 hatten die im Plauenschen Grund gelegenen aufstrebenden Industriegemeinden Deuben, Potschappel und Hainsberg Anschluss an das Schienennetz der nachmals gegründeten Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen bekommen. Da ein Ende des durch Steinkohlenbergbau und Ansiedlung von Industriebetrieben entstandenen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwungs nicht abzusehen war, die Staatsbahn die Verbindung von Dresden nach dem Plauenschen Grund aber nur unzureichend bediente, forderten Vertreter dieser Gemeinden in den 1890er Jahren erstmals den Bau einer Straßenbahnstrecke von Dresden nach Deuben entlang der Tharandter Straße und Dresdner Straße. Zunächst lehnte das königlich-sächsische Finanzministerium den Bau ab, da die Straßenbahnstrecke zu sehr mit der Albertbahn konkurrieren würde. Zudem hätten sich beide Bahnstrecken ebenerdig gekreuzt (die Albertbahn wurde erst zwischen 1901 und 1905 höher gelegt) und die Ortsstraßen hätten verbreitert werden müssen.[2][3]

Berolina-Triebwagen 309 als Museumsbahn in Dresden, 2007

Aufgrund der mit der Errichtung der Lößnitzbahn gemachten Erfahrungen gab es für das Projekt neuen Aufschwung. Die Staatsregierung trieb nun selbst die Planung für den Bau der Straßenbahnstrecke voran, um die dadurch zustande kommenden Einnahmen nicht der Privatwirtschaft zu überlassen.[2] Baubeginn war am 1. April 1902. Zwischen der Habsburger Straße (heutige Fritz-Schulze-Straße) in Plauen und dem mit der Strecke eröffneten Straßenbahnhof Deuben[4] wurden zwei Gleise mit den in Dresden üblichen 1450 mm Spurweite angelegt, um problemlos Weiterfahrten über Plauen hinaus ins Dresdner Stadtzentrum zu ermöglichen. Der kurze Abschnitt zwischen dem Straßenbahnhof und der Gemeindegrenze zu Hainsberg wurde nur eingleisig ausgeführt. Der Straßenbahnbau bildete gleichzeitig den Ausgangspunkt für die fast lückenlose Anlage von Bürgersteigen links und rechts der Dresdner Straße, um der Verkehrssicherheit zu dienen. Die gesamte Strecke hatte eine Länge von 7,028 Kilpmetern und wurde nach halbjähriger Bauzeit am 8. Oktober 1902 eröffnet; die Baukosten betrugen zwischen 1,25 und 1,5 Millionen Mark.[2][3] Für die Eröffnungsfahrt war der Triebwagen 309 im Einsatz, der sich inzwischen im Straßenbahnmuseum Dresden befindet.[5]

Die Plauensche Grundbahn war von Anfang an als Ausgangspunkt für weitere Linienverzweigungen in die Orte des Döhlener Beckens projektiert. Angedacht waren neben der später wenigstens zum Teil realisierten Erweiterung über Hainsberg nach Tharandt auch Zweigstrecken durch das Poisental Richtung Kreischa und in die andere Richtung nach Zauckerode. Im Bereich des Deubener Straßenbahnhofs gab es einen kurzen Dreischienenabschnitt mit der meterspurigen Güterbahn Deuben, die die Egermühle und die Lederfabrik Sohre an die Albertbahn angebunden haben.

Betrieb

Den Betrieb der Linie übernahm die Deutsche Straßenbahngesellschaft in Dresden (rote Straßenbahnen). Die Linie hatte zunächst noch keine Nummer, als Erkennungszeichen dienten Glaskugeln auf dem Dach der Wagen, die nachts orange leuchteten. Den Strom für den Betrieb lieferte das Elektrizitätswerk für den Plauenschen Grund in Deuben.[2][4] Zwischen dem 8. Oktober und dem 31. Dezember 1902 wurden 295.120 Fahrgäste, im Durchschnitt also 3472 am Tag, befördert. Am 1. Januar 1906 vereinigte die Stadt Dresden durch den Kauf der beiden konkurrierenden (gelber und roter Straßenbahnen) Gesellschaften den Linienbetreiber auf die Städtische Straßenbahn zu Dresden.[6] Am 5. Januar 1906 wurde ein weiteres Teilstück zwischen der Gemeindegrenze und dem Gasthof Hainsberg (heutige Einmündung der Rabenauer Straße in die Dresdner Straße) freigegeben. Damit war auch der Hainsberger Bahnhof komplett an die Straßenbahn angebunden. Die weitere Verlängerung bis nach Coßmannsdorf, einem Hainsberger Ortsteil, war am 1. April 1912 abgeschlossen. Die Linie endete am Lindengarten, dort, wo heute die Bushaltestelle Rabenauer Straße ist.[3]

Die Strecke blieb noch bis 1926 in Staatsbesitz und wurde sie an die Dresdner Überland-Verkehr GmbH (DRÜVEG) veräußert. Diese verfolgte unter anderem konkretere Pläne für eine Anschlussbahn von Deuben nach Niederhäslich. Am 6. Juni 1935 verlängerte die DRÜVEG die Strecke von der Endstelle Coßmannsdorf (seit 1933: Hainsberg) zum Haltepunkt Freital-Coßmannsdorf an der Weißeritztalbahn. Die Strecke erreichte damit mit 8,9 Kilometern Länge ihren größten Ausbauzustand. Der Abschnitt wies als einziger an der Strecke einen besonderen Bahnkörper auf 250 Meter Länge auf.[3] 1941 übernahm die aus der städtischen Straßenbahngesellschaft hervorgegangene Dresdner Straßenbahn AG die DRÜVEG und war somit gleichzeitig Besitzer und Betreiber der Plauenschen Grundbahn.

Nach den Luftangriffen auf Dresden im Zweiten Weltkrieg (13. Februar 1945) war die Grundbahn eine der ersten Dresdner Straßenbahnen, die wieder in Betrieb genommen werden konnte. Sie verkehrte im Juni auf der vollen Streckenlänge von Hainsberg bis zur Planetteastraße in Plauen. Nach 1945 wurde die Dresdner Straßenbahn AG zunächst in Dresdner Verkehrsgesellschaft AG umbenannt. In der DDR firmierte das städtische Unternehmen ab 1951 als VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden.

Den letzten Ausbau erfuhr die Plauensche Grundbahn im Zusammenhang mit den Weltmeisterschaften im Kanuslalom und im Wildwasserrennsport, die 1961 im Rabenauer Grund bei Hainsberg auf der Roten Weißeritz ausgetragen wurden. Die Straßenbahn war ein wichtiges Transportmittel zu diesem Sportereignis. Um die Leistungsfähigkeit zu steigern, wurde die Kuppelendstelle in Coßmannsdorf bis zum 19. Juli 1961 durch eine Wendeschleife mit Aufenthaltsraum für die Straßenbahnfahrer und überdachtem Wartebereich ersetzt.[3]

Stilllegung

Früherer Ausgangspunkt in Altplauen (Tharandter Straße/Altplauen; Lage) mit teilweise noch vorhandenen Gleisen; inzwischen bei Straßensanierung entfernt, 2007

Ab dem 4. Mai 1969 übernahm die Linie 3 vom Wilden Mann die Bedienung der Plauenschen Grundbahn. Mit der Inbetriebnahme der ersten Tatra-Straßenbahnen vom Typ T4D/B4D wurden auf der Linie vermehrt die älteren MAN-Triebwagen aus den 1920er-Jahren eingesetzt. Eine Umstellung auf Tatra-Betrieb hätten den Ausbau der Gleis- und Stromversorgungsanlagen und einen Ausbau des Betriebshofs Freital erfordert, was volkswirtschaftlich nicht vertretbar war. Hinzu kam, dass mit der Einführung des 30-Minuten-Taktes auf der Reichsbahnstrecke Dresden – Freital ein Teil der Fahrgäste zur Eisenbahn abwanderte.[3]

Auf Beschluss der Räte des Bezirks Dresden und des Kreises Freital wurde der Straßenbahnverkehr am Sonntag, dem 26. Mai 1974, eingestellt.[7] Die letzte Fahrt der Linie 3 fuhr um 4:15 Uhr in Hainsberg ab Richtung Betriebshof Trachenberge.[3] Die Bedienung der Linie übernahm der VEB Kraftverkehr Dresden mit Omnibussen. Die Linie bekam in Anlehnung an die frühere Nummer die Bezeichnung 3A. Die neue Omnibuslinie konnte noch bis 1991 mit Fahrscheinen des Dresdner Stadttarifs benutzt werden, danach wurde sie in den Freitaler Stadtbusverkehr mit eigenem Tarif integriert. Seitdem wird sie von der Regionalverkehr Dresden GmbH betrieben. Seit dem 1. April 1992 trägt die Buslinie die Linienbezeichnung A. Sie befährt zwischen Plauen und Coßmannsdorf auch heute noch dieselbe Linienführung wie vormals die Straßenbahn.[8]

Während der Wendezeit wurde 1989 mit der Erneuerung der Tharandter Straße zwischen Plauen und Potschappel begonnen, dabei wurden auch die Gleise der Grundbahn entfernt. Im Freitaler Stadtgebiet war die Dresdner Straße bereits 1975–1976 asphaltiert und die Gleise abgebaut worden.[9] In Neudöhlen werden ehemalige Oberleitungsmasten noch für die Straßenbeleuchtung genutzt. Die ehemalige Gleisschleife in Coßmannsdorf wurde kurz vor 1989 mit einem Neubaublock des Typs WBS 70 überbaut, das alte Wartehaus daneben wird noch als Garage genutzt.

Linien

Im Verlauf ihres Bestehens war die Plauensche Grundbahn unter anderem in folgenden Linienzügen eingebunden:[10][11]

Jahr Linie Verbindung
1905 22 Postplatz – Deuben
1909 22 Striesen – Hainsberg
1944 22 Laubegast – Hainsberg
1945 22 Hainsberg – Plauen, Planettastraße
22 Laubegast – Hainsberg
1950 3 Tolkewitz – Deuben
12 Kleinzschachwitz – Hainsberg
1961 3 Tolkewitz – Deuben
12 Niedersedlitz – Hainsberg
1969 3 Wilder Mann – Hainsberg

Literatur

  • Hermann Großmann: Die kommunale Bedeutung des Straßenbahnwesens beleuchtet am Werdegang des Dresdner Straßenbahnen. Baensch, Dresden 1903, S. 134–138 (Digitalisat).
  • Holger Michel, Ralph Gruner, Bodo Nienerza: Die ehemalige Straßenbahnstrecke Dresden – Freital. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 5, 1984.

Einzelnachweise

  1. Letztes Linienschild der Linie 3. In: rvd.de. Abgerufen am 1. Juni 2014.
  2. a b c d Hermann Großmann: Die kommunale Bedeutung des Straßenbahnwesens beleuchtet am Werdegang des Dresdner Straßenbahnen. Baensch, Dresden 1903, S. 134–138 (Digitalisat).
  3. a b c d e f g Holger Michel, Ralph Gruner, Bodo Nienerza: Die ehemalige Straßenbahnstrecke Dresden – Freital. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 5, 1984, S. 109–114.
  4. a b Juliane Puls: Freital. Auf dem Weg zur Stadt. Erfurt 2000, ISBN 3-89702-227-3, S. 89–92.
  5. Der älteste Museums-Straßenbahnwagen in Dresden wurde 100 Jahre. In: dvbag.de. Strassenbahnmuseum Dresden e.V., archiviert vom Original am 2. Juni 2014; abgerufen am 1. Juni 2014.
  6. Dresdner Verkehrsbetriebe (Hrsg.): Von Kutschern und Kondukteuren. Die 135-jährige Geschichte der Dresdner Straßenbahn. 3. Auflage. Junius Verlag, Dresden 2007, ISBN 978-3-88506-018-5, S. 57–69.
  7. Details zur Umstellung von Straßenbahn- auf Omnibusbetrieb. In: rvd.de. VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden, abgerufen am 1. Juni 2014.
  8. 40 Jahre Linie A – Stadtverkehr Freital. In: rvd.de. Regionalverkehr Dresden, abgerufen am 1. Juni 2014.
  9. Siegfried Huth, Roland Hanusch: Erinnerungen. Freital im Foto zwischen 1950 und 1980. Hrsg.: Wolfgang Burkhardt. Freital 2006, S. 28–35.
  10. Geschichte der Straßenbahnen: Geschichtesverweise. In: strassenbahn-dresden.de. Abgerufen am 1. Juni 2014.
  11. Die Straßenbahnlinie 22. In: dresdner-nahverkehr.de (archiviert bei archive.today). Archiviert vom Original am 14. Dezember 2007; abgerufen am 1. Juni 2014.